@phdthesis{Stoecker2002, author = {St{\"o}cker, Christian}, title = {Der Einfluss von Handlungseffekten auf den Erwerb und die Ausf{\"u}hrung von Bewegungssequenzen}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-5303}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2002}, abstract = {Die Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Rolle die sensorischen Effekte von Handlungen beim Erwerb und der Steuerung von Bewegungen spielen. Dabei wird auf zwei experimentelle Ans{\"a}tze zur{\"u}ckgegriffen, einerseits die serielle Wahlreaktionsaufgabe (SWR) und andererseits Trainingsstudien zum Erwerb kurzer motorischer Sequenzen. In der SWR ist es die Aufgabe der Versuchspersonen, auf nacheinander dargebotene Reize so schnell wie m{\"o}glich, meist mit Tastendr{\"u}cken, zu reagieren. Wenn die Abfolge der Tastendr{\"u}cke einer bestimmten, statistisch festgelegten oder zyklisch wiederholten Struktur folgt, nehmen die Reaktionszeiten stark ab, wenn die Struktureigenschaften ver{\"a}ndert werden, verschwindet dieser {\"U}bungsgewinn wieder. Anhand der einschl{\"a}gigen Literatur wird zun{\"a}chst belegt, dass sowohl statistische als auch relationale sowie raum-zeitliche Struktureigenschaften die Lernrate beeinflussen. Anschliessend wird diskutiert, zwischen welchen Elementen der Ereignissequenz, die eine SWR darstellt, Struktureigenschaften wirksam werden. Es wird der Nachweis gef{\"u}hrt, dass die Bedeutung von Reaktionseffekten in diesem Zusammenhang in der Literatur bisher weitgehend vernachl{\"a}ssigt wurde. Ein {\"a}hnlicher Mangel zeigt sich auch in der Betrachgung der Literatur zum Training kurzer Bewegungsfolgen und den theoretischen Ans{\"a}tzen zur motorischen Programmierung: Sensorische Effekte von Bewegungen werden in den Erkl{\"a}rungsmodellen nicht als bedeutsamer Faktor erkannt. Fußend auf der Logik des „ideomotorischen Prinzips" wird in einer Serie von Experimenten der Nachweis gef{\"u}hrt, dass Toneffekte, die kontingent an die Reaktionstasten gebunden sind, sich erleichternd auf den Erwerb und die Ausf{\"u}hrung motorischer Sequenzen auswirken k{\"o}nnen. Im ersten Experiment wird in einer seriellen Wahlreaktionsaufgabe eine Gruppe von Versuchspersonen, die kontingent zugeordnete Toneffekte erzeugt mit zwei Kontrollgruppen (ohne Toneffekte und mit nicht-kontingenten Toneffekten) verglichen. Die kontigenten Toneffekte verbessern das serielle Lernen substantiell, die nicht-kontingenten Toneffekte haben keinen Einfluss. In Experiment 2 wird dieser Befund mit anderem Reizmaterial repliziert und es wird gezeigt, dass bedeutsame Kompatibilit{\"a}tsbeziehungen zwischen den Reaktionstasten und den T{\"o}nen bestehen: Der n{\"u}tzliche Einfluss der T{\"o}ne zeigt sich nur bei von links nach rechts aufsteigender Zuordnung. In beiden Experimenten kann eine Erkl{\"a}rung der Ergebnisse durch Unterschiede im „expliziten Wissen" {\"u}ber die Sequenzstruktur ausgeschlossen werden. Experiment drei bis f{\"u}nf zeigen, dass kontingent und aufsteigend zugeordnete Toneffekte auch das Erlernen kurzer Tastendruchsequenzen, die {\"u}ber einen l{\"a}ngeren Zeitraum trainiert werden k{\"o}nnen, erleichtern. Am augenf{\"a}lligsten ist dabei das Verschwinden des sogenannten Sequenzl{\"a}ngeneffektes, eines {\"u}blicherweise vorhandenen Unterschiedes in den Initiierungszeiten k{\"u}rzerer und l{\"a}ngerer motorischer Abfolgen. Mit geeigneten Toneffekten lassen sich l{\"a}ngere Sequenzen ebenso schnell initiieren wie k{\"u}rzere, was daf{\"u}r spricht, dass die sensorischen Effekte bei der Erstellung des motorischen Programmes f{\"u}r die Bewegung eine Rolle spielen. In Experiment 4 und 5 nehmen auch die Zwischen-Tasten-Intervalle innerhalb der trainierten Sequenzen mit Toneffekten schneller ab und gleichen sich einander schneller an, was als Hinweis darauf interpretiert wird, dass die Toneffekte sich erleichternd auf das chunking, also die Zusammenfassung einzelner Elemente zu gr{\"o}ßeren Einheiten, auswirken. Diese {\"U}berlegung steht im Einklang mit aus der Literatur bekannten {\"U}berlegungen zur Reduktion des Sequenzl{\"a}ngeneffektes durch intensives Training, auch hier wurde in der Vergangenheit bereits ein Einfluss von chunking-Prozessen vermutet. Experiment 5 zeigt, dass der Einfluss der Toneffekte auch bei einem l{\"a}ngeren Vorinformationsintervall nicht verschwindet, das heisst, auch wenn die Versuchspersonen Zeit haben, sich auf die gleich auszuf{\"u}hrende Sequenz vorzubereiten, k{\"o}nnen mit Toneffekten ge{\"u}bte Sequenzen schneller initiiert werden. Dies spricht dagegen, dass die Toneffekte sich nur erleichternd auf die Aktionsauswahl auswirken, und daf{\"u}r, dass ihnen auch bei Initiierung und Ausf{\"u}hrung Bedeutung zukommt. Ein letztes Experiment zeigt, dass die beobachteten Befunde nicht unabh{\"a}ngig von den verwendeten Effekten sind, da sich bei einem Replikationsversuch mit visuellen Effekten (Ziffern) keine Unterschiede zwischen Experimental-und Kontrollbedignung beobachten lassen. Die Ergebnisse werden mit Blick auf die zuk{\"u}nftige Modellbildung im Bereich der Motoriksteuerung und der motorischen Programmierung diskutiert. Nachdem Alternativerkl{\"a}rungen ausgeschlossen werden k{\"o}nnen wird der Schluss gezogen, dass sensorische Effekte Teil der zu Auswahl und Steuerung von Bewegungen notwendigen internen Repr{\"a}sentationen sein m{\"u}ssen. Geeignete Effekte k{\"o}nnen Erwerb und Ausf{\"u}hrung beschleunigen.}, subject = {Bewegungshandlung}, language = {de} }