@phdthesis{Forstner2013, author = {Forstner, Ruth Theresa}, title = {Klinische und epidemiologische Untersuchungen in einem HIV-Behandlungsprogramm f{\"u}r Kinder in Kambodscha}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-102241}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2013}, abstract = {Zahlreiche Studien zeigen, dass antiretrovirale Medikamente die Entwicklung von AIDS aufhalten bzw. verhindern k{\"o}nnen. Die Mortalit{\"a}tsraten sind durch die Therapie drastisch zur{\"u}ckgegangen. Anfang des 21. Jahrhunderts konnten durch internationale Unterst{\"u}tzung auch in ressourcenarmen L{\"a}ndern fl{\"a}chendeckende Maßnahmen zur Betreuung von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern verwirklicht werden. Kambodscha ist ein Vorzeigeland bez{\"u}glich des Umgangs mit der Epidemie. Die Mehrzahl der p{\"a}diatrischen Patienten lebt in L{\"a}ndern mit begrenzten Ressourcen. Diese L{\"a}nder sind auf kosteng{\"u}nstige Behandlung der Kinder angewiesen. Einige der antiretroviralen Medikamente, die Kinder in L{\"a}ndern mit hoher HIV-Pr{\"a}valenz erhalten, werden in den Industriestaaten aufgrund ihrer Nebenwirkungen und besserer Alternativen bei Erwachsenen meist nicht mehr eingesetzt. Es fehlt an Studien, die Langzeitwirkung und -nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente v.a. im kindlichen Organismus in ressourcenarmen L{\"a}ndern untersuchen. Ziel dieser Studie war es, am Beispiel einer Kohorte in Kambodscha die Langzeitwirkung und Vertr{\"a}glichkeit von ART anhand immunologischer und klinischer Parameter darzustellen. Es erfolgte eine retrospektive Datenanalyse von 281 Kindern, die bis zu sechs Jahre antiretroviral behandelt wurden, unter Betrachtung folgender Aspekte: • Verlauf des WAZ-Score • Verlauf der CD4-Helferzellen (Zahl/μl und Prozent) • {\"U}berlebensrate und Sterbef{\"a}lle • Gr{\"u}nde der Medikamentenwechsel • Verlauf der Leber- und H{\"a}moglobinwerte Zus{\"a}tzlich wurde bei 29 Kindern der Kohorte eine anamnestische Befragung und klinische Untersuchung durchgef{\"u}hrt mit der Fragestellung: • Wie ist der Allgemeinzustand der Kinder? • Treten Nebenwirkungen der Medikamente auf? Dabei zeigten sich folgende Ergebnisse. WAZ-Score: Anhand des Verlaufs der Weight-for-Age Z-Scores konnte eine signifikante Gewichtszunahme {\"u}ber die ersten zwei Therapiejahre gezeigt werden. In den weiteren vier Jahren des Beobachtungszeitraumes blieb der Mittelwert des WAZ-Score bei - 2,0 konstant. CD4-Helferzellen: Die absolute Zahl/μl bzw. Prozent der CD4-Helferzellen der Gesamtkohorte erh{\"o}hten sich signifikant nach sechs und zw{\"o}lf Monaten Therapie. Danach stellte sich {\"u}ber die folgenden f{\"u}nf Jahre ein konstanter medianer Wert zwischen 800 und 900/μl bzw. 29 und 31\% ein. Elf Kinder erhielten Second-Line-Medikamente, da ein Therapieversagen festgestellt wurde. {\"U}berlebensrate und Sterbef{\"a}lle: Aussagen {\"u}ber die {\"U}berlebensrate konnten aufgrund fehlender Informationen {\"u}ber die verstorbenen Kinder nur bedingt gemacht werden. Nach unklaren Zahlen am Anfang der Therapie starben nur zwei Kinder im Langzeitverlauf der Therapie. Die {\"U}berlebensrate nach sechs Therapiejahren war 93,8\%. Die Gesamtmortalit{\"a}tsrate betrug 1,5 pro 100 Patientenjahre (PJ) mit einer maximalen Mortalit{\"a}tsrate von 6,3 pro 100 PJ in den ersten sechs Monaten. Medikamentenwechsel: Ein Wechsel aufgrund von Unvertr{\"a}glichkeiten bzw. Toxizit{\"a}ten fand nur selten statt. Von Nevirapin auf Efavirenz wurde bei elf Kindern (5\%) wegen Hautausschlags und bei f{\"u}nf Kindern wegen Leberwerterh{\"o}hung (2\%) gewechselt. Bei zwei Kindern wurde nach Auftreten von „mentalen Problemen", bei weiteren zwei Kindern wegen Hautausschlags ein Wechsel von Efavirenz auf Nevirapin vollzogen. Das Auftreten von Lipodystrophie war bei sieben Kindern f{\"u}r einen Medikamentenwechsel von Stavudin auf Zidovudin verantwortlich. Leber- und H{\"a}moglobinwerte: Der Median von SGOT sank in den ersten sechs Monaten der Therapie signifikant. Im weiteren Verlauf {\"u}ber sechs Jahre Behandlung blieben die Werte konstant. Die SGPT-Werte befanden sich {\"u}ber den gesamten Studienzeitraum im Normbereich. Es gibt demnach keinen Anhalt auf langfristige hepatotoxische Nebenwirkungen der Medikamente. H{\"a}matotoxische Nebenwirkungen werden v.a. bei der Behandlung mit Zidovudin beschrieben. Bei den sieben Kindern, die mit diesem Medikament behandelt wurden, kam es zu einer durchschnittlichen Hb-Senkung um ca. 20 g/L, welche jedoch bei keinem der Kinder einen Abbruch der Therapie erforderte. Anamnestische Befragung und klinische Untersuchung: 28 der 29 Kinder befanden sich in gutem und ein Kind, das bereits Second-Line-Medikamente erhielt, in vermindertem Allgemeinzustand. Aus der Befragung nach HIV bzw. ART relevanten Nebenwirkungen ging hervor, dass 30\% der Kinder Anzeichen auf periphere Polyneuropathie (PNP) hatten, wobei sich in den Akten nur in 3\% der Kinder Notizen fanden, die auf eine PNP schließen lassen k{\"o}nnten. Auch stellte sich bei einem Kind der Verdacht auf Lipodystrophie. Die Autorin vermutet, dass Nebenwirkungen wie periphere Polyneuropathie und Lipodystrophie in der untersuchten Kohorte unterdiagnostiziert sind. Die Ergebnisse belegen, dass unter ART bei Kindern auch lang- bzw. mittelfristig gute Erfolge bez{\"u}glich Wirkung und Vertr{\"a}glichkeit erzielt werden k{\"o}nnen. Jedoch zeigte sich auch, dass auf die Erfassung der Langzeitnebenwirkungen der antiretroviralen Medikamente in den p{\"a}diatrischen HIV-Programmen ein weiterer Schwerpunkt gesetzt und neue Behandlungsoptionen gefunden werden m{\"u}ssen, um m{\"o}glichen Therapieabbr{\"u}chen und noch nicht absehbaren gesundheitlichen Folgen f{\"u}r die Patienten entgegen zu wirken. Langzeitstudien {\"u}ber die Nebenwirkungen von ART bei Kindern, insbesondere im ressourcenarmen Umfeld, sind dringend erforderlich.}, subject = {HIV}, language = {de} }