TY - THES A1 - Bychenko, Olha T1 - Vergleich bestimmter Aspekte der sich entwickelnden Sprachfähigkeit im Deutschen von bilingual und monolingual in Deutschland aufwachsenden Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren T1 - A comparison of certain aspects of developing German language skills in bilingual and monolingual children grown up in Germany between the ages of 4 and 6 N2 - Die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder im Vorschulbereich sind eine wichtige Voraussetzung für den späteren Erfolg in der Schule. Während die Sprachfähigkeiten der monolingualen Kinder bis zum Einschulungsalter in der Regel altersgemäß entwickelt sind, können sich bei bilingual aufwachsenden Kindern Probleme unterschiedlicher Ausprägung abzeichnen. Im Rahmen einer empirischen Studie werden die Sprachfähigkeiten von jeweils 8 monolingual deutsch und bilingual russisch-deutsch aufwachsenden Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren untersucht. Die Arbeit befasst sich mit der Frage nach dem Sprachentwicklungsstand der bilingualen gegenüber dem der monolingualen Kinder und mit der Frage nach dem gegenseitigen Verhältnis der beiden Sprachen der bilingualen Kinder. Im Vordergrund stehen dabei die Sprachkompetenzen der Kinder im morphosyntaktischen Bereich und im Bereich der statischen Lokalisierung. Die Analyse der anhand von Elizitierungsmethoden erhobenen Sprachdaten hinsichtlich der Wortstellung, der Formen und Stellung des Verbs, der Subjekt-Verb-Kongruenz, der Verbindung von Sätzen und der irregulären Verben zeigt, dass sich die mono- und bilingualen Kinder auf einem vergleichbaren Niveau befinden. Dieses Ergebnis bestätigt die zusätzlich durchgeführte Wortschatzanalyse. In Bezug auf die Lokalisierung zeigen sich sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. Hervorzuheben ist, dass die Relation AN den bilingualen Kindern erhebliche Probleme bereitete. Insgesamt liegt die Substitutionsrate der Präpositionen bei ihnen wesentlich höher als bei den monolingualen Kindern. Der Vergleich der Sprachentwicklung im Russisch und im Deutsch der bilingualen Kinder hat deutliche Differenzen in der Beherrschung der beiden Sprachen ergeben. Sie reichen von relativ ausgewogener Zweisprachigkeit über leichte bis starke Dominanz des Deutschen bis zu nahezu passiver Beherrschung der Muttersprache. Dabei zeigte sich, dass eine klare Trennung der Sprachen die bilinguale Sprachentwicklung positiv beeinflusst. Fehlt eine solche klare Trennung, kommt es zu Defiziten in der Erstsprachentwicklung, die sich zudem in Sprachmischungen und Transferelementen aus der Zweitsprache in die Erstsprache manifestieren. N2 - Language skills of the pre-school children are an important prerequisite for the future success at school. While monolingual children usually develop age-appropriate language skills prior to the school entrance, bilingual children may face a variety of different problems. In this empirical study, the language skills of 8 German monolingual and 8 German-Russian bilingual children between 4 and 6 years of ages are examined. The present paper focuses upon the level of the language development of monolingual children in comparison with the bilingual ones as well as upon the mutual relationship between the two languages in the speech of bilingual children. The study aims at examining the language competence of children in the morpho-syntactic area and in the area of static localisation. The analysis was carried out on the basis of linguistic data collected by means of the elicitation methods analyzing the word order, forms and the position of the verb, subject-verb-congruence, the connection between sentences and irregular verbs. The results suggest that the level of the mono- and bilingual children is comparable. This conclusion is also supported by the analysis of the vocabulary which was examined as well. With regard to the localisation, both similarities and differences were observed. It should be emphasized that the relation AN caused considerable problems for bilingual children. The substitution rate of prepositions was substantially higher in these children compared to the monolingual ones. The comparison of the language development of the bilingual children showed clear differences in the command of the German and Russian languages. These differences range from a relatively balanced bilingualism over a strong dominance of German to an almost passive command of the mother tongue. The study showed that a clear separation of the two languages has a positive effect on the bilingual language development. The lack of such clear separation leads to deficits in the first language development, resulting in mixing up the languages and transferring elements of the second language into the first one. T3 - WespA. Würzburger elektronische sprachwissenschaftliche Arbeiten - 16 KW - Sprachentwicklung KW - language development KW - Kinder im Vorschulbereich KW - Zweisprachigkeit KW - Russisch-Deutsch KW - Grammatik KW - Wortstellung KW - statische Lokalisierung KW - Präpositionen KW - Sprachmischungen KW - Interferenzen KW - pre-school children KW - bilingualism KW - Russian-German KW - grammar KW - word order KW - prepositions KW - language mixing KW - interference Y1 - 2014 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-119225 SN - 978-3-945459-05-8 ER - TY - THES A1 - Domene Moreno, Christina T1 - Beyond transfer? The acquisition of an L3 phonology by Turkish-German bilinguals T1 - Der Phonologieerwerb im Englischen als Drittsprache durch türkisch-deutsch bilinguale Sprecher N2 - Der Erwerb des phonologischen Systems einer Drittsprache wurde bisher vor allem vor dem Hintergrund zweier Fragen betrachtet: (a) Welche Sprache oder Sprachen werden in die Zielsprache transferiert und (b) welche Rolle spielen inner- und außersprachliche Faktoren dabei? Hier sind grundsätzlich drei Szenarien denkbar, welche sich auch in den im Forschungsfeld vorherrschenden theoretischen Ansätzen wiederfinden. Bei einem bilingualen Sprecher, also einem Sprecher mit zwei Hintergrundsprachen, ist erstens der ausschließliche Transfer einer der Hintergrundsprachen möglich, wobei für die Vorhersage der Sprache, die am wahrscheinlichsten transferiert wird, verschiedene Parameter vorgeschlagen wurden, wie beispielsweise das typologische Verhältnis der Hintergrund- und Zielsprachen untereinander oder der Status einer der beiden Hintergrundsprachen als Erst- bzw. Zweitsprache. Weiterhin ist Transfer aus beiden Sprachen denkbar, bei dem ausschließlich „nützliche“, das heißt den Zielspracherwerb unterstützende Strukturen transferiert werden. Drittens kann gemischter Transfer, also der Transfer verschiedener Strukturen, aus beiden Hintergrundsprachen angenommen werden, der allerdings nicht unbedingt positiv ist, sondern stattdessen von vielfältigen Faktoren konditioniert wird. In anderen Worten wird hier die Möglichkeit angenommen, Strukturen aus beiden Hintergrundsprachen in die Zielsprache zu transferieren. Dieser letzte Ansatz entspricht am besten den bisherigen Forschungsergebnissen des Felds: Während sich bei Betrachtung verschiedener Sprachkombinationen und verschiedener (und verschiedenartiger) phonologischer Strukturen für sich genommen kein einheitliches Muster erkennen lässt, wird deutlich, dass gemischter Transfer möglich ist – dies kommt vor allem bei Studien zu graduellen phonetischen Phänomenen wie konkreter Vokalqualität oder Voice Onset Time zum Ausdruck. Bisherige Studien haben sich auf einzelne phonologische oder phonetische Phänomene beschränkt, anhand derer die entsprechenden Ansätze überprüft wurden. Bisher gibt es keine systematischen Untersuchungen mehrerer verschiedener Phänomene an denselben Sprechern. Da allerdings davon ausgegangen werden kann, dass phonologische Phänomene unterschiedliche strukturelle Eigenschaften haben, ist genau dies nötig. Um also die Mechanismen des gleichzeitigen Transfers mehrerer Sprachen auf eine Zielsprache, und somit auch die Interaktion der Hintergrundsprachen in Multilingualen besser zu verstehen, müssen mehrere phonologische Strukturen an denselben Sprechergruppen und mit denselben Methoden untersucht werden. Diese Forschungslücke will die vorliegende Arbeit schließen. Hierfür wurde der Erwerb des Lautsystems der Drittsprache Englisch durch türkisch-deutsch bilinguale Lerner untersucht. Es wurden phonologische Strukturen des Englischen zur Untersuchung ausgewählt, die entweder im Deutschen (aber nicht im Türkischen), im Türkischen (aber nicht im Deutschen), oder in keiner der beiden Hintergrundsprachen vorkommen. Diese Unterteilung sollte dazu dienen den potentiellen Einfluss der jeweiligen Hintergrundsprache auf die Zielsprache identifizieren zu können. In zwei Studien wurden jeweils die Perzeption und die Produktion der obengenannten Strukturen an türkisch-deutsch Bilingualen sowie an einer monolingual deutschen Kontrollgruppe getestet. Studie 1 testete junge Lerner des Englischen in den ersten Lernjahren, während Studie 2 Studierende der Englischen Sprach- und Literaturwissenschaft testete. Zusätzlich wurden extralinguistische Faktoren und biographische Details erhoben. In den beiden Studien sollte beantwortet werden, ob sich bilinguale und monolinguale Testpersonen in der Perzeption und/oder der Produktion der Zielstrukturen unterscheiden, ob diese Unterschiede durch Transfer aus den Hintergrundsprachen zu erklären sind und, falls dies nicht durchgehend der Fall ist, welche anderen strukturellen oder extralinguistischen Faktoren herangezogen werden können, um die Ergebnisse zu erklären. Zudem sollte geprüft werden, inwieweit Perzeption und Produktion zusammenhängen und welchen Effekt fortschreitender Spracherwerb hat. Die Ergebnisse der beiden Studien dieser Arbeit bestätigen die Vermutung, die anhand der Kombination aus verschiedenen vorausgehenden Studien getroffen wurden: Transfer findet ausgehend von beiden Hintergrundsprachen statt, er kann positiv und negativ sein, und er wird von strukturellen Faktoren konditioniert. So zeigte sich im Vergleich ein deutlicher Einfluss – sowohl positiv wie auch negativ – des Türkischen auf die Perzeption und Produktion des Englischen bei den bilingualen Sprechern, aber ebenso ein Einfluss des Deutschen. Weiterhin konnte der gleichzeitige Einfluss beider Hintergrundsprachen auf einzelne Strukturen belegt werden. Perzeption und Produktion stehen bei keiner der Sprechergruppen in einer direkten Korrelation, allerdings kann anhand der Ergebnisse Perzeption als einer der Faktoren angenommen werden, der einen Einfluss auf die Produktion der zielsprachlichen Struktur hat. Als weitere Faktoren konnten der Grad der Markiertheit der Struktur, ihre artikulatorische Komplexität sowie das Fehlen eines artikulatorischen Ankers identifiziert werden. Eine Verschiebung der Transferquellen fand zwischen den beiden Studien, also bedingt durch fortgeschrittenen Erwerb, nicht statt. Es konnte allerdings gezeigt werden, dass Nachteile, die aufgrund der Hintergrundsprachen den Sprechergruppen entstanden, in der älteren Gruppe häufig ausgeglichen werden konnten. Die Erklärungsansätze für das Autreten von CLI-Effekten waren abhängig von den Eigenschaften der einzelnen abgeprüften Strukturen und konnten nicht systematisch verallgemeinert werden. Dies bestätigte die wenig einheitlichen Einzelergebnisse vorhergehender Studien für die Perzeption und Produktion mehrerer verschiedener phonologischer Strukturen durch dieselben Sprechergruppen. So konnten methodische oder gruppeninterne Gründe für die sich widersprechenden Ergebnisse erstmals ausgeschlossen werden. Im vorletzten Kapitel dieser Arbeit werden darauf aufbauend alternative Gründe für die Ergebnisse erarbeitet. Hierfür wird das Konzept des komplexen verschachtelten (complex interlaced) eingeführt, das chaostheoretische Ansätze mit der Annahme einer hierarchischen Bit-Struktur verbindet. Die vorliegende Arbeit trägt zu aktuellen Debatten im Bereich der Drittsprachforschung insofern bei, als dass sie als erste mehrere phonologische „Einheiten“ (bits), also Phoneme, Allophone, Prozesse etc., an den gleichen Sprechern testet. Dadurch wurde deutlich, dass die konkrete Struktur phonologischer Systeme in den Mittelpunkt der Forschung zum Drittspracherwerb rücken muss, damit vorhandene Muster erkennbar werden können. Zudem wird vorgeschlagen, verstärkt auf Forschungsergebnisse und Theorien aus anderen Bereichen, wie beispielsweise dem Sprachwandel, der Varietätenlinguistik und der Kontaktlinguistik zurückzugreifen, um letztendlich Forschung am Drittspracherwerb für den theoretischen Erkenntnisgewinn nutzbar zu machen. N2 - Within the relatively new area of research on Third Language (L3) Acquisition, the subfield of phonology is growing, but still relatively understudied. Testing the current L3 models adopted from research on L3 syntax (see Rothman 2010, Bardel & Falk 2012, Flynn et al. 2004), the studies conducted in the area have mostly focused on the source and directionality of language transfer – both into the L3 and into the respective background languages – with some recent excursions into the role of extra-linguistic factors for multilingual learners (e.g., Wrembel 2015). The findings so far (mostly on production, with perception lagging behind) have been very diverse and, depending on the concrete study, can often be taken to give evidence for any of the prevalent models. This can be attributed to the wide range of different speaker and learner biographies as well as their language combinations and state of acquisition, but crucially the dilemma seems to be inherent in the (phonological) system in and of itself since viewing phonological interlanguage transfer as a one-dimensional and immediately transparent process based on direct correspondences between language systems does not seem to capture the complex nature of the phenomenon. In this doctoral thesis I investigate the acquisition of an additional phonological system by child and adult German heritage speakers of Turkish. Specifically, I explore how the learners deal with diverse phonological contrasts that promote positive contra negative transfer from their HL (Turkish) and their L2 (German), and how their perception and production is modulated by cognitive and affective variables. Moreover, I test contrasts that can be found neither in the HL nor in the L2 phonological system. The studies will shed light both on the question of how a new language is shaped and affected by different existing systems and on how two or more phonological grammars co-exist and/or interact in a speaker’s mind. I will argue that, rather than being regarded as simple full projection of language-specific property sets onto the target language, phonological transfer in multilinguals needs to be considered as a process of complex interactions and layers that are established on the level of individual phonological properties and abstract (typological) associations. KW - Englisch KW - Phonologie KW - Zweite Fremdsprache KW - Bilingualism KW - L3 acquisition KW - Zweisprachigkeit KW - Spracherwerb KW - Mehrsprachigkeit Y1 - 2021 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-231411 ER - TY - THES A1 - Himmel, Marie-Christin T1 - Phonetic and phonological variability in the L1 and L2 of late bilinguals: The case of /r/ and /l/ T1 - Phonetische und phonologische Variabilität in der L1 und L2 von späten Bilingualen: Der Fall von /r/ und /l/ N2 - A large body of research has shown that a late bilingual’s L1 and L2 phonetic categories influence each other, yielding deviations from monolingual norms in the phonetics of both languages. Existing models of L2 sound acquisition (e.g., the Speech Learning Model; Flege, 1995, 2007) predict unified phonetic spaces which accommodate both L1 and L2 sound categories. Such connections between an L1 and an L2 are believed to lead to persistent non-nativelikeness in the L2, but also to divergence from the monolingual norm in the L1, as shown in numerous studies (e.g., Bergmann et al., 2016). In this dissertation, I focus on the differences in the sound patterns of a bilingual’s languages which do not only emerge in the precise phonetic realizations of L1 sounds but also in language-specific distributional patterns that determine the realization of these sound categories in different phonetic contexts. Previous work in L1 attrition is limited to a small set of phonetic properties (especially VOT, e.g., Flege, 1987), variables beyond L2 transfer which are known to give rise to variable realizations have been neglected. Thus, little is known as to whether bilinguals’ realizations of an L1 sound category in different phonetic contexts (e.g., position within a syllable) are subject to change in L1 attrition, and whether such changes arise due to long-term exposure to different distributional patterns of an equivalent L2 category. In this dissertation I address these gaps by exploring L1 attrition in the distributional and phonetic characteristics of liquids to shed light on the contribution of the L2 and the role of general phonetic and phonological variables to the processes that drive change in an L1. I investigate changes to phonetic properties and distributional patterns of rhoticity and /l/-allophony in the L1 of American-German late bilinguals, a language constellation which offers an instructive test case to investigate the causes of L1 attrition as well as the source from which changes due to L1 attrition emerge. Furthermore, changes to liquids can also shed light on the processes which drive sound change, gradience and variability due to various positional and phonetic factors (e.g., preceding vowel, syllable structure) in liquids across many native varieties of English. In particular, I explore the variable realization and distributional patterns of two sounds known to be subject to a considerable degree of gradience and variability, namely English /r/ and /l/, in American English-German late bilinguals. To that end, I present the results of a production study of 12 L2-dominant American English-German late bilinguals as well as a monolingual control group for each language. The speakers performed a variety of production tasks which were aimed to elicit the realization of (non)-rhoticity and /l/-(non-)allophony in both languages of the late bilinguals, English and German which were analyzed auditorily (/r/ only) and acoustically (/r/ and /l/). Although L1 attrition of rhotics and laterals has been investigated previously (e.g., de Leeuw, 2008; Ulbrich & Ordin, 2014), the effect of contextual variables on L1 attrition and whether such variables also shape L1 attrition remains unexplored. The results of the auditory analyses of postvocalic /r/ revealed that the late bilinguals showed non-convergence with monolingual (non-)rhoticity in both of their languages by vocalizing postvocalic /r/ more frequently in their L1 (English) and failing to entirely suppress rhoticity in their L2 (German) leading up to a higher degree of rhoticity in their L2. While the loss of rhoticity in the bilingual’s English was distributed along a spectrum of contextual constraints (e.g., type of pre-rhotic vowel and morpho-phonological environment) known to affect rhoticity in other English varieties, the non-targetlike productions of non-rhoticity (i.e., non-vocalized postvocalic /r/) in their L2, German, were not sensitive to the same contextual constraints. The acoustic analyses of the bilinguals’ rhotic productions in English and German differed from the monolinguals in the acoustic correlates of rhoticity in pre-rhotic vowels where they showed reduced anticipatory F3-lowering (i.e., less /r/-colored vowels). I take my results to indicate that the bilinguals operate in two separate phonological grammars which approximate the respective L1 norm but show an increase of variability along constraints already present in each grammar. In contrast, the bilinguals’ phonetic system seem shared between the two grammars. This leads to persistent L1-L2-interactions as the two grammars operate within the same phonetic space. Thus, the changes in L1 attrition are induced but not governed by the L2: Change to the L1 reflects constraints underlying the L1 as well as more general laws of phonetics and universal trajectories of language change. The lateral results revealed that just like in postvocalic /r/, the bilinguals showed non-convergence with the monolingual norm regarding the velarization of coda /l/ in both their languages. The changes to English laterals were sensitive to their positional context and more substantial for word-initial laterals than word-final laterals. Similarly, their German laterals were non-convergent with the monolinguals in two ways. Firstly, the bilinguals differed with regard to the acoustic specifications of their laterals, and secondly, the bilinguals failed to suppress the lateral allophony from their L1, leading to a non-targetlike allophonic pattern in their L2 laterals. I interpret the lateral results to lack evidence that the L1 allophonic rule was affected by the presence of an L2; nevertheless, L1 change emerged in the phonetic specifications of laterals. Furthermore, the bilinguals did not establish a nativelike allophonic pattern in their L2, leading to non-convergence in the allophonic distribution as well as the phonetic realization of German laterals. In this way, this dissertation provides evidence for L1 attrition in the distributional and the phonetic properties of liquids in the L1 of late bilinguals. In particular, the study presented in this dissertation provides evidence that L1 attrition is induced by the presence of a similar sound pattern in the L2. The pathway of attrition follows constraints not only underlyingly present in the L1 but also part of the universal laws of phonetics known to shape sound change. To explain these results, I draw from existing constraint grammars in phonological theory (such as Optimality Theory and Harmonic Grammar) to develop my Dynamic Constraints approach which allows the effects of external variables (e.g., L2 acquisition and its effect on the mind), and internal variables such as an increased likelihood of variability due to articulatory differences can be modeled using scaling factors which can interact with each other, the noise within the grammars, and the constraint weight itself. In this way, the model links previous findings on L1 attrition and its connections to diachronic and synchronic variability, offering insights into the links between the individual languages in a bilingual’s mind. N2 - Bis heute hat eine Vielzahl von Studien zum Spracherwerb im Erwachsenenalter gezeigt, dass sich die phonetischen Merkmale der Muttersprache (L1) und Zweitsprache (L2) gegenseitig beeinflussen. Durch den Einfluss der L1 auf die Lautbildung in der L2 weichen insbesondere späte L2-Lerner von der L1 Norm ab. Modelle zum Erwerb von Lautmerkmalen in einer Zweitsprache wie zum Beispiel das Speech Learning Model (SLM) von Flege (2007) erklären den starken Einfluss der L1 im Spracherwerb im Erwachsenenalter anhand einer Eingliederung des Lautsystems der L2 in den bereits bestehenden phonetischen Raum der L1. Die dadurch entstandene Verknüpfung zwischen der L1 und der L2 führten nicht nur zum Einfluss der L1 auf die L2, sondern wie durch das SLM vorgesagt und durch neuere Studien gezeigt (z.B. DeLeeuw, Mennen & Scobbie, 2004; Chang, 2012), auch zu Veränderungen der L1 Lautkategorien. Diese nähern sich hierbei an die Ziellaute der L2 an, ein Prozess der als Spracherosion bezeichnet wird. Über das genaue Fortschreiten und die Gesetzmäßigkeiten des Einflusses der L2 auf die L1 ist jedoch wenig bekannt. In der bisherigen Forschung wurden Veränderungen in der L1 durch Transfer von der L2 in die L1 erklärt; jedoch zeigt sich bei genauerer Betrachtung vorheriger Ergebnisse, dass die L2 allein nicht ausreicht, um die beobachteten Veränderungen vollständig zu erklären. In meiner Dissertation befasse ich mich mit Prozessen der Spracherosion, welche sich nicht nur in den konkreten phonetischen Realisierungen von Lauten der L1 später bilingualer Sprecher äußern, sondern auch in den Verteilungsmustern von konkreten positionsspezifischen Lautvarianten. Die Forschung zur Spracherosion in der L1 beschränkte sich bislang auf eine kleine Anzahl von phonetischen Merkmalen, insbesondere VOT (z.B. Flege, 1987), und erklärte Veränderungen vollständig über die Merkmaleigenschaften der L2. Im Gegensatz hierzu ist der Beitrag anderer Faktoren jenseits des L2-Transfers zur Spracherosion weitestgehend unerforscht. Daher ist aktuell wenig bekannt, ob zweisprachige Realisierungen einer L1-Lautkategorie in verschiedenen phonetischen Kontexten (z. B. Position innerhalb einer Silbe) ebenfalls von Erosionserscheinungen betroffen sein können. Ebenfalls ist der Grund für solche Veränderungen unbekannt. In meiner Dissertation schließe ich diese Lücke, indem ich untersuche, wie Veränderungsprozesse der Spracherosion in den Verteilungs- und phonetischen Merkmalen wirken. Zu diesem Zweck untersuche ich Veränderungen phonetischer Merkmale sowie der Verteilungsmuster von L1-Rhotizität und /l/-Allophonen bei späten Amerikanisch-Deutschen Bilingualen. Zu diesem Zweck präsentiere ich mein Ergebnis einer Produktionsstudie von zwölf L2-dominanten Amerikanisch-Deutsch-Spätsprachlern sowie einer einsprachigen Kontrollgruppe zur jeweiligen Sprache. Die Proband*innen führten eine Vielzahl von Produktionsaufgaben, die darauf abzielten, die (Nicht-) Rhotizität und /l/-Allophonie in beiden Sprachen (Englisch und Deutsch) zu evaluieren. Diese habe ich in dieser Arbeit auditiv analysiert (nur /r/) und akustisch (/r/ und /l/) ausgewertet. Obwohl der Verlust von Rhotischen und Lateralen in der L1 bereits untersucht wurde (z. B. de Leeuw, 2008; Ulbrich & Ordin, 2014), blieb der Effekt von linguistischen und nicht-linguistischen Variablen auf den Erstsprachverlust bisher unerforscht. Das Ergebnis der auditorischen Analyse von postvokalischen /r/ zeigt, dass die späten Bilingualen von monolingualen Sprechern beider Sprachen abweichen. Im Englischen realisierten die Bilingualen das postvokalische /r/ häufiger in der L2-ähnlichen (vokalisierten) Variante und zeigten Reste von konsonantischen Realisierungen in der eigentlich nicht-rhotischen L2. Während der Verlust der Rhotizität in der L1 der Bilingualen (Englisch) von kontextuellen Beschränkungen (z. B. Art des vorrhotischen Vokals und der morphophonologischen Struktur der Silbe) geprägt war und differentielle Verteilungen über die Kontexte hinweg zeigte, waren die Bilingualen in ihrer L2 (Deutsch) nicht empfänglich für kontextuelle Variation, wie es auch in monolingualen Sprechern des Deutschen erwartet wird. Die akustischen Analysen zeigen, dass rhotische Produktionen der zweisprachigen Sprecher im Englischen und Deutschen sich deutlich von denen der monolingualen Kontrollgruppen unterscheiden: Hier wichen die späten Bilingualen vor allem in der Produktion antizipatorischer Rhotizität ab und produzierten die vorrhotischen Vokale mit weniger rhotischer Färbung. Ich interpretiere meine Ergebnisse als Beleg, dass die bilingualen Sprecher in zwei getrennten phonologischen Grammatiken für ihre Sprache arbeiten, die jeweils der L1-Norm entsprechen, jedoch einen höheren Grad an Variabilität zeigen. Diese Variabilität entsteht jedoch nicht durch sprachübergreifenden Transfer, sondern ist beeinflusst von den grammatischen Gegebenheiten der L1. Die phonetische Analyse zeigte im Gegensatz dazu, dass die bilingualen in einem einzigen phonetischen Raum agieren, welchen sich beide Sprachen teilen und wodurch phonetische Wechselwirkungen zwischen beiden Sprachen entstehen. Somit werden die Veränderungen im Zuge der Spracherosion von der L2 induziert, aber nicht von ihr gesteuert. Die Änderungen der L1 zeigt Sprachveränderungen auf, denen die Grammatik der L1 zugrunde liegt, und sind weiterhin geprägt von allgemeinen Gesetzen der Phonetik und des Sprachwandels. Die Ergebnisse der Lateral-Analyse zeigen, dass genau wie in postvokalischen /r/ die zweisprachigen Sprecher nicht mit monolingualen Sprechern konvergent sind. Besonders in Bezug auf die Velarisierung von wortfinalen /l/ in beiden Sprachen unterscheidet sich die bilinguale Gruppe deutlich von Monolingualen. Die festgestellten Änderungen unterlagen hier positionsbedingten Beschränkungen und waren im wortinitialen /l/ deutlich stärker ausgeprägt als im wortfinalen /l/. Weiterhin zeigten die Bilingualen eine stark ausgeprägte Allophonie in beiden Sprachen. Die Ergebnisse der Untersuchungen zu Lateralen liefern jedoch keinen Beleg für einen gleichmäßigen Erosionsprozess, und waren stattdessen stark geprägt von der L1 sowie von universellen Gesetzmäßigkeiten der Lautbildung. Insofern zeigt meine Dissertation, dass Spracherosion nicht einheitlich auf einen Sprecher wirkt, sondern dass Spracherosion einem historischen Prozess des Lautwandels ähnelt, welcher universellen phonetischen und phonologischen Gesetzen folgt. Die Ergebnisse meiner Studie erkläre ich mithilfe von phonologischen Constraint-Grammatiken (insbesondere Optimality Theory und Harmonic Grammar), den ich Dynamic Constraints nenne. In diesem Ansatz modifiziere ich einen Algorhithmus, wodurch linguistische und nicht-linguistische Faktoren das Gewicht von Constraints und die zufällige Streuung von Gewichten beeinflussen können. Hierdurch ergibt sich die Möglichkeit, mit Dynamic Constraints bisherige Forschungsergebnisse im Bereich der Psycholinguistik mit Kenntnissen aus der historischen und sozialen Sprachforschung zu verbinden und einen Einblick in die Sprachsysteme von Bilingualen zu gewinnen. KW - Zweisprachigkeit KW - Phonetik KW - Erwachsener KW - bilingualism KW - phonetics KW - phonology KW - liquids KW - language attrition KW - Amerikanisches Englisch KW - Deutsch KW - Phonologie Y1 - 2021 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-239335 ER - TY - THES A1 - Mampe-Keller, Birgit Anna T1 - Auswirkungen der pränatalen Sprachumgebung auf die Schreimelodie - Ein Vergleich zwischen Neugeborenen mono- und bilingualer Mütter T1 - Effects of prenatal language input on cry melody contours – A comparison of newborns born to monolingual and bilingual mothers N2 - Ab dem letzten Schwangerschaftsdrittel können Föten Geräusche, Stimmen und Gespräche hören (Vince et al. 1985, Querleu et al. 1988, Damstra-Wijmenga et al. 1991, Johansson et al. 1992, Hepper/Shahidullah 1994). Die pränatalen Hörerfahrungen werden in einem fötalen Gedächtnis gespeichert und bleiben so bis ins Neugeborenenalter bestehen (u.a. Hepper 1988, Hepper et al. 1993). Neben einer generellen pränatalen Prägung ist für Neugeborene eine muttersprachspezifische Prägung sowohl perzeptiver als auch produktiver Leistungen belegt, die sich in der Differenzierungsfähigkeit der Muttersprache von einer unbekannten Sprache (z.B. Mehler et al. 1986, Byers-Heinlein et al. 2010) sowie in einer deutlichen perzeptiven (z.B. Mehler et al. 1986) und produktiven Präferenz (Mampe et al. 2009) für ihre Muttersprache zeigt. In der vorliegenden Arbeit wurden 1744 Schreimelodien von insgesamt 60 gesunden Neugeborenen untersucht, deren Mütter während der Schwangerschaft entweder eine oder zwei Sprachen gesprochen hatten. 40 Neugeborene hatten monolingual französische Mütter. 20 Neugeborene hatten bilinguale Mütter (französisch und eine weitere Sprache). Neben dem Vergleich des Einflusses einer pränatal monolingualen und einer pränatal bilingualen Sprachumgebung auf die Schreimelodiekonturproduktion Neugeborener wurde untersucht, ob das quantitative Verhältnis mit dem beide Sprachen pränatal gehört wurden die Schreimelodiekonturproduktion der bilingualen Neugeborenen beeinflusst. Ein objektiver Vergleich geeigneter einfachbögiger Schreimelodiekonturen erfolgte mithilfe des EF-Modells. Das Modell lieferte für jede Melodiekontur genau einen Maximalwert (in Form des Formparameters α), der zwischen 0 und 1 variierte. Die von den bilingualen Neugeborenen produzierten Melodiekonturen unterschieden sich statistisch signifikant von denen der monolingualen Neugeborenen (T-Test, p=0,031). Die monolingual französischen Neugeborenen produzierten gehäuft steigende Melodiekonturen (α>0,5). Für die bilingualen Neugeborenen konnte keine Präferenz für die Produktion einer bestimmten Melodiekonturform festgestellt werden. Für die bilingualen Neugeborenen wurde zudem gezeigt, dass zwischen dem quantitativen Verhältnis der pränatal gehörten Umgebungssprachen und der Melodieproduktion im Neugeborenenalter kein statistisch signifikanter Zusammenhang (H-Test nach Kruskal-Wallis, p=0,273) besteht. Der hinreichende Unterschied der α-Verteilungen der mono- und bilingualen Neugeborenen belegt, dass pränatale auditive Erfahrungen bereits die Melodieproduktion Neugeborener prägen. N2 - Human fetuses can hear different noises, voices and conversations by the last trimester of pregnancy (Vince et al. 1985, Querleu et al. 1988, Damstra-Wijmenga et al. 1991, Johansson et al. 1992, Hepper/Shahidullah 1994). Because of an existing fetal memory auditory stimuli persist into neonatal life (u.a. Hepper 1988, Hepper et al. 1993). Prenatal auditory experiences already imprint early native language specific perceptive and productive performances. That is why newborns are able to differentiate their native language and an unknown language and show a preference for native language stimuli (Mehler et al. 1986, Mampe et al. 2009, Byers-Heinlein et al. 2010). 1744 voiced cry melodies of 60 healthy newborns were analyzed. 40 newborns had monolingual French mothers. 20 newborns hat bilingual mothers. Bilingual mothers spoke French and another language during pregnancy. The influence of a prenatal monolingual compared to a prenatal bilingual language input on cry melody production was analyzed. Furthermore, the influence of the quantitative ratio of the two prenatally heard languages on the melody contours of the bilingual newborns was analyzed. Objective analysis of suitable single arc melody contours was conducted using the EF-Model. Determined melody contour maximum values (α) varied between 0 and 1. Melody contours produced by bilingual newborns differed significantly from those produced by monolingual newborns (T-Test, p=0,031). While monolingual French newborns preferred to produce single rising – then falling melody contours (α>0,5) bilingual newborns didn’t show a preference for the production of a specific melody contour form. Moreover, the quantitative ratio of the two prenatally heard languages didn’t have an influence on the melody contour production of the bilingual newborns (H-Test nach Kruskal-Wallis, p=0,273). The difference in the distribution of the melody contour maximum values shows an imprinting effect of prenatal auditory experience early melody contour productions. KW - Melodie KW - Schrei KW - Neugeborenes KW - Zweisprachigkeit KW - vorsprachliche Entwicklung KW - Säuglingsschrei KW - melody KW - pre-speech development KW - infant cry Y1 - 2012 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-77885 ER -