@phdthesis{SchulteKemna2019, author = {Schulte-Kemna, Eva}, title = {Die Bedeutung der Anthropometrie bei HIV-positiven Kindern unter antiretroviraler Therapie zur Fr{\"u}herkennung eines Lipodystrophie-Syndroms in ressourcenknappen Gegenden am Beispiel von S{\"u}dafrika}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-174281}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2019}, abstract = {Knapp {\"u}ber 6 Mio. HIV-Infizierte leben in S{\"u}dafrika, darunter ca. 410.000 Kin-der unter 15 Jahren. Somit ist es das am meisten von HIV betroffene Land weltweit. Seit 2004 haben die Infizierten, initiiert durch das staatliche Roll-Out Programm, kostenfrei Zugang zur HAART. Aufgrund der begrenzten Ressour-cen sind die Therapieschemata und das Patientenmonitoring eingeschr{\"a}nkt. Im p{\"a}diatrischen Patientenkollektiv beinhaltete die Erstlinien-Therapie zum Zeitpunkt dieser Untersuchung Stavudin und Azidothymidin - beides {\"a}ltere Medikamente, die eng mit der Entwicklung eines Lipodystrophie-Syndroms verkn{\"u}pft werden. Das Lipodystrophie-Syndrom fasst verschiedene Fettumverteilungsst{\"o}rungen (die Lipoatrophie und Lipohypertrophie) sowie Fettstoffwechselst{\"o}rungen zusammen. Neben erheblichen Auswirkungen auf die Compliance der Patienten f{\"u}rchtet man fr{\"u}hzeitig kardiovaskul{\"a}re Komplikationen. Die gesch{\"a}tzte Pr{\"a}valenz dieses Syndroms bei HIV-positiven Kindern betr{\"a}gt circa 30\% und erlangt so besondere Relevanz. Aufgrund der mangelnden Reversibilit{\"a}t der Fettumverteilung ist eine fr{\"u}hzeitige Diagnose, gefolgt von einer therapeutischen Maßnahme entscheidend. Die Diagnose des Lipodystrophie-Syndroms erfolgt in der Regel durch einen p{\"a}diatrischen HIV-Spezialisten; an apparativen Untersuchungsmethoden stehen DEXA-Scans und Einzelschicht-CT-Aufnahmen zur Verf{\"u}gung. In S{\"u}dafrika k{\"o}nnen diese Untersuchungen, außerhalb von Forschungseinrichtungen, aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel nicht durchgef{\"u}hrt werden und auch die Anzahl der p{\"a}diatrischen HIV-Spezialisten ist begrenzt. Daher ist es von großer Bedeutung, ein einfaches Screening-Werkzeug zu entwickeln, um das Lipodystrophie-Syndrom auch in Ressourcen-armen Gebieten fr{\"u}hzeitig diag-nostizieren zu k{\"o}nnen. In der vorliegenden Arbeit wurde, gerade im Hinblick auf die Entwicklung eines einfachen Lipodystrophie-Syndrom-Screening-Werkzeuges, die Vergleichbarkeit anthropometrischer Messungen bestimmt. Daneben wurden Risikofaktorenanalysen durchgef{\"u}hrt. Insgesamt erfolgten hierzu an 72 HIV-positiven Kindern ausf{\"u}hrliche anthropometrische Messungen. Die Messungen wurden jeweils von einer professionellen Ern{\"a}hrungsberaterin und einer eigens eingearbeiteten Medizinstudentin erfasst. Die Vergleichbarkeit wurde anhand eines gepaarten t-Testes und Intraklassenkorrelationen ermittelt. Zus{\"a}tzlich erfolgte eine Datenerhebung aus den vorliegenden Patientenakten. Die als Screening-Methode favorisierten Hautfaltendicken-Messungen zur Ermittlung des subkutanen Fettgewebes, zeigten im t-Test, bis auf die Bestim-mung der Hautfaltendicke des Abdomens und Oberschenkels, signifikante Unterschiede. Die Intraklassenkorrelation konnte jedoch f{\"u}r alle Messwerte eine gute bis sehr gute {\"U}bereinstimmung finden. Unter Verwendung der hier vorgestellten Daten konnten wir in einer Folgestudie zeigen, dass sich die Hautfaltendicke-Messung im Bereich des Bizeps trotzdem zur fr{\"u}hzeitigen Detektion einer Lipodystrophie eignen k{\"o}nnte, da der Einfluss der hier aufgezeigten Unterschiede nur gering ist [99]. Diese Erkenntnis hat große Relevanz und l{\"a}sst hoffen, dass in Zukunft auch bei Patienten in l{\"a}ndlichen Gebieten S{\"u}dafrikas die Diagnose eines Lipodystrophie-Syndroms fr{\"u}hzeitig gestellt und mit einem Medikamentenwechsel reagiert werden kann. Anhand der z-Scores der Taillen-zu-H{\"u}ft (WHR) Verh{\"a}ltnisse und der Brust-zu-Arm (TAR) Verh{\"a}ltnisse erfolgte die Einteilung der Studienteilnehmer in Lipodystrophie-positiv und Lipodystrohie-negativ. Kleine negative Zusammen-h{\"a}nge ergaben sich zwischen dem Krankheitsstadium sowie der Baseline CD4-Zellzahl und den Merkmalen einer Lipodystrophie. {\"A}hnliche Ergebnisse sind auch in anderen Studien zu finden. Man geht davon aus, dass ein niedrigeres Krankheitsstadium mit einer besseren Compliance und somit mit einem h{\"o}heren Risiko zur Entwicklung eines Lipodystrophie-Syndroms verbunden ist. Weiterhin scheint sich eine bessere immunologische Ausgangssituation protektiv auf die Entwicklung eines Lipodystrophie-Syndroms auszuwirken. Eine weitere Korrelation ergab sich außerdem zwischen der LPV/r Dosierung und dem WHR-z-Score, welches den bereits bekannten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Proteaseinhibitoren mit der Entwicklung einer Lipohypertrophie st{\"u}tzt. Anhand von Kreuztabellen konnte weder f{\"u}r Stavudin, noch f{\"u}r Azidothymidin ein eindeutiger Hinweis f{\"u}r ein erh{\"o}htes Risiko in der Entwicklung eines Lipodystrophie-Syndroms gefunden werden. Die Kriterien zur Einteilung in Lipodystrophie-positiv und Lipodystrophie-negativ wurden aus zwei unabh{\"a}ngigen Studien {\"u}bernommen und erlauben f{\"u}r sich genommen nicht die Diagnose einer Lipodystrophie. Die anhand dieser Einteilung vorgenommene Risikofaktorenanalyse ist deswegen nur bedingt aussagef{\"a}hig, hinzu kommen die geringe Fallzahl und die heterogene Patientengruppe dieser Studie. Aufgrund der Kombinationstherapie aus mindestens drei antiretroviralen Medikamenten erschwert auch dies die Charakterisierung der Risikofaktoren f{\"u}r die Entwicklung eines Lipodystrophie-Syndroms. Diese ist jedoch, neben der fr{\"u}hen Diagnose, entscheidend um pr{\"a}ventive Maßnahmen ergreifen zu k{\"o}nnen. Trotz der vorhandenen Limitationen dieser Studie konnten Risikofaktoren identifiziert werden, welche sich auch in der Literaturrecherche best{\"a}tigen ließen. Aufgrund verschiedener Berichte {\"u}ber ein ung{\"u}nstiges Nebenwirkunsgprofil, mit unter anderem hohem Risiko f{\"u}r die Entwicklung eines Lipodystrophie-Syndroms, wurde das Medikament Stavudin aus den s{\"u}dafrikanischen Therapieleitlinien herausgenommen. Weiterhin konnte eine ausreichende Verl{\"a}sslichkeit der anthropometrischen Messungen gezeigt werden, welche entscheidend f{\"u}r die Entwicklung eines einfachen LDS-Screening-Werkzeugs ist. Diese Daten wurden 2013 im „Pediatric Infectious Disease Journal" ver{\"o}ffentlicht. F{\"u}r die Zukunft w{\"a}ren gr{\"o}ßere Studien mit besseren diagnostischen M{\"o}glich-keiten w{\"u}nschenswert, um das Lipodystrophie-Syndrom bestm{\"o}glich zu charakterisieren und Risikofaktoren zu benennen. Gerade f{\"u}r das p{\"a}diatrische Patientenkollektiv scheint es besonders im Hinblick auf die lebenslange Therapiedauer wichtig Medikamentennebenwirkungen fr{\"u}hzeitig zu erkennen, zu reduzieren und Alternativmedikamente bereitzustellen. F{\"u}r ressourcenarme L{\"a}nder ist dies eine besondere Herausforderung. Hier stehen nur begrenzt Ausweichmedikamente zur Verf{\"u}gung.}, subject = {Lipodystrophie-Syndrom}, language = {de} }