@phdthesis{Hansbauer2004, author = {Hansbauer, Severin Josef}, title = {Das oberitalienische Familienportr{\"a}t in der Kunst der Renaissance : Studien zu den Anf{\"a}ngen, zur Verbreitung und Bedeutung einer Bildnisgattung}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-17023}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2004}, abstract = {In einer gattungsgeschichtlich angelegten Untersuchung wird erstmals ein {\"U}berblick {\"u}ber die vielf{\"a}ltigen Gestaltungsm{\"o}glichkeiten des oberitalienischen Familienportr{\"a}ts im 15. und 16. Jahrhundert gegeben. K{\"u}nstlerische Fragestellungen bilden den Kern der Arbeit, ohne daß jedoch die jeweiligen historischen Entstehungsbedingungen und der geistesgeschichtliche Horizont der besprochenen Werke unber{\"u}cksichtigt blieben. Die urspr{\"u}nglich versuchte systematische Gliederung nach k{\"u}nstlerischen Auffassungen wurde zugunsten einer chronologischen Ordnung von Andrea Mantegna bis Ludovico Carracci aufgegeben. Von Anfang an blieb die Untersuchung auf das autonome Familienportr{\"a}t beschr{\"a}nkt; trotz seines Portr{\"a}tcharakters geh{\"o}rt das Stifterbild n{\"a}mlich in einen andersgearteten k{\"u}nstlerischen Zusammenhang, in dem prim{\"a}r das Verh{\"a}ltnis des anbetenden Donators zum gnadenvermittelnden Heiligen thematisiert wird. Zun{\"a}chst wird den Anf{\"a}ngen des autonomen Familienportr{\"a}ts im Quattrocento nachgesp{\"u}rt, sodann die allm{\"a}hliche regionale Ausbreitung, ikonographische Festigung und Abgrenzung des italienischen vom deutschen und niederl{\"a}ndischen Familienportr{\"a}t in der ersten H{\"a}lfte des Cinquecento behandelt. Die Konsolidierung als k{\"u}nstlerische Gattung in Gestalt ausgepr{\"a}gter Typen w{\"a}hrend der zweiten Jahrhunderth{\"a}lfte ist Gegenstand des den ersten Hauptteil abschließenden Kapitels. Faßbar wird das autonome Familienportr{\"a}t erstmals in der zweiten H{\"a}lfte des Quattrocento im kulturellen Umkreis der oberitalienischen H{\"o}fe, in Mantua und Ferrara. Das k{\"u}nstlerische Hauptinteresse konzentriert sich auf den Versuch, eine eigene, das Thema der Familie vergegenst{\"a}ndlichende Ikonographie zu entfalten. Bereits im Einzelportr{\"a}t bew{\"a}hrte k{\"u}nstlerische Maßnahmen werden aufgegriffen, um die im Haus zusammenlebenden Mitglieder einer Familie als eine Gruppe anschaulich werden zu lassen, die durch ein besonderes Verh{\"a}ltnis miteinander verbunden ist. Andrea Mantegna gelangt mit seiner dekorativen Ausstattung eines beheizbaren Turmgemachs im mantuanischen Kastell, dessen Hauptbild {\"u}ber dem Kamin das erste bekannte autonome Familienportr{\"a}t ist, zur repr{\"a}sentativen Auffassung einer famili{\"a}ren Gruppe zwischen feierlichem Ernst und fr{\"o}hlicher Entspannung, die bis ans Ende des Cinquecento und weit dar{\"u}ber hinaus f{\"u}r das Familienportr{\"a}t von Bedeutung bleibt. Bernardino Licinio gelingt im Venedig des fr{\"u}hen Cinquecento eine genreartige Fassung des Themas, die in einem breitformatigen Familienportr{\"a}t Lorenzo Lottos geradezu klassische Gestalt annimmt. Einen eigenen Weg schl{\"a}gt Parmigianino mit einem zur poetischen Auffassung verdichteten, aus fl{\"a}chendekorativen Bez{\"u}gen lebenden Pendantportr{\"a}t ein, mit dem er nicht zuletzt auf den jungen Paolo Veronese einwirkt. Ohne den heute verlorenen raumdekorativen Zusammenhang werden dessen lebensgroße Pendantportr{\"a}ts nicht verst{\"a}ndlich, die an den Betrachter wie an einen Familienfreund adressiert sind. Wie dieses Familienportr{\"a}t deutlich macht, befindet sich der K{\"u}nstler mit dem Sujet zwangsl{\"a}ufig in allern{\"a}chster N{\"a}he zum gelebten Alltag. Seine Aufgabe ist es, diesen Grenzbereich in einer Weise zu gestalten, daß selbst bei illusionistischer Auffassung keinen Moment ein Zweifel dar{\"u}ber besteht, wie wohltuend geschieden das Reich der Kunst von der M{\"u}hsal des Alltags bleibt. Auch die von diesen ‚Leitbildern' abh{\"a}ngigen oberitalienischen Familienportr{\"a}ts der zweiten Jahrhunderth{\"a}lfte sind von diesem k{\"u}nstlerischen Anliegen beherrscht. Der zweite Hauptteil der Arbeit widmet sich ausf{\"u}hrlich sozialhistorischen Fragestellungen. Scheinbare Fakten aus dem famili{\"a}ren Alltag, die von Teilen der Forschung als Zeichen einer Kultur der Lieblosigkeit in der fr{\"u}hen Neuzeit verstanden wurden, erscheinen in einem anderen Licht, wenn sie innerhalb eines angemesseneren geistigen Horizonts betrachtet werden. Diesen versucht der Verfasser als den fast vollkommen in Vergessenheit geratenen Gedanken des ordo caritatis zu rekonstruieren, den nicht zuletzt prominente italienische Humanisten der Zeit klar aussprechen oder unausgesprochen als Fundament ihres Nachdenkens {\"u}ber Familie und Gesellschaft verstehen. Innerhalb dieses Horizonts erscheinen auch die oberitalienischen Familienportr{\"a}ts in der Kunst der Renaissance.}, subject = {Familienbildnis}, language = {de} }