@phdthesis{MerkCarinci2020, author = {Merk-Carinci, Dorothea}, title = {Bilder der Anderen. Kritische Diskursanalyse der westdeutschen und britischen Presseberichterstattung zur Zeit der zweiten Berlin-Krise (1958-62)}, edition = {1. Auflage}, publisher = {W{\"u}rzburg University Press}, address = {W{\"u}rzburg}, isbn = {978-3-95826-134-1}, doi = {10.25972/WUP-978-3-95826-135-8}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-192105}, school = {W{\"u}rzburg University Press}, pages = {XX, 615}, year = {2020}, abstract = {1. Kapitel: Einleitung Das Kapitel der Einleitung erl{\"a}utert die Zielsetzung und Fragestellung dieser Arbeit unter Angabe der verwendeten Prim{\"a}rquellen, zu denen die Zeitungsartikel, Archivdokumente, die Transkriptionen der qualitativen Interviews geh{\"o}ren sowie den aktuellen Forschungsstand. Ziel dieser Arbeit ist es zum einen, auf inhaltlicher Ebene die Auto- und Heterobilder sowie Stereotype in der westdeutschen und britischen {\"u}berregionalen Presse herauszuarbeiten und diese vor dem Hintergrund des außenpolitischen bilateralen Verh{\"a}ltnisses zu interpretieren. Zum anderen sollen jene Eigen- und Fremdbilder strukturell in die Argumentationen der jeweils nationalen Pressetexte eingeordnet werden und auf ihre Funktion hin {\"u}berpr{\"u}ft werden. In der vorliegenden Dissertation wird angenommen, dass Stereotype und Bilder „des Anderen" gezielt in die Argumentationen der nationalen Pressetexte eingebettet sind und dort argumentative Funktionen erf{\"u}llen, wie etwa die Verst{\"a}rkung eines Arguments oder die Herstellung von Plausibilit{\"a}t, Interpretation und Einordnung eines Ereignisses oder dessen gesellschaftliche Legitimation. Daher verbindet diese Arbeit die Methodik der „Kritischen Diskursanalyse" (KDA) mit der „Imagologie". Das Forschungsparadigma der KDA lautet nach Siegfried J{\"a}ger, den Diskurs auf seine ikonographischen Mittel hin zu untersuchen. Manfred Beller und Joep Leerssen definieren den Forschungsanspruch der Imagologie wie folgt: "Imagology aims to understand a discourse rather than a society". Weder die KDA gelangt zu einer n{\"a}heren Klassifizierung der zu untersuchenden „ikonographischen Mittel", noch unternimmt die „Imagologie" den Versuch, den Begriff „discourse" n{\"a}her zu bestimmen. Daher wird in dieser Arbeit diese L{\"u}cke geschlossen und beide Methodiken an ihrer Schnittstelle miteinander verbunden. Es ist das Hauptanliegen dieser Arbeit, die diskursive Konstruktion des deutsch-britischen Verh{\"a}ltnis im jeweiligen Pressediskurs beider L{\"a}nder im Untersuchungszeitraum dieser Arbeit tiefgreifend zu analysieren und die dem jeweiligen Diskurs zugrundeliegenden „Aussagen" im Sinne Foucaults herauszuarbeiten. Zudem sollen allgemein-g{\"u}ltige Ergebnisse zur Tradierung von Stereotypen und dem positiven und negativen Tenor der {\"u}berregionalen Berichterstattung unter Ber{\"u}cksichtigung des außenpolitischen Kontextes in Betracht gezogen werden. Die Auswirkungen des Pressediskurses auf das {\"o}ffentliche Denken soll anhand von Archivdokumenten bzw. von qualitativen Interviews punktuell gezeigt werden. 2. Kapitel: Diskurs und Kritische Diskursanalyse Im zweiten Kapitel wird zun{\"a}chst der Diskursbegriff nach Michel Foucault mit den Wirkmechanismen und Strukturen von Diskursen begr{\"u}ndet. Wichtig dabei ist der „Wissen/Macht-Komplex", der die diskursive Aushandlung von „allgemein g{\"u}ltigem Wissen" innerhalb einer Gesellschaft beschreibt. Dieses „Wissen" enth{\"a}lt die Tradierung g{\"u}ltiger Argumentationsformen inklusive Eigen- und Fremdbilder in der Presse. Der Begriff „Aushandlung" impliziert dabei, dass es sich um einen diffizilen diskursiven Prozess handelt. „Wissen und Macht" sind laut Foucault intrinsisch miteinander verbunden. Macht generiert Wissen, Wissen impliziert Macht. Demnach haben die als g{\"u}ltig ausgehandelten Argumentationsformen und Bilder in den Pressetexten eine Wirkungsmacht, Bewusstsein innerhalb einer Gesellschaft formen. In Foucaults diskursanalytische Theorien, die selbst keine konkreten Analyseschemata zur Untersuchung von (Medien-) Diskursen beinhalten, fließen die Weiterf{\"u}hrungen von Sara Mills, Ruth Wodak und Norman Fairclough mit ein. Konkrete Vorgaben zur praktischen Analyse von Mediendiskursen legte der Linguist Sigfried J{\"a}ger des Duisburger Instituts f{\"u}r Sprach- und Sozialforschung vor. J{\"a}ger definiert verschiedene Diskursebenen innerhalb einer Gesellschaft, bei denen der Mediendiskurs zwischen der Politiker- und Alltagsebene angesiedelt ist. J{\"a}ger beschreibt, dass der Mediendiskurs in sich relativ homogen ist, da die großen Leitmedien ihre Informationen von wenigen offiziellen Presseagenturen beziehen. Dies bedeutet, dass die Nachrichten zur Aktualit{\"a}t im Fernsehen relativ gleich denen im Radio oder den Zeitungen sind. Im Fall dieser Arbeit ist best{\"a}tigt, dass die Presse den dominanten Mediendiskurs sowohl in der BRD als auch in GB zur politischen Information darstellt. Die Pressetexte mit ihren Argumenten, ihrem Tenor und den Selbst- und Fremdbildern zu den Ereignissen der zweiten Berlin-Krise hatten demnach eine große Wirkung auf ihre Leser, zu denen nachweislich auch die Regierungsoberh{\"a}upter Adenauer und Macmillan z{\"a}hlen. Trotz der angenommen Homogenit{\"a}t des Mediendiskurses besitzt jede Presse- und Medieninstitution eine eigene „diskursive Position" gem{\"a}ß ihrer Ausrichtung, die nachhaltig den Tenor ihrer Nachrichten bestimmen. Grunds{\"a}tzlich teilt man in einer Gesellschaft Wissen dar{\"u}ber, welche Ausrichtung die „großen Zeitungen" haben. So ist etwa der Guardian und die SZ sozialliberal, die Times, FAZ, Die Welt und der Daily Telegraph konservativ eingestellt. Dar{\"u}ber hinaus teilt J{\"a}ger die Presseberichterstattung in ihre Bestandteile. Diese sind etwa die Berichterstattung {\"u}ber ein bestimmtes Thema, den „Diskursstrang". Pressetexte, die ein bestimmtes Thema behandeln, nennt er „Diskursfragmente". Demnach bilden alle Diskursfragmente zu einem Thema den Diskursstrang, der sich diachron gem{\"a}ß der (außen-)politischen Situation entwickelt. J{\"a}ger bezeichnet ihn metaphorisch als „Fluss von Wissen durch die Zeit". Analysiert man ein Ereignis, {\"u}ber das in den Medien viel berichtet wird, stellt dies ein „diskursives Ereignis" dar. F{\"u}r J{\"a}ger stellen diese Orientierungspunkte dar, da sie eine „Momentaufnahme" des Diskursstranges abbilden und zeigen, welche Bilder, Argumente und diskursiven Mechanismen zu einem bestimmten Zeitpunkt tradiert wurden bzw. „g{\"u}ltig" waren. Die diachrone Aneinanderreihung von Ergebnissen aus mehreren diskursiven Ereignissen zeigt dann Entwicklungen und Ver{\"a}nderungen in einem Diskursstrang auf, dessen Einwirkungen vor dem Hintergrund der politischen Ebene interpretiert werden k{\"o}nnen. 3. Kapitel: Imagologie und Stereotypenforschung Das Kapitel behandelt die Bildung, Funktionen und Tradierung von Eigen- und Fremdbildkonstruktionen als kulturelle Konstrukte im {\"o}ffentlichen Diskurs, dem die Berichterstattung angeh{\"o}rt. Urspr{\"u}nglich in der vergleichenden Literaturwissenschaft situiert, weiten Beller \& Leerssen das Untersuchungsfeld der Imagologie von literarischen Texten auf Texte „as forms of cultural representation" aus. Dem sind Zeitungsartikel {\"u}berregionaler Qualit{\"a}tszeitungen ebenso zuzuordnen. In diesem Kapitel werden die „Images" als Oberbegriff erl{\"a}utert, aus denen sich das Bild, Stereotyp, Vorurteil und Feindbild ableiten. Zudem wird das Nationenbild behandelt. Der Schwerpunkt der Darstellungen in dieser Arbeit liegt dabei auf dem Stereotypenbegriff. Eingehend erl{\"a}utert dieses Kapitel die identit{\"a}tsstiftende Funktion von Eigen- und Fremdbildern, wobei ebenso die Aspekte des Wandels und der Best{\"a}ndigkeit von Stereotypen beleuchtet werden. Die Eigen- und Fremdbildkonstruktionen werden in den Kontext der Presseberichterstattung, insbesondere der Auslandsberichterstattung, eingebettet und deren Merkmale skizziert. Demnach wird die Struktur der Presseberichterstattung erl{\"a}utert, in dem die Stereotype und Bilder eingebettet werden. Ebenso wird die Relation zwischen verbalem Ausdruck eines Stereotyps und dessen kognitive Assoziierung behandelt, wobei der konturierte Charakter eines Stereotyps gezeigt werden soll. 4. Kapitel: Methodische Vorgehensweise Dieses Kapitel fasst, basierend auf der erl{\"a}uterten Methodik der Kritischen Diskursanalyse aus Kapitel 2 und den Grundlagen der Stereotypenforschung in Kapitel 3 die konkrete Vorgehensweise und methodische Anwendung dieser Arbeit zusammen. Behandelt wird die konkrete Auswahl relevanter Pressetexte f{\"u}r die quantitative und qualitative Analyse von westdeutschen und britischen Zeitungsartikeln der jeweils drei großen {\"u}berregionalen Tageszeitungen, die das Korpus dieser Dissertation bilden (Times, Daily Telegraph, Manchester Guardian, FAZ, SZ und Die Welt). Die diskursiven Ereignisse des Untersuchungszeitraumes werden erl{\"a}utert, ebenso wie die Klassifizierung der drei untersuchten Diskursstr{\"a}nge, die das deutsch-britische Verh{\"a}ltnis zur Zeit der zweiten Berlin-Krise von 1958 bis 1962 diskursiv aushandeln. Die konkrete Vorgehensweise aus Struktur- und Feinanalyse, die auf die drei Diskursstr{\"a}nge angewandt wird, wird geschildert. Dabei wird bereits der „Tenor der Berichterstattung" geschildert, der die drei untersuchten Diskursstr{\"a}nge dominiert. Neben der Tradierung von negativen, neutralen oder positiven Stereotypen im {\"u}berregionalen Pressediskurs eines Landes entscheidet auch die subtilere „Stimmung" im Pressetext {\"u}ber die Formulierung eines positiven oder negativen Fremdbildes. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen in Abgleich mit den Archivdokumenten zum politischen Hintergrund, dass der Tenor der Berichterstattung eines Landes {\"u}ber die fremde Nation an das außenpolitische Verh{\"a}ltnis gebunden ist - zur Zeit von Macmillans Moskau-Reise im Februar 1959 stellt die britische Außenpolitik eine Bedrohung f{\"u}r den Kurs Adenauers dar mit der Konsequenz, dass in beiden Pressediskursen ein negativer Tenor mit einer großen Anzahl negativer Fremdbilder zirkulierte. Als Macmillan 1960 von seiner Entspannungspolitik in Zentraleuropa Abstand nimmt und sich der kontinentaleurop{\"a}ischen Wirtschaftsbeziehungen zuwendet, verbessert sich sowohl der Tenor als auch die wechselseitigen Heterobilder {\"u}ber den Anderen in beiden Pressediskursen. Demnach h{\"a}ngt die negative Tradierung von Fremdbildern von der diskursiven Konstellation ab, die in den {\"u}berregionalen Leitmedien dem außenpolitischen Kurs der jeweiligen Regierung folgt. 5. Kapitel: Das britische und westdeutsche Pressewesen Im 5. Kapitel wird das westdeutsche Pressewesen dem britischen gegen{\"u}bergestellt. Zun{\"a}chst soll gezeigt werden, dass die Zeitungen im Untersuchungszeitraum dieser Arbeit das dominante Leitmedium zur politischen Information darstellen, da die „ephemeren" Medien wie Radio und Fernsehen zwar in beiden L{\"a}ndern zahlenm{\"a}ßig (bereits) weit verbreitet waren, sich zur intensiven politischen Information jedoch (noch) nicht durchgesetzt hatten. Dies hat zur Folge, dass der Presseberichterstattung {\"u}ber die britische und westdeutsche Außenpolitik zur zweiten Berlin-Krise eine noch gr{\"o}ßere Wirkungsmacht zukommt, deren inhaltliche Analyse sich eignet, dominante Grundaussagen des britischen und westdeutschen Pressediskurses in Form von Argumentationsmustern und der Tradierung von Fremdbildern zu Legitimierungszwecken herauszuarbeiten. Von diesen kann angenommen werden, dass sie eine sehr starke Wirkmacht zur Bewusstseinsbildung {\"u}ber die jeweils fremde Nation bei den Lesern hatten, zu denen nachweislich auch die f{\"u}hrenden Politiker beider L{\"a}nder z{\"a}hlten. Danach werden die sechs {\"u}berregionalen Zeitungen in ihrer Pressegeschichte sowie ihrer zahlenm{\"a}ßigen Verbreitung vorgestellt und ihre „Diskursposition", d.h. in ihrer (politischen) Ausrichtung im gesellschaftlichen Diskurs, genannt. Da diese Arbeit eine relative Homogenit{\"a}t der {\"u}berregionalen Leitmedien annimmt, wird die Diskursposition der einzelnen Tageszeitungen in dieser Untersuchung vernachl{\"a}ssigt. Es werden zudem wesentliche Unterschiede des westdeutschen und britischen Pressewesens erl{\"a}utert und die Kriterien einer „{\"u}berregionalen Tageszeitungen" definiert. Abschließend werden beide Pressewesen miteinander verglichen und in den historischen Kontext der zweiten Berlin-Krise eingeordnet. 6. Kapitel: Die zweite Berlin-Krise als diskursiver Kontext Dieses Kapitel erl{\"a}utert die außen- und weltpolitischen Hintergr{\"u}nde des l{\"a}ngsten Konfliktes des Kalten Krieges, die im August 1961 zur sichtbaren Teilung Deutschlands in Ost- und West f{\"u}hrte. Der historische Hintergrund wird mit Archivdokumenten aus dem Bundesarchiv Koblenz sowie dem Politischen Archiv des Ausw{\"a}rtigen Amtes gest{\"u}tzt. Gezeigt werden die Rollen und Verantwortlichkeiten der alliierten Siegerm{\"a}chte Großbritannien, den USA und Frankreich gegen{\"u}ber den sowjetischen Forderungen Chruschtschows, das Vierm{\"a}chteabkommen aufzuk{\"u}ndigen und die alliierten Truppen aus Westberlin abzuziehen. Mit der Schilderung des historischen Hintergrundes wird zudem der Untersuchungszeitraum dieser Arbeit festgelegt, der mit dem Chruschtschow-Ultimatum vom 27.11.1958 beginnt und mit dem Beginn der Kuba-Krise im Oktober 1962 endet. Neben der Schilderung des Verlaufes der zweiten Berlin-Krise wird das deutsch-britische Verh{\"a}ltnis in diesem Zeitraum eingehend geschildert. Betont werden die Rolle Großbritanniens in der Außenpolitik Adenauers sowie umgekehrt, Deutschland bzw. Berlin in der britischen Außenpolitik. Dar{\"u}ber hinaus behandelt dieses Kapitel dominante Deutschlandbilder der britischen {\"O}ffentlichkeit sowie die Englandbilder der westdeutschen Bev{\"o}lkerung. Inhalte politischer Dokumente st{\"u}tzen vorherrschende Haltungen beider Regierungen zueinander, die dem Zweck dienen, Einfl{\"u}sse auf den jeweiligen Pressediskurs eines Landes zu erkennen, bzw. aus diskursanalytischer Sicht, die Politikerebene von der Medienebene zu trennen. 7. Kapitel: Kategorisierung der Diskursstr{\"a}nge Hier werden die drei in dieser Arbeit analysierten Diskursstr{\"a}nge inhaltlich umrissen. Diskursstr{\"a}nge, die Bilder des Anderen enthalten, jedoch nicht wechselseitig in beiden auftreten, werden in Punkt 7.4 genannt. Dabei handelt es sich um Diskursstr{\"a}nge, die spezifisch f{\"u}r ein Land stehen, die fremde Nation jedoch thematisieren. So behandelt Großbritannien verst{\"a}rkt das Thema „NS-Prozesse" im eigenen spezifischen Diskurs anders als dies in der westdeutschen Presse geschieht. 8. Kapitel: Diskursstrang 1: Der Staatsbesuch von Theodor Heuss: Oktober 1958 Mehrere Faktoren begr{\"u}nden den Staatsbesuch von Theodor Heuss als ersten offiziellen Empfang eines deutschen Regierungsoberhauptes durch die britische Monarchin seit 1907 als diskursives Event zu behandeln und in die Analyse miteinzubeziehen, obwohl er Ende Oktober 1958, knapp einen Monat vor dem Beginn der zweiten Berlin-Krise, durch das Chruschtschow-Ultimatum stattfand. Erstens repr{\"a}sentieren sowohl der Bundespr{\"a}sident als auch die britische Monarchin die Bev{\"o}lkerung ihres Landes und nicht die außenpolitische Linie. Demnach steht das Verh{\"a}ltnis beider Bev{\"o}lkerungen zueinander im Mittelpunkt der Berichterstattung. Zweitens best{\"a}tigen mehrere Quellen, dass der Heuss-Besuch das Ende der Nachkriegs{\"a}ra im deutsch-britischen Verh{\"a}ltnis einl{\"a}utete. Demnach stand dem Besuch eine große diskursive Aushandlung {\"u}ber die Presse beider L{\"a}nder bevor, das deutsch-britische Verh{\"a}ltnis, das sich insbesondere durch den Zweiten Weltkrieg zu einer Feindschaft wandelte, neu auszuhandeln. Von britischer Seite bestand eine große Reserviertheit und K{\"u}hle gegen{\"u}ber dem westdeutschen Gast, die die britische Presse dominierte. Die westdeutschen Zeitungen berichteten ausf{\"u}hrlich {\"u}ber die Ehrung und W{\"u}rde des k{\"o}niglichen Empfangs und bezogen sich anschließend auf das negative Echo der britischen Zeitungen. Die britische Presse zeichnete dabei das Bild des „deutschen Charakters" als obrigkeitsh{\"o}rigen, gef{\"u}gigen, materialistischen und unmoralischen Deutschen, der seine Vergangenheit mit dem Konsum des Wirtschaftswunders verdr{\"a}ngt. Heuss dagegen sei „not this kind of German". Von deutscher Seite seien „Engl{\"a}nder auch keine Italiener". Nationale Bilder des Anderen dienen der Legitimierung und Einordnung in den eigenen diskursiven Kontext, die Haltung und Reaktion des Anderen logisch zu interpretieren. Sowohl die qualitative als auch quantitative Analyse der Presseartikel in den westdeutschen und britischen Zeitungen ergeben, dass das Bild vom Anderen in seiner Anzahl negativ ist, was auf ein vorherrschend negatives Bild und Grundaussauge insbesondere im britischen Diskurs gegen{\"u}ber den Deutschen schließen l{\"a}sst. Es zeigt sich zudem, dass die dominanten Unterthemen der britischen und westdeutschen Presse analog zu der Hierarchie der am meisten verwendeten negativen Fremdbildern sind. Demnach {\"u}berwiegt zahlenm{\"a}ßig in der britischen Presse das Bild des unmoralischen und militanten Deutschen, das in Analogie zum am meisten vorhandenen Unterthema der NS-Vergangenheit steht. Von deutscher Seite ist das Bild der k{\"u}hlen, reservierten und unh{\"o}flichen Briten dominant, das am gewichtigsten das Unterthema der „Reaktion der britischen Bev{\"o}lkerung und der britischen Presse" interpretierend unterst{\"u}tzt. Heterobilder und -stereotype sind demnach in die Struktur der Presseberichterstattung eingebettet und erf{\"u}llen bestimmte Funktionen, meist die der Verst{\"a}rkung der Argumentationen zur Herstellung von Plausibilit{\"a}t und Logik. Indem die westdeutsche Presse die Briten als „arrogant allem Fremden gegen{\"u}ber" charakterisiert, dient dies der Einordnung und Erkl{\"a}rung f{\"u}r die berichtete k{\"u}hle Reaktion der britischen Bev{\"o}lkerung auf den deutschen Gast. Indem die britische Presse ein Kontinuit{\"a}tsbild der Deutschen als „militant und unmoralisch" tradiert, ist die reservierte Haltung der eigenen Bev{\"o}lkerung gegen{\"u}ber den unmoralischen Deutschen gerechtfertigt. Zugleich stilisieren sich die Briten selbst als „moralisch" im Hinblick auf ihre politische Tradition und Konstitution. Die diskursive Aushandlung des deutsch-britischen Verh{\"a}ltnis zum Heuss-Staatsbesuch dient der „Aktualisierung" des jeweiligen Fremdbildes, wodurch aus diskursanalytischer Sichtweise „viel Wissen produziert wird". Die mediale Neuaushandlung der deutsch-britischen Beziehungen wird durch Berichte etwa des deutschen Botschafters in London sowie von Heuss selbst erg{\"a}nzt, die erl{\"a}utern, dass es sich um eine berichtete k{\"u}hle Reserviertheit der britischen Bev{\"o}lkerung gegen{\"u}ber dem deutschen Staatsgast handelt und nicht um eine tats{\"a}chlich erlebte Ablehnung aus Sicht beider Politiker. Theodor Heuss berichtigte diese Tatsache sogar in seiner Neuansprache an das deutsche Volk vom 31.01.1958, bei der er sagte, dass er viel W{\"a}rme erfahren habe und dass verantwortliche Journalisten einberufen wurden. Trotz der {\"u}berwiegend negativen Tradierung der Bilder des Anderen w{\"a}hrend des Heuss-Besuchs ist eine Verbesserung des Tenors in beiden nationalen Pressediskursen zu erkennen, die etwa im Januar bei den wohlwollenden Berichten {\"u}ber die Assoziierung Großbritanniens an den europ{\"a}ischen Markt deutlich erkennbar ist, jedoch durch die Herausforderungen der zweiten Berlin-Krise ab Januar 1959 deutlich in den Hintergrund r{\"u}ckt. 9. Kapitel: Bilaterale Krise zwischen Adenauer und Macmillan: 1959 Der Diskursstrang der bilateralen Krise zwischen Adenauer und Macmillan im Jahr 1959 bildet den „Kern" der in dieser Arbeit durchgef{\"u}hrten Diskursanalyse. Dies ist damit zu begr{\"u}nden, dass der Diskursstrang von Oktober 1958 bis Januar 1959 eine positive Entwicklung aufzeigt, die durch das zun{\"a}chst relativ harmonische pers{\"o}nliche Verh{\"a}ltnis zwischen Adenauer und Macmillan aufgrund außenpolitischer {\"U}bereinstimmung gekennzeichnet ist. Adenauers Position als Bef{\"u}rworter des britischen Anliegens, sich wirtschaftlich in Europa nicht zu isolieren durch die Schaffung einer Freihandelszone als Gegengewicht zur 1957 gegr{\"u}ndeten EWG der Kontinentaleurop{\"a}er st{\"o}ßt zun{\"a}chst auf Wohlwollen der außenpolitischen Interessen Macmillans und Adenauers, der stets eine engere Einbindung Großbritannien an Europa anstrebte. Durch das Chruschtschow-Ultimatum Ende November 1958 und der sich Mitte Januar 1959 herauskristallisierenden entgegengesetzten Positionen im Ost-West-Konflikt verschlechterte sich das bilaterale Verh{\"a}ltnis um ein Vielfaches, das nach der unilateralen Moskau-Reise Macmillans Ende Februar 1959 im April 1959 seinen H{\"o}hepunkt nimmt. Der bilaterale Konflikt wird auf den polarisierenden Charakterisierungen des weichen Macmillans gegen{\"u}ber eines starren Adenauers auf die Personen des britischen und westdeutschen Regierungsoberhauptes {\"u}bertragen. Von westdeutscher Seite wird dem Misstrauen gegen{\"u}ber der britischen Außenpolitik mit Beschwichtigungen reagiert. Zugleich tritt Amerika als „Besch{\"u}tzer" vor den Russen ins Zentrum der westdeutschen Argumentation. Macmillans ergebnislose Moskau-Reise wird in der westdeutschen und britischen Presse unterschiedlich interpretiert: die Briten sehen sie weitestgehend als Erfolg, da Chruschtschow gegen Ende doch noch einer Außenministerkonferenz zustimmte, die ab Mai in Genf stattfand. Die Zeitungen der BRD werten sie einschl{\"a}gig als „Fehlschlag". Macmillans einseitige Initiative wirft zugleich die Frage einer „Paris-Bonn-Achse" auf, da die Moskau-Reise noch st{\"a}rker zu einer Polarisierung innerhalb der westlichen Allianz f{\"u}hrt: de Gaulle steht entschieden zur starren Haltung Adenauers gegen{\"u}ber der UdSSR, Amerika bef{\"u}rwortet eher Verhandlungen wobei die britische Regierung vollkommen auf Verhandlungen mit Chruschtschow setzt, um die Berlin-Frage zu l{\"o}sen. Die Begriffe „schwach" in der westdeutschen Presse und „suspicious" in der britischen sind die im Verlauf des Jahres 1959 am h{\"a}ufigsten tradierten Bilder des Anderen. Die deutschen Zeitungen stilisieren Macmillans Außenpolitik und Großbritannien als schw{\"a}chste Alliierte wohingegen die britische Presse Adenauer als „misstrauisch" gegen{\"u}ber britischen Motiven charakterisiert. Im April {\"a}ußerte sich Adenauer im Rundfunk {\"u}ber „Drahtzieher", die bewusst das deutsch-britische Verh{\"a}ltnis in Großbritannien verschlechtern. Ohne direkt die „Wire-Pullers" zu nennen, bezieht die britische Presse Adenauers Anschuldigungen Mitte April 1959 auf sich. Es kommt zum Times-Artikel: „Anglo-German relations at low ebb" sowie zur Bemerkung im Daily Telegraph: „No conspiracy is needed since anti-German feelings exist without being artificially inspired". Adenauers kritische {\"A}ußerungen halten von Juni bis September 1959 an. W{\"a}hrend der ersten Phase der Genfer Außenministerkonferenz bleibt ein negativer Tenor in der westdeutschen Presse gegen{\"u}ber britischen Motiven bestehen, wobei Adenauers Kritik an der britischen Außenpolitik in Zusammenhang mit der (ergebnislosen) Genfer Konferenz zu sehen ist. Ab September ist eine eindeutige Distanzierung sowohl der britischen als auch deutschen Presse zu Adenauers {\"A}ußerungen zu bemerken. Dies liegt in der quantitativen Anzahl von Artikeln begr{\"u}ndet als auch in der qualitativen Analyse der Presseartikel. {\"U}ber die dritte Adenauer-Kritik an Großbritannien wird verh{\"a}ltnism{\"a}ßig wenig und sehr „n{\"u}chtern" berichtet. Daher ist eine Einflussnahme der Regierungen auf eine Verbesserung des bilateralen Verh{\"a}ltnisses in der Presseberichterstattung zu verzeichnen. Als Adenauer im Oktober 1959 bekannt gibt, Ende November 1959 zu bilateralen Gespr{\"a}chen mit Macmillan nach London zu reisen, richtet sich der Tenor beider Pressediskurse auf die Hoffnung und Zuversicht, dass beide Staatsm{\"a}nner ihre Differenzen beseitigten. Insbesondere in der britischen Presse ist eine stark betonte Verbesserung des Tenors gegen{\"u}ber Deutschland zu vermerken, die etwa in Berichten wie „the prospects for next week's talks are excellent" zum Ausdruck kommt. Die deutsche Presse bezeichnet die Verschlechterung des deutsch-britischen Verh{\"a}ltnis als „unn{\"o}tigen Hader". Auch die Nachbereitung der bilateralen Gespr{\"a}che hinterl{\"a}sst einen positiven Einschlag. Die {\"o}ffentliche Haltung des westdeutschen Außenministers sowie Adenauers selbst, eine Assoziierung der neu gegr{\"u}ndeten EFTA mit der EWG zu bef{\"u}rworten, sowie Macmillans Distanzierung von einem Disengagement in Zentraleuropa f{\"u}hrt zu jener bilateralen Verbesserung. Die Analyse ergab, dass die britische Presse Adenauer negativ als „old, suspicious, rigid und authoritarian" im April, Juni und September im Rahmen seiner Kritik an Macmillan charakterisiert. Britische Außenpolitik wird in der zweiten H{\"a}lfte von 1959 als „n{\"u}chtern" und „pragmatisch" stereotypisiert, in der ersten als „weich, schwach und flexibel". Auffallend ist, dass, je mehr {\"u}ber die verschlechterten deutsch-britischen Beziehungen berichtet wird, desto st{\"a}rker das deutsch-franz{\"o}sische hervortritt. Die Dominanz der Unterthemen in beiden Pressediskursen im Jahr 1959 zeigt, dass das Gewicht vom außenpolitischen Prinzip bestimmt ist. F{\"u}r die deutsche Presse sind dies die deutsch-franz{\"o}sischen Beziehungen und die außenpolitische Haltung Großbritanniens im Ost-West-Konflikt, f{\"u}r die britische Presse sind dies die Thematik um die Freihandelszone bzw. EFTA sowie die erstarkende Position der BRD als („gleichberechtigter", „dominanter") NATO-Partner. Die {\"u}berregionalen Leitmedien folgen demnach den außenpolitischen Kurs der jeweiligen Regierung. 10. Kapitel: Hinwendung zu Europa? Großbritannien und die EWG ab 1960 Der dritte Diskursstrang behandelt schwerpunktm{\"a}ßig die diskursive Aushandlung des britischen Selbstbildes in seiner Hinwendung zu Europa gem{\"a}ß der britischen Außenpolitik. Mit der zunehmenden und schnell wachsenden Europ{\"a}ischen Wirtschaftsgemeinschaft, die zur politischen Union werden soll, verliert die von Großbritannien gegr{\"u}ndete EFTA an Kraft. Neben Kennedys Wunsch nach einer Europ{\"a}ischen Integration, die Großbritannien als Mitglied der EWG sehen will, wird die Einheit der westlichen Allianz gegen{\"u}ber der Sowjetunion auf die Wirtschaft {\"u}bertragen. Bei Macmillans Besuch in Washington im April 1961 wird dieser Prozess beschleunigt, als der britische Premier am 31.07.1961 im Unterhaus verk{\"u}ndet, ein Beitrittsgesuch zur EWG in Br{\"u}ssel zustellen. Der Diskursstrang ist zun{\"a}chst in drei Phasen zu teilen: 1) Deutsch-britische Ann{\"a}herung zwischen EWG und EFTA von Januar 1960 bis Februar 1961, 2) Erw{\"a}gung und Beschluss des britischen EWG-Beitrittes: M{\"a}rz bis Dezember 1961, 3) Wachsende Skepsis und Distanz Adenauers zum britischen EWG-Beitritt: Januar bis Oktober 1962. Das der Diskursstrang eine starke Fokussierung auf dem britischen Selbstbild besitzt und das Verh{\"a}ltnis Großbritannien vermehrt gegen{\"u}ber den EWG-Staaten und weniger bilateral behandelt wird, wurde hier auf eine Feinanalyse verzichtet. Ziel der Strukturanalyse ist es, vor dem Hintergrund der zeitweiligen Abwesenheit außenpolitischer Differenzen zwischen beiden L{\"a}ndern eine starke Verbesserung des Tenors in der britischen und westdeutschen Presseberichterstattung festzustellen, wobei es im Februar 1961 zu einem berichteten „H{\"o}hepunkt" im deutsch-britischen Verh{\"a}ltnis beim bilateralen Treffen zwischen Adenauer und Macmillan in London kommt, der neben dem positiven Tenor auch gerade in der positiven Darstellung Adenauers in der britischen Presse zeigt. Die positive Darstellung Adenauers ist mit seiner Bef{\"u}rwortung eines britischen EWG-Beitrittes verbunden. Auch hier kommt das deutsch-franz{\"o}sische Verh{\"a}ltnis zum Tragen: die britische Presse erhofft sich mit Adenauer einen F{\"u}rsprecher gegen{\"u}ber de Gaulle zu haben bzw. die deutsch-franz{\"o}sische Achse aufzuweichen. Adenauer dagegen ist {\"u}ber die positive Haltung der Briten gegen{\"u}ber einer Europ{\"a}ischen Integration positiv gestimmt. W{\"a}hrend sich in der zweiten Phase des Diskursstrangs die bilaterale Aushandlung der deutsch-britischen Beziehungen entfernt, da die britischen Zeitungen etwa das Selbstbild um den Verlust der eigenen Souver{\"a}nit{\"a}t aushandeln und die Berlin-Krise mit dem zweiten Chruschtschow-Ultimatum vom Juni 1961 und der darauf folgenden Abriegelung des Ost-Sektors von Berlin im August 1961 die Aufmerksamkeit der westdeutschen Zeitungen auf den Ost-West-Konflikt richten. Die dritte Phase ab Januar 1962 wird eingeleitet durch Macmillans Besuch in Bonn Anfang Januar 1962. Dabei werden erste Verschlechterungen in der beiderseitigen Berichterstattung deutlich, die sich um die Stationierungskosten der britischen Rhein-Armee ranken, die aufgrund der Teilung Deutschlands im Rahmen der NATO aufgestockt werden muss. Im M{\"a}rz {\"a}ußert sich Adenauer erstmals {\"o}ffentlich gegen{\"u}ber einem franz{\"o}sischen Journalisten kritisch dem britischen EWG-Beitritt gegen{\"u}ber. Politische Dokumente vom Dezember 1961 belegen, wie sehr Adenauer de Gaulles distanzierter Haltung zu einem britischen EWG-Beitritt zustimmt, da sonst das politische Konzept der EWG nicht umgesetzt werden k{\"o}nne. Im Juni 1962 {\"a}ußerte sich der Bundeskanzler erneut konkret kritisch, indem er behauptet, dass eine wirtschaftliche Assoziierung Großbritanniens zur EWG nicht gleich eine Vollmitgliedschaft des Vereinigten K{\"o}nigreiches bedeuten muss. Die westdeutsche Presse distanziert sich zunehmest von Adenauers kritischen {\"A}ußerungen wohingegen die britischen Zeitungen Ludwig Erhards und von Brentanos Zustimmung zitieren. Mit Adenauers Staatsbesuch in Paris Anfang Juli und der zelebrierten deutsch-franz{\"o}sischen Auss{\"o}hnung in der Kathedrale von Reims kommen Feindbilder gegen{\"u}ber den militanten Deutschen in der britischen Presse erneut hervor. Adenauer wird f{\"u}r die britische Europapolitik zur Bedrohung, da eine demonstrierte Auss{\"o}hnung mit de Gaulle gleichbedeutend sei mit einer Distanzierung Bonns vom britischen Anliegen und von einer F{\"u}rsprache Adenauers bei de Gaulle f{\"u}r die britische Sonderstellung. Weitere kritische {\"A}ußerungen Adenauers im August 1962 verst{\"a}rken diese Haltung. Die westdeutsche Presse distanziert sich dabei nachweislich von den {\"A}ußerungen des „alten Herrn" und folgen dem Konsens der Bonner Außenpolitik. Mit dem Beginn der Commonwealth-Konferenz in London im September und dem aufkommenden Konflikt der Kuba-Krise endet der Untersuchungszeitraum dieser Arbeit. 11. Kapitel: Ergebnisse und diskursanalytische Schlussfolgerungen Zu den zentralen Schlussfolgerungen z{\"a}hlt die Aussage, dass die britische und westdeutsche {\"u}berregionale Presse den allgemeinen Konsens der Außenpolitik verfolgt. Abweichende Haltungen einzelner Personen, auch gerade die der Regierungsoberh{\"a}upter, werden gegebenenfalls ausgegrenzt. Somit h{\"a}lt der {\"u}berregionale Pressediskurs die Funktion einer Korrektur inne. Einflussnahmen der Politikerebene auf den Tenor der {\"u}berregionalen Berichterstattung wurden kenntlich gemacht, etwa ab September 1959 vor dem Adenauer-Besuch in London. Die Formulierung negativer Fremdbilder und Stereotype ist in den Zeiten des außenpolitischen Konfliktes quantitativ erh{\"o}ht. Ein interessantes Ergebnis ist die Dichotomie der tradierten Bilder von Adenauer und Macmillan: im April 1959 stilisiert die westdeutsche Presse Macmillan als „weich" und „flexibel" wohingegen die britischen Zeitungen Adenauer als „rigid" und „authoritarian" charakterisieren. Die Herausbildung negativer Stereotype ist damit zu begr{\"u}nden, dass die fremde Nation zur Bedrohung f{\"u}r die eigenen Interessen wird, wie im Fall von Macmillans Moskau-Reise oder Adenauers zunehmender Distanzierung zum britischen EWG-Beitritt. In Zeiten der akuten Bedrohung ist zus{\"a}tzlich eine quantitative wie qualitative Abh{\"a}ngigkeit der britischen und westdeutschen Presseartikel festzustellen. So verlaufen beide Diskursstr{\"a}nge parallel zueinander. Aus qualitativer Sicht finden zahlreiche direkte und indirekte Bez{\"u}ge der westdeutschen Presse zu britischen Artikeln sowie umgekehrt statt. Im dritten Diskursstrang, der vor dem Hintergrund der vorl{\"a}ufigen Abwesenheit von bilateralen Spannungen artikuliert wurde, treten die direkten Bezugnahmen zwischen der britischen und westdeutschen Presse zur{\"u}ck. Dar{\"u}ber hinaus verbessert sich der Tenor nachhaltig. In dem Moment, als erneut Spannungen auftraten, wie ab Juni 1962, tritt sogar das Bild des militanten Deutschen erneut in der britischen Presse auf. Somit h{\"a}ngen negative Fremdbilder vom außenpolitischen Kurs der Regierung und der Position der anderen Nation im bilateralen Verh{\"a}ltnis in den {\"u}berregionalen Zeitungen ab. Zudem werden Forschungsausblicke vorgelegt, die sich auf einen Vergleich etwa des dritten Diskursstrangs mit dem gegenw{\"a}rtigen EU-Austritt Großbritanniens beziehen oder sich mit den Dynamiken des deutsch-franz{\"o}sischen Verh{\"a}ltnisses besch{\"a}ftigen. 12. Kapitel: Ausblick: Wandel der Stereotype in der deutsch-britischen Presseberichterstattung(?) Das Kapitel m{\"o}chte einen Ausblick zum Wandel bzw. zur Best{\"a}ndigkeit von den hier untersuchten Bildern des Anderen im gegenw{\"a}rtigen deutsch-britischen Verh{\"a}ltnis liefern. Dazu werden einerseits Parallelen zum gegenw{\"a}rtigen EU-Austritt Großbritanniens gezogen. Andererseits werden mittels der Aussagen von Interviewpartnern aus dem deutsch-britischen Verh{\"a}ltnis Ergebnisse und Ausblicke vorgelegt, die zur weiteren Erforschung der deutsch-britischen Pressebeziehungen einladen sollen.}, subject = {Deutschland (Bundesrepublik)}, language = {de} } @phdthesis{Christoph2014, author = {Christoph, Gabriela}, title = {Differentielle Wirkungspfade gemeinn{\"u}tzigen Engagements im Jugendalter}, isbn = {978-3-923959-92-1}, issn = {1867-9994}, doi = {10.25972/OPUS-10302}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-103020}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2014}, abstract = {Die Entwicklung von Jugendlichen ist ein Resultat individueller und kontextueller Charakteristika (Lerner \& Lerner, 2011). Unter dieser Perspektive sind Wirkungen eines gemeinn{\"u}tzigen Engagements sowohl auf Eigenschaften des Individuums (dem Engagierten) als auch des Kontextes (das gemeinn{\"u}tzige Engagement) zur{\"u}ckzuf{\"u}hren. Diese Arbeit betrachtet sowohl individuelle als auch kontextuelle Faktoren, die im Zusammenhang mit unterschiedlichen Engagementerfahrungen und Ver{\"a}nderungen in verschiedenen Entwicklungsbereichen des Engagierten stehen. Vorangegangene Forschungsarbeiten konnten bereits darstellen, dass positive Effekte eines gemeinn{\"u}tzigen Engagements durch die Erfahrungen im Engagement mediiert werden (Youniss \& Yates, 1997, Reinders \& Youniss, 2006). Demnach f{\"u}hlen sich Jugendliche durch ihr gemeinn{\"u}tziges Engagement verst{\"a}rkt als effektiv Handelnde (agency-Erfahrung) und erleben h{\"a}ufiger, dass sich die Sicht auf die eigene Person (ideology-Erfahrung) in Folge der eigenen Aktivit{\"a}t im Engagement ver{\"a}ndert. In dieser Studie werden zwei Hauptaspekte betrachtet: Zum einen werden Wirkungen kontextueller Faktoren fokussiert, indem zwischen verschiedenen Arten gemeinn{\"u}tzigen Engagements differenziert wird. Gemeinn{\"u}tzige Engagements unterscheiden sich demnach nach dem Ausmaß, a) in dem Engagierte direkte soziale Kontakte zu den Adressaten im Engagement haben und b) in dem Engagierte und Engagementadressaten einen unterschiedlichen sozialen Status aufweisen. Zum anderen betrachtet diese Studie Effekte der role identity des Engagierten als einen individuellen Faktor. Die role identity beschreibt das Ausmaß, in dem die Rolle des Engagierten ein Teil des eigenen Selbstkonzeptes ist, wobei sich Engagierte im Ausmaß ihrer role identity voneinander unterscheiden k{\"o}nnen (Grube \& Piliavin, 2000). Es wird gepr{\"u}ft, in welchem Ausmaß sowohl die Art des Engagements als auch der Grad der Internalisierung der Engagiertenrolle (role identity) die jugendliche Entwicklung beeinflussen. Zur Untersuchung der Rolle kontextueller Faktoren wurde angenommen, dass die Art des Engagements das Ausmaß der Reflexionsh{\"a}ufigkeit der Jugendlichen indirekt {\"u}ber die ideology-Erfahrung beeinflusst (Mediation). Zus{\"a}tzlich wurde vermutet, dass sich die von den Engagementerfahrungen (agency-Erfahrung) ausgehenden Effekte auf die Reflexion zwischen den Engagierten mit und ohne direkte Kontakte zu statusungleichen Personen/Gruppen unterscheiden (Moderation). F{\"u}r die individuellen Faktoren wurde erwartet, dass das Ausmaß an role identity die Bereitschaft zum prosozialen Handeln sowie die H{\"a}ufigkeit, mit der die Engagierten {\"u}ber Intergruppenbeziehungen nachdenken (Reflexion), indirekt beeinflusst. Die Vermittlung des Effektes erfolgt hierbei durch die agency- und ideology-Erfahrung (Mediation). Ebenso wurde angenommen, dass sich der Effekt von den Erfahrungen (agency- und ideology-Erfahrung) auf die Reflexion und auf das prosoziale Handeln zwischen den Engagierten mit unterschiedlicher role identity-Auspr{\"a}gung unterscheidet (Moderation). Die Datengrundlage bildet eine zwei Messzeitpunkte umfassende L{\"a}ngsschnittstudie von 2400 deutschen Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Die F{\"o}rderung des Projektes erfolgte durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Re1569/6-1 und Re1569/6-2). Die Analyse der angenommenen Zusammenh{\"a}nge basiert auf Grundlage einer Substichprobe von engagierten Jugendlichen (n=682). Die Spezifikation der Mediations- und Moderationsmodelle erfolgte {\"u}ber true change-Modelle im Rahmen latenter Strukturgleichungsmodellierungen. Die Ergebnisse der Mediationsanalysen zeigen, dass Jugendliche, die im Rahmen ihres gemeinn{\"u}tzigen Engagements in direkter Interaktion zu statusungleichen Personen/Gruppen stehen, mehr ideology-Erfahrung erlebten. In Folge der st{\"a}rkeren ideology-Erfahrungen f{\"u}r Engagierte mit direkten sozialen Kontakten ergibt sich im Vergleich zu Engagierten ohne solche direkten Beziehungen ein h{\"o}heres Ausmaß an Reflexion von Intergruppenbeziehungen. Des Weiteren kann gezeigt werden, dass ein h{\"o}heres Ausmaß an role identity zu st{\"a}rkeren agency- und ideology-Erfahrungen f{\"u}hrt. In Folge der st{\"a}rkeren agency- und ideology-Erfahrung war festzustellen, dass Jugendliche mit einer h{\"o}heren role identity-Auspr{\"a}gung verst{\"a}rkt {\"u}ber Intergruppenbeziehungen nachdenken und eine h{\"o}here Bereitschaft zum prosozialen Handeln aufweisen. Die Ergebnisse der Moderationsanalysen verweisen darauf, dass der Effekt von der agency-Erfahrung auf das prosoziale Handeln zwischen engagierten Jugendlichen mit h{\"o}herer role identity-Auspr{\"a}gung st{\"a}rker ausf{\"a}llt. Zudem ist festzustellen, dass der Effekt von ideology-Erfahrung auf das prosoziale Handeln durch das unterschiedliche Ausmaß an role identity moderiert wird. Zusammengefasst konnte gezeigt werden, dass sowohl die Identifikation mit der Rolle des Engagierten als auch die Art des Engagements wichtige Faktoren f{\"u}r die Erkl{\"a}rung der Wirkungsweise gemeinn{\"u}tzigen Engagements auf die jugendliche Entwicklung sind.}, subject = {Engagement}, language = {de} } @phdthesis{Demleitner2010, author = {Demleitner, Elisabeth}, title = {Gentlemen und Nazis? Nationale Stereotype in deutschen und britischen Printmedien}, isbn = {978-3-923959-63-1}, doi = {10.25972/OPUS-3961}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-48006}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2010}, abstract = {Ziele der textlinguistisch-pragmatisch angelegten Arbeit sind einerseits die inhaltliche Darstellung der Stereotype, die Briten und Deutsche im Spiegel der {\"u}berregionalen Printmedien voneinander haben, andererseits die Analyse der sprachlichen Mittel, mit deren Hilfe diese Stereotype ausgedr{\"u}ckt werden. Damit soll eine Stilistik stereotyper Ausdrucksformen erstellt werden, wobei Stereotype hier als versprachlichte Vorurteile gegen{\"u}ber Mitgliedern einer Personengruppe aufgefasst werden. Da die Behauptung des Eigenen und die Abwehr des Fremden zwei untrennbare Aspekte der Gruppenidentit{\"a}t sind, werden Auto- und Heterostereotype in ihrem Bezug zueinander thematisiert, wodurch die Spiegelfunktion nationaler Stereotype sehr deutlich wird: Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse und der thematischen L{\"a}ngs- und Querschnitte zeigen, dass die Nationenbilder weitgehend asymmetrisch strukturiert, ja {\"u}ber weite Strecken komplement{\"a}r zueinander angelegt sind. Untersucht wird zudem, inwieweit sich die unterschiedlichen Zeitungstypen in ihrer Verwendung stereotyper {\"A}ußerungen unterscheiden. Anhand der Verteilung der Stereotype auf die Ressorts und Textsorten lassen sich schließlich R{\"u}ckschl{\"u}sse auf die Funktionen dieser Strukturen in der Presse ziehen.}, subject = {Stereotyp}, language = {de} } @masterthesis{Mack2019, type = {Bachelor Thesis}, author = {Mack, Konstantin}, title = {Politischer Pop. Der Eurovision Song Contest 2018 im Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Antisemitismus}, issn = {2511-9486}, doi = {10.25972/OPUS-18610}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-186100}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, pages = {56}, year = {2019}, abstract = {Der Eurovision Song Contest (ESC) nimmt mittlerweile einen festen Platz in der deutschen und internationalen TV-Landschaft ein. Seit den 1990er-Jahren bietet der Musikwettbewerb queeren K{\"u}nstler_innen eine B{\"u}hne, so trat 1997 mit P{\´a}ll {\´O}skar der erste offen schwul lebende S{\"a}nger auf, 1998 gewann die transgender Frau Dana International den Wettbewerb und Conchita Wurst, die Siegerin des Jahres 2013, stellte als Bart tragende Frau gesellschaftliche Geschlechterrollen auf den Kopf. Der Song „Toy", der im vergangen Jahr auf dem ersten Platz landete, wird von seiner S{\"a}ngerin Netta Barzilai zur Hymne weiblicher Selbstbestimmung erkl{\"a}rt. W{\"a}hrend Barzilais Erfolg als Sieg der Emanzipation gedeutet werden kann, offenbaren unmittelbare Reaktionen den regressiven Gehalt des Wettbewerbs: der Sieg einer j{\"u}dischen, israelischen S{\"a}ngerin wird begleitet von anti-semitischen und anti-zionistischen Vorw{\"u}rfen. Die vorliegende Arbeit untersucht anhand internationaler wie nationaler Fallbeispiele, inwiefern jahrhundertelang tradierte Stereotype gegen{\"u}ber J{\"u}dinnen_Juden in der Rezeption des ESCs aufgegriffen werden. Zugleich wird auch deren Weiterentwicklung zum Antizionismus nachvollzogen und kontextualisiert. Mit Bezug auf die Kritische Theorie soll dabei das dialektische Verh{\"a}ltnis zwischen Emanzipation und R{\"u}ckfall in den antisemitischen Mythos deutlich werden.}, subject = {Kulturanthropologie}, language = {de} }