@phdthesis{Koenig2019, author = {K{\"o}nig, Eva-Maria}, title = {Pathogenese von Kraniosynostosen}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-175181}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2019}, abstract = {Das humane Sch{\"a}deldach besteht aus f{\"u}nf Sch{\"a}delplatten, die durch intramembran{\"o}se Ossifikation entstehen. Wenn diese in der Embryonalentwicklung aufeinandertreffen, bilden sich Sch{\"a}deln{\"a}hte aus, die eine Fusion der Sch{\"a}delplatten verhindern und damit ein Sch{\"a}delwachstum parallel zu Gehirnentwicklung erm{\"o}glichen. F{\"u}r diesen Prozess ist eine Balance aus Zellproliferation und Differenzierung n{\"o}tig, deren Aufrechterhaltung wiederum durch eine komplexe Regulation von verschiedenen Signalwegen gew{\"a}hrleistet wird. St{\"o}rungen in diesem regulatorischen System k{\"o}nnen zu einer vorzeitigen Fusion der Sch{\"a}delplatten, Kraniosynostose genannt, f{\"u}hren. Die Kraniosynostose ist eine der h{\"a}ufigsten kraniofazialen Fehlbildungen beim Menschen. Durch kompensatorisches Wachstum an den nicht fusionierten Suturen entstehen charakteristische Sch{\"a}deldeformationen, die sekund{\"a}r einen erh{\"o}hten intrakranialen Druck zur Folge haben k{\"o}nnen. Eine vorzeitige Fusion der Suturen kann sowohl isoliert als auch syndromal zusammen mit weiteren klinischen Auff{\"a}lligkeiten vorliegen. Bisher sind {\"u}ber 150 verschiedene Kraniosynostose Syndrome beschrieben und insgesamt 25-30\% aller Kraniosynostose Patienten sind von einer syndromalen Form betroffen. Da die klinischen Merkmale der Kraniosynostose Syndrome variabel sind und zum Teil {\"u}berlappen, ist eine klare klinische Diagnose h{\"a}ufig erschwert. Sowohl Umwelteinfl{\"u}sse als auch genetische Ver{\"a}nderungen k{\"o}nnen die Ursache f{\"u}r Kraniosynostosen sein. Vor allem bei syndromalen Kraniosynostosen wurden genetische Ver{\"a}nderungen, wie beispielsweise Mutationen in den Genen FGFR2, FGFR3, TWIST1 und EFNB1, identifiziert. Dar{\"u}ber hinaus wurden chromosomale Ver{\"a}nderungen wie partielle Monosomien von 7p, 9p oder 11p sowie partielle Trisomien von 5q, 13q oder 15q mit Kraniosynostose assoziiert. Trotzdem ist in {\"u}ber 50\% der F{\"a}lle die genetische Ursache unbekannt und die Pathogenese von Kraniosynostosen noch nicht vollst{\"a}ndig gekl{\"a}rt. Ziel dieser Arbeit war es neue genetische Ursachen bei Kraniosynostose Patienten zu identifizieren und so zur Aufkl{\"a}rung der Pathogenese beizutragen. Es wurde die genomische DNA von 83 Patienten molekulargenetisch durch Mikroarray basierte vergleichende Genomhybridisierung (Array-CGH) oder durch ein speziell entworfenes Next Generation Sequencing (NGS) Genpanel untersucht. Bei 30\% der Patienten konnte eine potentiell pathogene Ver{\"a}nderung identifiziert werden. Davon waren 23\% chromosomale Aberrationen wie unbalancierte Translokationen, isolierte interstitielle Verluste und ein Zugewinn an genomischen Material. Bei zwei Patienten wurden unbalancierte Translokationen mit partieller 5q Trisomie nachgewiesen. Das Gen MSX2 liegt innerhalb des duplizierten Bereichs, sodass m{\"o}glicherweise eine MSX2 {\"U}berexpression vorliegt. F{\"u}r ein normales Sch{\"a}delwachstum ist jedoch die richtige Menge an MSX2 kritisch. Des Weiteren wurde eine partielle Deletion von TCF12 detektiert, die in einer Haploinsuffizienz von TCF12 resultiert. TCF12 Mutationen sind mit Koronarnahtsynosten assoziiert. In einem anderen Fall lag das Gen FGF10 innerhalb der duplizierten 5p15.1-p12 Region. Das Gen kodiert f{\"u}r einen Liganden des FGF Signalwegs und wurde bisher noch nicht mit Kraniosynostose assoziiert. Aufgrund dessen wurden Analysen im Tiermodell Danio rerio durchgef{\"u}hrt. Eine simulierte {\"U}berexpression durch Injektion der fgf10a mRNA in das 1-Zell Stadium f{\"u}hrte zu schweren Gehirn-, Herz- und Augendefekten. Mittels NGS wurden 77\% der potentiell pathogenen genetischen Ver{\"a}nderungen identifiziert. Hierf{\"u}r wurde in dieser Arbeit ein Genpanel erstellt, das 68 Gene umfasst. Es wurden sowohl bekannte Kraniosynostose- als auch Kandidaten-Gene sowie Gene, die mit der Ossifikation assoziiert sind, in die Analyse eingeschlossen. Das Genpanel wurde durch die Sequenzierung von f{\"u}nf Kontrollproben mit bekannten Mutationen erfolgreich validiert. Anschließend wurde die genomische DNA von 66 Patienten analysiert. Es konnten 20 (potentiell) pathogene Varianten identifiziert werden. Neben bereits bekannten Mutationen in den Genen FGFR1, FGFR2, FGFR3 und TWIST1, konnten zus{\"a}tzlich 8 neue, potentiell pathogene Varianten in den Genen ERF, MEGF8, MSX2, PTCH1 und TCF12 identifiziert werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit tragen dazu bei das Mutationsspektrum dieser Gene zu erweitern. Bei zwei der Varianten handelte es sich um potentielle Spleißvarianten. F{\"u}r diese konnte in einem in vitro Spleißsystem gezeigt werden, dass sie eine {\"A}nderung des Spleißmusters bewirken. Der Nachweis von zwei seltenen Varianten in den Genen FGFR2 und HUWE1 hat außerdem dazu beigetragen die Pathogenit{\"a}t dieser spezifischen Varianten zu bekr{\"a}ftigen. Eine Variante in POR, die aufgrund bioinformatischer Analysen als potentiell pathogen bewertet wurde, wurde nach der Segregationsanalyse als wahrscheinlich benigne eingestuft. Zusammenfassend konnten bei etwa einem Drittel der Patienten, die mit dem NGS Genpanel analysiert wurden, eine genetische Ursache identifiziert werden. Dieses Genpanel stellt somit ein effizientes diagnostisches Tool dar, das zuk{\"u}nftig in der genetischen Routine-Diagnostik von Kraniosynostose-Patienten eingesetzt werden kann. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sowohl eine Untersuchung auf CNVs als auch auf Sequenz{\"a}nderungen bei Kraniosynostose Patienten sinnvoll ist.}, subject = {Kraniosynostose}, language = {de} }