TY - THES A1 - Götz, Felix Johannes T1 - Social Cueing of Numerical Magnitude : Observed Head Orientation Influences Number Processing T1 - Soziale Aufmerksamkeitslenkung von Zahlengröße : Beobachtete Kopforientierung beeinflusst mentale Zahlenverarbeitung N2 - In many parts of the modern world, numbers are used as tools to describe spatial relationships, be it heights, latitudes, or distances. However, this connection goes deeper as a myriad of studies showed that number representations are rooted in space (vertical, horizontal, and/or radial). For instance, numbers were shown to affect spatial perception and, conversely, perceptions or movements in space were shown to affect number estimations. This bidirectional link has already found didactic application in the classroom when children are taught the meaning of numbers. However, our knowledge about the cognitive (and neuropsychological) processes underlying the numerical magnitude operations is still very limited. Several authors indicated that the processing within peripersonal space (i.e. the space surrounding the body in reaching distance) and numerical magnitude operations are functionally equivalent. This assumption has several implications that the present work aims at describing. For instance, vision and visuospatial attention orienting play a prominent role for processing within peripersonal space. Indeed, both neuropsychological and behavioral studies also suggested a similar role of vision and visuospatial attention orienting for number processing. Moreover, social cognition research showed that movements, posture and gestures affect not only the representation of one's own peripersonal space, but also the visuospatial attention behavior of an observer. Against this background, the current work tests the specific implication of the functional equivalence assumption that the spatial attention response to an observed person’s posture should extend to the observer’s numerical magnitude operations. The empirical part of the present work tests the spatial attention response of observers to vertical head postures (with continuing eye contact to the observer) in both perceptual and numerical space. Two experimental series are presented that follow both steps from the observation of another person’s vertical head orientation (within his/her peripersonal space) to the observer’s attention orienting response (Experimental series A) as well as from there to the observer’s magnitude operations with numbers (Experimental Series B). Results show that the observation of a movement from a neutral to a vertical head orientation (Experiment 1) as well as the observation of the vertical head orientation alone (Experiment 3) shifted the observer’s spatial attention in correspondence with the direction information of the observed head (up vs. down). Movement from a vertical to a neutral end position, however, had no effect on the observer's spatial attention orienting response (Experiment 2). Furthermore, following down-tilted head posture (relative to up- or non-tilted head orientation), observers generated smaller numbers in a random number generation task (range 1- 9, Experiment 4), gave smaller estimates to numerical trivia questions (mostly multi-digit numbers, Experiment 5) and chose response keys less frequently in a free choice task that was associated with larger numerical magnitude in a intermixed numerical magnitude task. Experimental Series A served as groundwork for Experimental Series B, as it demonstrated that observing another person’s head orientation indeed triggered the expected directional attention orienting response in the observer. Based on this preliminary work, the results of Experimental Series B lend support to the assumption that numerical magnitude operations are grounded in visuospatial processing of peripersonal space. Thus, the present studies brought together numerical and social cognition as well as peripersonal space research. Moreover, the Empirical Part of the present work provides the basis for elaborating on the role of processing within peripersonal space in terms of Walsh’s (2003, 2013) Theory of Magnitude. In this context, a specification of the Theory of Magnitude was staked out in a processing model that stresses the pivotal role of spatial attention orienting. Implications for mental magnitude operations are discussed. Possible applications in the classroom and beyond are described. N2 - In vielen Teilen der modernen Welt werden Zahlen als Werkzeuge verwendet, um räumliche Zusammenhänge zu beschreiben - seien es Höhen, Breiten oder Entfernungen. Die Verbindung geht jedoch tiefer, denn eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass Zahlen räumlich in der Vertikalen (bzw. Horizontalen) verankert sind. So können Zahlen die räumliche Wahrnehmung und umgekehrt Wahrnehmungen oder Bewegungen im Raum die Größe von Zahlenschätzungen beeinflussen. Diese Verbindung findet mittlerweile sogar didaktische Anwendung in der Vermittlung von Zahlenbedeutung bei Kindern. Allerdings wissen wir noch wenig über die kognitiven (und neuropsychologischen) Prozesse, die konkreten Zahlengrößenoperationen (d.h. Größer-Kleiner-Urteile, Addition, etc.) zugrunde liegen. Mehrere Autoren deuteten an, dass die Verarbeitung innerhalb des körpernahen Raumes (d.h. des Raumes in Handlungsreichweite) und das Operieren mit Zahlengrößen funktional äquivalent sind. Diese Annahme hat mehrere Implikationen, die die vorliegende Arbeit beschreiben möchte. So spielt die die visuell-sensorische Modalität eine hervorgehobene Rolle bei Verarbeitung wie Orientierung innerhalb des körpernahen Raumes. In der Tat legen neuropsychologische und behaviorale Studien eine ähnliche Rolle des Sehens und insbesondere der visuospatialen Orientierung auch für Zahlengrößenoperationen nahe. Darüber hinaus zeigte die soziale Kognitionsforschung, dass sich Bewegungen, Posen und Gesten nicht nur auf die Repräsentation des eigenen körpernahen Raumes, sondern auch auf das visuospatiale Orientierungsverhalten eines Beobachters auswirken. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit die spezifische Implikation der funktionalen Äquivalenz getestet, dass sich die visuospatiale Orientierungsreaktion auf die Pose einer beobachteten Person auch auf die Zahlengrößenoperationen des Beobachters erstreckt. Der empirische Teil der vorliegenden Arbeit testet die räumliche Orientierungsreaktion von Beobachtern auf Kopfneigungen in der Vertikalen (bei Augenkontakt zum Beobachter) im wahrgenommenen ebenso wie numerischen Raum. Im Rahmen dieser Untersuchung werden zwei Experimentalreihen vorgestellt, die beide Teilschritte umfassen: Von der Beobachtung der vertikalen Kopfposition (trotz auf die Augen ausgerichteter Blickrichtung) einer anderen Person zur gerichteten Aufmerksamkeitsreaktion beim Beobachter (Experimentalreihe A); sowie von dieser Orientierungsreaktion auf die beobachtete Person zu Größenoperationen mit Zahlen beim Beobachter (Experimentalreihe B). Es zeigte sich, dass die Beobachtung einer Bewegung von einer neutralen Ausgangsposition zu einer vertikalen Kopfposition (Experiment 1) ebenso wie die einer vertikalen Kopfpose alleine (Experiment 3) die räumliche Aufmerksamkeit eines Beobachters in Übereinstimmung mit der beobachteten Kopforientierungsinformation (nach oben vs. unten) verschob. Eine Bewegung von einer vertikalen zu einer neutralen Endposition hingegen zeigte keinen Effekt auf die räumliche Orientierung des Beobachters (Experiment 2). Desweiteren generierten Beobachter bei nach unten geneigten Kopfposen (relativ zu nach oben bzw. nicht geneigten Kopfposen) kleinere Zahlen in einer Zufallszahlengenerierungsaufgabe (zwischen 1 und 9; Experiment 4), gaben kleinere Schätzungen auf numerische Allgemeinwissensfragen ab (überwiegend mehrstellige Zahlen; Experiment 5) und wählten in einem Doppelbelegungsparadigma weniger häufiger diejenige von zwei Antworttasten, die sie in einer alternierend zu bearbeitenden Größenaufgabe für größere Zahlen verwenden sollten. Die Ergebnisse der Experimentalreihe A zeigen, dass die Betrachtung der Kopforientierung einer anderen Person im Beobachter tatsächlich die erwartete gerichtete Aufmerksamkeitsreaktion auslöste. Basierend auf dieser Vorarbeit stützen die Ergebnisse der Experimentalreihe B die Annahme, dass Zahlengrößenoperationen in der visuospatialen Verarbeitung des körpernahen Raumes verankert sind. Damit brachten die vorliegenden Studien Forschung zu numerischer und sozialer Kognition ebenso sowie zur peripersonalen Raumverarbeitung zusammen. Darüber hinaus legt der empirische Teil der vorliegenden Arbeit die Grundlage, um eine mögliche Rolle von Verarbeitung innerhalb des peripersonalem Raumes im Kontext der Größentheorie von Walsh (2003, 2013) auszuarbeiten. In diesem Zusammenhang wird die Größentheorie in einem handlungsbasierten Verarbeitungsmodell spezifiziert, das die zentrale Rolle der räumlichen Aufmerksamkeitsorientierung betont. Implikationen für die Forschung zur mentalen Verarbeitung von Größen und Anwendungsmöglichkeiten im Klassenzimmer sowie darüber hinaus werden diskutiert. KW - Soziale Wahrnehmung KW - Raumwahrnehmung KW - Numerical Cognition KW - Social Cueing KW - Social Cognition KW - Spatial Cognition Y1 - 2019 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-187161 ER - TY - THES A1 - Hullin, Marcus T1 - Zusammenhang zwischen Raumwahrnehmung, Körperselbstgefühl und Puppenhandillusion bei gesunden Älteren und Patienten mit kortikobasalem Syndrom T1 - Relationship between spatial attention, the feeling of bodily self and the rubber hand illusion in the healthy elderly and patients with corticobasal syndrome N2 - Das Körperselbstgefühl (KSG) bezeichnet das Gefühl, einen bestimmten Kör-perteil als dem eigenen Körper zugehörig zu empfinden. Es erscheint stabil und nicht störbar, lässt sich jedoch bei den meisten Menschen experimentell beein-flussen. Ein Beispiel hierfür ist die Puppenhandillusion (PHI), bei der die nicht sichtbare eigene Hand des Probanden und eine sichtbare Plastikhand in glei-cher Stellung an den gleichen Fingerstellen synchron mit zwei Pinseln bestri-chen wird, wodurch die Wahrnehmung entsteht, die Plastikhand sei die eigene. Veränderungen des KSG können jedoch auch im Rahmen neurodegenerativer Erkrankungen vorkommen. So nimmt beim kortikobasalen Syndrom (CBS) etwa die Hälfte der Patienten im Krankheitsverlauf einen Arm und seine Bewegungen als fremd war ("Alien-limb“-Phänomen). Das CBS beginnt oft einseitig und ist durch eine rasch fortschreitende, akinetisch-rigide Parkinson-Symptomatik, aber auch durch kortikale Funktionsstörungen gekennzeichnet, so dass es ne-ben einer Störung des KSG auch zu einer Störung der räumlichen Aufmerk-samkeit (Hemineglect) kommt. Bislang wurde der Zusammenhang zwischen Raumwahrnehmung, KSG und PHI bei gesunden älteren Menschen noch nicht systematisch untersucht. Ebenso wenig war bisher bekannt, inwieweit das KSG bei CBS-Patienten durch die PHI modulierbar ist. Wir untersuchten 65 gesunde ältere Probanden (60 - 90 Jahre) ohne neurologi-sche Vorerkrankungen sowie zehn Patienten zwischen 59 und 77 Jahren mit wahrscheinlichem oder möglichem CBS. Den kognitiven und orientierend seeli-schen Zustand eruierten wir mit Hilfe des PANDA- und des Uhrentests, die Raumwahrnehmung testeten wir mittels des Milner-Landmark-Tests sowie des Letter-Cancellation-Tests, das spontane Körperselbstgefühl wurde mittels eines Fragebogens erfasst. Der PHI-Versuch wurde mit synchroner sowie asynchro-ner taktiler Stimulation durchgeführt, das Auftreten eines Selbstgefühls für die Plastikhand wurde subjektiv über spontane Äußerungen und einen etablierten Fragebogen, objektiv über den sog. propriozeptiven Drift der stimulierten Hand erfasst. Unter den Kontrollprobanden fanden sich 12% mit einer wahrscheinlichen De-menz, wohingegen dies bei 80% der CBS-Patienten der Fall war. Im Milner-Landmark-Test zeigte sich bei den Kontrollprobanden eine Überschätzung des rechten Segmentes einer mittig geteilten Linie, entsprechend einem milden Hemineglect, bei den CBS-Patienten konnte keine einheitliche Tendenz festge-stellt werden. Das spontane Körperselbstgefühl stellte sich bei nahezu allen Probanden als intakt dar, während sich bei vier Patienten mit CBS Hinweise auf aktuelle oder intermittierende Störungen desselben ergaben. Die Puppenhandil-lusion war in der Gruppe gesunder Älterer bei synchroner Stimulation auslös-bar, nicht jedoch bei asynchroner Stimulation. Eine Lateralisierungstendenz zeigte sich nicht. Darüber hinaus konnte bei den Probanden eine positive Korre-lation zwischen dem propriozeptiven Drift der linken Hand nach synchroner Stimulation und dem Hemineglect nach links gefunden werden. Bei den CBS-Patienten fand sich unabhängig von der Stimulationsart (synchron oder asyn-chron) eine erhöhte Bereitschaft, die linke Puppenhand ins eigene Körperbild zu integrieren. Das Auftreten der PHI bei gesunden älteren Probanden ist vergleichbar mit den Daten jüngerer Probandengruppen. Hinweise auf eine hemisphärische Laterali-sierungstendenz der PHI ergaben sich nicht, jedoch scheint der in dieser Grup-pe festgestellte leichtgradige Hemineglect nach links den multisensorischen Prozess zu beeinflussen, eine künstliche Hand in das eigene Körperschema zu integrieren. Bei den CBS-Patienten war die PHI unabhängig vom Stimulations-modus links besser auslösbar als rechts, was mit vorwiegend rechtshemisphä-rischen krankheitsbedingten Veränderungen des multisensorischen Integrati-onsprozesses vereinbar ist. N2 - The feeling of bodily self describes the perception of a particular body part as belonging to the own body. While it appears stable and nearly undisturbable to us, it can be easily modulated experimentally in most people. During the “rubber hand illusion” (RHI) paradigm, a well-known example for such an experimental manipulation, synchronous brushstrokes are applied to a subject´s hidden real hand and an aligned plastic hand. This results in the perception that the plastic hand is one´s own hand. An impairment of the feeling of bodily self can also occur spontaneously in the course of neurodegenerative diseases. About half of the patients with corticobasal syndrome (CBS) perceive one arm, including its movements, as strange ("alien-limb" phenomenon). CBS usually starts unilaterally and is characterized by progressive akinetic-rigid symptoms as well as cortical dysfunction. This may result in an impairment of the feeling of bodily self and of spatial attention (hemineglect). So far, the relationship between spatial attention, the feeling of bodily self and the rubber hand illusion in the healthy elderly has not been assessed systematically. Moreover, it was unknown whether the RHI may be used to modulate the feeling of bodily self in CBS patients. Sixty-five elderly subjects (age 60 to 90 years) without neurological history and ten patients aged between 59 and 77 years with a diagnosis of probable or possible CBS were assessed in this study. We used the PANDA and the clock-drawing test to assess the cognitive condition. The PANDA also includes a rough assessment for depressive symptoms. Spatial attention was assessed by the Milner landmark task as well as by the letter cancellation test; the spontaneous feeling of limb ownership was inquired by a questionnaire. The RHI experiment was conducted with synchronous and asynchronous tactile stimlation, respectively. The appearance of the illusion was assessed both subjectively by spontaneous statements and by a well established questionnaire, and objectively by the so-called proprioceptive drift of the stimulated hand. We found probable dementia in 12% of healthy controls, but in 80% of CBS-patients. The Milner's landmark test showed an asymmetry of spatial attention in the control group, with overestimation of the right segment of the mid-bisected line, according to a mild hemineglect, whereas there was no clear trend in CBS patients. In all healthy subjects except for one, the spontaneous feeling of limb-ownership was unimpaired, whereas we found evidence of an impairment in most CBS patients. In the control group, subjective responses indicated an experience of the RHI during synchronous, but not asynchronous stimulation, without lateralization. The proprioceptive drift towards the plastic hand following synchronous stroking was comparable between sides. With the left hand, however, the proprioceptive drift correlated with the rightward bias of spatial attention. In CBS patients, we found an increased disposition to integrate the left rubber hand into their body schema irrespective of the kind of stimulation (synchronous or asynchronous). The occurrence of the RHI in healthy, elderly subjects is comparable with data of younger subject groups. Neither subjective nor objective measures of the RHI were lateralized on group level. However, asymmetric spatial attention may influence the multisensory process of embodiment of an artificial hand into one's body schema. In CBS patients, the RHI was perceived stronger with left hand stimulation, which is in line with a pronounced right-hemispheric dysfunction of multisensory integration caused by CBS pathology. KW - Raumwahrnehmung KW - Körperwahrnehmung KW - Raumwahrnehmung KW - Körperselbstgefühl KW - Puppenhandillusion KW - Ältere KW - Kortikobasales Syndrom KW - spatial attention KW - feeling of bodily self KW - rubber hand illusion KW - elderly KW - corticobasal syndrome Y1 - 2016 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-134291 ER - TY - THES A1 - Mitterer, Brigitte T1 - Raumbezogene Lebensstile und Konsummuster – eine Annäherung an die Dorfbewohner des 21. Jahrhunderts. Untersucht an zwei Gemeinden im Einzugsgebiet von Großstädten T1 - Space-related Lifestyles - an approach to the villagers of the 21th Century. Analysed in two villages in the urban catchment of major cities N2 - „Raus aus dem Grau, aus der hektischen Enge der Stadt. Sehnsucht nach der grünen Alternative“ (Linnenbrink 2013). Der Slogan des Internetportals „Landleben“, das gegenseitigen Informationsaustausch, Hilfe bei der Suche nach einer Immobilie sowie Ratschläge zur Gartenpflege für derzeitige und zukünftige Landbewohner bietet, bringt eine aktuelle Tendenz zum Ausdruck: Die Sehnsucht nach dem Landleben bzw. die Wiederentdeckung des Ruralen. Das Leben auf dem Lande ist wieder „In“, nachdem es jahrzehntelang kaum eine Alternative zum urbanen Leben darstellte (Hoppe 2010. 7ff.; Franzen et al. 2008. 1). Im Zuge des sozialen und kulturellen Wandels, einer Beschleunigung der Lebensverhältnisse und einer zunehmenden Orientierungslosigkeit sehnen sich viele Menschen nach Ruhe, Nähe zur Natur und einer engen Gemeinschaft (Richter 2004. 118ff.; Grothues 2006. 21). Häufig besteht die verklärte Vorstellung einer ländliche Idylle, welche wenig mit dem tatsächlichen Leben auf dem Lande gemein hat (Valentine 2001. 256). Das Landleben kann nicht mehr nur durch Landwirtschaft, Tradition, Solidarität und Natur beschrieben werden. Der Zuzug von Stadtbewohnern führte zu einer Herausbildung unterschiedlichster Lebensstile. Eine ländliche Lebensweise ist nicht mehr nur durch strukturelle Bedingungen vorgegeben, sondern die freie Entscheidung der Menschen. Die Kommunikation des Landlebens und der Landbewohner durch neue Medien, wie in dem genannten Beispiel ein Internetportal, zeigt, dass die moderne Welt in Form von neuen Kommunikationstechniken in die Dörfer eingezogen ist (Schneider 2004. 9; Richter 2004. 118ff.; Reinecke 1983. 115f.; Hauptmeyer, Henkel 2005. 43). Der ländliche Raum hat sich in vielerlei Hinsicht der Stadt angenähert. Er ist moderner geworden. Stadt und Land stellen keinen extremen Gegensatz mehr dar (GROTHUES 2006. 13; SCHMIDT-THOMÉ 2005. 14f.). Nichtsdestotrotz bestehen nach wie vor Unterschiede: Menschen, die urbanes Leben suchen, werden dies in einem ländlichen Dorf kaum finden. Bars, Diskotheken, Museen, Kinos oder Edelboutiquen sind in ruralen Regionen eher selten anzutreffen. Die Verkehrsinfrastruktur, vor allem die Ausstattung mit öffentlichem Personennahverkehr, ist oftmals defizitär. Für tägliche Erledigungen sind mitunter weite Wege zurückzulegen. Das Einkaufen z.B. kann zu einer regelrechten Tortur werden, wenn der Tante-Emma-Laden um die Ecke geschlossen wurde und sogar für die Deckung des Grundbedarfs die nächste Stadt aufgesucht werden muss (Grothues 2006. 25; Reinecke 1983. 116f.). Während das Dorfleben von vielen Personen, wie den Nutzern des Internetportals, als positiv und erstrebenswert angesehen wird, bedeutet es für andere, z.B. Großstadtliebhaber, Einschränkungen und ist negativ konnotiert (Hauptmeyer, Henkel 2005. 44; Menzl 2007 340f.). Ländliche Räume und ihre Bewohner haben viele Gesichter. Aus diesen Überlegungen ergibt sich die forschungsleitende Fragestellung der Arbeit: Wie können die Dorfbewohner des 21. Jahrhunderts vor dem Hintergrund postmoderner Veränderungen charakterisiert werden? Konkretisiert man diese Frage, ergeben sich folgende Teilfragestellungen: - Wie werden die Einschränkungen und Möglichkeiten ländlicher Räume von den Bewohnern wahrgenommen? - Welche Muster der Lebensführung (Lebensstile) herrschen in ländlichen Räumen vor? - Welche Bedeutung hat der (ländliche) Raum für die Menschen in der Postmoderne? - Welche Konsummuster bestehen vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Konsums sowie der eingeschränkten Konsummöglichkeiten in ländlichen Räumen? Das Ziel der Arbeit ist eine Annäherung an die Dorfbewohner, ihrer Raumwahrnehmung und -bewertung. Zudem sollen ländliche Lebensstile und Konsummuster untersucht werden. Zunächst werden die Wechselbeziehungen der Dorfbewohner zum Raum herausgearbeitet, um zu analysieren, welche Rolle dieser in der Postmoderne spielt. Zudem werden die Beziehungen zum Wohnort beschrieben. Ein weiteres zentrales Thema bilden ländliche Konsummuster, da die mangelnde Einzelhandelsausstattung ein Hauptproblem ländlicher Räume darstellt und die Kenntnis der Konsumgewohnheiten die Voraussetzung für eine angemessene Reaktion darstellt. Schließlich werden ländliche Lebensstile gebildet, wobei Raumbeziehungen und Konsummuster im Zentrum stehen. Die Fragestellung wird durch einen Mix quantitativer und qualitativer Methoden beantwortet. Eine standardisierte schriftliche Haushaltsbefragung liefert die Basis für eine erste Annäherung an die Raumbeziehungen und Konsummuster der Dorfbewohner und dient als Grundlage für die Lebensstilbildung. Zur weiterführenden Interpretation der Raumbeziehungen werden qualitative Leitfadeninterviews mit Bewohnern ländlicher Gemeinden durchgeführt. Eine standardisierte Einzelhandelskartierung dient als Grundlage für die Bewertung des örtlichen Handels. Die Untersuchungsgemeinden Großaitingen und Scheuring befinden sich im ländlichen Raum im Umfeld der Städte München und Augsburg. N2 - "Out of the Grey, from the narrowness of the hectic city. Longing for the green alternative " (Linnenbrink 2013). The slogan of the Internet portal " Country Life" expresses a general tendency: The renaissance of country life, which has not been an alternative to urban life for decades. (Hoppe 2010 7ff , Franzen et al 2008 1 ) . In times of increasing disorientation many people aspire towards peace, nature and community (Richter 2004, 118ff ; 2006 Grothues 21). Often there is the romantic notion of a rural idyll, which has little in common with the actual life in the country (Valentine 2001. 256). Country life cannot be described only by agriculture, tradition, solidarity and nature. The influence of city dwellers led to an emergence of different lifestyles. The rural area has become more modern. Town and country do not represent extreme contrasts any more ( Grothues 2006 13). Nevertheless there are still differences: People who are looking for urban living will barely find this in a rural village. The transport infrastructure, especially public transport, is often deficient. Shopping can be a real ordeal when the mom-and-pop store around the corner was closed and you have to go the next city for shopping food. Rural areas and their inhabitants have many faces . Hence there is the basic question of the thesis: How can the villagers of the 21st century be characterized in the context of postmodern changes? In concrete the following questions arise: - What are the constraints and opportunities of rural areas perceived by the residents ? - What patterns of living (lifestyles) predominate in rural areas? - What is the significance of the (rural) space for the people in the postmodern era? - What consumption patterns exist in the context of the growing importance of consumption and the limited consumption opportunities in rural areas? The aim of this work is an approach to the villagers, their spatial perception and assessment. In addition, rural lifestyles and consumption patterns will be analyzed. First the interaction between and space is worked out to analyze the role of space in the postmodern era. Another central theme are rural consumption patterns, since the lack of retail facilities is a major problem in rural areas and the comprehension of consumer behavior is a essential for an appropriate reaction. Finally rural lifestyles are created, which are based on spatial relationships. The question is answered by a mix of quantitative and qualitative methods. A standardized household survey provides the basis for a first approach to the spatial relationships and patterns of the villagers. Qualitative semi-structured interviews with residents of rural communities provide possibilities for further interpretation. A standardized retail mapping provides the basis for the evaluation of the local trade. KW - Ländlicher Raum KW - Lebensstil KW - Ländliche Entwicklung KW - Raumwahrnehmung KW - Verbraucherverhalten KW - Ländlicher Lebensstil KW - Raumbezogen KW - schnelllebigkeit KW - Dorfbewohner KW - Konsummuster KW - Rural Lifestyle KW - village KW - villager KW - consumption pattern KW - time-space-compression KW - Einzelhandel KW - Spatial turn Y1 - 2013 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-98117 ER -