@article{Linsenmair1969, author = {Linsenmair, Karl Eduard}, title = {Anemomenotaktische Orientierung bei Tenebrioniden und Mistk{\"a}fern (Insecta, Coleoptera)}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-44512}, year = {1969}, abstract = {1. Die Feistk{\"a}fer Pimelia grossa, P. tenuicornis, der Mehlk{\"a}fer Tenebrio molitor, die Mistk{\"a}fer Geotrupes silvaticus und G. stercorarius konnen sich unter entsprechenden Bedingungen rein anemomenotaktisch orientieren (Abb. 1-8). Sie bevorzugen Laufwinkel, die in relativ enge Winkelbereiche rechts und links der beiden Grundrichtungen f{\"u}hren (Abb. 3, 4, 26). 2. Die Bevorzugung bestimmter Winkelgr{\"o}ßen andert sich bei Geotrupes nicht gesetzmig mit der Tageszeit, der Temperatur (im Bereich 18-28° C) oder dem F{\"u}tterungszustand (Abb. 8-11). 3. Die untere Grenze der Windst{\"a}rke, die eine menotaktische Einstellung erm{\"o}glicht, liegt f{\"u}r die Mistk{\"a}fer bei etwa 0,15 m/sec, f{\"u}r die Feistk{\"a}fer bei etwa 0,4 m/sec. Die obere Grenze befindet sich bei Geschwindigkeiten, die den K{\"a}fern ein Vorw{\"a}rtskommen unm{\"o}glich machen. 4. Bei der menotaktischen Einstellung wird nur die Reizrichtung nicht aber die Reizstarke bewertet (Abb. 13-15). 5. Die Kontinuitat des Luftstroms ist keine Voraussetzung f{\"u}r die anemomenotaktische Orientierung: Die K{\"a}fer orientieren sich auch nach kurzen Windst{\"o}ßen (Abb. 17, 19, 21). W{\"a}hrend der Windstille kommt es zu regelhaften Abweichungen von dem bei Wind eingehaltenen Kurs (Abb. 18). Das Ausmaß dieser Abweichungen wird nach h{\"a}ufigen Windunterbrechungen stark verringert (Abb. 20). 6. Gegen Turbulenzen des Luftstroms, wie sie {\"u}ber unebenem Untergrund entstehen, ist die Anemomenotaxis der K{\"a}fer nicht sehr anf{\"a}llig (Abb. 22). 7. Die Sinnesorgane, die dem intakten K{\"a}fer die Windrichtungsbestimmung erm{\"o}glichen, sprechen auf Bewegungen im Pedicellus-Flagellumgelenk an. Ein Verlust der Endkolben hat beim Mistk{\"a}fer keinen Einfluß auf die Richtungs- und Winkelgr{\"o}ßenwahl, auch die Streuung wird nicht signifikant gr{\"o}ßer. 2 Flagellenglieder pro Antenne erm{\"o}glichen bei Windgeschwindigkeiten um oder {\"u}ber 1 m/sec noch eine anemomenotaktische Orientierung (Tabelle 3). 8. Bei 3 Mistk{\"a}fern, deren F{\"u}hler 4 Wochen bzw. 4 Monate vor dem Versuch entfernt worden waren, konnte wieder eine Orientierung nach der Windrichtung nachgewiesen werden (Abb. 23, Tabelle 1). 9. Die Kafer konnen Laufwinkel intramodal vierdeutig transponieren (z.B. Abb. 28, 29). Am deutlichsten tritt diese F{\"a}higkeit bei Versuchsneulingen zutage, deren Laufe rein fluchtmotiviert sind: Sie w{\"a}hlen normalerweise denjenigen der 4 m{\"o}glichen Laufwinkel, der der Aufsetzrichtung am n{\"a}chsten liegt (vgl. Abb. 25, 26). 10. Die Existenz und die Wirkungsrichtung eines Drehkommandos, sowie die Beteiligung beider Grundorientierungen an der Anemomenotaxis werden nachgewiesen (Abb. 31). Die F{\"a}higkeit, eine gleichbleibende Drehkommandogr{\"o}ße (die nie zu einer st{\"a}rkeren Abweichung als 90° von einer Grundrichtung f{\"u}hren kann) mit verschiedenem Vorzeichen der Drehrichtung versehen zu konnen und die M{\"o}glichkeit zur Taxisumkehr (Abb. 32) erkl{\"a}ren die orientierungsphysiologische Seite des vierdeutigen intramodalen Transponierens. 11. Versuchsergebnisse, die Aussagen uber den physiologischen Mechanismus der Anemomenotaxis der K{\"a}fer zulassen, sprechen f{\"u}r einen Kompensationsmechanismus. Die gegen die Kompensationstheorie der Menotaxis (JANDER, 1957) vorgebrachten Argumente werden im Rahmen der bisherigen Resultate kurz diskutiert. 12. Die m{\"o}glichen biologischen Bedeutungen der Anemomenotaxis werden besprochen. Es wird angenommen, daß sie beim Appetenzverhalten des nach geruchlichen Schl{\"u}sselreizen "suchenden" K{\"a}fers ihre biologisch wichtigste Aufgabe erf{\"u}llt. Sie kann auch die basalen Aufgaben einer Raumorientierung {\"u}bernehmen und so z.B. kompaßtreue Fluchtkurse steuern.}, language = {de} }