TY - THES A1 - Schwenck, Christina T1 - Gedächtnisentwicklung im Vor- und Grundschulalter : eine mikrogenetische Studie zur Untersuchung semantischer Organisationsstrategien T1 - Memory Development in pre-school and elementary school-aged children: A microgenetic study researching semantic organization strategies N2 - Gedächtnisstrategien stellen einen wichtigen Motor für die kontinuierliche Zunahme der Gedächtnisleistung bei Kindern im Vor- und Grundschulalter dar. Dabei wurde die Strategieentwicklung in den vergangenen Jahren bereits intensiv erforscht, wobei die Ergebnisse dieser Forschung in Abhängigkeit von der Untersuchungsmethode, der fokussierten Strategie und der Aufgabenschwierigkeit stark differierten. Die vorliegende Untersuchung wurde deshalb zur Klärung der folgenden kontrovers diskutierten Fragestellungen durchgeführt: Aus den Vorbefunden zur Strategieentwicklung lassen sich verschiedene defizitäre Phasen ableiten, die die Kinder im Zusammenhang mit dem Erwerb einer bestimmten Strategie durchlaufen sollen. Während einer dieser Phasen wenden die Kinder eine Gedächtnisstrategie zwar spontan an, erreichen damit aber keinen Gewinn für ihre Gedächtnisleistung („Nutzungsdefizit“). Da die Inzidenz des Nutzungsdefizits in Abhängigkeit von verschiedenen Variablen stark unterschiedlich angegeben wird, sollte die vorliegende Arbeit klären, ob es sich bei diesem Defizit um ein Rand- oder generelles Entwicklungsphänomen handelt und welche Einflussfaktoren als verantwortlich für sein Auftreten angesehen werden können. Eine zweite Frage der vorliegenden Arbeit richtet sich auf intraindividuelle Entwicklungsverläufe beim Strategieerwerb. Daten aus Querschnittstudien sprechen für einen eher kontinuierlichen Erwerb von Gedächtnisstrategien, während Längsschnittuntersuchungen eine sprunghafte Entwicklung nahe legen. Die Anwendung unterschiedlicher Untersuchungsmethoden sollte in der vorliegenden Studie Aufschluss über den Verlauf der Entwicklung von Gedächtnisstrategien im Vor- und Grundschulalter geben. Ein großer Teil der bereits vorliegenden Studien zur Strategieentwicklung fokussierte auf eine einzige Gedächtnisstrategie. In der vorliegenden Untersuchung wurden verschiedene Strategien und die Auswirkung ihrer Interaktion auf die Gedächtnisleistung näher betrachtet. Um die verschiedenen Fragestellungen zu klären, wurden 492 Kinder mit einer semantischen Organisationsaufgabe sowie im Hinblick auf andere kognitive Variablen untersucht. Das Design der Untersuchung lässt sich als mikrogenetisch charakterisieren, wobei die Gedächtnis- und Strategieleistungen zu fünf verschiedenen Zeitpunkten in kurzer Abfolge überprüft wurden. Als weitere unabhängige Variablen wurden das Alter der Kinder (Kindergarten 4 Jahre, Kindergarten 5 Jahre, 1. Klasse, 2. Klasse), die Aufgabenschwierigkeit (leicht, schwer) sowie die Strategieinstruktion (Sortier-Instruktion, Cluster-Instruktion, keine Instruktion) variiert. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigen grundsätzlich Vorbefunde, nach denen das Sortiermaß die Fertigkeit zur semantischen Organisation besser repräsentiert als das Clustern. Die Transferleistung einer instruierten Strategie hing insbesondere vom Alter der Kinder ab – so profitierten Kindergartenkinder mittelfristig nicht von einer Strategieunterweisung, und insbesondere Zweitklässler konnten den Profit über alle Transferdurchgänge aufrecht erhalten. Während sich auf Gruppenebene einzelne Hinweise auf das generelle Auftreten einer nutzungsdefizitären Phase finden ließen, konnte aus den Analysen der individuellen Daten abgeleitet werden, dass das Nutzungsdefizit als randständiges Phänomen zu charakterisieren ist. Aus der Analyse der Einflussfaktoren lässt sich ableiten, dass das Defizit gehäuft bei jüngeren Kindern auftritt. Ein Zusammenhang mit der betrachteten Kategorisierungsstrategie (Sortieren vs. Clustern) ließ sich dagegen nicht spezifizieren. Entgegen den Befunden aus bereits vorliegenden längsschnittlich orientierten Untersuchungen konnte die Annahme einer sprunghaften Strategieentwicklung in der vorliegenden mikrogenetischen Studie nicht bestätigt werden. Die Stabilität des Strategieeinsatzes war bei jüngern Kindern und bei einer instruierten Strategie im Vergleich zu spontanem Strategiegebrauch geringer. Insgesamt zeigte sich ein relativ inkonsistenter Strategiegebrauch, das heißt, dass Kinder, die eine Strategie einmal erlernt hatten, diese über den Untersuchungszeitraum nicht immer beibehielten. Zur Untersuchung der Strategieverläufe erwiesen sich clusteranalytische Verfahren als besonders hilfreich. Im Hinblick auf den multiplen Gebrauch von Strategien zeigte sich, dass ältere Kinder und solche mit besseren Metagedächtnisleistungen mehr Gedächtnisstrategien einsetzten, und dieser multiple Strategieeinsatz mit einem Zugewinn in der Gedächtnisleistung in Verbindung stand. N2 - Memory strategies are an important vehicle for the continual increase in memory performance of pre-school and elementary school aged children. Strategy development has thus been intensively researched in the last years; the results of these studies vary sharply dependent on the research method, the type of strategy researched, and task difficulty. Therefore, the present study was carried out to shed light on the following controversially discussed questions: From the preliminary findings concerning strategy development, various deficiency phases can be identified, which children supposedly go through in connection with the acquisition of a specific strategy. During one of these phases, children do apply a memory strategy on their own; however, the use of a strategy provides them with no benefit for their memory performance (“utilization deficiency”). Because reported rates of the incidence of the utilization deficiency varies greatly depending on different variables, the present study was intended to clarify whether this deficiency is a marginal or a general developmental phenomenon, and which factors of influence could be considered to be responsible for its occurrence. A second research question of the present study addresses intraindividual courses of development on strategy acquisition. Data from cross-sectional studies speak for a rather continual acquisition of memory strategies, whereas longitudinal studies indicate a more rapid type of development with leaps and bounds. The present study made use of various research methods in order to provide more information about the course of development of memory strategies in pre-school and elementary school age. Most of the studies that have already been done on strategy development focused on a single memory strategy. The present study looked more closely at various strategies and the effect of their interaction on memory performance. In order to address the various research questions, 492 children were tested with a semantic organization task, as well as with regard to other cognitive variables. The study design can be characterized as microgenetic, whereby the memory and strategy performances were tested over five time points in close succession. As further independent variables were the age of the children (4-yr.-old preschoolers, 5-yr.-old kindergarteners, first-graders, and second-graders), the task difficulty (easy, difficult), as well as strategy instruction (sorting prompt, clustering prompt, no prompt), the latter of which was varied during the second round of testing. The results of the present study essentially confirm the preliminary findings, according to which the amount of sorting better represents the ability to organize semantically than does clustering. The transfer performance of an instructed strategy was particularly dependent on the children’s age – the preschoolers and kindergarteners did not profit on average from the use of a strategy, but particulary second-graders were able to maintain the profit over all transfer rounds. Whereas single indicators of a general occurrence of a phase of utilization deficiency were found on the group level, the analyses of the individual data leads to the conclusion that the utilization deficiency should be characterized as a marginal phenomenon. From the analysis of influencing factors, it can be said that the deficiency occurs in greater numbers among younger children. A connection with the examined categorization strategy (sorting vs. clustering) could not be specified, however. Contrary to the findings of already performed longitudinally oriented studies, the assumption of rapid strategy development could not be supported in the present microgenetic study. The stability of strategy employment was lower among younger children and for instructed as compared to spontaneous strategy use. Overall, a relatively inconsistent strategy employment was observed, which means that children who had been instructed in a strategy one time did not always use that strategy over the time period of the study. Cluster analysis procedures proved to be especially helpful in examining strategy courses. Regarding multiple strategy use, it was shown that older children and those with better metamemory performances employed more memory strategies, and that this multiple strategy use was related to an improvement in memory performance. KW - Vorschulkind KW - Grundschulkind KW - Gedächtnisbildung KW - Gedächtnisentwicklung KW - Strategieentwicklung KW - mikrogenetische Studie KW - Nutzungsdefizit KW - multipler Strategiegebrauch KW - memory development KW - strategy development KW - microgenetic study KW - utilization deficiency KW - multiple strategy use Y1 - 2005 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-15990 ER - TY - THES A1 - Kron-Sperl, Veronika T1 - Entwicklung und Effektivität einer Organisationsstrategie im Kindergarten- und frühen Grundschulalter : Ergebnisse einer Längsschnittstudie T1 - Development and effectiveness of an organizational memory strategy from kindergarten to early elementary school age. Findings of a longitudinal study. N2 - Gedächtnisstrategien sind bei der Einspeicherung und dem Abruf von Informationen hilfreich und stellen eine wichtige Determinante für alterskorrelierte Verbesserungen in der Gedächtnisleistung dar. Eine Gedächtnisstrategie, die kategoriale Organisationsstrategie, wurde in den letzten 35 Jahren intensiv erforscht. Bei dieser Lernstrategie werden semantisch kategorisierbare Informationen anhand ihrer kategorialen Struktur eingespeichert und reproduziert. Die Organisationsstrategie galt als relativ gut erforscht, bis eine längsschnittliche Studie, die Münchner Longitudinalstudie zur Genese individueller Kompetenzen (LOGIK-Studie; Weinert & Schneider,1999), Zweifel an den aus Querschnittstudien abgeleiteten Annahmen über einen graduellen, kontinuierlich ansteigenden Entwicklungsverlauf aufkommen ließ (Schneider & Sodian, 1997; Sodian & Schneider, 1999). Bei Betrachtung der individuellen Entwicklungsverläufe zeigte sich hier für den Großteil der Kinder ein sprunghafter Strategieerwerb und nur wenige Kinder ließen kontinuierlich ansteigende Strategiewerte erkennen. Darüber hinaus wurde häufig ein Wiederaufgeben der Strategie mit späterem Wiedererwerb beobachtet. Auch das Alter des erstmaligen Strategiegebrauchs gestaltete sich interindividuell sehr unterschiedlich. Ein ähnliches Bild zeigte sich in einer neueren mikrogenetischen Untersuchung (Schlagmüller & Schneider, 2002). Da die beschriebenen Längsschnittuntersuchungen mit Problemen zu großer Untersuchungsabstände (LOGIK-Studie) bzw. einer sehr kleinen Stichprobe (Schlagmüller & Schneider, 2002) behaftet waren, wurde die Entwicklung dieser Strategie in der vorliegenden Längsschnittstudie mithilfe einer umfangreichen Stichprobe, halbjährlichen Testabständen und zweier unterschiedlich schwieriger Wort-Bild-Listen untersucht. Neue Befunde ergaben hier die Analysen der intraindividuellen Entwicklungsveränderungen im strategischen Verhalten. Sprunghafter Strategieerwerb ließ sich für das einfache Material bestätigen. Bei schwierigem Material zeigten etwa jeweils die Hälfte der Kinder sprunghaften oder partiellen Strategieerwerb, d.h. dass einige der jungen Kinder nur einzelne Kategorien sortierten und somit die Strategie nicht unmittelbar perfekt anwendeten. Dennoch konnte auch bei diesen Kindern kaum ein kontinuierlicher Zuwachs der Strategiewerte über den Untersuchungszeitraum bestätigt werden. Einige der Kinder gaben sie nochmals auf und entdeckten sie später sprunghaft wieder. Ein zweiter Befund der vorliegenden Arbeit bezieht sich auf die Stabilität des Strategiegebrauchs. Bei Halbjahres-Abständen behielt ein wesentlich größerer Prozentsatz der Kinder die Strategie unabhängig vom Lernmaterial weiterhin bei als dies in der LOGIK-Studie bei Zweijahres-Intervallen der Fall war. Hinsichtlich des Erwerbs der kategorialen Organisationsstrategie konnten nur wenige Einflussfaktoren identifiziert werden. Bei einfachem Material trat bereits häufiger strategisches Verhalten auf, das jedoch durch wenige Faktoren außer durch die verbale Intelligenz beeinflusst zu sein schien. Strategisches Verhalten bei sehr schwierigem Material hingegen schien bereits bei den jungen Kindern durch das Metagedächtnis initiiert. Weiterhin wurde die Effektivität des Strategiegebrauchs zwischen sechs und acht Jahren und die Phase eines Nutzungsdefizits, d.h. ein Strategieerwerb ohne entsprechender Leistungssteigerung untersucht. Ein generelles Nutzungsdefizit ließ sich nicht bestätigen, sondern traf nur auf einen sehr geringen Prozentsatz der Strategieentdecker zu. Im Großen und Ganzen ließ sich die Effektivität der einmal erworbenen Organisationsstrategie über den gesamten Untersuchungszeitraum bestätigen. Auch wenn intraindividuell ein Leistungszugewinn bei Erwerb de Strategie resultierte, konnten interindividuell zu jedem Messzeitpunkt sehr unterschiedliche Erinnerungsleistungen bei strategischen Kindern beobachtet werden. Die Messung von Sortier- und Lernzeiten erwies sich in diesem Zusammenhang als sehr interessant. Eine lange Sortierzeit konnte nicht nur beim schwierigen Lernmaterial im Zusammenhang mit nutzungsdefizitärem Strategieerwerb beobachtet werden, sondern ging auch in beiden Listen mit einer geringeren Erinnerungsleistung einher. Zudem konnten Abruforganisation und Arbeitsgedächtniskapazität bei der schwierigen Liste und aufgabenspezifisches Metagedächtnis bei der leichten Liste Varianz in der Erinnerungsleistung strategischer Kinder aufklären. Die aufgewendete Sortierzeit schien bei schwierigem Material durch verbale Kompetenzen und kapazitäre Voraussetzungen beeinflusst zu werden. Beim leichten Material wurden die Sortierzeiten durch verbale Fähigkeiten verkürzt. Die gleichzeitige Anwendung mehrerer Strategien (das Sortieren während der Lernphase, zusätzliche Wiederholungsaktivitäten und der kategoriale Abruf) konnte bis zur zweiten Klasse noch kaum beobachtet werden. Wenn eine multiple Nutzung dieser drei Strategien auftrat, erwies sie sich als effektiv. N2 - Memory strategies help to encode and retrieve information and determine advanced memory performance with increasing age. During the last 35 years, especially organizational strategies have been intensively investigated with a focus on cross-sectional studies. Recent longitudinal studies such as the Munich Longitudinal Study on the Genesis of Individual Competencies (LOGIC study; Weinert & Schneider, 1999) and a microgenetic study (Schlagmüller & Schneider, 2002) suggested that memory strategies do not emerge gradually, as proposed by numerous cross-sectional studies, but rather follow an all-or-non principle and thus are acquired abruptly (Schneider & Sodian, 1997; Sodian & Schneider, 1999). Moreover, a discontinuous pattern of leaps and drops was found in strategic behavior, with pronounced individual differences in the age of acquisition of a memory strategy. The few longitudinal studies mentioned above seem problematic in terms of either too large time intervals in order to assess strategy development (as in case of the LOGIC study) or a rather small sample size (as in case of the microgenetic study by Schlagmüller & Schneider, 2002). For that reason, the present longitudinal study was based on a larger number of participants. Furthermore, children were tested every six months using a sort-recall task with two trials of varying difficulty (difficult vs. easy picture items) in order to assess the development of the organizational strategy. The first major finding of the present longitudinal study refers to individual paths of strategy development. An analysis of individual strategy discovery regarding the easy picture set revealed that most of the children acquired the strategy abruptly. In case of the difficult picture set, about 46% (N=18) of the strategy discoverers acquired the strategy abruptly, while 54% (N=21) of the strategy discoverers did not sort all items according to the semantic categories. However, the strategic behavior of the latter children did not increase gradually from the first to the fourth measurement point. The second major finding refers to stability of strategic behavior. Retesting memory abilities every six months leads to a higher stability than the rather large time intervals in the LOGIC study, meaning that only a few children of the present longitudinal study lost the strategy once acquired. Concerning the strategy production, only a few influencing variables were identified. In case of the easy picture set, strategic behavior was observed more often and influenced by verbal intelligence, whereas metamemory was relevant for discovering the strategy using the difficult picture list. The fourth main finding focuses on the “utilization deficiency” phenomenon, that is, the fact that a child spontaneously produces but does not benefit from the strategy immediatly. Up to now, the relevant literature has reported inconsistent results concerning this topic. In the present longitudinal study indicators of utilization deficiency were rarely found in kindergarten and among young school children. Accordingly, it cannot be considered a general developmental phenomenon. In comparison, the effectiveness of using memory strategies could be confirmed. Using an organizational memory strategy led to better recall even for kindergarten and young school childern. Further findings refer to variables influencing strategy effectiveness. For instance, the time needed to sort the picture cards turned out to be important: For both trials of the sort-recall task, a longer sorting time led to worse memory performance. Moreover, memory capacity, clustering during recall as well as metamemory served as indicators of individual differences in memory performance of strategic children. As to the difficult picture set, memory capacity influenced sorting time and, consequently, recall performance. In addition, verbal competence showed a further impact on sorting time in case of both picture sets. In general, individual differences in memory capacity and metamemory predicted individual differences in memory performance of strategic children. Finally, indicators of multiple strategy use (sorting the material during learning period, rehearsing the items and clustering during recall) were also investigated. Although it seems clear that multiple strategy use results in better memory performance, children rarely started using multiple strategies before second grade. KW - Vorschulkind KW - Organisationsstruktur KW - Entwicklung KW - Grundschulkind KW - Gedächtnisentwicklung KW - Strategieentwicklung KW - kategoriale Organisationsstrategie KW - Nutzungsdefizit KW - Längsschnittstudie KW - memory development KW - strategy development KW - organizational strategies KW - utilization deficiency KW - longitudinal study Y1 - 2005 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-13998 ER -