@phdthesis{Lotter2020, author = {Lotter, Christina Theresa}, title = {Beurteilung einer tumorspezifischen Therapie durch Patientinnen/Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in Abw{\"a}gung von Lebensverl{\"a}ngerung und Lebensqualit{\"a}t: Evaluierung und Identifikation assoziierter Variablen}, doi = {10.25972/OPUS-21369}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-213699}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2020}, abstract = {Hintergrund: Die Diagnose einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung bedingt den Beginn eines komplexen Entscheidungsfindungsprozesses mit dem Ziel, unter Einbezug des betroffenen Patienten, seinen Angeh{\"o}rigen und dem behandelnden multiprofessionellen Team, realistische gemeinsame Therapieziele zu finden. Das Wissen um die aktuellen Patientenpr{\"a}ferenzen ist dabei unerl{\"a}sslich. Ziel dieser Studie war es, die Einstellung von Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen zur Inanspruchnahme von tumorspezifischer Therapie in Abh{\"a}ngigkeit von ihrer individuellen Pr{\"a}ferenz f{\"u}r Lebensverl{\"a}ngerung oder Lebensqualit{\"a}t zu untersuchen und Variablen zu identifizieren, die mit dieser Pr{\"a}ferenz in Zusammenhang stehen. Methode: In die prospektive klinische Beobachtungsstudie wurden zwischen 03.08.2015 und 23.03.2016 konsekutiv 92 von 522 gescreenten Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen eingeschlossen, die durch den palliativmedizinischen Dienst (PMD) am Universit{\"a}tsklinikum W{\"u}rzburg mitbetreut wurden. Die Patientenpr{\"a}ferenzen bez{\"u}glich Lebensverl{\"a}ngerung und Lebensqualit{\"a}t wurden mittels des Lebensqualit{\"a}t- und Lebenszeitfragebogen (Laryionava et al., 2014) erhoben und die Ergebnisse wurden unter Einsatz nicht-parametrischer Tests auf Assoziation mit diversen patienten- und krankheitsbezogenen Variablen {\"u}berpr{\"u}ft. Ergebnisse: Die Patienten unterscheiden sich in ihrer grundlegenden Pr{\"a}ferenz f{\"u}r Lebensverl{\"a}ngerung oder Lebensqualit{\"a}t: Ein gutes Drittel (37.0 \%) sprach sich ungeachtet einer m{\"o}glichen Beeintr{\"a}chtigung der Lebensqualit{\"a}t f{\"u}r den Einsatz tumorspezifischer Therapien mit dem Ziel der Lebensverl{\"a}ngerung aus, w{\"a}hrend ein weiteres Drittel (37.0 \%) der Patienten angab, Lebensqualit{\"a}t zu pr{\"a}ferieren und ein best-supportive-care-Konzept auch bei mutmaßlicher Einschr{\"a}nkung der Lebenszeit zu bevorzugen. Das verbleibende knappe Drittel (26.0 \%) der Patienten verblieb in Abw{\"a}gung von Lebensverl{\"a}ngerung und Lebensqualit{\"a}t ambivalent, pr{\"a}ferierte also entweder sowohl Lebensverl{\"a}ngerung als auch Lebensqualit{\"a}t (12.0 \%) oder zeigte f{\"u}r keines der beiden angebotenen Therapieziele eine Pr{\"a}ferenz (14.0 \%). Die Pr{\"a}ferenz f{\"u}r Lebensverl{\"a}ngerung war statistisch signifikant mit der Krankheitsselbsteinsch{\"a}tzung als heilbar (X2 (4, N = 92) = 8.20; p = .001), dem Leben in Gemeinschaft (X2 (2, N = 92) = 6.97; p = .031) und der Bereitschaft zur Ber{\"u}cksichtigung von Angeh{\"o}rigenw{\"u}nschen bei der Therapiezielfindung (rs (90) = .44; p < .001) assoziiert. Patienten, die nach Lebensqualit{\"a}t strebten, hielten ihre Krankheit f{\"u}r lebensbedrohlich (X2 (2, N = 92) = 6.07; p = .048) bzw. nicht-heilbar (X2 (4, N = 92) = 8.20; p = .001), zeigten eine Pr{\"a}ferenz f{\"u}r Therapiezielfindung ohne Einbezug von Angeh{\"o}rigenw{\"u}nschen (rs (90) = - .33; p = .001) und berichteten Hoffnungsverlust im Kampf gegen die Krankheit (p = .013). Patienten, die das Gef{\"u}hl hatten, ihre Angeh{\"o}rigen h{\"a}tten ihre Erkrankung nicht akzeptiert (X2 (2, N = 92) = 7.01; p = .030) und Patienten, die alleine lebten (X2 (2, N = 92) = 6.97; p = .031) blieben signifikant h{\"a}ufiger ambivalent. 41.3 \% der im Rahmen dieser Studie befragten Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen und objektiv infauster Prognose (medianes {\"U}berleben nach Studieneinschluss: 42 Tage), stuften ihre Krankheit als nicht lebensbedrohlich ein. 34.8 \% der Befragten gingen von der Heilbarkeit ihrer Erkrankung aus. Schlussfolgerung: Die Einstellung zu Lebensverl{\"a}ngerung und Lebensqualit{\"a}t ist individuell, ver{\"a}ndert sich dynamisch im Krankheitsverlauf und unterliegt zudem dem Einfluss diverser Variablen. Insbesondere eine realistische Krankheitsselbsteinsch{\"a}tzung durch die Patienten erscheint relevant, um beiderseits zufriedenstellende, sinnvolle Therapiekonzepte entwickeln zu k{\"o}nnen. Sinnvoll erscheint ein fr{\"u}h im Krankheitsverlauf implementierter, kontinuierlich aufrechterhaltener Gespr{\"a}chsprozess, mit dem Ziel, bereits kurz nach Diagnose einer Erkrankung deren schlechtesten oder bestm{\"o}glichen Verlauf zu thematisieren und regelm{\"a}ßig die aktuelle Situation zu reevaluieren, um in der Folge m{\"o}glichst realit{\"a}tsbasierte und aktuelle Patientenpr{\"a}ferenzen erheben zu k{\"o}nnen. Der Lebensqualit{\"a}t- und Lebenszeitfragebogen eignet sich aufgrund des hohen Zeitaufwandes und der psychischen Belastung der Patienten eher f{\"u}r eine initiale, einmalige Pr{\"a}ferenzerhebung. T{\"a}gliche Erhebungen, beispielsweise im Rahmen der Arztvisite, k{\"o}nnten mittels einfacher visueller Analogskalen (vgl. Douglas et al. 2018) erfolgen und als Grundlage f{\"u}r die Therapiekonzeptdiskussion in w{\"o}chentlichen interdisziplin{\"a}ren Visiten dienen. Dieser Ansatz sollte weiter auf Umsetzbarkeit und Wirksamkeit untersucht werden.}, subject = {Lebensqualit{\"a}t}, language = {de} }