@phdthesis{Ostermann2010, author = {Ostermann, Tobias}, title = {Die Analyse segmentierter vorsprachlicher Melodiestrukturen von S{\"a}uglingen mit orofazialen Spalten im Alter von 2-3 Monaten}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-53684}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2010}, abstract = {Datengrundlage der Arbeit waren 4284 vorsprachliche Vokalisationen von 19 S{\"a}uglingen mit orofazialer Spaltbildung vom 2.-3. Lebensmonat (OFS-Gruppe), sowie zu Referenzzwecken 4655 vorsprachliche Laute einer aus 19 gesunden, sich nachfolgend sprachlich unauff{\"a}llig entwickelten S{\"a}uglingen bestehenden Kontrollgruppe. Die Motivation f{\"u}r die vorliegende Untersuchung resultierte aus den in vorangegangenen Studien gefundenen Besonderheiten in der Beherrschung segmentierter vorsprachlicher Melodiemuster bei Kindern mit orofazialer Spaltbildung. Die Arbeit setzte sich das Ziel, diese Besonderheiten genauer zu charakterisieren, um so das Spektrum der vorsprachlichen Entwicklungsdiagnostik zu erweitern und nicht zuletzt M{\"o}glichkeiten f{\"u}r eine ad{\"a}quatere und individuell besser abgestimmte Therapie dieser Kinder zu schaffen. Nach der Isolierung aller 157 (OFS) bzw. 180 (KG) komplexen Segmentierungen des Untersuchungszeitraums mit Hilfe des Programms CDAP©, erfolgte eine visuelle, spektrale, sowie akustische Feinanalyse dieser Laut{\"a}ußerungen. Auf Basis eines neu erstellten Klassifizierungsschemas komplexer Segmentierungen (KSKS) fand eine strukturierte Ordnung und Evaluation der komplexen Segmentierungen statt. Die Ergebnisse der Untersuchung best{\"a}tigen das von WERMKE (2002) postulierte zentral generierte universelle Melodieentwicklungsprogramm. So geht aus der Analyse nach Spalttypen hervor, dass periphere Malformationen die Ausf{\"u}hrung der generierten melodischen Muster der vorsprachlichen Laute nicht beeinflussen. F{\"u}r beobachtete Abweichungen im Falle isolierter Gaumenspalten, werden verdeckte Syndrome und somit zentrale Mechanismen vermutet. Es scheinen Defizite in der Regelkapazit{\"a}t des laryngeal-respiratorischen Systems auf Seiten der Spaltkinder vorzuliegen. Eine durchgef{\"u}hrte Retroraster-Analyse zeigte, dass diese S{\"a}uglinge Schwierigkeiten haben, die Retroversionen der komplex segmentierten Melodiemuster zu erzeugen. Die Ausf{\"u}hrung dieser Retromuster verlangt eine prinzipiell h{\"o}here Regelkapazit{\"a}t als die der entsprechenden Anteversionen. Es zeigte sich dar{\"u}ber hinaus, dass Spaltkinder die komplexen Segmentierungen h{\"a}ufig nur unvollst{\"a}ndig ausf{\"u}hren, also eine qualitative Ausf{\"u}hrungsschw{\"a}che zeigen. Urs{\"a}chlich f{\"u}r die von der Kontrollgruppe abweichenden laryngealen Regelleistungen bei Spaltkindern m{\"o}gen Abweichungen in neuro-physiologischen Mechanismen der Phonation sein. Neuerdings werden auch Abweichungen in der Kapazit{\"a}t des Kurzzeitged{\"a}chtnisses als urs{\"a}chliche Komponente angesehen. Die Untersuchung des Einflusses einer Oberkieferplattentherapie im Rahmen einer kieferorthop{\"a}dischen Fr{\"u}hbehandlung, lieferte keine Hinweise auf eine positive Beeinflussung hinsichtlich der Erzeugung komplexer Segmentierungen. Aus den Ergebnissen der geschlechtsspezifischen Analyse, l{\"a}sst sich ebenfalls eine Best{\"a}tigung der Annahme eines generierten Melodieentwicklungsprogramms ableiten. So ließen sich lediglich marginale Unterschiede in der Mustergenerierung der KS auf Seiten der gesunden KG finden. Die OFS-Gruppe betreffend, l{\"a}sst die Mischung der Spalttypen untereinander eine rein geschlechtsspezifische Untersuchung nicht zu. Hierzu ist es n{\"o}tig, einen bereinigten Untersuchungsaufbau frei von Spalttypdifferenzen auszuf{\"u}hren. Alles in allem liefert die vorliegende Arbeit einen {\"u}berzeugenden Beleg f{\"u}r das zentral generierte Melodieentwicklungsprogramm. Zudem werden Hinweise auf eventuelle Defizite in der zentralen Regelkapazit{\"a}t bei S{\"a}uglingen mit orofazialer Spaltbildung gefunden, die zuk{\"u}nftig weitere neuroplastische Therapiemethoden erforderlich machen k{\"o}nnten. Um diese Ergebnisse verifizieren zu k{\"o}nnen, ist es jedoch n{\"o}tig die Untersuchung mit einem gr{\"o}ßeren Probandengut zu wiederholen.}, subject = {Lippen-Kiefer-Gaumenspalte}, language = {de} } @phdthesis{Dirauf2010, author = {Dirauf, Susanne}, title = {Strukturmerkmale der Melodie und des Rhythmus in vorsprachlichen Laut{\"a}ußerungen - Eine Untersuchung von S{\"a}uglingslauten orofazialer Spalttr{\"a}ger der 13. bis zur 25. Lebenswoche}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-51857}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2010}, abstract = {In dieser Studie wurde die vorsprachliche Entwicklung von S{\"a}uglingen mit orofazialen Spaltbildungen w{\"a}hrend des Zeitraumes der 13. bis zur 25. Lebenswoche untersucht. Gegenstand der Analysen waren die Melodie- und Rhythmusstruktur der vorsprachlichen Laut{\"a}ußerungen. Diesbez{\"u}glich wurden Lautaufnahmen einer Untersuchungsgruppe aus 17 S{\"a}uglingen mit orofazialen Spaltbildungen ausgewertet und den jeweiligen Daten einer altersentsprechenden, sich unauff{\"a}llig entwickelnden Kontrollgruppe gegen{\"u}bergestellt. Melodie und Rhythmus sind wesentliche Bestandteile der Prosodie einer Sprache. Die ungest{\"o}rte Entwicklung von melodisch-rhythmischen Strukturen in den vorsprachlichen Lauten ist notwendig, um wichtige Bausteine f{\"u}r den sp{\"a}teren Sprech- und Spracherwerb zur Verf{\"u}gung zu stellen. Die Melodie entwickelt sich nach einem universellen Programm, nach dem angeborene einfache Melodiemuster einge{\"u}bt und modifiziert werden und diese dann als Module zu komplexeren melodisch-rhythmischen Strukturen kombiniert werden k{\"o}nnen. Es erfolgt in der vorsprachlichen Trainingsphase der Lautproduktion also eine Komplexit{\"a}tszunahme der Melodiestruktur (Wermke \& Mende, 1994; Wermke, 2002; Wermke \& Mende, 2009). Der Untersuchungszeitraum f{\"a}llt in den Beginn der „Expansionsphase" nach Oller (2000), in der die S{\"a}uglinge nicht mehr nur Schreilaute sondern auch {\"U}bergangslaute bilden, die durch beginnende pr{\"a}-artikulatorische Aktivit{\"a}t typische Resonanzfrequenzen aufweisen und nicht mehr den Schreilauten zugeordnet werden k{\"o}nnen. Auch weiter fortgeschrittene Laut{\"a}ußerungen, so genannte Babbellaute, die aus einer Konsonant-Vokal-Kombination bestehen, treten auf. Die Analyse der vorsprachlichen Laut{\"a}ußerungen bezog sich auf ihre Melodie und damit auf den Verlauf ihrer Grundfrequenz sowie auf ihren Rhythmus, der durch Segmentierungen, also phonatorische Stopps innerhalb einer Vokalisation ohne darauf folgende erneute Inspiration, gebildet wird. Die S{\"a}uglingslaute wurden damit in drei Strukturkategorien eingeteilt: (1) „Einfachb{\"o}gen", die alle Laute aus einer ansteigenden und nachfolgend wieder abfallenden Melodie umfassen; (2) „Mehrfachb{\"o}gen", die alle Laute beinhalten, die sich aus mindestens zwei aufeinander folgenden Einfachb{\"o}gen zusammensetzen; und (3) „Segmentierte Laute", die innerhalb einer Vokalisation mindestens eine Segmentierungspause enthalten. Da sich „Mehrfachb{\"o}gen" und „Segmentierte Laute" aus mehreren Modulen zusammensetzen, wurden sie zu komplexen Strukturen zusammengefasst, w{\"a}hrend „Einfachb{\"o}gen", bestehend aus nur einem Modul, als einfache Strukturen gelten. Nach der Definition von Wermke et al. (2007) wurde der MCI bestimmt, der den Anteil an komplexen Strukturen ermittelt. Des Weiteren wurden die Laute nach ihren unterschiedlichen Vokalisationstypen differenziert und entweder den Schreilauten oder den {\"U}bergangs- und Babbellauten zugeordnet. Mit Beginn der Expansionsphase, in der erstmals {\"U}bergangs- und Babbellaute auftreten, ist die Melodieentwicklung in den Schreilauten weitgehend abgeschlossen. Der MCI der Schreilaute bleibt daher ab der 13. Lebenswoche (0,57; Medianwert) bis zum zweiten Lebenshalbjahr (0,63; Medianwert, entnommen aus der Arbeit von Steck-Walter, 2007) in der Kontrollgruppe im Wesentlichen konstant. In der Gruppe der S{\"a}uglinge mit orofazialen Spaltbildungen dagegen erfolgt hier noch w{\"a}hrend der Expansionsphase eine Komplexit{\"a}tsentwicklung (0,46; Medianwert des MCI f{\"u}r den Zeitraum der 5.-8. Lebenswoche, entnommen aus der Arbeit von Birr, 2009/ 0,74; Medianwert des MCI f{\"u}r den Zeitraum der 17.-20. Lebenswoche). Die in den Schreilauten einge{\"u}bten melodisch-rhythmischen Strukturen werden auf die im Untersuchungszeitraum neu einsetzenden {\"U}bergangs- und Babbellaute {\"u}bertragen. Die Koordination der melodisch-rhythmischen Strukturen mit den hier stattfindenden pr{\"a}-artikulatorischen Bewegungen wird einge{\"u}bt. So erfolgt hier in der Kontrollgruppe eine Komplexit{\"a}tszunahme (0,68; 0,83; 0,73; Medianwerte des MCI f{\"u}r die jeweiligen Zeitabschnitte) analog zur Komplexit{\"a}tszunahme bei den Schreilauten in den ersten drei Lebensmonaten (Birr, 2009). F{\"u}r die Gruppe der orofazialen Spalttr{\"a}ger dagegen wurde hier keine Komplexit{\"a}tszunahme festgestellt (0,61; 0,59; 0,59; Medianwerte des MCI f{\"u}r die jeweiligen Zeitabschnitte); diese erfolgt nach den Untersuchungen von Steck-Walter (2007) erst im zweiten Lebenshalbjahr mit deutlicher Verz{\"o}gerung (0,74; Medianwert des MCI f{\"u}r den Zeitraum der 26. bis zur 61. Lebenswoche). Neben dem Komplexit{\"a}tsgrad wurde auch der Anteil an rhythmischen Komponenten in den Vokalisationen beider Gruppen untersucht. Dazu wurden die relativen Anteile der Strukturkategorien „Einfachb{\"o}gen", „Mehrfachb{\"o}gen" (MB) und „Segmentierte Laute" (SL) bestimmt. Es wurde ersichtlich, dass in der Gruppe der S{\"a}uglinge mit orofazialen Spaltbildungen im Vergleich zur Kontrollgruppe der Strukturtyp der „Mehrfachb{\"o}gen" deutlich seltener gebildet wird. Besonders auff{\"a}llig ist dies bei den {\"U}bergangs- und Babbellauten, da diese als neue Entwicklungsstufe im Untersuchungszeitraum auftreten und sich hier Entwicklungsbesonderheiten deutlich manifestieren. Die S{\"a}uglinge mit orofazialen Spaltbildungen produzieren bei diesem Vokalisationstyp zun{\"a}chst deutlich weniger „Mehrfachb{\"o}gen" als die Kontrollgruppe und holen diese Entwicklung erst im zweiten Lebenshalbjahr, aber daf{\"u}r {\"u}berproportional intensiv auf (nach Werten von Steck-Walter, 2007; MB/SL: 3,2). Die Versp{\"a}tung in der Melodieentwicklung schr{\"a}nkt die S{\"a}uglinge mit orofazialen Spaltbildungen in der Entwicklung der Artikulation ein.}, subject = {Lippen-Kiefer-Gaumenspalte}, language = {de} }