@phdthesis{Musaev2014, author = {Musaev, Abdumalik}, title = {Geld- und Wechselkurspolitik in rohstoffreichen L{\"a}ndern. Eine empirische Analyse am Beispiel der Volkswirtschaft Russlands.}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-130776}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2014}, abstract = {Die Arbeit besch{\"a}ftigt sich mit den speziellen Herausforderungen der Geld- und Wechselkurspolitik in rohstoffreichen L{\"a}ndern. Die Auseinandersetzung mit der Thematik erfolgt dabei anhand einer empirischen Analyse der Wirtschaftsentwicklung Russlands im Zeitraum zwischen 2000 bis 2009. Diese Periode wurde durch eine hohe Volatilit{\"a}t des {\"O}lpreises gekennzeichnet, die die Wirtschaftsentwicklung Russlands erheblich beeinflusste. Die aus dem Anstieg des {\"O}lpreises resultierenden Rohstoffeinnahmen entfalteten einerseits positive wirtschaftliche Effekte. Der im Jahr 1998 f{\"u}r zahlungsunf{\"a}hig erkl{\"a}rte Staat konnte sich wenige Jahre sp{\"a}ter eine expansive Haushaltspolitik leisten. Andererseits entstanden durch die Rohstoffeinnahmen auch negative wirtschaftliche Folgen. Infolge der starken realen Aufwertung des Rubels wurde die Wettbewerbsf{\"a}higkeit des Industriesektors deutlich belastet. Die Import- und Rohstoffabh{\"a}ngigkeit des Landes nahm deutlich zu. Unter der hohen Volatilit{\"a}t der Rohstoffpreise hat die Finanz- und Wirtschaftsstabilit{\"a}t stark gelitten. Die durch die {\"O}lpreisschwankungen verursachten Wechselkursturbulenzen wurden zus{\"a}tzlich durch spekulative Kapitalbewegungen verst{\"a}rkt. Die realen Geldmarktzinss{\"a}tze verliefen {\"u}berwiegend in einem negativen Bereich. Die Inflationsrate konnte zwar reduziert werden, die angek{\"u}ndigten Inflationsziele konnten aber nicht eingehalten werden. Die unkontrollierte Geldbasisbildung kam durch die Devisenmarktinterventionen der Notenbank und eine stark expansiven Fiskalpolitik zustande. Auf dem Geldmarkt herrschte ein Angebots{\"u}berhang. Dar{\"u}ber hinaus nutzten die Kreditinstitute die Verschuldung im Ausland als eine zus{\"a}tzliche Quelle f{\"u}r ihre boomenden Kreditgesch{\"a}fte. Die Handlungsoptionen der Notenbank waren zus{\"a}tzlich durch die rohstofffinanzierte expansive Fiskalpolitik eingeschr{\"a}nkt. Die Spielr{\"a}ume der Notenbank waren umso geringer, je h{\"o}her der {\"O}lpreis anstieg und je mehr der Staat die Rohstoffeinnahmen ausgab. Die {\"O}lpreisentwicklung und die sich selbst verst{\"a}rkenden Kapitalfl{\"u}sse hatten entscheidenden Einfluss auf die Zinss{\"a}tze und den Wechselkurs. Nach Meinung des Verfassers werden alle rohstoffreichen offenen L{\"a}nder mit hohen Inflationsraten mit einer {\"a}hnlichen Problematik konfrontiert. Der Trade-off heißt: Entweder Wechselkursaufwertung oder Inflationsimport. Wie ist dieses Problem zu l{\"o}sen? Welche Alternativen hatte die Notenbank Russlands? Nach dem IWF w{\"a}re ein Free Floating die beste Strategie. Demnach h{\"a}tte eine hohe Wechselkursvolatilit{\"a}t den Kapitalanleger trotz der hohen Renditem{\"o}glichkeiten abgeschreckt. Der Verlauf des Wechselkurses h{\"a}tte seinen Fundamentalfaktoren entsprochen. Dabei gilt nach dem IWF der volatile {\"O}lpreis ebenfalls als ein fundamentaler Bestandteil des Gleichgewichtes. Der Verfasser widerspricht der Auffassung der IWF-Experten. Das Hauptproblem in diesem Ansatz ist die hohe mittelfristige Volatilit{\"a}t der Rohstoffpreise. Der {\"O}lpreis entwickelte sich bis 2004 weitgehend stabil rund um die Marke von 30 USD/Barrel. Nach 2004 verzeichnete der {\"O}lpreis im Laufe der 55 Monate (oder 4,5 Jahre) einen erkennbar ansteigenden Trend auf etwa 140 USD/Barrel und schrumpfte anschließend innerhalb von weiteren 6 Monaten auf 35 USD/Barrel zur{\"u}ck. So eine Entwicklung des {\"O}lpreises h{\"a}tte beim Free Floating verheerende Auswirkungen gehabt. Die W{\"a}hrung h{\"a}tte parallel zu jedem {\"O}lpreisanstieg aufgewertet. Der Kapitalzufluss h{\"a}tte die Aufwertung zus{\"a}tzlich verst{\"a}rkt. Die Abwertung des Rubels im August 2008 infolge des {\"O}lpreisverfalls und der massiven Kapitalflucht w{\"a}re so stark gewesen, dass dadurch die Finanz-, Preis- und Wirtschaftsstabilit{\"a}t stark gef{\"a}hrdet worden w{\"a}ren. Zur L{\"o}sung des Trade-offs zwischen Wechselkurs- und Geldpolitik bietet sich nach Meinung des Verfassers das Managed-Floating-Modell an. Das Modell widerspricht der bekannten „Unm{\"o}glichkeit" des klassischen „Dreiecks". Eine autonome Zins- und Wechselkurssteuerung in einer offenen Volkswirtschaft ist nicht nur m{\"o}glich, sondern in den F{\"a}llen wie Russland die einzig richtige L{\"o}sung. Die Ausgangsgr{\"o}ße ist in diesem Modell der autonom zu steuernde Zinssatz, der im Fall Russland von der Notenbank h{\"a}tte angehoben werden m{\"u}ssen, um die Inflationsrate m{\"o}glichst schnell abzusenken. In der Wechselkurssteuerung wird auf den mittelfristig stabilen realeffektiven Wechselkurs abgestellt. Da die Inflationsrate in Russland deutlich h{\"o}her war als im Ausland, w{\"a}re eine gesteuerte Abwertung des Rubels erforderlich gewesen. Dadurch w{\"a}re die Wettbewerbsf{\"a}higkeit der Industrie gef{\"o}rdert worden. Durch die Abwertung des Rubels w{\"a}re der Zufluss des kurz- und mittelfristigen Auslandskapitals selbst bei hohen Renditem{\"o}glichkeiten in Russland abgewendet worden. Eine wesentliche Gefahr f{\"u}r den Erfolg des Managed-Floating-Modells stellt aber eine stark expansive, rohstofffinanzierte Fiskalpolitik dar. Eine strenge Fiskaldisziplin spielt daher eine entscheidende Rolle.}, subject = {Wechselkurspolitik}, language = {de} }