@phdthesis{Walz2013, author = {Walz, Nora}, title = {Der Mensch im Open-Field-Test: Agoraphobie als pathologische Form extraterritorialer Angst}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-81402}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2013}, abstract = {Angstverhalten bei der Panikst{\"o}rung mit Agoraphobie wird haupts{\"a}chlich unter dem Aspekt des „safety seekings" betrachtet. Kontrovers diskutiert wird, ob diese Verhaltensweisen f{\"u}r eine erfolgreiche Behandlung abgebaut werden sollen. Es wurde bisher kaum nach der ethologischen Bedeutung bestimmter Verhaltensweisen unter Angst gefragt. Dies ist erstaunlich, weil die Panikst{\"o}rung mit Agoraphobie h{\"a}ufig als gesteigerte Form extraterritorialer Angst gesehen wird. Extraterritoriale Angst tritt typischerweise bei Tieren auf, wenn sie ihr vertrautes Gebiet verlassen. Im Tiermodell liegen zahlreiche ethoexperimentelle Paradigmen vor, mit denen man das nat{\"u}rliche Angstverhalten von Tieren untersucht. Letztlich kl{\"a}rt man am Tiermodell aber Fragestellungen, die am Menschen nicht umsetzbar sind. Die experimentelle Untersuchung menschlichen Angstverhaltens unter ethologischer Perspektive erfordert eine Situation, die solches Verhalten ethisch unbedenklich ausl{\"o}st und geeignete messbare Parameter liefert. Der Open-Field Test als bekanntes Paradigma aus der Tierforschung erf{\"u}llt diese Voraussetzungen. Es war Ziel des Promotionsvorhabens, in einem realen Open-Field Test bei Agoraphobiepatien-ten und hoch{\"a}ngstlichen Probanden Thigmotaxis als ethologisches Angstverhalten nachzuweisen und mit dem Verhalten einer Kontrollgruppe bzw. niedrig{\"a}ngstlichen Personen zu vergleichen (Studie I). Thigmotaxis ist eine Bewegungstendenz entlang des Randes und wird im Tiermodell als Index f{\"u}r Angst benutzt. Es sollte die Frage gekl{\"a}rt werden, ob agoraphobes Verhalten evolution{\"a}r verankert werden kann. Ziel von Studie II war die Untersuchung der Wege in einer typischen Alltagstopographie. Dazu wurden Unterschiede im Raum-Zeit-Verhalten von Agora-phobiepatienten vs. Kontrollgruppe, sowie hoch- vs. niedrig{\"a}ngstlichen Probanden beim Gehen durch die Stadt verglichen. Die Aufzeichnung des Raum-Zeit-Verhaltens erfolgte in beiden Studien per GPS-Tracking. Studie I zeigte an insgesamt 69 Studienteilnehmern, dass Angstverhalten mit ethologischer Bedeutung bei Menschen im Open-Field Test eindeutig messbar ist. Agoraphobiepatienten zeigten w{\"a}hrend der Exploration eines ungef{\"a}hrlichen freien Fußballfeldes deutlich mehr Thigmotaxis und Vermeidung der Mitte als die Kontrollgruppe. Hoch{\"a}ngstliche im Vergleich zu niedrig{\"a}ngstlichen gesunden Probanden zeigten dies ebenfalls. So konnte die Vermutung unterst{\"u}tzt werden, dass die Agoraphobie m{\"o}glicherweise eine evolution{\"a}re Entsprechung in der tierischen Extraterritorialangst hat. Die Befunde sprechen auch f{\"u}r eine gemeinsame Pr{\"a}disposition zu Sicherheitsverhalten bei pathologischer Angst und hoher {\"A}ngstlichkeit. Die Bedeutung gemeinsamer Verhaltensdispositionen bei klinischen und nicht-klinischen Gruppen kann im Hinblick auf gemeinsame Endoph{\"a}notypen f{\"u}r die neuronale Angstverarbeitung diskutiert werden. Zuletzt konnte mit dem Open-Field Test ein aus der Tierforschung bekanntes ethoexperimentelles Paradigma auf den Menschen {\"u}bertragen werden, was die G{\"u}ltigkeit des Tiermodells unterst{\"u}tzt. Studie II lieferte Unterschiede in den Wegen der Agoraphobiepatienten vs. Kontrollpersonen bei der Passage des Marktplatzes. Die Patienten {\"u}berquerten den Marktplatz seltener als die Kon-trollgruppe, und tangierten ihn h{\"a}ufiger am Rand. Die Daten konnten in korrelativen Zusammenhang mit der Vermeidung der Mitte im Open-Field Test gebracht werden. Dies deutet auf eine starke Auswirkung der agoraphoben Symptomatik auf das Raum-Zeit-Verhalten in unterschiedlichen Situationen hin. Im Weiteren zeigte Studie II, dass sich GPS Tracking als Assessment-Methode in der klinischen Psychologie eignet. Bei den hoch-und niedrig{\"a}ngstlichen Probanden fand sich bei der Passage des Marktplatzes kein Unterschied, aber der weitere Streckenverlauf lieferte Hinweise darauf, dass bei hoher {\"A}ngstlichkeit die Navigation entlang h{\"a}ufig zur{\"u}ckgelegter Strecken bevorzugt werden k{\"o}nnte. Schlussfolgerung des explorativen Vorgehens bei Studie II ist, dass es sich lohnt, den Zusammenhang zwischen Emotion und Navigation in komplexer Umgebung weiter zu untersuchen}, subject = {Agoraphobie}, language = {de} }