TY - THES A1 - Magsaam, Annika Theresa T1 - Untersuchung geschlechtsspezifischer Differenzen in der Melodieentwicklung des Säuglingsschreis zwischen der vierten und achten Lebenswoche unter Berücksichtigung eines möglichen Einflusses von Sexualhormonen auf die Melodiestruktur T1 - Investigation of gender-specific differences in the melodic complexity of infant cries between four and eight weeks of age with regard to a potential impact of sex steroids on the prosodic quality of pre-speech vocalizations N2 - Seit den klinischen Beobachtungen Brocas und Wernickes wissen wir, dass die für Sprach-produktion und Sprachperzeption verantwortlichen neuronalen Netzwerke überwiegend in der linken Hemisphäre repräsentiert sind. Allerdings zeigen Männer und Frauen im Erwachsenen-alter eine ungleich starke Ausprägung der sprachfunktionellen Hemisphärendominanz, wobei man annimmt, dass im weiblichen Gehirn verbale Informationen eher bilateral verarbeitet werden, wohingegen im männlichen Geschlecht ein linkshemisphärisch-lateralisiertes Akti-vierungsmuster imponiert. In jüngster Zeit weisen eine Reihe wissenschaftlicher Untersu-chungen darauf hin, dass schon im frühen Kindesalter eine dem adulten Gehirn ähnliche, strukturelle ebenso wie funktionelle Asymmetrie in Bezug auf die sprachverarbeitenden Do-mänen existiert. Die vorliegende Arbeit ist im Rahmen der Arbeitsgruppe „Säuglingsschreianalyse“ von Frau Prof. Dr. K. Wermke in Ergänzung des Satellitenprojekts „Hormonstudie“ der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft e. V. sowie das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig geförderten, interdisziplinären Langzeitstudie „Deutsche Sprachentwicklungsstudie“ (www.glad-study.de) entstanden. Sie fokussiert auf der Untersu-chung einer eventuell bereits während des frühkindlichen Spracherwerbs apparenten funktio-nellen „Überlegenheit“ des weiblichen Geschlechts als Ausdruck einer vermutlich schon im frühen Säuglingsalter manifesten, geschlechtsspezifisch unterschiedlich ausgeprägten Hemi-sphärendominanz für Sprache. Der klinisch-experimentelle Schwerpunkt beruht hierbei auf der kategorial-quantitativen Analyse von strukturellen, im engeren Sinne melodisch-rhythmischen Formeigenschaften der Lautierungen gesunder Säuglinge, aufgenommen im Al-ter von vier und acht Lebenswochen, sowie einer anschließenden Evaluierung der Melodie-entwicklung anhand der Häufigkeitsverteilung der definierten Signalstrukturkategorien. Nachdem im Rahmen vorangegangener Untersuchungen insbesondere der selektiven Östradi-olwirkung eine höhergradige synaptische Organisation sowie eine infolgedessen verbesserte interhemisphärische Konnektivität mit konsekutiv eher bilateral-symmetrischer Repräsentati-on der Sprachfunktion zugeschrieben worden war, galt es nachfolgend zu evaluieren, inwie-weit etwaige Differenzen in der Melodieentwicklung des Säuglingsschreis mit Unterschieden der Sexualhormonkonzentrationen im kindlichen Serum korrelieren. Auf der Basis der von uns erhobenen Daten konstatierten wir bei den weiblichen Studienteil-nehmern im Alter von acht Wochen eine größere relative Häufigkeit sämtlicher komplexer Signalstrukturelemente, wobei die geschlechtsspezifisch ungleich zunehmende melodische Komplexität der sprachvorbereitenden Lautierungen hochsignifikant mit den im Alter von vier Lebenswochen gemessenen Östradiol-Serumkonzentrationen korrelierte. Zusammenfassend betrachtet sehen wir die eingangs formulierte These, wonach insbesondere die Einwirkung hoher Östradiolkonzentrationen während eines definierten Intervalls physio-logischer Plastizität der sprachspezifischen (kortiko-)neuronalen Netzwerke für die frühzeiti-ge Generierung formaler prosodischer Komplexitätsmuster im individuellen Sprachentwick-lungsprofil verantwortlich sein sollte, experimentell bestätigt. Als ursächlich hierfür nehmen wir eine reduzierte sprachfunktionelle Lateralität zugunsten der für die Prosodieentwicklung verantwortlichen, sprachrelevanten Areale der rechten Hemisphäre an. Die gesteigerte proso-dische Qualität der vorsprachlichen Lautierungen als Ausdruck der kindlichen Fähigkeit zur intentional-akzentuierenden Modulation der Schreimelodie können wir zugleich als einen in-dividuellen Entwicklungsvorsprung im Spracherwerbsprozess interpretieren. N2 - Ever since the clinical studies of Broca and Wernicke in the middle of the 19th century it has been proclaimed that the language-related neuronal domains are localised mainly within the left hemisphere. However adult men and women do show a different degree of language later-alization with a more bilateral pattern of verbal processing within the female brain. Most re-cently a couple of scientific reports stated a similar extent of structural as well as functional asymmetry already within the infant central nervous system. The present study was conducted within the research group „infants’ cry analysis“ chaired by Prof. Dr. K. Wermke and formed part of the German Language Development Study’s (www.glad-study.de) prospective research programme on the development of early communi-cative skills. It focussed on the investigation of a hypothesized already apparent superior ver-bal performance within the group of infant girls implying higher prosodic skills presumably as a result of a higher degree of interhemispheric connectivity. These assumptions were based on the analysis of the cry melody complexity by categorical interpretation of pre-speech vocal-iziations uttered by healthy babies at the age of four and eight weeks. Since previous examinations described a differential growth impact on developing nervous tissue mediated by high levels of endogenous estradiol, entailing a more complex interneu-ronal as well as interhemispheric connectivity eventually resulting in a more bilateral organi-sation of speech function we intended to complete our study by calculating the linear regres-sion analysis as well as the correlation analysis between the variables in question. Based upon our data we succeeded in demonstrating a higher degree of melody complexity among the female participants at the age of eight weeks which correlated very significantly with the individual estradiol levels measured at the age of four weeks. In conclusion we were able to defend the initially formulated thesis according to which the se-lective regulative effect of high endogenous estradiol within a predefined time frame of neu-ronal plasticity results in the earlier emergence of prosodically complex cry melody patterns. We attribute these findings to a reduced degree of language-related cerebral asymmetry to the benefit of those areas within the right hemisphere responsible for the development of prosody. From a linguistic point of view the more prosodically accomplished pre-speech vocalisations reflect the ability of the young child to intentionally modulate its utterings and hence repre-sent an inter-individual advantage in the course of language acquisition. KW - Säuglingsschreianalyse KW - Sprachentwickung KW - Melodieentwicklung KW - Geschlechtsdifferenzen KW - Hormonwirkung. KW - Säuglingsschreianalyse KW - Sprachentwickung KW - Melodieentwicklung KW - Geschlechtsdifferenzen KW - Hormonwirkung. KW - Infant cry analysis KW - language acquisition KW - melody complexity KW - gender differences KW - hormonal effects. Y1 - 2009 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-35990 ER -