@phdthesis{Neumann2017, author = {Neumann, Maria Johanna}, title = {Chronische Effekte von Methylphenidat auf die Riechfunktion von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivit{\"a}tsst{\"o}rung}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-150795}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2017}, abstract = {Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivit{\"a}tsst{\"o}rung (ADHS) handelt es sich um ein weltweit verbreitetes St{\"o}rungsbild mit Beginn in der Kindheit, das sich anhand der Symptome Unaufmerksamkeit, Impulsivit{\"a}t und Hyperaktivit{\"a}t manifestiert. Ein Fortbestehen der St{\"o}rung in das Jugend- und Erwachsenenalter ist nicht selten. Die Auswirkungen sind dabei vielf{\"a}ltig und f{\"u}hren bei fehlender Behandlung zu psychosozialen Beeintr{\"a}chtigungen der Betroffenen. Obwohl ADHS mittels multimodaler Therapie behandelbar ist, werden die Diagnose und vor allem die medikament{\"o}se Behandlung weiterhin kontrovers diskutiert. Bei einer zu Grunde liegenden komplexen, multifaktoriellen Genese der St{\"o}rung ist die Erforschung objektiver Diagnosekriterien, wie es zum Beispiel Biomarker sein k{\"o}nnten, in den Fokus der Forschung ger{\"u}ckt. F{\"u}r andere neurologische und psychiatrische Erkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Parkinson, ist eine Ver{\"a}nderung der Geruchsfunktion bekannt. Auch f{\"u}r die ADHS existieren Studien, die sich mit der Geruchsleistung von Patienten befassen. Eine verbesserte Geruchsensitivit{\"a}t bei Kindern mit ADHS ohne Medikation konnte bereits gezeigt werden. Mit Methylphenidat (MPH) behandelte Patienten zeigten aber keine Verbesserung in der Geruchsleistung. Daher ist es Gegenstand dieser Studie die Geruchsfunktion f{\"u}r die Leistungen Sensitivit{\"a}t (Schwellenwahrnehmung eines Geruchs), Diskrimination (Unterscheidung zweier Ger{\"u}che) und Identifikation (Erkennen und Benennen von Ger{\"u}chen) bei ADHS- Patienten zu untersuchen, sowie verschiedene Medikationsstatus zu ber{\"u}cksichtigen. Die Geruchsleistung wurde mittels Sniffin´ Sticks, einer klinischen Geruchstestungsbatterie zur Erhebung der genannten Parameter, durchgef{\"u}hrt. Eingeschlossen wurden 112 Kinder zwischen 6 und 12 Jahren mit ADHS sowie 86 Kontrollprobanden zwischen 6 und 12 Jahren. Die Patienten wurden eingeteilt in solche, die noch nie Stimulanzienmedikation erhalten hatten (medikationsnaiv), solche, die aktuell MPH erhielten und solche, die ihre Medikation zu unterschiedlichen Zeitpunkten abgesetzt hatten (vor maximal 6 Tagen, vor maximal 31 Tagen, vor mehr als 30 Tagen). Es konnte eine signifikant bessere Sensitivit{\"a}tsleistung bei Patienten, welche ihre Medikation l{\"a}nger als 30 Tage abgesetzt hatten, im Vergleich zu Kontrollprobanden und allen medizierten Patienten gezeigt werden. Des Weiteren konnte eine verbesserte Sensitivit{\"a}tsleistung bei ADHS-Patienten, welche ihre Medikation seit einem l{\"a}ngeren Zeitraum abgesetzt hatten, im Vergleich zu Kontrollprobanden gefunden werden. Dies ist ein Hinweis f{\"u}r eine m{\"o}gliche Anpassung der Sensitvit{\"a}tsleistung an das urspr{\"u}nglich verbesserte Niveau nach einer gewissen Medikationskarenz. Bei der ADHS liegt unter anderem eine dopaminerge Dysregulation als krankheitsurs{\"a}chlich zu Grunde. Aufgrund eines erh{\"o}hten dopaminergen Tonus beim AHDS in mesolimbischen Bereichen k{\"o}nnte es zu einer verminderten Proliferation von adulten Stammzellen und somit zur Verminderung der Anzahl nachr{\"u}ckender Interneurone, mit daraus resultierender verbesserter Geruchsfunktion bei geringerer dopaminerger Hemmung kommen. F{\"u}r die Auswirkung der unterschiedlichen Absetzzeitr{\"a}ume auf die Sensitivit{\"a}tsleistung k{\"o}nnten kurzfristige Mechanismen, wie eine Erh{\"o}hung der Durchblutung, und langfristige Mechanismen, die sich durch Ver{\"a}nderungen von Rezeptorprofilen ergeben, bei MPH-Einnahme verantwortlich sein. F{\"u}r die Diskriminationsleistung ergab sich in dieser Arbeit eine Verbesserung allein in der medikationsnaiven Patientengruppe, jedoch nur unter Ber{\"u}cksichtigung potentieller Einflussfaktoren wie IQ, Alter und Geschlecht. Daher m{\"u}ssen diese Erkenntnisse mit Vorsicht interpretiert werden. Auch im Fall der verbesserten Diskriminationsleistung gibt es Hinweise, dass eine ver{\"a}nderte Stammzellproliferation verantwortlich sein k{\"o}nnte. Bez{\"u}glich der Identifikationsleistung ergab sich in der vorliegenden Arbeit eine Verschlechterung der Leistung allein in der Patientengruppe, welche ihre Medikation seit kurzem abgesetzt hatte. Im Gegensatz zur Sensitivit{\"a}t unterliegen Diskrimination und Identifikation noch weiterer zentraler Prozessierung zum Beispiel im orbitofrontalen Kortex. Die Zusammenh{\"a}nge sind hier also komplexer. Dennoch unterliegt auch der Hippocampus adulter Neurogenese, so dass Zusammenh{\"a}nge zwischen dopaminerger Dysregulation und Identifikationsleistung diskutiert werden k{\"o}nnen. Die Erkenntnisse der vorliegenden Studie sind ein weiterer Schritt in der Etablierung der Sensitvit{\"a}tsleistung als Biomarker f{\"u}r ADHS im Kindesalter. Weitere bildgebende Studien k{\"o}nnten die Erkenntnisse erweitern beziehungsweise die genauen Hintergr{\"u}nde bez{\"u}glich Diskriminations- und Identifikationsleistung verifizieren. Methodische Unterschiede scheinen f{\"u}r die heterogene Studienlage bez{\"u}glich Diskriminations- und Identifikationsleistung verantwortlich.}, subject = {Geruchsschwelle}, language = {de} }