@phdthesis{Heckl2014, author = {Heckl, Steffen}, title = {Kohlenhydratmalassimilation bei der Hashimotothyreoiditis}, url = {http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:20-opus-140362}, school = {Universit{\"a}t W{\"u}rzburg}, year = {2014}, abstract = {Die autoimmune Thyreoiditis nach Hashimoto stellt aktuell eine der h{\"a}ufigsten Autoimmunerkrankungen eines Organs und die h{\"a}ufigste Ursache der Hypothyreose dar. Die Hashimotothyreoiditis (HT) weist eine hohe Pr{\"a}valenz und Inzidenz auf. Es existieren Hinweise, dass die Inzidenz der HT aus noch nicht gekl{\"a}rten Gr{\"u}nden gestiegen sein k{\"o}nnte. Die Kohlenhydrate Fruktose, Laktose und Sorbitol werden in der Lebensmittelproduktion umfassend eingesetzt. Insbesondere die industrielle Verwendung sowie der weltweite Konsum von Fruktose und Laktose unterlagen in den letzten Jahrzehnten einer rasanten Steigerung, obwohl ein hoher Prozentsatz der Bev{\"o}lkerung zur Malassimilation jener Kohlenhydrate pr{\"a}disponiert ist. In einer internistischen Praxis (Praxis Frau Dr. med. I. Heckl, Bad Homburg) zeigte sich, dass HT-Patienten trotz verifizierter Euthyreose vermehrt {\"u}ber gastrointestinale Symptome berichteten. Unter anderem wurden eine bakterielle Fehlbesiedelung des D{\"u}nndarmes und eine Z{\"o}liakie ausgeschlossen. In der weiteren Abkl{\"a}rung durch die Praxis Dr. I. Heckl wurde eine deutliche H{\"a}ufung der Malassimilation der Kohlenhydrate Fruktose, Laktose oder Sorbitol unter euthyreoten HT-Patienten ersichtlich. In Abh{\"a}ngigkeit von einer konsequenten Nahrungsumstellung normalisierten sich regelm{\"a}ßig das Befinden der Patienten sowie die sonographischen, die serologischen und die laborchemischen Marker der HT, sodass man einen urs{\"a}chlichen Zusammenhang empirisch vermuten konnte. Im Rahmen einer prospektiven Studie sollte dieser neu beobachtete Zusammenhang zwischen der HT und der Kohlenhydratmalassimilation in der Klinik und Poliklinik f{\"u}r Nuklearmedizin der Universit{\"a}t W{\"u}rzburg untersucht werden. In einem unizentrischen Fall-Kontroll-Studiendesign wurden 45 euthyreote HT-Patienten und 38 schilddr{\"u}sengesunde Kontrollpersonen auf das Vorliegen einer Kohlenhydratmalassimilation mittels des Wasserstoffatemtests (H2-Atemtest) untersucht. Alle Probanden erhielten einen Fruktose-H2-Atemtest sowie einen Laktose-H2-Atemtest inklusive einer kapill{\"a}ren Blutglukosemessung. Im Falle eines positiven Ergebnisses des Fruktose-H2-Atemtests wurde ein Glukose-H2-Atemtest zum Ausschluss einer bakteriellen Fehlbesiedelung des D{\"u}nndarmes durchgef{\"u}hrt. Lieferte der Fruktose-H2-Atemtest ein negatives Ergebnis, so folgte ein H2-Atemtest mit Sorbitol. Das Auftreten gastrointestinaler Symptome w{\"a}hrend der Testdurchf{\"u}hrung wurde dokumentiert. Symptomfrageb{\"o}gen und semiquantitative Ern{\"a}hrungsfrageb{\"o}gen im retrospektiven Design dienten der Erfassung allt{\"a}glicher Symptome und Ern{\"a}hrungsgewohnheiten. Blutproben dienten der Messung von Schilddr{\"u}senhormonen, Schilddr{\"u}senautoantik{\"o}rpern, Gewebstransglutaminase-Antik{\"o}rpern und Antiparietalzell-Autoantik{\"o}rpern. Unter den euthyreoten HT-Patienten konnte ein signifikant h{\"a}ufigeres Auftreten der Fruktose- sowie der Laktosemalassimilation im Vergleich zu den schilddr{\"u}sengesunden Kontrollpersonen demonstriert werden. Die Fruktosemalassimilation wurde bei den HT-Patienten mit 48,9\% signifikant h{\"a}ufiger als in der Kontrollgruppe nachgewiesen (p=0,035). Im Kontrollgruppenkollektiv hatte eine Fruktosemalassimilation lediglich bei 26,3\% der Probanden bestanden. Eine Laktosemalassimilation wurde bei den HT-Patienten mit 42,2\% signifikant h{\"a}ufiger als im Kontrollkollektiv diagnostiziert, welches in 21,1\% der F{\"a}lle eine Laktosemalassimilation aufwies (p=0,04). Insgesamt lag eine Fruktose- und / oder Laktosemalassimilation bei 73,3\% der HT-Patienten und bei 42,1\% der Kontrollgruppenprobanden vor. Somit vertrugen nur 26,7\% der Fallgruppe, jedoch 57,9\% der Kontrollgruppe beide Kohlenhydrate (p=0,004). Hinsichtlich der Pr{\"a}valenz der Sorbitolmalassimilation oder eines positiven Glukose-H2-Atemtestes kam kein signifikanter Unterschied zur Darstellung. Die Auswertung der Ern{\"a}hrungsfrageb{\"o}gen zeigte f{\"u}r beide Kollektive eine vergleichbare durchschnittliche Konsummenge der jeweiligen Kohlenhydrate auf. Gastrointestinale Symptome waren w{\"a}hrend des Laktose-H2-Atemtests sowie w{\"a}hrend des Fruktose-H2-Atemtests jeweils in der Fallgruppe signifikant h{\"a}ufiger anzutreffen als in der Kontrollgruppe. Auch im Hinblick auf das Alltagsleben beschrieben die euthyreoten HT-Patienten signifikant h{\"a}ufiger unter den folgenden Symptomen zu leiden: Weicher Stuhlgang, Oberbauchschmerzen, Meteorismus, laute Darmger{\"a}usche, „Kugelbauch", Sodbrennen, Schleimauflagerungen des Stuhlgangs, Obstipation, M{\"u}digkeit, postprandiale Kraftlosigkeit, Depressionen, Heißhunger auf S{\"u}ßes, Migr{\"a}ne, Konzentrationsmangel und eine vermehrte Infektanf{\"a}lligkeit. Zur Kausalit{\"a}t des hier erstmals beschriebenen Zusammenhangs existieren mehrere Hypothesen. Die Einteilung der HT-Patienten gem{\"a}ß ihrer Schilddr{\"u}senautoantik{\"o}rper-Titer in Subkollektive ergab keinen Hinweis auf einen Einfluss der Aktivit{\"a}t des Autoimmungeschehens auf die H{\"a}ufigkeit der Kohlenhydratmalassimilation. Es steht zur Diskussion, ob die HT zur Entstehung einer Kohlenhydratmalassimilation f{\"u}hren, oder ob eine vorbestehende Kohlenhydratmalassimilation, im Sinne eines neu identifizierten Risikofaktors, zur Genese einer HT pr{\"a}disponieren k{\"o}nnte. In der vorliegenden Studie konnte erstmalig eine signifikante H{\"a}ufung der Kohlenhydratmalassimilation bei euthyreoten HT-Patienten aufgezeigt werden. Vor dem Hintergrund der weitreichenden lebensmittelindustriellen Verwendung und des hohen Konsums der Kohlenhydrate Fruktose, Laktose und Sorbitol sowie der hohen Pr{\"a}valenz und Inzidenz der HT, ergibt sich eine hohe Relevanz des hier nachgewiesenen Zusammenhangs. In der differenzialdiagnostischen Abkl{\"a}rung gastrointestinaler Beschwerden bei euthyreoten HT-Patienten nimmt die hier beschriebene Assoziation zwischen der HT und der Kohlenhydratmalassimilation einen besonderen Stellenwert ein. Die Kohlenhydratmalassimilation verk{\"o}rpert einen neuen, sowohl klinisch, als auch potentiell pathogenetisch relevanten Aspekt der Hashimotothyreoiditis.}, subject = {Schilddr{\"u}se}, language = {de} }