@phdthesis{Guentner2013, author = {G{\"u}ntner, Stephan Matthias}, title = {Effekte von Komorbidit{\"a}t und Pharmakotherapie auf die Langzeitprognose chronisch herzinsuffizienter Patienten - eine prospektive Kohortenstudie}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-90515}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2013}, abstract = {Die chronische Herzinsuffizienz ist eine der f{\"u}hrenden Ursachen f{\"u}r Morbidit{\"a}t und Mortalit{\"a}t in den industrialisierten Nationen. Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung des h{\"o}heren Lebensalters, ist h{\"a}ufig assoziiert mit komorbiden Faktoren und stellt in Deutschland mittlerweile die h{\"a}ufigste Hauptdiagnose krankheitsbedingter station{\"a}rer Krankenhausaufenthalte dar. Herzinsuffizienz ist damit einer der wesentlichen kostentreibenden Faktoren unseres Gesundheitssystems. Neben allgemeinen nicht-medikament{\"o}sen Behandlungsempfehlungen und chirurgischen Therapien f{\"u}r Patienten im Endstadium der Erkrankung gibt es pharmakotherapeutische Leitlinien, die sich auf eine solide Evidenzbasis st{\"u}tzen. Die aktuellen Behandlungsleitlinien basieren jedoch gr{\"o}ßtenteils auf großen randomisierten kontrollierten Studien, in denen h{\"a}ufig wichtige Patientengruppen aufgrund von Alter, Geschlecht, Komorbidit{\"a}ten oder erhaltener linksventrikul{\"a}rer Ejektionsfraktion ausgeschlossen waren. Dies wird jedoch der ausgepr{\"a}gten Heterogenit{\"a}t chronisch herzinsuffizienter Patienten im klinischen Alltag nur bedingt gerecht. Zudem ist die medikament{\"o}se Therapie oft komplex und erfordert eine h{\"a}ufige Anpassung an die individuellen Begleiterkrankungen des Patienten sowie wiederholte Anpassungen der Dosis (Auftitration). Die Umsetzung dieser Therapieleitlinien und die damit zu erzielenden prognostischen Effekte in der deutschen Bev{\"o}lkerung sind bislang schlecht beschrieben. Insbesondere ist unklar, inwieweit die Ergebnisse der großen, randomisierten kontrollierten Studien auf die Allgemeinbev{\"o}lkerung {\"u}bertragbar sind. In der vorliegenden Arbeit wurde eine dem Praxisalltag vergleichbare Kohorte konsekutiver chronisch herzinsuffizienter Patienten (n=1054) mit eingeschr{\"a}nkter bzw. erhaltener linksventrikul{\"a}rer Pumpfunktion rekrutiert und {\"u}ber im Mittel f{\"u}nf Jahre nachverfolgt. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Faktoren ausschlaggebend daf{\"u}r sind, dass ein chronisch herzinsuffizienter Patient eine leitliniengerechte Pharmakotherapie (Korrelate einer besseren Leitlinientreue) bzw. eine h{\"o}here Dosierung der Medikation (Korrelate einer optimierten Pharmakotherapie) erh{\"a}lt. Zudem sollten diejenigen Faktoren herausgearbeitet werden, die das Langzeit{\"u}berleben chronisch herzinsuffizienter Patienten beeinflussen. Hier sollte insbesondere auch die Frage untersucht werden, in welchem Ausmaß eine h{\"o}herqualitative Pharmakotherapie die Prognose beeinflussen kann. Als Arbeitshypothese wurde definiert, dass eine bessere Leitlinientreue bzw. eine optimierte Pharmakotherapie die Langzeitprognose chronisch herzinsuffizienter Patienten positiv beeinflusst. Dabei wurde zus{\"a}tzlich angenommen, dass die zu Studienbeginn erfassten Risikofaktoren sowohl die Auswahl der Arzneimittel als auch die H{\"o}he der Dosierungen beeinflussen. Anhand des INH-Register Kollektivs konnte gezeigt werden, dass die Leitlinien der Europ{\"a}ischen Gesellschaft f{\"u}r Kardiologie zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz auch auf das Alltagskollektiv des INH-Registers {\"u}bertragbar sind und sich dabei positiv auf die Prognose dieser Patienten auswirken. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, da sich die Leitlinien gr{\"o}ßtenteils auf randomisiert-kontrollierte Studien st{\"u}tzen, in denen bestimmte Patientengruppen - u.a. alte Patienten, Frauen und Patienten mit erhaltener linksventrikul{\"a}rer Funktion - ausgeschlossen wurden. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass eben diese Patientengruppen bei der Therapie „benachteiligt" werden. Einen h{\"o}heren Grad an leitliniengerechter Pharmakotherapie und/oder h{\"o}here Dosierungen der Herzinsuffizienzmedikamente erhalten demnach j{\"u}ngere Patienten, M{\"a}nner und Patienten im niedrigeren NYHA-Stadium. Diese Erkenntnisse k{\"o}nnen in Zukunft als m{\"o}glicher Ansatzpunkt zur Verbesserung der Versorgungssituation chronisch herzinsuffizienter Patienten dienen, wodurch sich perspektivisch die Morbidit{\"a}t und Mortalit{\"a}t dieser Patienten weiter senken ließe. Die Daten des INH-Registers untermauerten den {\"U}berlebensvorteil von chronisch herzinsuffizienten Patienten, die mit einem Betablocker, ACE-Hemmer/ARB und/oder Aldosteronantagonisten behandelt wurden bzw. denen ein h{\"o}herer Grad an leitliniengerechter Pharmakotherapie zuteilwurde. Im Gegensatz dazu konnte der Zusammenhang zwischen der Dosierung der Herzinsuffizienzmedikamente und der Prognose der Patienten am Beispiel einer Therapie mit Betablockern bzw. ACE-Hemmern/ARBs nur eingeschr{\"a}nkt aufgezeigt werden. Einen prognostischen Vorteil hatten hierbei lediglich Patienten mit einer hohen Dosis an ACE-Hemmer und einer LVEF <45\%, wobei nach Gewichtsadaptation kein signifikanter Unterschied mehr nachweisbar war. Hinsichtlich der Gabe eines Betablockers weisen die Analysen auf einen prognostischen Vorteil einer solchen Therapie hin, w{\"a}hrend die Dosierung bzw. das Erreichen der Zieldosis von nachrangiger Bedeutung zu sein scheint. Vielmehr scheint es sinnvoll zu sein, sich bei der Betablockertherapie an der Herzfrequenz der Patienten zu orientieren, die einen guten Pr{\"a}diktor f{\"u}r die Prognose darstellt. Prim{\"a}res Ziel muss es demnach in jedem Fall sein, dass der chronisch herzinsuffiziente Patient die jeweilige Substanzklasse erh{\"a}lt, wenn sie nach Leitlinien indiziert ist. Die Dosissteigerung sollte dann nicht forciert nach festen Schemata erfolgen, sondern angepasst an das individuelle Patientenprofil. Ver{\"a}nderungen von Herzfrequenz, Blutdruck und Laborparametern m{\"u}ssen hierzu repetitiv erfasst und in die Behandlungsstrategie eingebunden werden. Nach 5 Jahren waren im Register 57\% der Patienten verstorben, wobei v.a. kardiovaskul{\"a}re Ereignisse aber auch der pl{\"o}tzliche Herztod als Todesursachen dominierten. Wenngleich sich hier ein deutlicher Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung (NYHA-Stadium) best{\"a}tigte, verdeutlichen diese Daten den nach wie vor schwerwiegenden („malignen") Verlauf der chronischen Herzinsuffizienz. Gleichzeitig sind die Daten auch Ansporn, die Pharmakotherapie unter Alltagsbedingungen so zu optimieren, wie es sonst nur unter den Bedingungen klinisch-kontrollierter Studien m{\"o}glich ist. Die Daten der vorliegenden Arbeit legen nahe, dass allein durch die bestm{\"o}gliche Anpassung der „konventionellen medikament{\"o}sen Therapie" sich bereits ein erheblicher prognostischer Nutzen f{\"u}r den einzelnen Patienten aber auch f{\"u}r die Bev{\"o}lkerung und das Gesundheitssystem materialisieren ließe. K{\"u}nftig m{\"u}ssen demnach verst{\"a}rkte Anstrengungen darauf gerichtet werden, diese Therapie-Optimierung fl{\"a}chendeckend und nachhaltig umzusetzen. Studienkollektive wie das INH-Register sind dabei geeignete Instrumente der Versorgungsforschung, die langfristig auch direkt zur Verbesserung der Versorgungssituation der Patienten beitragen.}, subject = {Chronische Herzinsuffizienz}, language = {de} }