@phdthesis{Mueller2003, author = {M{\"u}ller, Jochen}, title = {Psychophysiologische Reaktivit{\"a}t bei Alexithymie : ein experimenteller Beitrag zur Validierung des Alexithymiekonstruktes}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-7575}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2003}, abstract = {Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen Beitrag zu leisten zur Kl{\"a}rung der Beziehung zwischen Alexithymie und den subjektiven und physiologischen Reaktionen auf emotionale Situationen. Kern des Pers{\"o}nlichkeitsmerkmals 'Alexithymie' ist die Schwierigkeit, eigene Gef{\"u}hle zu identifizieren und anderen mitzuteilen (Bagby \& Taylor, 1999a). {\"A}hnlich wie bei anderen Formen emotionaler Hemmung wurde auch bei Alexithymie eine erh{\"o}hte physiologische Reaktivit{\"a}t angenommen, die auch mit einem erh{\"o}hten Erkrankungsrisiko verbunden sein soll (Stress-Alexithymie Hypothese, Martin \& Pihl, 1985). Demnach f{\"u}hrt eine in Stresssituationen durch mangelnde Emotionsregulation erh{\"o}hte und verl{\"a}ngerte physiologische Aktivit{\"a}t bei alexithymen Personen zu k{\"o}rperlichen Erkrankungen. In der Entkopplungshypothese (Papciak, Feuerstein \& Spiegel, 1985) geht man bei Alexithymie unspezifischer als bei der Stress-Alexithymie Hypothese von einer Dissoziation der physiologischen Aktivit{\"a}t und den subjektiven Angaben zu Gef{\"u}hlen oder emotionaler Erregung aus. Zu diesen Hypothesen liegen jedoch nur wenige und zudem widerspr{\"u}chliche empirische Befunde vor. Die zentrale Frage der vorliegenden Arbeit lautete daher, ob sich hoch und niedrig alexithyme Personen in ihren subjektiven und physiologischen Reaktionen auf emotionale und belastende Situationen unterscheiden. Dazu wurde je eine experimentelle Untersuchung mit gesunden Probanden (n=43) und mit Patienten einer psychosomatischen Klinik (n=82) durchgef{\"u}hrt. Alle Probanden wurden nach der 20-Item Toronto-Alexithymieskala (Bagby, Parker \& Taylor, 1994) in hoch und niedrig alexithyme Personen eingeteilt. Nach der Induktion von Emotionen und Belastungen (durch Filmausschnitte, Hyperventilation und einen modifizierten Stroop-Test) wurden die Reaktionen der Versuchspersonen hinsichtlich ihrer Gef{\"u}hle, K{\"o}rperempfindungen und physiologischen Parameter erfasst. Wie erwartet berichteten hoch alexithyme Gesunde und besonders Patienten im Vergleich zu niedrig Alexithymen st{\"a}rkere negative Emotionen (v.a. Angst) und in einigen Bereichen st{\"a}rkere k{\"o}rperliche Empfindungen im tonischen Niveau (vor der Emotionsinduktion). Jedoch ergaben sich entgegen den Erwartungen keine Gruppenunterschiede in den physiologischen Variablen. Durch Darbietung von Filmausschnitten wurden die Zielemotionen Traurigkeit und {\"A}rger in ausreichender St{\"a}rke induziert. W{\"a}hrend der Filme zeigten hoch Alexithyme st{\"a}rkere Angst als niedrig Alexithyme. Signifikante Unterschiede zwischen hoch und niedrig alexithymen Personen in den Zielemotionen der Filmausschnitte oder anderen Emotionen fanden sich jedoch nicht. Allerdings beurteilten in beiden Untersuchungen weniger hoch als niedrig alexithyme Personen die Zielemotion Traurigkeit als st{\"a}rkste Emotion w{\"a}hrend der traurigkeitsinduzierenden Filme. Hoch alexithyme Gesunde und st{\"a}rker noch Patienten berichteten st{\"a}rkere k{\"o}rperliche Empfindungen sowie gr{\"o}ßere Schwierigkeiten, ihre Gef{\"u}hle w{\"a}hrend der Filmausschnitte in Worte zu fassen. Signifikante Unterschiede in der physiologischen Reaktivit{\"a}t auf die Filmausschnitte waren jedoch nicht nachweisbar. Vergleichbare Ergebnisse wie bei der Emotionsinduktion zeigten sich ebenfalls bei k{\"o}rperlicher und kognitiver Belastung. Die Befunde der vorliegenden Untersuchungen gelten damit f{\"u}r emotionale Situationen sowie auch f{\"u}r k{\"o}rperliche und kognitive Belastungen. Weder die Vorhersagen der Stress-Alexithymie Hypothese noch die der Entkopplungshypothese konnten in den vorliegenden Untersuchungen best{\"a}tigt werden. Ingesamt sprechen die Befunde daher daf{\"u}r, dass eine m{\"o}gliche h{\"o}here Vulnerabilit{\"a}t alexithymer Personen f{\"u}r k{\"o}rperliche Krankheiten nicht auf eine verst{\"a}rkte physiologische Reaktivit{\"a}t auf spezifische emotionale Situationen zur{\"u}ckzuf{\"u}hren ist. Die Ergebnisse weisen allerdings auf eine in der Entkopplungshypothese nicht postulierte Dissoziation zwischen der objektiv messbaren und der wahrgenommenen physiologischen Reaktivit{\"a}t bei hoch alexithymen Patienten hin. Die st{\"a}rkere Fokussierung auf k{\"o}rperliche Empfindungen l{\"a}sst einen verst{\"a}rkten Bericht k{\"o}rperlicher Symptome sowie ein verst{\"a}rktes Krankheitsverhalten dieser Patienten erwarten.}, subject = {Alexithymie}, language = {de} }