TY - THES A1 - Jud, Dorit T1 - Hornhautdicke, ausgewählte Risikofaktoren und genetische Disposition bei Patienten mit Normaldruckglaukom T1 - Central corneal thickness, some risk factors and genetic disposition in patients with Normal Tension Glaucoma N2 - Hornhautdicke, ausgewählte Risikofaktoren und genetische Disposition bei Patienten mit Normaldruckglaukom Kurzzusammenfassung In dieser Arbeit wurde eine Gruppe von 105 Patienten mit Normaldruckglaukom und als Vergleichsgruppe 73 Patienten mit Okulärer Hypertension eingeschlossen, die konsekutiv in der Glaukomambulanz der Universitätsaugenklinik Würzburg untersucht worden waren. Ziel dieser Studie war es, mittels eines standardisierten Fragebogens allgemeine sowie okuläre Risikofaktoren und die Familienanamnese für Glaukom zu erheben, um die genetische Disposition für eine Glaukomerkrankung zu untersuchen. Insgesamt wurden 112 Patienten mit Normaldruckglaukom sowie 100 gesunde Probanden als Vergleichsgruppe vom molekulargenetischen Institut der Universitätsaugenklinik Tübingen auf Mutationen im Myocilin- und Optineurin- Gen untersucht. Die folgenden Fragestellungen wurden in drei Teilabschnitten (Teil I-III) in dieser Arbeit untersucht. Ergebnisse/Schlussfolgerung: I. Hornhautdicke 1. Patienten mit Normaldruckglaukom weisen eine signifikant dünnere zentrale Hornhautdicke auf als Patienten mit Okulärer Hypertension. 2. Bei ca. 50% unserer Patienten mit Normaldruckglaukom liegt die zentrale Hornhautdicke im Normbereich. Somit ist keine Korrektur des mittels Goldmann-Applanations-Tonometrie gemessenen Augeninnendruckwertes erforderlich. Etwa 25% der Patienten weisen eine dünnere zentrale Hornhautdicke auf, so dass eine Korrektur des applanatorisch gemessenen Augeninnendruck-Wertes hin zu höheren Augeninnendruck-Werten erforderlich ist. Bei etwa 25% der Patienten liegt eine größere zentrale Hornhautdicke vor, so dass eine Korrektur hin zu niedrigeren Augeninnendruck-Werten erforderlich ist. 3. Bei zehn Patienten mit Normaldruckglaukom (9,6%) kommt es in Folge der durch die Hornhautdicke erforderlichen Korrektur des Augeninnendruck-Messwertes zu einer Änderung der Diagnose von Normaldruckglaukom zu Primären Offenwinkelglaukom. Von diesen Patienten wurde bei sieben der maximale Augeninnendruck-Wert auf 22 mmHg und bei drei Patienten auf 23 mmHg korrigiert. Daher ergeben sich bei diesen zehn Patienten nach Korrektur des Augeninnendruck-Messwertes, bedingt durch die Hornhautdicke, jedoch nur minimal über dem statistischen Normbereich liegende Augeninnendruckwerte von 22 bzw. 23 mmHg. Diese Werte von bis zu 2 mmHg über der für die Diagnose Normaldruckglaukom definierten Grenze von 21 mmHg bewegen sich somit immer noch im Rahmen der Messtoleranz. Dennoch ist die Hornhautdickenmessung für die Ermittlung des individuellen therapeutischen Zieldrucks bei Normaldruckglaukom erforderlich. Da keine hohen Augeninnendruck-Abweichungen zur Definitionsgrenze von 21 mmHg hier gefunden wurden scheint eine Gruppenunterteilung in Normaldruckglaukom, wie sie auf der Basis wiederholter nicht hornhautdickenkorrigierter Augeninnendruck-Messungen bisher in der Literatur für viele wissenschaftliche Fragestellungen vorgenommen wurde, zur Definition des Normaldruckglaukoms weiterhin gültig und vertretbar. Es wird dadurch eine Gruppe von Patienten mit Primärem Offenwinkelglaukom definiert, bei denen der Glaukomschaden weniger durch erhöhten Augeninnendruck als durch andere Risikofaktoren verursacht zu sein scheint. 4. Es besteht keine signifikante Korrelation zwischen einer dünneren Hornhaut und dem Vorhandensein eines Gesichtsfeldausfalls und kein signifikanter Zusammenhang zwischen der zentralen Hornhautdicke und dem Stadium des Gesichtsfeldausfalls. II. Ausgewählte Risikofaktoren 5. Ein Glaukom oder eine Okuläre Hypertension in der Familienanamnese liegt bei Verwandten 1. und 2. Grades bei 28,6% der 105 Patienten mit Normaldruckglaukom vor. 6. Es besteht kein signifikanter Unterschied zwischen den Patienten mit und ohne Glaukom in der Familienanamnese im Stadium des Gesichtsfelds, im Alter bei Diagnose, im Alter zum Zeitpunkt der Auswertung, in der Höhe des Augeninnendrucks und in der zentralen Hornhautdicke. 7. Kenntnis über die genetische Disposition des Glaukoms schon vor Erhalt des Fragebogens gaben 57,1% der Patienten mit Normaldruckglaukom an. Es zeigt sich kein signifikanter Unterschied im Stadium des Gesichtsfeldausfalls und im Alter bei Diagnose des Normaldruckglaukoms zwischen Patienten mit und ohne Kenntnis der genetischen Disposition. Wichtig ist, Patienten und deren Angehörige über die genetische Disposition des Glaukoms aufzuklären. Menschen mit Glaukom in der Familienanamnese müssen darüber informiert werden, dass sie ein erhöhtes Risiko haben am Glaukom zu erkranken und müssen auf die Wichtigkeit einer Glaukom-Screening-Untersuchung für die Frühdiagnose hingewiesen werden. 8. Auf Blutverluste als möglichen Risikofaktor bei Patienten mit Normaldruckglaukom wurde in einer früheren Studie von Drance und Mitarbeitern hingewiesen. Ob es einen Zusammenhang zwischen häufigem Blutspenden und dem Auftreten eines Glaukoms ohne Hochdruck gibt, ist bisher nicht untersucht worden. 17,7% unserer Patienten mit Normaldruckglaukom waren Blutspender und haben durchschnittlich 15 Blutspenden (Median) (individuell 1-78 Blutspenden) abgegeben. Patienten mit Blutspenden zeigen, verglichen zu Patienten ohne Blutspende, keinen signifikanten Unterschied im mittleren Gesichtsfeldausfall und keinen signifikanten Unterschied im Alter bei Diagnose. Somit gibt es aus den bisher vorliegenden Daten keinen Anhalt dafür, dass häufiges Blutspenden einen Risikofaktor für eine Gesichtsfeldverschlechterung bei Normaldruckglaukom darstellt. Weitere Studien mit größeren Patientenzahlen sind erforderlich um diese Ergebnisse zu bestätigen. III. Genetische Disposition 9. Bei weniger als 10% der 112 untersuchten Patienten wurde eine Mutation in einem der beiden Gene Optineurin und Myocilin gefunden. In einer Kontrollgruppe bestehend aus 100 gesunden Probanden, rekrutiert durch das molekulargenetische Institut der Universitätsaugenklinik Tübingen, wiesen insgesamt 5,3% der Probanden Mutationen in einem dieser beiden Gene auf. Bei einer komplexen Erkrankung, wie sie das Glaukom darstellt, ist zu vermuten, dass es sich um eine polygen verursachte Erkrankung handelt. Eine genetische Screening-Untersuchung (z.B. mittels Gen-Glaukom-Chip) ist erst dann sinnvoll, wenn weitere Risiko-Gene identifiziert sind, als bisher bekannt sind. 10. Bei den 30 Patienten mit Glaukom in der Familienanamnese liegt bei 10% eine Mutation in einem der beiden Gene vor, und somit doppelt so häufig wie bei den 75 Patienten ohne Glaukom in der Familienanamnese, die in 5,3% eine Mutation aufweisen. Weitere Untersuchungen mit größerer Patientenzahl sind erforderlich, um einen signifikanten Zusammenhang zwischen einem Glaukom in der Familienanamnese und der Häufigkeit des Vorliegens von Mutationen in den beiden in dieser Arbeit untersuchten Genen zu belegen. N2 - Central corneal thickness, some risk factors and genetic disposition in patients with Normal Tension Glaucoma Summary In this study a group of 105 patients with normal tension glaucoma and a control group with 73 patients with occular hypertension were included. These patients were consecutively examined in the outpatients clinic for glaucoma patients in the university eye hospital Würzburg. Aim of this study was to evaluate the genetic dispotition with a questionnaire for risk factors and family history of glaucoma. From a total of 112 patients with normal tension glaucoma and 100 healty control patients a genetic analysis for mutations in the Myocillin- and Optineurin- gen was performed by the insitute of molecular genetics of the university eye hospital Tübingen. Results/Conclusion I. Central Corneal Thickness 1. Patients with Normal Tension Glaucoma show a significant thinner mean central corneal thickness than patients with Ocular Hypertension. 2. In approximatley 50% of our patients with Normal Tension Glaucoma central corneal thickness is in normal range. There is no correction of intraocular pressure neccesary. Approximatly 25% show a thinner central corneal thickness, so that a correction of the applanatory measured value to higher intraocular pressure is needed. About 25% of the patients show a higher central corneal thickness, so that a correction to lower intraocular pressure is needed. 3. Due to the correction of intraocular pressure by central corneal thickness the diagnosis of 10 patients (9.5%) had to be changed from Normal Tension Glaucoma into Primary Open Angle Glaucoma. The resulted values of intraocular pressure of these 10 patients after correction – due to central corneal thickness – are 22 mmHg, respectivly 23 mmHg and so only minimal above the statistical value of normal. 2 mmHg above 21mmHg are still in the range of measurment deviation and only in 7 patients the maximal Intra Ocular Pressure changend to 22 mmHg and in 3 patients to 23 mmHg. The measurement of the central corneal thicknes is essential for calculation of the individual therapeutic intraocular pressure in patients with Normal Tension Glaucoma. So a clustering in Normal Tension Glaucoma, which is discribed in the literature by repeatedly measures of intraocular pressure with the uncorrected intraocular pressure values of 21 mmHg, still seems reasonable to distinguish patients with glaucoma damage not or only slightly caused by the risk factor elevated intraocular pressure. 4. There is no significant correlation between a very thin central corneal thickness and the presence of visual field loss and no significant correlation between central corneal thickness and stage of visual field loss. II. Some Risk Factors 5. Glaucoma or Ocular Hypertension in familiy history in first and second degree relatives was reported in 28.6% of 105 Patients. 6. There is no significant difference between patients with and without glaucoma in family history in the stage of visual field loss, in age at diagnosis, in age at time of evaluation, in height of intraocular pressure and in the central corneal thickness. 7. Knowledge about genetic disposition of glaucoma had 57.1% of the patients with Normal Tension Glaucoma, before obtaining the questionnaire. There is no significant difference in the stage of visual field loss and the age at diagnosis concerning Normal Tension Glaucoma patients with or without knowledge about the genetic disposition of glaucoma. It is important to inform patients with glaucoma and their relatives on the genetic disposition of glaucoma. People with glaucoma in family history had to be informed that they are at the risk to develop glaucoma and of the need for screening for glaucoma. 8. Blood loss was suggested as one of the risk factors in patients with Normal Tension Glaucoma in a former study of Drance. Weather there is a relation between frequent blood donation and and the develomment of Normal Tension Glaucoma has not been investigated so far. 17.7% of our patients with Normal Tension Glaucoma were blood donors with a median of 15 blood donations (1-78 blood donations). Patients with blood donations did not show – compared to patients without blood donations – a significant difference in mean stage of visual field loss and no significant difference in age at diagnosis. The data of this study provided no hint so far that blood donation might be a risk factor for visual field deterioration in Normal Tension Glaucoma. Further studies are required to confirm these results. III. Genetic Disposition 9. Less than 10% of 112 patients had a mutation in the two genes optineurin and myocillin. In a controll group – recruited by the university eye hospital Tuebingen – of 100 healty persons 5.3% showed a mutation in one of these genes. In a complex disease as the glaucoma a polygenic cause is assumed. A genetic screening (e.g. with glaucoma gene chips) is only feasible with chips including more high risk genes than known at present. 10. In 30 patients with glaucoma in family history a mutation in one of the two genes could be detected in 10% which is twice as high compared to the goup of 75 patients without glaucoma in family history of which 5.3% had a mutation in one of these two genes. Further research with a higher patients number is needed to prove weather there is a significant correlation between glaucoma in family history and the incidence of mutations in the two genes examined in this study. KW - Glaikom KW - Normaldruckglaukom KW - Risikofaktor KW - genetische Disposition KW - Hornhautdicke KW - normal tension glaucoma KW - risk factor KW - genetic disposition KW - central corneal thickness Y1 - 2012 UR - https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/frontdoor/index/index/docId/6325 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:20-opus-74441 ER -