@phdthesis{Duckwitz2013, author = {Duckwitz, David}, title = {Unfall oder Gewaltdelikt? Retrospektive Analyse von Gesichtsverletzungen verursacht durch stumpfe Gewalt}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-103424}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2013}, abstract = {In der vorliegenden Arbeit wurde der Archivbestand des Instituts f{\"u}r Rechtsmedizin der Universit{\"a}t W{\"u}rzburg aus den Jahren 2002 bis 2012 untersucht. 696 F{\"a}lle mit Beteiligung stumpfer Gewalt, wurden statistisch erfasst. Darin eingeschlossen waren 622 Sektionsprotokolle und 74 Akten von Lebenduntersuchungen. Erfasst wurden dabei 94 Opfer von Gewalttaten und 598 Unfallopfer. Ziel der Arbeit war es, folgenden Fragestellungen nachzugehen: Welche R{\"u}ckschl{\"u}sse im Hinblick auf deren Entstehung erlauben Art, Anzahl und Lokalisation von Gesichtsverletzungen im Einzelnen? Kann anhand dieser entschieden werden, ob es sich um einen Unfall oder ein Gewaltdelikt handelte? In diesem Zusammenhang wurden ausschließlich F{\"a}lle von stumpfer Gewalt bzw. stumpfer Gewalteinwirkung ber{\"u}cksichtigt. Folgende Kriterien wurden in einer Excel -Tabelle er- fasst und anschließend mittels SPSS [36] statistisch ausgewertet: Geschlecht, Alter, Verletzungsursache, die Blutalkoholkonzentration und, falls zutreffend, die Todesursache. Des Weiteren wurden folgende Verletzungsmerkmale registriert: Weichteilverletzungen und Frakturen der Nasen, des Ober- und Unterkiefers, L{\"a}sionen der Mundschleimhaut, der Ohren und des postaurikul{\"a}ren Bereichs. Außerdem die Anzahl von Verletzungen pro Opfer und Ursache. Um Aussagen {\"u}ber F{\"a}lle, in denen ein Verkehrsunfall oder zumindest ein Insassenunfall ausgeschlossen werden konnte, treffen zu k{\"o}nnen, wurden drei Untersuchungsgruppen gebildet. Ein Gesamtkollektiv, eine Gruppe speziell ohne Insassenverkehrsunf{\"a}lle und ein Kollektiv generell ohne Verkehrsunf{\"a}lle. Das Gesamtkollektiv bestand aus 486 m{\"a}nnlichen Gesch{\"a}digten und 208 weiblichen Opfern. M{\"a}nner waren h{\"a}ufiger Opfer von Unf{\"a}llen als Frauen (m:w = 2,8:1). Bei Gewaltdelikten war das Verh{\"a}ltnis ausgeglichen (m:w = 1:1).
Die h{\"a}ufigste Unfallursache war der Insassenverkehrsunfall, gefolgt von unfall- bedingten St{\"u}rzen. Gewaltformen waren (in absteigender Reihenfolge) multiple 66 Gewalteinwirkungen bzw. Misshandlungen, Schl{\"a}ge mit stumpfen Gegenst{\"a}nden, Schl{\"a}ge mit der Hand und durch St{\"o}ße verursachte St{\"u}rze. Die h{\"a}ufigste Todesursache war das Sch{\"a}del-Hirn-Trauma. Die Analyse der Auspr{\"a}gung verschiedener Verletzungen ergab, dass im Kollektiv ohne VU mehrere gleichzeitig auftretende Verletzungen eher f{\"u}r ein Gewaltdelikt sprechen. Zudem zeigte sich, dass explizit Sturzereignisse durchschnittlich signifikant weniger Verletzungen aufweisen als Misshandlungen bzw. multiple stumpfe Gewaltanwendungen. Verletzungen der Nasenweichteile und der Ober- und Unterkiefermundschleimh{\"a}ute wurden sowohl bei Unf{\"a}llen als auch bei Gewalttaten in allen Kollektiven als die H{\"a}ufigsten identifiziert. Frakturen der Mandibula, Maxilla, des Os nasale und Zahnverletzungen zeigten keine signifikant unterschiedlichen Auspr{\"a}gungen. Es konnte nachgewiesen werden, dass sich Mundschleimhautverletzungen insbesondere des Oberkiefers, Verletzungen der Nasenweichteile, der Ohrmuschel und der Haut hinter den Ohren signifikant h{\"a}ufiger bei Delikten stumpfer Gewalt pr{\"a}sentierten als dies bei Unf{\"a}llen bzw. Sturzgeschehen der Fall war. Obwohl ein deutliches statistisches {\"U}bergewicht der Unfallzahlen im Vergleich zu Gewalttaten vorlag, zeigte sich, dass unter allen Ohrverletzungen (sowie L{\"a}sionen der Haut h. d. Ohren) mehr als die H{\"a}lfte durch eine Gewalttat verursacht wurden. Es wurde festgestellt, dass Kopfverletzungen durch stumpfe Gewalt, welche in der Literatur als typisch f{\"u}r Kindesmisshandlungen beschrieben werden, auch in F{\"a}llen von Gewalt gegen Erwachsene signifikant h{\"a}ufiger bei stumpfen Gewaltdelikten auftreten. Somit k{\"o}nnten diese auch als Pr{\"a}diktor f{\"u}r vorliegende Gewalttaten dienen. Eine entsprechende Datenbank k{\"o}nnte als sinnvolle Erg{\"a}nzung zu den bekannten Mitteln der Rechtsmedizin bzw. medizinischen Kriminalistik Verwendung finden, um Unf{\"a}lle von Delikten stumpfer Gewalt zu unterscheiden.}, subject = {Gewaltdelikt}, language = {de} }