@phdthesis{Barthel2009, author = {Barthel, Dominik}, title = {Komorbide St{\"o}rungen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS: Vergleich des vorwiegend unaufmerksamen Subtypus mit dem Mischtypus nach DSM-IV}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-46484}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2009}, abstract = {In der vorliegenden Arbeit wurde ein Vergleich der klinischen Erscheinungsbilder des vorwiegend unaufmerksamen Subtypus mit dem Mischtypus der ADHS nach DSM-IV-Kriterien vorgenommen. Ausgehend von Ergebnissen vorangehender Studien wurde der Frage nachgegangen, ob die Subtypen unterschiedliche Verteilungsmuster komorbider St{\"o}rungen zeigen. So wurde {\"u}berpr{\"u}ft, ob der Mischtypus insgesamt schwerer von Komorbidit{\"a}t betroffen ist und h{\"a}ufiger externale St{\"o}rungen (St{\"o}rung mit oppositionellem Trotzverhalten bzw. Sozialverhaltensst{\"o}rungen) aufweist. Beim vorwiegend unaufmerksamen Subtypus hingegen wurde eine st{\"a}rkere Belastung mit internalen St{\"o}rungsbildern (Angst- und depressive St{\"o}rungen) und der Lese- Rechtschreibst{\"o}rung angenommen. Der Stichprobenumfang (n=124) erlaubte zus{\"a}tzlich eine getrennte Betrachtung der Geschlechter sowie von Kindern und Jugendlichen. Dadurch sollten geschlechts- und entwicklungsabh{\"a}ngige Einfl{\"u}sse aufgezeigt werden, die in der Literatur bisher unber{\"u}cksichtigt blieben. Erstmals wurden in dieser Untersuchung neben den Tic- und den Ausscheidungsst{\"o}rungen auch weitere psychiatrische Diagnosen (Substanzmissbrauch, Zwangs- und Essst{\"o}rungen sowie Belastungsreaktionen) mitber{\"u}cksichtigt, um empirische Erkenntnisse {\"u}ber eine potentiell differente Assoziation derselben mit den ADHS-Subtypen zu gewinnen. Zur Beurteilung der klinischen Subtypen wurde mit allen Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern ein halbstrukturiertes Interview durchgef{\"u}hrt (K-SADS-PL) und somit die entsprechenden psychiatrischen Lebenszeitdiagnosen der Probanden erhoben. Zur dimensionalen Beurteilung der psychischen Auff{\"a}lligkeiten der Kinder wurde von den Eltern ein Breitbandfragebogen (CBCL) ausgef{\"u}llt; zus{\"a}tzlich sch{\"a}tzten die Probanden ihre aktuelle depressive Symptomatik mittels eines Selbstbeurteilungsbogens ein. Die ADHS-Symptomatik wurde sowohl klinisch als auch anhand eines st{\"o}rungsspezifischen Lehrerfragebogens (FBB-HKS) beurteilt. Durch diese multimodale Vorgehensweise konnten informanten- und instrumentenabh{\"a}ngige Verzerrungen der Ergebnisse minimiert werden. Alle Ergebnisse der kategorialen Diagnostik mittels K-SADS-PL wurden durch die dimensionale Auswertung des Elternurteils (CBCL) gest{\"u}tzt, was auf eine hohe Validit{\"a}t der durchgef{\"u}hrten Interviews verweist. Die Variablen Alter, Geschlecht sowie kognitives Leistungsniveau wurden im Rahmen dieser Dissertationsarbeit erstmals in einer Studie zur Komorbidit{\"a}t der ADHS-Subtypen ausf{\"u}hrlich untersucht. Zudem wurden diese im Rahmen der Parallelisierung der Vergleichsgruppen ber{\"u}cksichtigt, ein Vorgehen was sich aus den in der Literatur beschriebenen Interaktionen dieser Variablen mit komorbiden St{\"o}rungen ergibt. Des Weiteren ist die im Rahmen der Untersuchung durchgef{\"u}hrte differenzierte Leistungstestung der schriftsprachlichen Fertigkeiten bei einer ADHS-Population als Neuerung zu betrachten, da bisher noch keine Untersuchung zur differenten Komorbidit{\"a}t der ADHS-Subtypen mit Legasthenie durchgef{\"u}hrt wurde. Es konnte gezeigt werden, dass die genannten Faktoren signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse der Komorbidit{\"a}tsforschung haben, weshalb deren Ber{\"u}cksichtigung in zuk{\"u}nftigen Forschungsprojekten dringend zu empfehlen ist. Diese Studie widerlegt die Annahme, dass sich die ADHS bei den Geschlechtern in gleicher Weise manifestiert: Nach unseren Ergebnissen ist davon auszugehen, dass eine h{\"o}here komorbide Gesamtbelastung des Mischtypus im Vergleich mit dem vorwiegend unaufmerksamen Subtypus nur beim m{\"a}nnlichen Geschlecht besteht. Bei M{\"a}dchen ist ADHS-U ebenso stark von Komorbidit{\"a}t betroffen wie ADHS-M; der unaufmerksame Subtypus zeigte hier nach Elternurteil sogar st{\"a}rkere Probleme im sozialen Bereich als der Mischtypus. Eine h{\"o}here Rate an externalisierenden St{\"o}rungsbildern beim Mischtypus war f{\"u}r Gesamtstichprobe und f{\"u}r die m{\"a}nnliche Stichprobe nachzuweisen - bei den weiblichen Probanden waren die Subtypen diesbez{\"u}glich gleich schwer betroffen. Die im Rahmen dieser Studie gefundenen hohen Komorbidit{\"a}tsraten mit affektiven St{\"o}rungen decken sich mit der Annahme, dass eine Assoziation zwischen Unaufmerksamkeit und depressiver Symptomatik besteht. Ob dies zu einer unterschiedlichen Belastung der von Unaufmerksamkeit gekennzeichneten Subtypen ADHS-U und ADHS-M f{\"u}hrt, kann nach bisheriger Datenlage nicht beantwortet werden. Hinweise darauf, dass ADHS-U st{\"a}rker mit depressiven St{\"o}rungen belastet ist, ergaben sich in unserer Stichprobe in der Altersgruppe unter 12 Jahren. Im Kindesalter war der vorwiegend unaufmerksame Subtypus zudem signifikant h{\"a}ufiger von Lese-Rechtschreibst{\"o}rung betroffen als der Mischtypus; beide Ergebnisse waren in der Altersgruppe zwischen 12 und 17 Jahren nicht nachweisbar. In Zusammenschau mit Voruntersuchungen lassen sich diese Befunde im Sinne einer heterogenen ADHS-U-Gruppe im Jugendalter deuten: Sie setzt sich sowohl aus Patienten zusammen, die seit Kindheit vorwiegend unaufmerksam klassifiziert wurden sowie aus solchen, die urspr{\"u}nglich die Kriterien f{\"u}r ADHS-M erf{\"u}llten und als Jugendliche - nach entwicklungsbedingtem R{\"u}ckgang der motorischen Hyperaktivit{\"a}t - ADHS-U zugeordnet werden. Die h{\"o}chste Rate an affektiven St{\"o}rungen in unserer Stichprobe war f{\"u}r die weibliche ADHS-U-Gruppe nachzuweisen; diese war auf allen internalen Skalen der CBCL signifikant st{\"a}rker betroffen als M{\"a}dchen vom Mischtypus. F{\"u}r die Angstst{\"o}rungen zeigte sich hingegen beim Mischtypus eine signifikant st{\"a}rkere Betroffenheit des m{\"a}nnlichen Geschlechts; im Vergleich mit m{\"a}nnlichen Versuchsteilnehmern des vorwiegend unaufmerksamen Subtypus deutete sich ein entsprechender Unterschied an. Insofern ergeben sich aus der vorliegenden Untersuchung neue Hypothesen, bei denen besonders die gefundenen Interaktionen zwischen ADHS-Subtyp und Geschlecht und die Entwicklungsaspekte zu ber{\"u}cksichtigen sind.}, subject = {ADHS}, language = {de} }