@phdthesis{Matzka2023, author = {Matzka, Manuel}, title = {Differenzierte Analyse verschiedener leistungsdiagnostischer Untersuchungsmethoden zur Optimierung der Trainingsanalyse und -steuerung im Kanurennsport}, doi = {10.25972/OPUS-30211}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-302116}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2023}, abstract = {Kanurennsport ist in Deutschland eine der erfolgreichsten olympischen Sommersportarten und hat mit 12 potenziellen Goldmedaillenchancen eine hohe Bedeutung f{\"u}r den deutschen Spitzensport. In der nationalen als auch internationalen wissenschaftlichen Forschung ist Kanurennsport jedoch bis dato unzureichend untersucht. Dabei stellt Kanurennsport als eine der wenigen vorrangig durch die Oberk{\"o}rpermuskulatur angetriebenen Sportarten eine Besonderheit dar. Ein zentraler Forschungsschwerpunkt ist seit einigen Jahrzehnten die Erforschung der optimalen Verteilung der Trainingsintensit{\"a}t (engl. training intensity distribution; TID) f{\"u}r die Leistungsentwicklung von Ausdauerathlet:innen. H{\"a}ufig wird die Trainingsintensit{\"a}t hierzu in einem Drei-Zonen-Modell kategorisiert, bei dem Zone (Z) 1 einer Intensit{\"a}t unterhalb der aeroben Schwelle, Z2 der Intensit{\"a}t zwischen der aeroben und anaeroben Schwelle und Z3 Intensit{\"a}ten oberhalb der anaeroben Schwelle entspricht. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass sich die TID nicht nur in Abh{\"a}ngigkeit von Sportart, Belastungsform, Trainingsstatus und Saisonphase unterscheidet, sondern auch in Abh{\"a}ngigkeit von der eingesetzten Quantifizierungsmethode (z.B. Herzfrequenz, Geschwindigkeit, Wattleistung, etc.). F{\"u}r die Sportart Kanurennsport besteht bez{\"u}glich TID-Forschung großer Nachholbedarf, da bisherige Untersuchungen ausschließlich in Ausdauerportarten stattfanden, die haupts{\"a}chlich den Unterk{\"o}rper (z.B. Radfahren, Laufen) oder Oberund Unterk{\"o}rper (Schwimmen, Rudern) in die Vortriebsgenerierung einbinden. Bislang fehlen Informationen zu rein aus dem Oberk{\"o}rper angetriebenen Sportarten. Als Grundlage f{\"u}r die Bestimmung der Trainingsintensit{\"a}tszonen werden in Trainingspraxis und Forschung Stufentests zur Bestimmung der maximalen Sauerstoffaufnahme sowie der Leistung an der aeroben und anaeroben ventilatorisch- und/oder laktatbasierten Schwelle angewandt. Die Stufentest werden im Kanurennsport aktuell vorrangig mittels Labordiagnostik auf dem Kanu- Ergometer durchgef{\"u}hrt, da diese weniger stark durch die diversen Umwelteinfl{\"u}sse (Wind, Wellen, Temperatur, Str{\"o}mung, etc.) beeintr{\"a}chtigt wird. Jedoch gibt es Hinweise, dass die Belastung auf dem Ergometer biomechanisch und physiologisch von der auf dem Wasser im Kanurennsport abweicht, sodass deren Mehrwert f{\"u}r die Diagnostik und die Trainingsplanung in Frage zu stellen ist. Ziel der vorliegenden kumulativen Dissertation war es (1) zu untersuchen, inwiefern eine laborbasierte Leistungsdiagnostik einer feldbasierten im Kanurennsport entspricht (Studie 1) und daraufhin die Methoden der Leistungsdiagnostik f{\"u}r die Studien 2 und 3 zu w{\"a}hlen; und (2) erste wissenschaftliche Erkenntnisse zur TID und deren Quantifizierungsmethodik in der Sportart Kanurennsport zu gewinnen (Studie 2 \& 3). Diese sollten dann mit dem Wissensstand aus Sportarten, die obere und untere Extremit{\"a}ten (z.B. Biathlon, Rudern) bzw. prim{\"a}r die unteren Extremit{\"a}ten (z.B. Radsport, Laufen) f{\"u}r den Vortrieb einsetzen, abgeglichen werden. Zusammenfassend konnte zun{\"a}chst in Studie 1 aufgrund von Unterschieden in der VO2, der Muskeloxygenierung im Musculus biceps brachii sowie im subjektiven Belastungsempfinden dargestellt werden, dass sich eine Belastung auf dem Wasser von der auf dem Ergometer unterscheidet und somit eine wasserbasierte Leistungsdiagnostik im Kanurennsport vorzuziehen ist. Die Ergebnisse aus den Studien 2 und 3 zeigten, dass die TID im Saisonverlauf variiert und im Mittel einen hohen Anteil (80-90\%) niedrigintensiven Trainings (Z1) aufwies, wobei in der Vorbereitungsphase eine pyramidale TID Struktur (Z1>Z2>Z3) und in der Wettkampfvorbereitung die Tendenz zu einer vermehrt polarisierten Struktur (Z1>Z3>Z2) gefunden wurde. Somit weisen die Ergebnisse trotz der physiologischen sowie biomechanischen Unterschiede zu Sportarten, die Oberbzw. Ober- und Unterk{\"o}rper bei der Vortriebsgenerierung einsetzen, eine vergleichbare TID Struktur im Kanurennsport auf. Es ist zu vermuten, dass der geringe Impact auf das Skelettmuskelsystem und die damit einhergehende M{\"o}glichkeit, sehr hohe Trainingsvolumen mit der vergleichsweise kleinen Oberk{\"o}rpermuskulatur zu verwirklichen, diese TID-Struktur bedingen. Zudem konnte dargestellt werden, dass die Wahl der Quantifizierungsmethode (extern vs. intern; basierend auf physiologischen Parametern vs. Wettkampftempo) die Darstellung der TID beeinflusst. F{\"u}r eine ad{\"a}quate Vergleichbarkeit und den gezielten Einsatz muss insofern in der Forschung wie auch in den Sportarten ein Konsens {\"u}ber die Wahl der Quantifizierungsmethode erarbeitet werden. Es scheint zudem empfehlenswert die TID-Quantifizierungsmethode anhand der Trainingsphase auszuw{\"a}hlen, wobei sich in der allgemeinen und spezifischen Vorbereitungsperiode vorzugsweise eine TID Quantifizierung nach physiologischen Kenngr{\"o}ßen empfiehlt. Hierbei erscheint ein Mix aus HF-basierter Analyse f{\"u}r Z1 sowie f{\"u}r l{\"a}ngere Belastungen in Z2 und geschwindigkeitsbasierter Analyse f{\"u}r Z3 sowie k{\"u}rzere Belastungen der Z2 zweckm{\"a}ßig. In der Wettkampfvorbereitung stellt sich dann zus{\"a}tzlich eine Zoneneinteilung basierend auf dem Wettkampftempo als sinnvoll dar. Aufgrund der starken intra- und interindividuellen Variation der TID ist der individuelle Mehrwert der auf dem Gruppenmittelwert basierenden Ergebnisse jedoch zu hinterfragen und weist auf den Bedarf nach einer individuelleren Betrachtung der TID und ihrer Effekte hin. Genauso stellt sich ein starker Einfluss der allgemeinen physischen Aktivit{\"a}t sowie psychischer Belastungen auf die TID und ihre Effekte dar, der wiederrum die Notwendigkeit eines holistischen Betrachtungsansatzes f{\"u}r zuk{\"u}nftige Forschung aufzeigt. Außerdem gibt es im Allgemeinen eine große Wissensl{\"u}cke in Bezug auf Athletinnen in der TIDForschung, weshalb die bisherigen Erkenntnisse f{\"u}r die Trainingsgestaltung weiblicher Athleten mit Vorsicht behandelt werden m{\"u}ssen.}, subject = {Kanurennsport}, language = {de} }