TY - THES A1 - Pollerhoff, Lena Katharina T1 - Age differences in prosociality across the adult lifespan: Insights from self-reports, experimental paradigms, and meta-analyses T1 - Altersunterschiede in Prosozialität über die erwachsene Lebensspanne hinweg: Erkenntnisse aus Selbstberichten, experimentellen Paradigmen und Meta-Analysen N2 - Human prosociality, encompassing generosity, cooperation, and volunteering, holds a vital role in our daily lives. Over the last decades, the question of whether prosociality undergoes changes over the adult lifespan has gained increased research attention. Earlier studies suggested increased prosociality in older compared to younger individuals. However, recent meta-analyses revealed that this age effect might be heterogeneous and modest. Moreover, the contributing factors and mechanisms behind these age-related variations remain to be identified. To unravel age-related differences in prosociality, the first study of this dissertation employed a meta-analytical approach to summarize existing findings and provide insight into their heterogeneity by exploring linear and quadratic age effects on self-reported and behavioral prosociality. Additionally, two empirical research studies investigated whether these age-related differences in prosociality were observed in real life, assessed through ecological momentary assessment (Study 2), and in a controlled laboratory setting by applying a modified dictator game (Study 3). Throughout these three studies, potential underlying behavioral and computational mechanisms were explored. The outcome of the meta-analysis (Study 1) revealed small linear age effects on prosociality and significant age group differences between younger and older adults, with higher levels of prosociality in older adults. Explorative evidence emerged in favor of a quadratic age effect on behavioral prosociality, indicating the highest levels in midlife. Additionally, heightened prosocial behavior among middle-aged adults was observed compared to younger adults, whereas no significant differences in prosocial behavior were noted between middle-aged and older adults. Situational and contextual features, such as the setting of the study and specific paradigm characteristics, moderated the age-prosociality relationship, highlighting the importance of the (social) context when studying prosociality. For Study 2, no significant age effect on real-life prosocial behavior was observed. However, evidence for a significant linear and quadratic age effect on experiencing empathy in real life emerged, indicating a midlife peak. Additionally, across all age groups, the link between an opportunity to empathize and age significantly predicted real-life prosocial behavior. This effect, indicating higher levels of prosocial behavior when there was a situation possibly evoking empathy, was most pronounced in midlife. Study 3 presented age differences in how older and younger adults integrate values related to monetary gains for self and others to make a potential prosocial decision. Younger individuals effectively combined both values in a multiplicative fashion, enhancing decision-making efficiency. Older adults showed an additive effect of values for self and other and displayed increased decision-making efficiency when considering the values separately. However, among older adults, individuals with better inhibitory control were better able to integrate information about both values in their decisions. Taken together, the findings of this dissertation offer new insights into the multi-faceted nature of prosociality across adulthood and the mechanisms that help explain these age-related disparities. While this dissertation observed increasing prosociality across the adult lifespan, it also questions the assumption that older adults are inherently more prosocial. The studies highlight midlife as a potential peak period in social development but also emphasize the importance of the (social) context and that different operationalizations might capture distinct facets of prosociality. This underpins the need for a comprehensive framework to understand age effects of prosociality better and guide potential interventions. N2 - Menschliche Prosozialität beinhaltet Verhaltensweisen wie Großzügigkeit, Kooperation und freiwilliges Engagement und spielt eine entscheidende Rolle in unserem täglichen Leben. In den letzten Jahrzehnten hat die Frage, ob sich Prosozialität über die erwachsene Lebensspanne hinweg verändert, zunehmende Bedeutung in der Forschung erfahren. Frühere Studien zeigten eine erhöhte Prosozialität bei älteren im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen. Meta-Analysen zeigten jedoch, dass dieser Alterseffekt heterogen und geringfügig sein könnte. Zusätzlich sind die Faktoren und Mechanismen, die zu diesen altersbedingten Veränderungen beitragen, noch wenig verstanden. Um die altersbedingten Unterschiede in Prosozialität besser zu charakterisieren, wurde in der ersten Studie dieser Dissertation ein meta-analytischer Ansatz verfolgt, um vorhandene Forschungsergebnisse systematisch zusammenzufassen und Einblicke in die zugrundeliegende Heterogenität zu erhalten. Hierfür wurden lineare und quadratische Alterseffekte auf selbstberichtete und verhaltensbezogene Prosozialität untersucht. Zusätzlich untersuchten zwei empirische Studien, ob diese altersbedingten Unterschiede in prosozialem Verhalten auch im realen Leben durch „ecological momentary assessment“ (wiederholte Selbstberichte im Alltag; Studie 2) und in einer kontrollierten Laboruntersuchung mittels eines modifizierten Diktator-Spiels (Studie 3) beobachtbar sind. Im Rahmen dieser drei Studien wurden zudem potenzielle zugrundeliegende Verhaltens- und komputationale Mechanismen untersucht. Die Ergebnisse der Meta-Analyse (Studie 1) zeigten einen geringfügigen linearen Anstieg von Prosozialität über das erwachsene Alter hinweg und signifikante Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen, wobei ältere Erwachsene prosozialer waren. Zusätzlich zeigte eine explorative Analyse einen quadratischen Effekt von Alter auf prosoziales Verhalten, mit den höchsten Werten im mittleren Erwachsenenalter. Darüber hinaus verhielten sich mittelalte Erwachsene prosozialer im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen, während keine signifikanten Unterschiede zwischen mittelalten und älteren Erwachsenen gefunden wurden. Situative und kontextuelle Merkmale, wie beispielsweise das Setting der Studie und bestimmte Merkmale des Paradigmas, moderierten den Zusammenhang zwischen Alter und Prosozialität und heben damit die Bedeutung des (sozialen) Kontextes bei der Untersuchung von Prosozialität hervor. Studie 2 konnte keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Alter und prosozialem Verhalten im realen Leben finden. Es zeigte sich jedoch ein signifikanter linearer und quadratischer Alterseffekt auf das Erleben von Empathie im realen Leben, mit den höchsten Werten im mittelern Erwachsenenalter. Zudem zeigte sich, dass der Zusammenhang zwischen der Möglichkeit, in einer Situation Empathie zu empfinden, und dem Alter das Ausmaß an prosozialem Verhalten im realen Leben vorhersagte. Dieser Effekt, d.h. ein höheres Maß an prosozialem Verhalten in Situationen, die Empathie auslösen, war am stärksten im mittleren Erwachsenenalter ausgeprägt. In Studie 3 hingegen wurden Altersunterschiede in der Art und Weise beobachtet, wie ältere und jüngere Erwachsene die Werte potenzieller Gewinne für sich selbst versus für eine andere Person berücksichtigen, um eine mögliche prosoziale Entscheidung zu treffen. Jüngere Erwachsene kombinierten beide Werte auf multiplikative Weise, was zu einer erhöhten Entscheidungseffizienz führte. Ältere Erwachsene zeigten hingegen einen additiven Effekt der Werte für sich selbst und die andere Person auf ihre Entscheidungen und waren effizienter in ihrer Entscheidungsfindung, wenn sie die Werte separat betrachteten. Eine stärkere inhibitorische Kontrolle ermöglichte es älteren Erwachsenen, Informationen beider Werte in ihre Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Die Ergebnisse dieser Dissertation liefern wertvolle Erkenntnisse zur vielschichtigen Natur der Prosozialität über die erwachsene Lebensspanne hinweg sowie zu den Mechanismen, die diese altersbedingten Unterschiede erklären können. Obwohl die Ergebnisse eine Zunahme an Prosozialität mit dem Alter stützen, hinterfragen sie auch die Annahme, dass ältere Erwachsene grundsätzlich prosozialer sind. Die einzelnen Studien setzen die Lebensmitte als möglichen Höhepunkt der sozialen Entwicklung in den Fokus, betonen aber auch die Bedeutung des (sozialen) Kontexts sowie die Tatsache, dass unterschiedliche Operationalisierungen möglicherweise unterschiedliche Facetten der Prosozialität erfassen. Dies hebt die Notwendigkeit einer umfassenden Übersichtsarbeit hervor, um Alterseffekte von Prosozialität besser verstehen und mögliche Interventionen erarbeiten zu können. KW - Altersunterschied KW - prosocial behavior KW - adult development KW - prosociality KW - older adults KW - Lebenslauf KW - Metaanalyse KW - prosocial Y1 - 2024 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-359445 ER - TY - THES A1 - Schulz, Daniel T1 - Development of Inhibitory Control in Kindergarten Children T1 - Entwicklung von Inhibitionskontrolle bei Kindern im Kindergartenalter N2 - This dissertation explores the development and assessment of inhibitory control – a crucial component of executive functions – in young children. Inhibitory control, defined as the ability to suppress inappropriate responses (Verbruggen & Logan, 2008), is essential for adaptable and goal-oriented behavior. The rapid and non-linear development of this cognitive function in early childhood presents unique challenges for accurate assessment. As children age, they often exhibit a ceiling effect in terms of response accuracy (Petersen et al., 2016), underscoring the need to consider response latency as well. Ideally, combining response latency with accuracy could yield a more precise measure of inhibitory control (e.g., Magnus et al., 2019), facilitating a detailed tracking of developmental changes in inhibitory control across a wider age spectrum. The three studies of this dissertation collectively aim to clarify the relationship between response accuracy, response latency, and inhibitory control across different stages of child development. Each study utilizes a computerized Pointing Stroop Task (Berger et al., 2000) to measure inhibitory control, examining the task's validity and the integration of dual metrics for a more comprehensive evaluation. The first study focuses on establishing the validity of using both response accuracy and latency as indicators of inhibitory control. Utilizing the framework of explanatory item-response modeling (De Boeck & Wilson, 2004), the study revealed how the task characteristics congruency and item position influence both the difficulty level and timing aspects in young children’s responses in the computerized Pointing Stroop task. Further, this study found that integrating response accuracy with latency, even in a basic manner, provides additional insights. Building upon these findings, the second study investigates the nuances of integrating response accuracy and latency, examining whether this approach can account for age-related differences in inhibitory control. It also explores whether response latencies may contain different information depending on the age and proficiency of the children. The study leverages novel and established methodological perspectives to integrate response accuracy and latency into a single metric, showing the potential applicability of different approaches for assessing inhibitory control development. The third study extends the investigation to a longitudinal perspective, exploring the dynamic relationship between response accuracy, latency, and inhibitory control over time. It assesses whether children who achieve high accuracy at an earlier age show faster improvement in response latency, suggesting a non-linear maturation pathway of inhibitory control. The study also examines if the predictive value of early response latency for later fluid intelligence is dependent on the response accuracy level. Together, these empirical studies contribute to a more robust understanding of the complex interaction between inhibitory control, response accuracy, and response latency, facilitating valid evaluations of cognitive capabilities in children. Moreover, the findings may have practical implications for designing educational strategies and clinical interventions that address the developmental trajectory of inhibitory control. The nuanced approach advocated in this dissertation suggests prioritizing accuracy in assessment and interventions during the early stages of children's cognitive development, gradually shifting the focus to response latency as children mature and secure their inhibitory control abilities. N2 - Die vorliegende Dissertation erforscht die Erfassung und Entwicklung von Inhibitionskontrolle bei jungen Kindern – einer zentralen Komponente der Exekutiven Funktionen. Inhibitionskontrolle, also die Fähigkeit, automatisierte aber unangemessene Reaktionen zu unterdrücken (Verbruggen & Logan, 2008), ist wesentlich für adaptives und zielgerichtetes Verhalten. Die schnelle und nichtlineare Entwicklung dieser kognitiven Funktion im frühen Kindesalter gestaltet eine präzise Messung herausfordernd. Mit zunehmendem Alter der Kinder zeigt sich häufig ein Deckeneffekt hinsichtlich der Antwortgenauigkeit (Petersen et al., 2016), was die Notwendigkeit hervorhebt, auch die Reaktionszeit in Betracht zu ziehen. Idealerweise könnte durch die Integration von Reaktionszeit und Antwortgenauigkeit ein Messwert berechnet werden (z.B. Magnus et al., 2019), welcher eine detaillierte Erfassung von Entwicklungsveränderungen der Inhibitionskontrolle über ein breiteres Altersspektrum hinweg ermöglicht. Die drei Studien dieser Dissertation zielen darauf ab, die Beziehung zwischen Antwortgenauigkeit, Reaktionszeit und Inhibitionskontrolle in verschiedenen Stadien der kindlichen Entwicklung zu untersuchen. Jede Studie nutzt eine computergestützte Inhibitionsaufgabe, den computerized Pointing-Stroop Task (cPST; Berger et al., 2000), um die Inhibitionskontrolle zu messen, wobei die Validität dieses Tests und die Integration von Antwortgenauigkeit und Reaktionszeit für eine umfassendere Bewertung untersucht werden. In der ersten Studie wird untersucht, ob sowohl Antwortgenauigkeit als auch Reaktionszeit valide Indikatoren für Inhibitionskontrolle in jungen Kindern darstellen. Unter Verwendung von explanatorischen Item-Response-Modellen zeigte die Studie, wie die Aufgabenmerkmale Kongruenz und Item-Position die Aufgabenschwierigkeit sowohl in Bezug auf Antwortgenauigkeit als auch Reaktionszeit im cPST beeinflussen. Darüber hinaus zeigten sich erste Hinweise, dass bereits eine rudimentäre Integration von Antwortgenauigkeit und Reaktionszeit zusätzliche Einsichten liefert. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen untersucht die zweite Studie die Feinheiten der Integration von Antwortgenauigkeit und Reaktionszeit und prüft, ob moderne Methoden der Integration dieser beiden Metriken altersbedingte Unterschiede in der Inhibitionskontrolle berücksichtigen können. Sie erforscht auch, ob sich aus den Reaktionszeiten in Inhibitionsaufgaben, abhängig vom Alter und Können der Kinder, unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen lassen. Die Studie nutzt neue und etablierte methodische Ansätze, um Antwortgenauigkeit und Reaktionszeit zu einer Metrik zu integrieren und zeigt die potenzielle Anwendbarkeit verschiedener Ansätze zur Bewertung der Entwicklung der Inhibitionskontrolle. Die dritte Studie erweitert die Untersuchung auf eine Längsschnittperspektive und erforscht die dynamische Beziehung zwischen Antwortgenauigkeit, Reaktionszeit und Inhibitionskontrolle im Laufe der Entwicklung. Sie betrachtet, ob Kinder, die in jüngerem Alter eine hohe Genauigkeit erreichen, eine schnellere Verbesserung in der Reaktionszeit zeigen. Die Studie untersucht weiter, ob der prädiktive Wert von Reaktionszeit für zukünftige fluide Intelligenz in Abhängigkeit zu der Antwortgenauigkeit steht. Zusammen tragen diese empirischen Arbeiten zu einem tieferen Verständnis der komplexen Interaktion zwischen Inhibitionskontrolle, Antwortgenauigkeit und Reaktionszeit bei und erleichtern valide Bewertungen dieser kognitiven Fähigkeiten bei Kindern. Darüber hinaus könnten die Ergebnisse praktische Implikationen für die Gestaltung von Interventionen haben, die sich mit dem Entwicklungsverlauf der Inhibitionskontrolle befassen. Der in dieser Dissertation vertretene Ansatz legt nahe, Antwortgenauigkeit bei der Bewertung und Interventionen während der frühen Phasen der kognitiven Entwicklung von Kindern zu priorisieren und den Fokus allmählich auf die Reaktionszeit zu verlagern, sobald Kinder ihre Inhibitionskontrolle festigen und ausbauen. KW - Kognitive Entwicklung KW - Kognition KW - Psychologie KW - Executive Functions KW - Inhibitory Control KW - Inhibitionskontrolle KW - Linear-Mixed Models KW - Linear Gemischte Modelle KW - Cognition KW - Child Development KW - Kindliche Entwicklung KW - Exekutive Funktionen KW - Kinderentwicklung Y1 - 2024 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-357152 ER - TY - THES A1 - Banaschewski, Nora Malaika Marcia Cathérine T1 - Erleichterungslernen bei Jugendlichen mit nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten T1 - Pain relief learning in adolescents with non-suicidal self-injury N2 - Die Erleichterung von einem körperlichen Schmerzreiz besitzt appetitiven Charakter (Leknes et al., 2008; 2011; Seymour et al., 2005), aktiviert belohnungsassoziierte Hirnstrukturen (Leknes et al., 2011; Leknes & Brock, 2014; Leknes & Tracey, 2008; Navratilova & Porreca, 2014) und fördert durch ihre Konditionierbarkeit als Erleichterungslernen bezeichnete appetitive Lern- und Konditionierungsprozesse (Andreatta et al., 2010, 2012; 2013; 2017; Gerber et al., 2014; Tanimoto et al., 2004; Yarali et al., 2008). Die vorliegende Arbeit bestätigt das angewandte Versuchsparadigma als valides Modell für Erleichterungslernen im Menschen und zeigt erstmals, dass der appetitive Charakter von Schmerzerleichterung auch in Jugendlichen konditionierbar ist. Erfolgreiches Erleichterungslernen zeigte sich dabei in der untersuchten Stichprobe lediglich auf impliziter, nicht aber auf expliziter, kognitiver Ebene. Dies stützt Thesen und vorherige Forschungsbefunde einer Dualität assoziativen Lernens in ein implizites Lernen, welches vornehmlich subkortikale Strukturen erfordert und ein explizites Lernen, das vorrangig kortikale Strukturen wie den präfrontalen Cortex involviert (Andreatta et al., 2010; Strack & Deutsch, 2004; Williams et al., 2001). Die Beobachtungen einer differenten Furcht- versus Erleichterungs-Extinktion bestärken die Thesen eines diversen neuronalen Hintergrunds dieser beiden Lernformen (Diegelmann et al., 2013; Gerber et al., 2014; Yarali et al., 2009; Yarali & Gerber, 2010). Gleichzeitig werfen die Studienergebnisse die Frage auf, ob und inwiefern im Erleichterungslernen von Jugendlichen Unterschiede zu jenem in Erwachsenen bestehen. Die Hypothese einer verstärkten Akquisition von Erleichterungslernen bei Jugendlichen mit NSSV im Vergleich zu gesunden Jugendlichen ließ sich in der vorliegenden Studie nicht bestätigen. Somit liefern die Ergebnisse keinen direkten Hinweis darauf, dass ein verstärktes Lernen durch Schmerzerleichterung an der Ätiopathogenese von NSSV beteiligt sein könnte. Die vorliegende Arbeit zeigte vielmehr die Tendenz eines abgeschwächten impliziten Erleichterungslernens bei den Jugendlichen mit NSSV. Die tendenziellen Gruppenunterschiede ließen sich nicht hinreichend durch eine differente aktuelle Stimmungslage oder durch eine unterschiedlich starke Ausprägung aversiver emotionaler Anspannungen oder momentaner Angstaffekte erklären. Innerhalb der Gruppe Jugendlicher mit NSSV zeigte sich auch kein Hinweis darauf, dass der Erfolg von Erleichterungslernen vom Schweregrad des NSSV oder von der aktuellen Einnahme von Antidepressiva abhängig sein könnte. Explorative Analysen ergaben, dass Gruppeneffekte in der vorliegenden Studie womöglich aufgrund einer statistischen Unterschätzung, bedingt durch einen zu geringen Stichprobenumfang, nicht das Signifikanzniveau erreichten und dass Unterschiede im Erleichterungslernen von Jugendlichen mit und ohne NSSV tatsächlich sogar noch stärker ausgeprägt sein könnten. Somit sollte die vorliegende Arbeit als Pilotstudie für zukünftige größer angelegte Studien zu Erleichterungslernen bei NSSV betrachtet werden. Zukünftige Studien erscheinen insbesondere sinnvoll mit Blick auf die hohe klinische sowie gesellschaftliche Relevanz von NSSV für welches, trotz der hohen Prävalenzen und des deutlich erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisikos, zum aktuellen Zeitpunkt noch keine hinreichenden Erklärungsmodelle bestehen. Die Studie bestätigte das Vorliegen eines erhöhten Grades aversiver emotionaler Anspannung in Jugendlichen mit NSSV, welcher zuvor nur an Erwachsenen mit einer BPD untersucht und festgestellt worden war (Niedtfeld et al., 2010; Stiglmayr et al., 2005). Die Abnahme negativer Affekte bei den Jugendlichen mit NSSV im Studienverlauf repliziert die Ergebnisse vorheriger Studien, in denen eine Reduktion selbst-berichteter negativer Affekte durch die Beendigung eines Schmerzreizes beobachtet wurde (Bresin et al., 2010; Bresin & Gordon, 2013). Damit bestärken die Studienergebnisse bestehende Erklärungsmodelle für NSSV, welche eine entscheidende Beteiligung der körperlichen Schmerzen und der Schmerzerleichterung bei der Selbstverletzung an der Affektregulation vermuten. Weiterhin wirft die vorliegende Arbeit die Frage auf, welche Rolle eine veränderte Wahrnehmung von Schmerz und Schmerzerleichterung in der Ätiopathogenese von NSSV einnimmt und wie diese sich auf Lernprozesse auswirkt. Insgesamt erbrächten weitere Erkenntnisse über den potenziellen Zusammenhang von NSSV und abweichendem Erleichterungslernen ein besseres Verständnis für Mechanismen der Entstehung und Aufrechterhaltung von NSSV und böten zudem möglicherweise Ansätze für neue Therapiemöglichkeiten des Störungsbildes. N2 - Relief from a physical pain stimulus has an appetitive character (Leknes et al., 2008; 2011; Seymour et al., 2005), activates reward-associated brain structures (Leknes et al., 2011; Leknes & Brock, 2014; Leknes & Tracey, 2008; Navratilova & Porreca, 2014) and, due to its conditionability, promotes learning and conditioning processes called relief learning (Andreatta et al., 2010, 2012; 2013; 2017; Gerber et al., 2014; Tanimoto et al., 2004; Yarali et al., 2008). The present work confirms the applied experimental paradigm as a valid model for relief learning in humans and shows for the first time that the appetitive nature of pain relief is also conditionable in adolescents. Successful relief learning was shown in the investigated sample only on an implicit, but not on an explicit, cognitive level. This supports theses and prior research findings of a duality of associative learning into implicit learning, which primarily requires subcortical structures, and explicit learning, which primarily involves cortical structures such as the prefrontal cortex (Andreatta et al., 2010; Strack & Deutsch, 2004; Williams et al., 2001). The observations of differential fear versus relief extinction reinforce the hypotheses of a diverse neural background of these two forms of learning (Diegelmann et al., 2013; Gerber et al., 2014; Yarali et al., 2009; Yarali & Gerber, 2010). At the same time, the study results raise the question of whether and to what extent differences exist in the relief learning of adolescents compared to that in adults. The hypothesis of increased acquisition of relief learning in adolescents with non-suicidal self-injury (NSSI) compared with healthy adolescents could not be confirmed in the present study. Thus, the results do not provide direct evidence that enhanced relief learning may be involved in the etiopathogenesis of NSSI. Rather, the present work demonstrated a tendency for attenuated implicit relief learning among adolescents with NSSI. The tendential group differences could not be adequately explained by a differential current mood state or by different degrees of aversive emotional tension or momentary anxiety effects. Within the group of adolescents with NSSI, there was also no evidence that the success of relief learning might depend on the severity of NSSI or on the current use of antidepressants. Exploratory analyses revealed that group effects in the present study did not reach the significance level possibly because of statistical underestimation due to an insufficient sample size and that differences in relief learning between adolescents with and without NSSI might actually be even bigger. Thus, the present work should be considered as a pilot study for future larger-scale studies on relief learning in NSSI. Future studies seem particularly useful in view of the high clinical as well as societal relevance of NSSI for which, despite the high prevalences and the significantly increased risk of morbidity and mortality, no adequate explanatory models exist at the present time. The study confirmed the presence of increased levels of aversive emotional tension in adolescents with NSSI, which had previously been studied and found only in adults with a borderline personality disorder (Niedtfeld et al., 2010; Stiglmayr et al., 2005). The decrease in negative affect in adolescents with NSSI over the course of the study replicates the findings of previous studies in which a reduction in self-reported negative affect was observed as a result of the cessation of a pain stimulus (Bresin et al., 2010; Bresin & Gordon, 2013). Thus, the study results reinforce existing explanatory models for NSSI that suggest a crucial involvement of physical pain and pain relief during self-injury in affect regulation. Furthermore, the present work raises the question of the role of altered perception of pain and pain relief in the etiopathogenesis of NSSI and how this affects learning processes. Overall, further insights into the potential link between NSSI and deviant relief learning would provide a better understanding of mechanisms involved in the development and maintenance of NSSI, and, on top of that, might offer approaches for new treatment options for the disorder. KW - Selbstbeschädigung KW - Erleichterungslernen KW - Nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten KW - NSSV Y1 - 2024 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-323673 ER - TY - BOOK A1 - Smith Pasqualini, Marcia A1 - Macht, Michael A1 - Ellgring, Heiner T1 - Cognitive Behavioral Therapy for People with Parkinson’s Disease and Caregivers : A Guide for Mental Health Professionals N2 - The need for mental health support within the Parkinson’s disease (PD) community has never been greater, yet many practitioners lack the knowledge or experience to address the unique challenges associated with PD. This book serves as a practical guide for mental health professionals to assist individuals with PD and caregivers through the use of cognitive-behavioral therapy techniques, with the goal of enhancing their well-being and quality of life. The book includes a review of information about PD and mental health, and four structured group programs designed to address issues that are common in people with PD and caregivers: • Coping with stress and illness • Communicating about PD • Emotional expression in PD • Interventions for caregivers The programs presented in this book can be utilized as they are, personalized for individual use, or adapted for research protocols. Additionally, the information can serve as a valuable resource for people with PD and their family members, who can learn about PD and be introduced to evidence-based strategies that can be used conjointly with professionals to improve their experience of living with PD. KW - Parkinson-Krankheit KW - Psychotherapie KW - Kognitive Verhaltenstherapie KW - Kommunikationstraining KW - Stressbewältigung KW - Parkinson-Erkrankung KW - Parkinson’s Disease KW - Training von Patienten und Angehörigen KW - psychotherapy KW - cognitive-behavioral therapy KW - patient and caregiver education KW - psychological interventions KW - communication training KW - stress management Y1 - 2024 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-345196 SN - 978-3-95826-226-3 SN - 978-3-95826-227-0 N1 - Parallel erschienen als Druckausgabe bei Würzburg University Press, ISBN 978-3-95826-226-3, 34,90 Euro. N1 - For this publication an erratum has been published: https://doi.org/10.25972/wup-32971 PB - Würzburg University Press CY - Würzburg ER - TY - GEN T1 - Erratum: M. S. Pasqualini / M. Macht / H. Ellgring, Cognitive Behavioral Therapy for People with Parkinson’s Disease and Caregivers https://doi.org/10.25972/WUP-978-3-95826-227-0 N2 - Erratum for M. S. Pasqualini / M. Macht / H. Ellgring, Cognitive Behavioral Therapy for People with Parkinson’s Disease and Caregivers (Würzburg, 2024). https://doi.org/10.25972/WUP-978-3-95826-227-0 KW - Erratum Y1 - 2024 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-371543 PB - Würzburg University Press CY - Würzburg ER - TY - THES A1 - Schelp [geb. Theis], Leonie T1 - Zielorientierung am Arbeitsplatz – Ansätze für die Mitarbeiterentwicklung T1 - Workplace Goal Orientation – Approaches for Talent Management N2 - Die aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt erfordern eine stetige Anpassung an immer neue Herausforderungen seitens der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Lebenslanges Lernen und damit eine kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter ist essentiell für Unternehmen, um auf dem schnelllebigen Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu sein. Die Bereitschaft und die Motivation von Menschen, dazuzulernen, ist jedoch sehr unterschiedlich. Eine mögliche Erklärung dafür liefert die dispositionelle Zielorientierung, welche der Achievement-Goal-Theorie entstammt. Das Konstrukt beschreibt, ob Menschen eine individuelle Präferenz für Lernziele (z.B. Kompetenzzuwachs) oder Leistungsziele (z.B. gute Beurteilungen bekommen oder schlechte Beurteilungen vermeiden) haben. Neben den Persönlichkeitsaspekten konzentriert sich die Forschung im Rahmen der Achievement-Goal-Theorie auch auf den Einfluss der Umgebung auf Lern- und Leistungsprozesse. Die sogenannte arbeitsplatzbezogene Zielorientierung beschreibt die wahrgenommene Zielstruktur der Arbeitsumgebung und stellt das situationsbedingte Gegenstück der Dispositionen dar. Zahlreiche Befunde aus dem Bereich der pädagogischen Psychologie zu Zielstrukturen der Umgebung zeigen einen Einfluss auf beispielsweise Lernerfolg, Motivation, Selbstregulationsprozesse oder Leistung. Zielstrukturen im Arbeitskontext stellen hingegen ein bisher wenig beachtetes Konstrukt dar. Ausgehend von den aktuellen Befunden zu Zielstrukturen, könnte die arbeitsplatzbezogene Zielorientierung jedoch einen wichtigen Beitrag leisten, wenn es um die Frage geht, wie Mitarbeiter unterstützt und zu Lernprozessen angeregt werden können. Die Identifizierung von lern- und leistungsförderlichen Zielstrukturen der Arbeitsumgebung würde wertvolle Ansatzpunkte für die Mitarbeiterentwicklung in der betrieblichen Praxis liefern. Im Rahmen von drei empirischen Studien wird der Relevanz der Zielorientierung im Arbeits-kontext nachgegangen. Neben der Überprüfung eines ins Deutsche übertragenen und angepassten Mess-instruments zur Erhebung der arbeitsplatzbezogenen Zielorientierung (Studie 1) steht vor allem die Untersuchung möglicher Einflüsse des Konstrukts auf arbeitsrelevante Variablen im Vordergrund, um förderliche Zielstrukturen zu identifizieren (Studie 1 & 2). Darüber hinaus werden erstmalig mögliche Person-Situation-Interaktionen in diesem Zusammenhang untersucht (Studie 2). Abschließend erfolgt eine Untersuchung möglicher Antezedenten der arbeitsplatzbezogenen Zielorientierung, woraus sich erste wichtige Anhaltspunkte für Interventionsmaßnahmen am Arbeitsplatz ableiten lassen (Studie 3). Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass insbesondere ein lernzielorientierter Arbeitsplatz förderlich für die untersuchten Variablen wie Lernerfolg, Leistung oder auch berufliche Selbstwirksamkeit ist. In Bezug auf die Interaktion von Person und Situation ergaben sich gemischte Befunde, die kein eindeutiges Interaktionsmuster aufweisen. Bei der Frage, wie ein lernzielorientierter Arbeitsplatz gefördert werden kann, erwies sich vor allem die Art und Weise, wie Führungskräfte mit Fehlern umgehen, als relevant. Die Studien liefern demnach wichtige erste Ansätze für theoretische und praktische Implikationen, wie Mitarbeiter in Lern- und Leistungsprozessen unterstützt werden können. N2 - Lifelong learning, as well as a continuous training of the employees, is essential for organisations to stay competitive on the fast-changing labour market. However, the motivation and willingness to learn are very different for individual people. The dispositional goal orientation, stemming from the achievement goal theory can explain these differences. The construct describes if people show an individual preference for learning goals or performance goals. Within the achievement goal theory, besides the personality aspects, research also focuses on the influence of the environment on learning and performance processes. The so-called workplace goal orientation describes the perceived goal structure of the work environment and represents the situational counterpart of the individual disposition. Based on the recent findings on goal structures, workplace goal orientation could make an important contribution to the question of how to support employees and on how to stimulate their learning processes. The identification of goal structures of the work environment that are beneficial to learning and performance would provide valuable starting points and approaches for the development of employees in operational practice. The results of these studies show that learning goal-oriented workplaces are especially beneficial for the examined variables such as learning success, performance, or occupational self-efficacy. As to how learning goal-oriented workplaces can be promoted, especially the manner in which supervisors deal with mistakes, is relevant. Thus, these studies contribute important first approaches for theoretical and practical implications on how to support employees in learning and performance processes. KW - Handlung KW - Lernen KW - Zielorientierung KW - Leistung KW - Arbeitsplatz Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-201602 ER - TY - THES A1 - Fleischmann, Lorena T1 - Talent Development in Academic Domains: A Follow-Up of Former Junior Students at Julius-Maximilians-Universität Würzburg T1 - Talententwicklung in akademischen Domänen: Eine Nachbefragung ehemaliger Frühstudierender an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg N2 - The field of giftedness and gifted education has long been characterized by internal fragmentation and inconsistent definitions of core concepts (e.g., Ambrose et al., 2010; Coleman, 2006; McBee et al., 2012). It was only in recent years that increased efforts have been made to organize available research findings and thereby bring back greater uniformity to the field of giftedness and gifted education. For example, Preckel et al.’s (2020) Talent Development in Achievement Domains (TAD) framework integrates theoretical perspectives and empirical knowledge from different parts of the field. It is general in concept and can be applied to a wide range of achievement domains. By specifically focusing on measurable psychological constructs as well as their relevance at different stages of the talent development process, Preckel et al.’s (2020) TAD framework is well suited as a starting point for generating more domain-specific talent development models. The present thesis represents one of the first attempts to empirically test the validity of Preckel et al.’s (2020) TAD framework in academic domains using longitudinal data. The longitudinal data came from a sample of former junior students at Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg who showed high academic achievement potential. There were two related research issues: Research Issue 1 first aimed to document in detail how the educational trajectories of former junior students unfold in the years following their Abitur. To this end, a follow-up was conducted among 208 young adults who had participated in the junior study program at JMU Würzburg between the winter semester of 2004/2005 and the summer semester of 2011. The design of the follow-up questionnaire was based on a series of research questions that had emerged from the relevant literature on junior study programs in Germany. The follow-up ran from October 2019 to February 2020. The data were analyzed descriptively and documented as a detailed report. The results of Research Issue 1 revealed that the former junior students continued to be academically (and later professionally) successful long after their school years. For example, at the time of the follow-up, almost all former junior students had earned a bachelor’s and a master’s degree, most often with notable academic successes (e.g., scholarships, awards/prizes). In addition, more than half of those who responded had begun or already completed a doctoral degree, also recording special academic accomplishments (e.g., scientific publications, scholarships). A significant proportion of the former junior students had already entered the workforce at the time of their response. A look at their current professional situation revealed an above-average expression of success indicators (e.g., income, professional status). The clear majority of the former junior students reported that, even in retrospect, they would choose to take part in the junior study program at JMU Würzburg again. Research Issue 2 aimed to determine the extent to which the structure of Preckel et al.’s (2020) TAD framework could be empirically validated in academic domains. The educational trajectories of 84 former junior students at JMU Würzburg who had chosen a subject from the same subject field in their regular studies as in their junior studies served as the data basis. The educational trajectories were compiled from the former junior students’ follow-up data and from their data on the selection process for the junior study program at JMU Würzburg. Combining the structural assumptions of Preckel et al.’s (2020) TAD framework with relevant insights from individual academic disciplines made it possible to derive hypotheses regarding potential predictors and indicators of the talent development stages aptitude, competence, and expertise in academic domains. Structural equation models were used for data analysis. The results of Research Issue 2 suggested that the talent development stages aptitude, competence, and expertise, while being predictive of each other in their chronological order, could be satisfactorily modeled using framework-compliant indicators in academic domains. In comparison, the talent development stage transformational achievement could not (yet) be modeled based on the longitudinal data. Among the hypothesized predictors, former junior students’ investigative interests and their metacognitive abilities reliably determined the talent development stages competence and expertise, whereas the remaining predictors did not make significant contributions. Taken together, the results of the present thesis suggest that the validity of Preckel et al.’s (2020) TAD framework can only be partially confirmed in academic domains. Unlike the postulated indicators, the predictors in Preckel et al.’s (2020) TAD framework do not seem to be easily generalizable to academic domains but to be highly specific with regard to the talent domain under consideration. Therefore, a natural progression of the present thesis would be to examine the structure of Preckel et al.’s (2020) TAD framework at the subordinate level of subject fields or even at the level of individual academic disciplines, for example. N2 - Der Bereich der (Hoch-)Begabung und Begabtenförderung galt aufgrund inkonsistenter Definitionen von Kernkonzepten lange Zeit als intern zersplittert (z.B., Ambrose et al., 2010; Coleman, 2006; McBee et al., 2012). Erst in den letzten Jahren sind vermehrt Bemühungen entstanden, bestehende Forschungsbefunde zu ordnen und dem Bereich der (Hoch-)Begabung und Begabtenförderung wieder zu mehr Einheitlichkeit zu verhelfen. Das Integrative Talententwicklungsmodell von Preckel et al. (2020) vereint beispielsweise theoretische Perspektiven und empirisches Wissen aus verschiedenen Teilen des Forschungsbereichs. Es ist allgemein konzipiert und kann auf eine Vielzahl von Leistungsdomänen angewendet werden. Durch eine gezielte Konzentration auf messbare psychologische Konstrukte sowie deren Relevanz auf unterschiedlichen Stufen der Talententwicklung ist das Integrative Talententwicklungsmodell von Preckel et al. (2020) gut als Ausgangspunkt für die Generierung domänenspezifischer Talententwicklungsmodelle geeignet. Die vorliegende Arbeit stellt einen der ersten Versuche dar, die Gültigkeit des Integrativen Talententwicklungsmodells von Preckel et al. (2020) in akademischen Domänen anhand längsschnittlicher Daten empirisch zu überprüfen. Die längsschnittlichen Daten stammten dabei aus einer Stichprobe ehemaliger Frühstudierender der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg, die nachweislich über eine hohe akademische Leistungsfähigkeit verfügten. Es wurden zwei zusammenhängende Forschungsfragen betrachtet: Forschungsfrage 1 verfolgte zunächst das Ziel, die Bildungsverläufe ehemaliger Frühstudierender in den Jahren nach ihrem Abitur ausführlich zu dokumentieren. Dazu wurde eine Nachbefragung unter 208 jungen Erwachsenen durchgeführt, die im Zeitraum von Wintersemester 2004/2005 bis Sommersemester 2011 am Frühstudium der JMU Würzburg teilgenommen hatten. Die Gestaltung des Fragebogens für die Nachbefragung orientierte sich an einer Reihe von Fragestellungen, die sich aus der einschlägigen Literatur zum Frühstudium in Deutschland ergeben hatte. Der Erhebungszeitraum der Nachbefragung erstreckte sich von Oktober 2019 bis Februar 2020. Die Daten wurden in erster Linie deskriptiv ausgewertet und in Berichtsform dargestellt. Die Ergebnisse von Forschungsfrage 1 zeigten, dass die ehemaligen Frühstudierenden weit über ihre Schulzeit hinaus herausragende (akademische und berufliche) Leistungen erbrachten. So hatten zum Zeitpunkt der Nachbefragung beinahe alle Ehemaligen einen Bachelor- und Masterabschluss, meist mit beachtlichen akademischen Erfolgen (z.B. Stipendium, Auszeichnungen/Preise), erworben. Mehr als die Hälfte der ehemaligen Frühstudierenden hatte darüber hinaus eine Promotion begonnen oder bereits abgeschlossen und dabei ebenfalls außerordentliche akademische Erfolge (z.B. Publikationen, Stipendien) erzielt. Ein wesentlicher Teil der ehemaligen Frühstudierenden war zum Befragungszeitpunkt bereits ins Berufsleben eingetreten. Ein Blick auf ihre aktuelle berufliche Situation zeigte eine überdurchschnittliche Ausprägung von Erfolgsindikatoren (z.B. Einkommen, beruflicher Status). Die deutliche Mehrheit der ehemaligen Frühstudierenden gab an, dass sie sich auch rückblickend wieder für eine Teilnahme am Frühstudium der JMU Würzburg entscheiden würde. Forschungsfrage 2 untersuchte schließlich, inwieweit sich die Struktur des Integrativen Talententwicklungsmodells von Preckel et al. (2020) für akademische Domänen empirisch validieren lässt. Als Datengrundlage dienten die Bildungsverläufe von 84 ehemaligen Frühstudierenden der JMU Würzburg, die im Regelstudium ein Fach aus derselben Fächergruppe wie im Frühstudium belegt hatten. Die Bildungsverläufe wurden aus den Daten der Nachbefragung und aus den Daten des Auswahlverfahrens für das Frühstudium an der JMU Würzburg gewonnen. Eine Kombination der strukturellen Annahmen des Integrativen Talententwicklungsmodells von Preckel et al. (2020) mit relevanten Erkenntnissen aus der Talentforschung zu einzelnen Studienfächern machte es möglich, Hypothesen über potenzielle Prädiktoren und Indikatoren der Talententwicklungsstufen Begabung, Kompetenz und Expertise für akademische Domänen aufzustellen. Zur Datenanalyse wurden Strukturgleichungsmodelle herangezogen. Die Ergebnisse von Forschungsfrage 2 ließen darauf schließen, dass die Talententwicklungsstufen Begabung, Kompetenz und Expertise anhand modellkonformer Indikatoren in akademischen Domänen zufriedenstellend abgebildet werden können und sich in ihrer chronologischen Reihenfolge gegenseitig vorhersagen. Die Talententwicklungsstufe transformatorische Leistung konnte dagegen auf Basis der Daten (noch) nicht modelliert werden. Unter den potenziellen Prädiktoren sagten das forschungsbezogene Interesse sowie die metakognitiven Fähigkeiten der ehemaligen Frühstudierenden die Talententwicklungsstufen Kompetenz und Expertise verlässlich vorher. Die restlichen Prädiktoren leisteten keinen signifikanten Beitrag. Insgesamt weisen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit darauf hin, dass sich die Gültigkeit des Integrativen Talententwicklungsmodells von Preckel et al. (2020) in akademischen Domänen nur zum Teil bestätigen lässt. Im Gegensatz zu den postulierten Indikatoren scheinen die Prädiktoren des Integrativen Talententwicklungsmodells von Preckel et al. (2020) nicht einfach auf akademische Domänen übertragbar zu sein, sondern unter Umständen eine hohe Spezifität in Bezug auf die betrachtete Domäne der Talententwicklung aufzuweisen. Eine sinnvolle Fortsetzung der vorliegenden Arbeit würde somit darin bestehen, die Struktur des Integrativen Talententwicklungsmodells von Preckel et al. (2020) beispielsweise auf der untergeordneten Ebene von Fächergruppen oder sogar auf der Ebene einzelner Studienfächer zu untersuchen. KW - Hochbegabung KW - Talententwicklung KW - talent development KW - Begabtenförderung KW - Leistungsentwicklung KW - akademische Domänen KW - Frühstudium KW - Nachbefragung KW - academic domains KW - junior studies KW - follow-up Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-302814 ER - TY - THES A1 - Haspert, Valentina T1 - Improving acute pain management with emotion regulation strategies: A comparison of acceptance, distraction, and reappraisal T1 - Besserer Umgang mit akutem Schmerz mithilfe von Emotionsregulationsstrategien: Ein Vergleich von Akzeptanz, Ablenkung und Reappraisal N2 - Pain conditions and chronic pain disorders are among the leading reasons for seeking medical help and immensely burden patients and the healthcare system. Therefore, research on the underlying mechanisms of pain processing and modulation is necessary and warranted. One crucial part of this pain research includes identifying resilience factors that protect from chronic pain development and enhance its treatment. The ability to use emotion regulation strategies has been suggested to serve as a resilience factor, facilitating pain regulation and management. Acceptance has been discussed as a promising pain regulation strategy, but results in this domain have been mixed so far. Moreover, the allocation of acceptance in Gross’s (1998) process model of emotion regulation has been under debate. Thus, comparing acceptance with the already established strategies of distraction and reappraisal could provide insights into underlying mechanisms. This dissertation project consisted of three successive experimental studies which aimed to investigate these strategies by applying different modalities of individually adjusted pain stimuli of varying durations. In the first study (N = 29), we introduced a within-subjects design where participants were asked to either accept (acceptance condition) or react to the short heat pain stimuli (10 s) without using any pain regulation strategies (control condition). In the second study (N = 36), we extended the design of study 1 by additionally applying brief, electrical pain stimuli (20 ms) and including the new experimental condition distraction, where participants should distract themselves from the pain experience by imagining a neutral situation. In the third study (N = 121), all three strategies, acceptance, distraction, and reappraisal were compared with each other and additionally with a neutral control condition in a mixed design. Participants were randomly assigned to one of three strategy groups, including a control condition and a strategy condition. All participants received short heat pain stimuli of 10 s, alternating with tonic heat pain stimuli of 3 minutes. In the reappraisal condition, participants were instructed to imagine the pain having a positive outcome or valence. The self-reported pain intensity, unpleasantness, and regulation ratings were measured in all studies. We further recorded the autonomic measures heart rate and skin conductance continuously and assessed the habitual emotion regulation styles and pain-related trait factors via questionnaires. Results revealed that the strategies acceptance, distraction, and reappraisal significantly reduced the self-reported electrical and heat pain stimulation with both durations compared to a neutral control condition. Additionally, regulatory efforts with acceptance in study 2 and with all strategies in study 3 were reflected by a decreased skin conductance level compared to the control condition. However, there were no significant differences between the strategies for any of the assessed variables. These findings implicate similar mechanisms underlying all three strategies, which led to the proposition of an extended process model of emotion regulation. We identified another sequence in the emotion-generative process and suggest that acceptance can flexibly affect at least four sequences in the process. Correlation analyses further indicated that the emotion regulation style did not affect regulatory success, suggesting that pain regulation strategies can be learned effectively irrespective of habitual tendencies. Moreover, we found indications that trait factors such as optimism and resilience facilitated pain regulation, especially with acceptance. Conclusively, we propose that acceptance could be flexibly used by adapting to different circumstances. The habitual use of acceptance could therefore be considered a resilience factor. Thus, acceptance appears to be a promising and versatile strategy to prevent the development of and improve the treatment of various chronic pain disorders. Future studies should further examine factors and circumstances that support effective pain regulation with acceptance. N2 - Schmerzen und chronische Schmerzstörungen, welche eine enorme Belastung für Betroffene und das Gesundheitssystem darstellen, zählen zu den häufigsten Gründen für eine medizinische Behandlung. Die Erforschung von Mechanismen der Schmerzverarbeitung und -modulation ist daher hochgradig relevant. Ein Teil dieser Schmerzforschung befasst sich mit der Ermittlung von Resilienzfaktoren, die der Chronifizierung von Schmerzen vorbeugen und deren Behandlungen erleichtern sollen. Emotionsregulationsstrategien können als solche Resilienzfaktoren fungieren und die Behandlung von Schmerzen unterstützen. Studien zur Strategie Akzeptanz zeigten bereits Hinweise auf eine effektive Schmerzregulation, jedoch ist die Befundlage hinsichtlich der Effektivität noch uneindeutig. Eine weitere Unklarheit besteht bei der Einordnung von Akzeptanz als eine antezedent- oder reaktionsfokussierte Strategie in Gross Prozessmodel der Emotionsregulation (1998). Ein direkter Vergleich zwischen Akzeptanz und den bereits intensiv beforschten Strategien Ablenkung und Neubewertung könnte dabei Klarheit über die zugrunde liegenden Mechanismen und deren Einordnung schaffen. Das Ziel des aktuellen Dissertationsprojekts bestand daher darin, diese drei Strategien einander experimentell in einem akuten Schmerzkontext gegenüberzustellen. Zu diesem Zweck wurden drei aufeinanderfolgende Studien mit gesunden Probanden durchgeführt, die jeweils individuell eingestellte Schmerzreize erhielten. In der ersten Studie (N = 29) im Within-Design wurden den Probanden kurze Hitzeschmerzreize von 10 s verabreicht, welche sie akzeptieren (Akzeptanzbedingung) oder auf welche sie reagieren sollten, ohne eine Strategie anzuwenden (Kontrollbedingung). In der zweiten Studie (N = 36) wurde Studie 1 um zwei Bedingungen erweitert, indem phasische, elektrische Schmerzreize von 20 ms zum Within-Design hinzugefügt wurden. Darüber hinaus sollten sich die Versuchspersonen zusätzlich mithilfe neutraler Vorstellungen von den Schmerzreizen ablenken (Ablenkungsbedingung). In der dritten Studie (N = 121) wurden alle drei Strategien – Akzeptanz, Ablenkung und Neubewertung – einander sowie einer neutralen Kontrollbedingung in einem gemischten Within-Between-Design gegenübergestellt. Die Teilnehmenden wurden zufällig einer der drei Strategiegruppen zugewiesen, welche jeweils die Kontrollbedingung und eine der drei Strategiebedingungen enthielt. Die Probanden erhielten in allen Gruppen sowohl kurze, 10-sekündige als auch lange, 3-minütige Hitzeschmerzreize. Bei der Strategie Neubewertung sollten sich die Probanden vorstellen, dass der Hitzereiz eine positive Wirkung hätte. In allen Studien gaben die Probanden nach jedem Durchgang an, wie schmerzhaft und unangenehm sie die Schmerzreize erlebt hatten und wie gut es ihnen gelungen war, mit der jeweiligen Strategie zu regulieren. Außerdem wurden die peripherphysiologischen Messverfahren Herzrate und Hautleitfähigkeit als Schmerzkorrelate kontinuierlich aufgezeichnet. Zuletzt wurden die Emotionsregulationsstile und schmerzrelevante Persönlichkeitsfaktoren anhand von Fragebögen erfasst. Über alle Studien zeigte sich, dass die drei Strategien Akzeptanz, Ablenkung und Neubewertung die selbstberichtete Wahrnehmung der kurzen und langen Hitzeschmerzreize sowie der phasischen elektrischen Reize im Vergleich zur Kontrollbedingung signifikant verringerten. Des Weiteren deutete eine signifikant verminderte Hautleitfähigkeit in der Akzeptanzbedingung in Studie 2 und in allen Strategiebedingungen in Studie 3 – verglichen mit der Kontrollbedingung – auf peripherphysiologisch erkennbare Regulationsprozesse hin. Zwischen den Strategien ließen sich jedoch bei keiner der Messvariablen signifikante Unterschiede finden. Dieses Ergebnis könnte auf ähnliche, den Strategien zugrunde liegende Mechanismen hindeuten, sodass im Rahmen des Dissertationsprojekts ein erweitertes Prozessmodell der Emotionsregulation aufgestellt wurde. Dabei wurde der emotionsgenerierende Prozess um einen Schritt erweitert und es wurden mindestens vier Positionen vorgeschlagen, an welchen Akzeptanz flexibel ansetzen könnte. Korrelationsanalysen ergaben außerdem, dass der Emotionsregulationsstil keinen Einfluss auf den Regulationserfolg hatte, was darauf hindeutet, dass Schmerzregulationsstrategien unabhängig von gewohnheitsmäßigen Tendenzen effektiv erlernt werden können. Darüber hinaus gab es Hinweise darauf, dass höhere Ausprägungen von Persönlichkeitsfaktoren wie Optimismus und Resilienz zu einer effektiveren Schmerzregulation insbesondere mit Akzeptanz führen können. Insgesamt scheint Akzeptanz flexibel einsetzbar und anpassungsfähig zu sein, was sie zu einem Resilienzfaktor im alltäglichen Gebrauch sowie zu einer vielversprechenden Strategie in der Prävention und Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen macht. Zukünftige Forschung sollte daher die Faktoren und Umstände untersuchen, die zu einer wirksamen Schmerzregulation mit Akzeptanz beitragen können. KW - Schmerzforschung KW - Akzeptanz KW - Akzeptanz- und Commitment Therapie KW - Emotionsregulation KW - pain regulation KW - acceptance-based strategies Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-298666 ER - TY - CHAP ED - Neumann, Isabel ED - Gado, Sabrina ED - Käthner, Ivo ED - Hildebrandt, Lea ED - Andreatta, Marta T1 - Abstracts of the Wuertual Reality XR Meeting 2023 T1 - Abstracts des Wuertual Reality XR Meeting 2023 N2 - The Wuertual Reality XR Meeting 2023 was initiated to bring together researchers from many fields who use VR/AR/XR. There was a focus on applied XR and social VR. In this conference band, you can find the abstracts of the two keynotes, the 34 posters and poster pitches, the 29 talks and the four workshops. KW - Virtuelle Realität KW - Virtual Reality KW - Augmented Reality KW - Extended Reality KW - Social VR Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-317203 ET - korrigierte Auflage ER - TY - JOUR A1 - Stegmann, Yannik A1 - Andreatta, Marta A1 - Wieser, Matthias J. T1 - The effect of inherently threatening contexts on visuocortical engagement to conditioned threat JF - Psychophysiology N2 - Fear and anxiety are crucial for adaptive responding in life‐threatening situations. Whereas fear is a phasic response to an acute threat accompanied by selective attention, anxiety is characterized by a sustained feeling of apprehension and hypervigilance during situations of potential threat. In the current literature, fear and anxiety are usually considered mutually exclusive, with partially separated neural underpinnings. However, there is accumulating evidence that challenges this distinction between fear and anxiety, and simultaneous activation of fear and anxiety networks has been reported. Therefore, the current study experimentally tested potential interactions between fear and anxiety. Fifty‐two healthy participants completed a differential fear conditioning paradigm followed by a test phase in which the conditioned stimuli were presented in front of threatening or neutral contextual images. To capture defense system activation, we recorded subjective (threat, US‐expectancy), physiological (skin conductance, heart rate) and visuocortical (steady‐state visual evoked potentials) responses to the conditioned stimuli as a function of contextual threat. Results demonstrated successful fear conditioning in all measures. In addition, threat and US‐expectancy ratings, cardiac deceleration, and visuocortical activity were enhanced for fear cues presented in threatening compared with neutral contexts. These results are in line with an additive or interactive rather than an exclusive model of fear and anxiety, indicating facilitated defensive behavior to imminent danger in situations of potential threat. KW - anxiety KW - EEG KW - emotion KW - fear KW - heart rate KW - ssVEP Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-312465 VL - 60 IS - 4 ER - TY - JOUR A1 - Stegmann, Yannik A1 - Andreatta, Marta A1 - Pauli, Paul A1 - Keil, Andreas A1 - Wieser, Matthias J. T1 - Investigating sustained attention in contextual threat using steady‐state VEPs evoked by flickering video stimuli JF - Psychophysiology N2 - Anxiety is characterized by anxious anticipation and heightened vigilance to uncertain threat. However, if threat is not reliably indicated by a specific cue, the context in which threat was previously experienced becomes its best predictor, leading to anxiety. A suitable means to induce anxiety experimentally is context conditioning: In one context (CTX+), an unpredictable aversive stimulus (US) is repeatedly presented, in contrast to a second context (CTX−), in which no US is ever presented. In this EEG study, we investigated attentional mechanisms during acquisition and extinction learning in 38 participants, who underwent a context conditioning protocol. Flickering video stimuli (32 s clips depicting virtual offices representing CTX+/−) were used to evoke steady‐state visual evoked potentials (ssVEPs) as an index of visuocortical engagement with the contexts. Analyses of the electrocortical responses suggest a successful induction of the ssVEP signal by video presentation in flicker mode. Furthermore, we found clear indices of context conditioning and extinction learning on a subjective level, while cortical processing of the CTX+ was unexpectedly reduced during video presentation. The differences between CTX+ and CTX− diminished during extinction learning. Together, these results indicate that the dynamic sensory input of the video presentation leads to disruptions in the ssVEP signal, which is greater for motivationally significant, threatening contexts. KW - anxiety KW - EEG KW - oscillation KW - threat KW - time frequency analyses KW - visual processes Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-312430 VL - 60 IS - 5 ER - TY - JOUR A1 - Rinn, Robin A1 - Krishna, Anand A1 - Deutsch, Roland T1 - The psychology of income wealth threshold estimations: A registered report JF - British Journal of Social Psychology N2 - How do people estimate the income that is needed to be rich? Two correlative survey studies (Study 1 and 2, N = 568) and one registered experimental study (Study 3, N = 500) examined the cognitive mechanisms that are used to derive an answer to this question. We tested whether individuals use their personal income (PI) as a self‐generated anchor to derive an estimate of the income needed to be rich (= income wealth threshold estimation, IWTE). On a bivariate level, we found the expected positive relationship between one's PI and IWTE and, in line with previous findings, we found that people do not consider themselves rich. Furthermore, we predicted that individuals additionally use information about their social status within their social circles to make an IWTE. The findings from study 2 support this notion and show that only self‐reported high‐income individuals show different IWTEs depending on relative social status: Individuals in this group who self‐reported a high status produced higher IWTEs than individuals who self‐reported low status. The registered experimental study could not replicate this pattern robustly, although the results trended non‐significantly in the same direction. Together, the findings revealed that the income of individuals as well as the social environment are used as sources of information to make IWTE judgements, although they are likely not the only important predictors. KW - affluence KW - anchoring KW - heuristics KW - income wealth threshold estimations KW - social comparisons KW - subjective perception of wealth KW - the rich KW - wealth estimation Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-311847 VL - 62 IS - 1 SP - 630 EP - 650 ER - TY - JOUR A1 - klein Selle, Nathalie A1 - Suchotzki, Kristina A1 - Pertzov, Yoni A1 - Gamer, Matthias T1 - Orienting versus inhibition: The theory behind the ocular‐based Concealed Information Test JF - Psychophysiology N2 - When trying to conceal one's knowledge, various ocular changes occur. However, which cognitive mechanisms drive these changes? Do orienting or inhibition—two processes previously associated with autonomic changes—play a role? To answer this question, we used a Concealed Information Test (CIT) in which participants were either motivated to conceal (orienting + inhibition) or reveal (orienting only) their knowledge. While pupil size increased in both motivational conditions, the fixation and blink CIT effects were confined to the conceal condition. These results were mirrored in autonomic changes, with skin conductance increasing in both conditions while heart rate decreased solely under motivation to conceal. Thus, different cognitive mechanisms seem to drive ocular responses. Pupil size appears to be linked to the orienting of attention (akin to skin conductance changes), while fixations and blinks rather seem to reflect arousal inhibition (comparable to heart rate changes). This knowledge strengthens CIT theory and illuminates the relationship between ocular and autonomic activity. KW - arousal inhibition KW - autonomic KW - Concealed Information Test (CIT) KW - oculomotor KW - orienting response KW - response fractionation Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-312626 VL - 60 IS - 3 ER - TY - JOUR A1 - Ludwig, Jonas A1 - Strack, Fritz T1 - Asymmetrical friendships? People are willing to risk COVID‐19 infection from friends but are reluctant to pass it on to them JF - Journal of Applied Social Psychology N2 - Although most protective behaviors related to the COVID‐19 pandemic come with personal costs, they will produce the largest benefit if everybody cooperates. This study explores two interacting factors that drive cooperation in this tension between private and collective interests. A preregistered experiment (N = 299) examined (a) how the quality of the relation among interacting partners (social proximity), and (b) how focusing on the risk of self‐infection versus onward transmission affected intentions to engage in protective behaviors. The results suggested that risk focus was an important moderator of the relation between social proximity and protection intentions. Specifically, participants were more willing to accept the risk of self‐infection from close others than from strangers, resulting in less caution toward a friend than toward a distant other. However, when onward transmission was the primary concern, participants were more reluctant to effect transmission to close others, resulting in more caution toward friends than strangers. These findings inform the debate about effective nonclinical measures against the pandemic. Practical implications for risk communication are discussed. KW - Covid-19 KW - protective behavior KW - cooperation Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-312411 VL - 53 IS - 1 SP - 69 EP - 79 ER - TY - CHAP ED - Neumann, Isabel ED - Gado, Sabrina ED - Käthner, Ivo ED - Hildebrandt, Lea ED - Andreatta, Marta T1 - Abstracts of the Wuertual Reality XR Meeting 2023 T1 - Abstracts des Wuertual Reality XR Meeting 2023 N2 - The Wuertual Reality XR Meeting 2023 was initiated to bring together researchers from many fields who use VR/AR/XR. There was a focus on applied XR and social VR. In this conference band, you can find the abstracts of the two keynotes, the 34 posters and poster pitches, the 29 talks and the four workshops. KW - Virtuelle Realität KW - Virtual Reality KW - Augmented Reality KW - Extended Reality KW - Social VR Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-315285 N1 - Der Zugriff auf dieses Dokument wurde aus urheberrechtlichen Gründen gesperrt. Eine neue Fassung finden Sie unter https://doi.org/10.25972/OPUS-31720. ER - TY - THES A1 - Rudloff, Jan Philipp T1 - Post-Truth Epistemic Beliefs Rooted in the Dark Factor of Personality Predict Irrational Cognition and Behavior T1 - Postfaktische epistemische Überzeugungen und der Dunkle Faktor der Persönlichkeit sagen irrationale Kognitionen und Verhaltensweisen vorher N2 - Conspiracy theories and fake news are receiving wide media coverage and their proliferation has motivated academic research on the driving factors irrational cognition and behavior. This dissertation focuses on individuals' beliefs about knowledge and knowing, which are commonly referred to as epistemic beliefs. The term post-truth epistemic beliefs is proposed and defined as a strong trust in one’s intuition, a low need to align opinions with evidence, and the strong conviction that truth is a matter of power. Across six online studies, a mediation model is proposed and tested. It includes the core of all dark traits, the Dark Factor of Personality (D), as an antecedent of post-truth epistemic beliefs, and irrational cognition and behavior as consequences. Manuscript #1 comprises four studies showing that post-truth epistemic beliefs are rooted in D and predict increased endorsement of COVID-19 conspiracy theories as well as less engagement in health-protective behavior against COVID-19. Manuscript #2 includes a US nationally representative study suggesting that post-truth epistemic beliefs and D predict a lower probability of having been vaccinated against COVID-19. Manuscript #3 presents a repeated measures experiment indicating that the nexus of D and post-truth epistemic beliefs also predicts less discernment between fake and accurate news. These findings highlight a major insight and a serious challenge for rational communication: Some individuals deliberately disregard (scientific) evidence and rational decision-making. Against this background, the need to foster the epistemological development of students and educators is emphasized. N2 - Verschwörungstheorien und Fake News werden in den Medien lebhaft diskutiert und haben zu einem verstärkten Interesse wissenschaftlicher Forschung an den Risikofaktoren für irrationale Überzeugungen und irrationales Verhalten beigetragen. Die vorliegende Dissertation konzentriert sich in diesem Zusammenhang auf individuelle Überzeugungen darüber, was Wissen ist und wie es entsteht, welche als epistemische Überzeugungen bezeichnet werden. In dieser Arbeit wird der Begriff der postfaktischen epistemischen Überzeugungen verwendet – für ein starkes Vertrauen in die eigene Intuition, ein geringes Bedürfnis, Meinungen mit Beweisen abzugleichen und die Überzeugung, dass Wahrheit eine Frage von Macht ist. Ein Mediationsmodell wird über sechs Online-Studien hinweg vorgeschlagen und getestet. Es enthält den Kern aller dunklen Persönlichkeitsmerkmale, den Dunklen Faktor der Persönlichkeit (D), als Prädiktor von postfaktischen epistemischen Überzeugungen und irrationale Überzeugungen und irrationales Verhalten als deren Folgen. Manuskript 1 umfasst vier Studien, die zeigen, dass postfaktische epistemische Überzeugungen mit D verbunden sind und eine verstärkte Befürwortung von COVID-19-Verschwörungstheorien sowie ein verringertes Schutzverhalten bezüglich COVID-19 vorhersagen. Manuskript 2 enthält eine für die USA repräsentative Studie, die zeigt, dass postfaktische epistemische Überzeugungen und D vorhersagen, dass mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine COVID-19-Schutzimpfung in Anspruch genommen wurde. Manuskript 3 enthält ein Experiment mit Messwiederholung, das zeigt, dass der Nexus aus D und postfaktischen epistemischen Überzeugungen vorhersagt, dass Menschen weniger zwischen falschen und wahren Nachrichten unterscheiden. Diese Ergebnisse liefern eine wichtige Erkenntnis, die eine ernsthafte Herausforderung für rationale Kommunikation aufzeigt: Einige Menschen lehnen bewusst (wissenschaftliche) Beweise und rationale Entscheidungen ab. Vor diesem Hintergrund wird die Notwendigkeit verdeutlicht, die epistemologische Entwicklung von Lernenden und Lehrenden verstärkt zu fördern. KW - Verschwörungstheorie KW - Desinformation KW - Falschmeldung KW - Fake News KW - Epistemische Überzeugungen KW - Dunkle Persönlichkeitsmerkmale Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-344782 ER - TY - THES A1 - Murali, Supriya T1 - Understanding the function of spontaneous blinks by investigating internally and externally directed processes T1 - Eine Untersuchung zur Funktion spontaner Lidschläge durch die Differenzierung von extern und intern gerichteten Prozessen N2 - Humans spontaneously blink several times a minute. These blinks are strongly modulated during various cognitive task. However, the precise function of blinking and the reason for their modulation has not been fully understood. In the present work, I investigated the function of spontaneous blinks through various perceptual and cognitive tasks. Previous research has revealed that blinks rates decrease during some tasks but increase during others. When trying to understand these seemingly contradictory results, I observed that blink reduction occurs when one engages with an external input. For instance, a decrease has been observed due to the onset of a stimulus, sensory input processing and attention towards sensory input. However, for activities that do not involve such an engagement, e.g. imagination, daydreaming or creativity, the blink rate has been shown to increase. To follow up on the proposed hypothesis, I distinguished tasks that involve the processing of an external stimulus and tasks that involve disengagement. In the first part of the project, I explored blinking during stimulus engagement. If the probability of blinking is low when engaging with the stimulus, then one should find a reduction in blinks specifically during the time period of processing but not during sensory input per se. To this end, in study 1, I tested the influence of task-relevant information duration on blink timing and additionally manipulated the overall sensory input using a visual and an auditory temporal simultaneity judgement task. The results showed that blinks were suppressed longer for longer periods of relevant information or in other words, blinks occurred at the end of relevant information processing for both the visual and the auditory modality. Since relevance is mediated through top-down processes, I argue that the reduction in blinks is a top-down driven suppression. In studies 2 and 3, I again investigated stimulus processing, but in this case, processing was triggered internally and not based on specific changes in the external input. To this end, I used bistable stimuli, in which the actual physical stimulus remains constant but their perception switches between different interpretations. Studies on the involvement of attention in such bistable perceptual changes indicate that the sensory input is reprocessed before the perceptual switch. The results revealed a reduction in eye blink rates before the report of perceptual switches. Importantly, I was able to decipher that the decrease was not caused by the perceptual switch or the behavioral response but likely started before the internal switch. Additionally, periods between a blink and a switch were longer than interblink intervals, indicating that blinks were followed by a period of stable percept. To conclude, the first part of the project revealed that there is a top-down driven blink suppression during the processing of an external stimulus. In the second part of the project, I extended the idea of blinks marking the disengagement from external processing and tested if blinking is associated with better performance during internally directed processes. Specifically, I investigated divergent thinking, an aspect of creativity, and the link between performance and blink rates as well as the effect of motor restriction. While I could show that motor restriction was the main factor influencing divergent thinking, the relationship between eye blink rates and creative output also depended on restriction. Results showed that higher blink rates were associated with better performance during free movement, but only between subjects. In other words, subjects who had overall higher blink rates scored better in the task, but when they were allowed to sit or walk freely. Within a single subject, trial with higher blink rates were not associated with better performance. Therefore, possibly, people who are able to disengage easily, as indicated by an overall high blink rate, perform better in divergent thinking tasks. However, the link between blink rate and internal tasks is not clear at this point. Indeed, a more complex measurement of blink behavior might be necessary to understand the relationship. In the final part of the project, I aimed to further understand the function of blinks through their neural correlates. I extracted the blink-related neural activity in the primary visual cortex (V1) of existing recordings of three rhesus monkeys during different sensory processing states. I analyzed spike related multi-unit responses, frequency dependent power changes, local field potentials and laminar distribution of activity while the animal watched a movie compared to when it was shown a blank screen. The results showed a difference in blink-related neural activity dependent on the processing state. This difference suggests a state dependent function of blinks. Taken altogether, the work presented in this thesis suggests that eye blinks have an important function during cognitive and perceptual processes. Blinks seem to facilitate a disengagement from the external world and are therefore suppressed during intended processing of external stimuli. N2 - Menschen blinzeln spontan mehrmals pro Minute. Während verschiedener kognitiver Aufgaben ist die Häufigkeit dieser Lidschläge sehr unterschiedlich. Jedoch ist die genaue Funktion des spontanen Lidschlags und der Grund für deren Modulation noch nicht vollständig verstanden. In der vorliegenden Arbeit habe ich die Funktion des spontanen Lidschlags durch verschiedene Aufgaben im Bereich der Wahrnehmung und Kognition untersucht. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Häufigkeit der Lidschläge bei einigen Aufgaben abnimmt, bei anderen jedoch zunimmt. Bei der Prüfung dieser scheinbar widersprüchlichen Ergebnisse beobachtete ich, dass die Reduzierung der Lidschlaghäufigkeit scheinbar immer bei der Beschäftigung mit externem Input auftritt. Zum Beispiel wurde eine Abnahme aufgrund des Beginns eines sensorischen Reizes, der Verarbeitung sensorischen Inputs und von Aufmerksamkeit auf sensorischen Input beschrieben. Für Aktivitäten ohne solch externes Engagement, z.B. Fantasie, Tagträume oder Kreativität, nimmt die Häufigkeit der Lidschläge zu. Um die vorgeschlagene Hypothese zu überprüfen, untersuchte ich explizit solche Aufgaben mit Verarbeitung eines externen Reizes und solchen mit einer Abgrenzung von externem Input. Im ersten Teil des Projekts untersuchte ich die Lidschläge während der Präsentation von externen Reizen. Falls die Wahrscheinlichkeit der Lidschläge an eine Reizverarbeitung gekoppelt ist, sollte man eine Verringerung der Lidschläge während des Verarbeitungszeitraums feststellen aber nicht während sensorischen Inputs an sich. Zu diesem Zweck habe ich in Studie 1 den Einfluss der aufgabenrelevanten Informationsdauer unabhängig vom gesamten sensorischen Input auf den Zeitpunkt des Lidschlags getestet. Dies geschah mit einer visuellen und einer auditiven Aufgabe zur zeitlichen Gleichzeitigkeitsbeurteilung. Die Ergebnisse zeigten, dass Lidschläge während Zeitfenster mit relevanten Informationen unterdrückt wurden, oder anders gesagt, Lidschläge traten am Ende der Informationsverarbeitung sowohl in der visuellen als auch auditorischen Modalität auf. Weil Relevanz durch Top-Down-Prozesse vermittelt wird, behaupte ich, dass die Verringerung der Lidschläge eine Top-Down-gesteuerte Unterdrückung ist. In den Studien 2 und 3 habe ich die Reizverarbeitung erneut untersucht, aber jetzt wurde die Verarbeitung intern ausgelöst und nicht auf Basis von spezifischen Änderungen im externen Input. Dazu habe ich bistabile Reize verwendet, bei denen der physikalische Reiz selber konstant bleibt, aber die Wahrnehmung zwischen verschiedenen Interpretationen wechselt. Studien über die Rolle der Aufmerksamkeit bei bistabilen Wahrnehmungsveränderungen zeigen, dass der sensorische Input vor dem Wahrnehmungswechsel erneut verarbeitet wird. Die Ergebnisse deckten eine Verringerung in der Häufigkeit der Lidschläge vor der Mitteilung über Wahrnehmungswechsel auf. Eine wichtige Erkenntnis hierbei war, dass diese Verringerung nicht durch den Wahrnehmungswechsel oder die Verhaltensreaktion verursacht wurde, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit schon vor dem internen Wechsel anfing. Außerdem waren die Perioden zwischen einem Lidschlag und einem Wahrnehmungswechsel länger als die Intervalle zwischen den Lidschlägen, was darauf hinweist, dass einem Lidschlag eine Zeit stabiler Wahrnehmung folgt. Zusammenfassend zeigte der erste Teil des Projekts die Existenz einer Top-Down-gesteuerten Lidschlag-Unterdrückung während der Verarbeitung eines externen Stimulus. Die Idee dass Lidschläge eine Abgrenzung von der Verarbeitung externer Signale markieren habe ich im zweiten Teil des Projekts erweitert und getestet, ob blinzeln mit einer besseren Leistung während intern gesteuerter Prozesse verbunden ist. Insbesondere untersuchte ich divergentes Denken, ein Aspekt der Kreativität, und den Zusammenhang zwischen kreativer Leistung und Häufigkeit der Lidschläge sowie die Wirkung von motorischer Einschränkung. Ich konnte den Einfluss von motorischer Einschränkung auf divergentes Denken aufzeigen, jedoch auch dass die Beziehung zwischen Häufigkeit der Lidschläge und kreativem Output von der motorischen Einschränkung abhängig ist. Die Ergebnisse zeigten eine Verbindung zwischen höherer Lidschlaghäufigkeit und besseren Leistung bei freier Bewegung, jedoch nur innerhalb der Gruppe. Anders gesagt, Probanden mit insgesamt höherer Häufigkeit der Lidschläge erzielten bei der Aufgabe besser Resultate, aber nur wenn sie sich frei bewegen durften. Innerhalb eines Probanden waren Versuche mit höherer Häufigkeit der Lidschläge nicht mit einer besseren Leistung verbunden. Eine mögliche Interpretation ist, dass Menschen die sich insgesamt leichter von sensorischem Input abgrenzen, was möglicherweise durch eine insgesamt hohe Häufigkeit der Lidschläge angezeigt wird, bei divergenten Denkaufgaben besser abschneiden. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Häufigkeit der Lidschläge und internen Aufgaben an dieser Stelle noch nicht klar. Tatsächlich könnte eine komplexere Messung des Lidschlagverhaltens notwendig sein, um die Beziehung zu verstehen. Im letzten Teil des Projekts wollte ich die Funktion von Lidschlägen über ihre neuronalen Korrelate besser verstehen. Ich habe die lidschlagbezogene neuronale Aktivität im primären visuellen Kortex (V1) aus bestehenden Aufzeichnungen von drei Rhesusaffen bei verschiedenen Aufmerksamkeitsverarbeitungszuständen extrahiert. Die lidschlagbezogene Rate der Aktionspotentiale, die Multi-Unit-Aktivität, frequenzabhängige Aktivität, lokale Feldpotentiale und laminare Aktivitätsverteilung habe ich während zwei Versuchsbedingungen analysiert, das Anschauen eines Films und einer Pause vor einem leeren Bildschirm. Die Ergebnisse zeigten einen Unterschied in der lidschlagbezogenen neuronalen Aktivität in Abhängigkeit von der Versuchsbedingung und somit dem Verarbeitungszustand. Dieser Unterschied deutet eine zustandsabhängige Funktion der Lidschläge an. Insgesamt legt die in dieser Dissertation vorgestellte Arbeit nahe, dass Lidschläge eine wichtige Funktion in Kognition und Wahrnehmungsprozessen hat. Lidschläge scheinen eine Abgrenzung von der Außenwelt zu erleichtern und werden daher bei beabsichtigter Verarbeitung externer Reize unterdrückt. KW - Lidschlag KW - Kognition KW - Aufmerksamkeit KW - Wahrnehmung KW - spontaneous blinks KW - attention KW - perception Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-287473 ER - TY - THES A1 - Muth, Felicitas Vanessa T1 - Step by step: Sense of agency for complex action-event sequences T1 - Schritt für Schritt: Sense of Agency in komplexen Handlungs-Effekt Sequenzen N2 - From simply ringing a bell to preparing a five-course menu, human behavior commonly causes changes in the environment. Such episodes where an agent acts, thereby causing changes in their environment constitute the sense of agency. In this thesis four series of experi-ments elucidate how the sense of agency is represented in complex action-event sequences, thereby bridging a gap between basic cognitive research and real-life practice. It builds upon extensive research on the sense of agency in unequivocal sequences consisting of single ac-tions and distinct, predominantly auditory, outcomes. Employing implicit as well as explicit measures, the scope is opened up to multi-step sequences. The experiments show that it is worthwhile devoting more research to complex action-event sequences. With a newly introduced auditory measure (Chapter II), common phenomena such as temporal binding and a decrease in agency ratings following distorted feedback were replicated in multi-step sequences. However, diverging results between traditional implicit and explicit measures call for further inspection. Multisensory integration appears to gain more weight when multiple actions have to be performed to attain a goal leading to more accurate representations of the own actions (Chapter III). Additionally, freedom of choice (Chapter III) as well as early spatial ambiguity altered the perceived timing of outcomes, while late spatial ambi-guity (Chapter IV) and the outcome’s self-relevance did not (Chapter V). The data suggests that the cognitive system is capable of representing multi-step action-event sequences implicitly and explicitly. Actions and sensory events show a temporal attraction stemming from a bias in the perception of outcomes. Explicit knowledge about causing an event-sequence facilitates neither feelings of control nor taking authorship. The results corroborate current theorizing on the un-derpinnings of temporal binding and the divergence between traditional implicit and explicit measures of the sense of agency. Promising avenues for further research include structured analyses of how much inferred causality contributes to implicit and explicit measures of agency as well as finding alternative measures to capture conceptual as well as non-conceptual facets of the agency experience with one method. N2 - Vom Läuten einer Klingel bis hin zum Kochen eines Fünf-Gänge Menüs – menschliches Handeln verändert die Umwelt. Situationen, in denen eine Person handelt und so Veränderungen in ihrer Umgebung bewirkt, konstituieren den Sense of Agency. Diese Arbeit präsentiert vier Experimentalreihen, die die Repräsentation des Sense of Agency in komplexen Handlungs-Ereignis-Sequenzen erforschen und so eine Brücke zwischen kognitiver Grundla-genforschung und Alltagspraxis schlagen. Aufbauend auf umfangreicher Forschung zum Sense of Agency in Sequenzen aus einzelnen Handlungen und eindeutigen, vorwiegend auditiven Handlungseffekten wird der Forschungsbereich durch Einsatz impliziter sowie expliziter Maße auf mehrschrittige Sequenzen erweitert. Mittels eines neuen auditiven Maßes (Kapitel II) wurden gängige Phänomene wie Temporal Binding und die Abnahme von Agency Ratings nach verfremdetem Feedback in mehrschrittigen Sequenzen repliziert. Müssen mehrere Handlungen ausgeführt werden, um ein Ziel zu erreichen, scheint multisensorische Integration stärker ins Gewicht zu fallen, was zu genaueren Repräsentationen der eigenen Handlungen führt (Kapitel III). Darüber hinaus veränderten Wahl-freiheit (Kapitel III) und frühe räumliche Ambiguität das wahrgenommene Timing von Hand-lungseffekten, späte räumliche Ambiguität (Kapitel IV) sowie Selbstrelevanz des Handlungsef-fekts taten dies nicht (Kapitel V). Die Daten deuten darauf hin, dass das kognitive System mehrschrittige Handlungs-Ereignis-Sequenzen sowohl implizit als auch explizit repräsentieren kann. Die zeitliche Kompression von Handlungs-Ereignis-Sequenzen ist auf eine Verzerrung der Wahrnehmung von Handlungseffekten zurückzuführen. Explizites Wissen über die Verursa-chung von Ereignis-Folgen fördert weder Kontrollerleben noch das Gefühl eigener Autoren-schaft. Die Ergebnisse bestätigen den derzeitigen Diskurs über die Grundlagen von Temporal Binding und die Divergenz zwischen den traditionellen impliziten und expliziten Maßen des Sense of Agency. Strukturierte Analysen zum Beitrag von Kausalität zu Sense of Agency sowie die Ent-wicklung alternativer Methoden zur Erfassung konzeptueller wie nicht-konzeptueller Facetten des Sense of Agency mit einem Maß würden zur Weiterentwicklung des Forschungsbereichs beitragen. KW - Psychologie KW - Experimentelle Psychologie KW - Mensch-Maschine-Kommunikation KW - Sense of agency KW - Temporal binding KW - Feelings of agency KW - Judgements of agency KW - Multisensory integration KW - Causality KW - Handlungserleben KW - Cognitive control KW - Kognitive Psychologie KW - Handlungsregulation KW - Kognitionspsychologie KW - Handlungssteuerung Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-307569 ER - TY - THES A1 - Gralke, Verena Maria T1 - The Impact of Media Literacy in Adolescence and Young Adulthood. - Correlative and Experimental Investigations on the Influence of Media Literacy on Cognitive and Political Variables, and on Knowledge Acquisition from Media – T1 - Der Einfluss von Medienkompetenz auf Jugendliche und junge Erwachsene. - Korrelative und experimentelle Studien zu dem Einfluss von Meidenkompetenz auf kognitive und politische Variablen, sowie auf die Lernwirksamkeit von Medien. - N2 - This thesis consists of three studies investigating the influence media literacy has on political variables, cognitive variables, and learning. Adolescents from 13 years of age and young adults are included in the studies. This thesis is divided into three chapters. Study I and II are one comprehensive study, but will be presented separately for better readability. Chapter I provides the reader with background knowledge for the original studies presented in chapter II includes information about media use, different conceptualizations of media literacy and its development over the lifetime, as well as media literacy’s impact on cognitive and political variables. Additionally, current literature on the comparison of the learning outcomes of different kinds of texts (written, auditory, and audiovisual) is presented, with a differentiation between text-based information and inferences. In chapter II, the original studies are placed in the current state of research and presented in detail. In chapter III, a critical discussion of the studies is conducted, and a general model of the influence media literacy has on the investigated cognitive and political factors is presented, followed by a conclusion of the research. The theoretical foundation of this thesis is three models of media literacy proposed by Groeben (2002, 2004), Hobbs (1997), and Potter (1998, 2016). These three models are similar in that they define media literacy as a multifactorial construct with skills that develop further in the course of life. Their ideas are integrated and developed further, leading to our own model of media literacy. It encompasses five scales: media sign literacy, distinction between reality and fiction, knowledge of media law, knowledge of media effects, and production skills. Thereupon, the assessment tool Würzburg Media Literacy Test (WMK; Würzburger Medienkompetenztest) is designed. There is evidence that media use and media literacy influence socio-political factors. Young adults name the internet as the main source of information on political topics (see Pasek et al., 2006), and knowledge demonstrably fosters political participation (Delli Carpini & Keeter, 1996). However, the kind of participation activity regarded is important (Quintelier & Vissers, 2008), as sometimes real-life participation is supplemented by online activities (Quan-Haase & Wellman, 2002). Media literacy is the key to evaluating the quality of information from media. Whether or not a direct link between media literacy and political interest exists has, as far as I know, not yet been investigated. Several studies have shown that precursors and subcomponents of media literacy have the capacity to influence cognitive variables. For instance, children with higher media sign literacy possess better reading proficiency (Nieding et al., 2017) and are better at collecting information and drawing inferences from hypermedia and films (Diergarten et al., 2017) as compared to children with low literacy. These precursors and subcomponents are more efficient in processing medial sign systems, reducing cognitive load, and consequently, liberating cognitive capacity for other mental tasks (Sweller, 1988). Paino and Renzulli (2012) showed that highly computer-proficient adolescents exhibit better mathematics and reading abilities. Different types of media influence the learning process differently, and the learning process can be enhanced by combining these different types of media, if the material is prepared according to the research findings and Mayer’s (2002) cognitive theory of multimedia learning. Similarly, a reduction in cognitive load takes place and more resources can be invested in the learning process itself (Mayer & Moreno, 2003; Sweller, 1988). It is not easy to answer the question of whether one medium is superior for learning to another. Generally, adults learn best from written texts (e.g., Byrne & Curtis, 2000), and audiovisual and auditory texts are comparable (e.g., Hayes et al., 1986); however, there is little research regarding the comparison of the latter two. Study I examined whether media literacy has a positive impact on interest in politics and the political self-concept. A sample of 101 13-to 20-year-olds was drawn. The control variables were intelligence, socio-economic status (SES), openness to experiences, perspective-taking, age, and sex. Additionally, an evaluation of the WMK was conducted, which indicated good construct validity and excellent overall reliability. Media literacy was positively associated with interest in politics, political self-concept, and perspective-taking but not with openness. In hierarchical regressions and path analysis, a direct influence of media literacy and openness on interest in politics could be found. Political self-concept was solely influenced by interest in politics. Although media literacy had no direct influence on political self-concept, it influenced its precursor interest in politics and was thus expected to have distal influence. The results of the first study confirm previous findings (e.g., Vecchione & Caprara, 2009), where political self-concept is regarded as a precursor of political participation. In conclusion, the findings of study I suggested that by stimulating political interest, media literacy could, mediated through political self-concept, foster political participation. Study II (which was conducted on the same sample as study I) was concerned with the question of whether highly media-literate adolescent and young adult participants exhibit better academic skills (mathematics; reading) and academic achievement (grades) compared to less media-literate participants. Additionally, to obtain information about potential development during adolescence, a group of 50 13-year-olds was compared with a group of 51 19-year-olds in terms of their media literacy. The control variables were intelligence, SES, sex, and age. The results showed that a significant development of media literacy took place during adolescence (∆M = .17), agreeing with Potter’s (1998, 2013) development theory of media literacy. Media literacy was significantly correlated with reading skills and school grades. Regarding adults, media literacy was also significantly correlated with mathematical skills; the association was greater than that with reading skills. However, no connection with mathematical skills was found for adolescents. To control for the influence of age and intelligence, which were both associated with media literacy, hierarchical regressions and path analyses were conducted. The results revealed that media literacy had a greater impact on grades and academic abilities than intelligence. These results are in line with those obtained by Paino and Renzulli (2012). Study III investigated whether media literacy helps young adults to better learn from three kinds of media, a written, an auditory, and an audio-visual text, and which medium achieves the best learning results. Three groups of 91 young adults were compared (written, auditory, and audio-visual text) in terms of their learning outcomes. These outcomes were conceptualized as directly stated information in the text (assessed by text-based questions) and inferential learning (inference questions). A computer-based short version of the WMK was applied to assess media literacy, which should be optimized in the future. The control variables were intelligence, verbal ability, media usage, prior knowledge, and SES. In hierarchical regression, media literacy turned out to be a significant predictor of text inferences, even when other relevant variables, such as intelligence, were controlled for. Inferences foster the building of the situation model, which is believed by many authors to be true comprehension of a text (Zwaan & Radvansky, 1998). The outcomes of study III support Ohler’s (1994) assumption that media literacy fosters the creation of a more elaborated situational model. Text-based questions were only influenced by prior knowledge. As assumed by Potter (1998, 2016), the media literacy of young adults in the Western world suffices to extract relevant facts from educational learning material. Both subjects were best in the written text condition for text-based and inference question results. Audiovisual and auditory texts showed no significant differences. The written text condition did not excel in the auditory text condition for inferences. The results accord with those obtained by, for instance, Byrne and Curtis (2000). Taken together, these studies show that media literacy can influence several cognitive and political variables. It stimulates political interest, reading comprehension, school grades, and mathematical abilities in young adults, as well as drawing inferences from different kinds of texts. Additionally, media literacy develops further during adolescence. N2 - Diese Doktorarbeit besteht aus drei Studien, welche den Einfluss von Medienkompetenz auf politische Variablen, kognitive Variablen und auf Lernen untersuchen. Hierzu wurden Jugendliche ab 13 Jahren und junge Erwachsene rekrutiert. Bei Studie I und II handelt es sich um eine groß angelegte Studie, welche der Lesbarkeit wegen als separate Untersuchungen dargestellt wird. Diese Doktorarbeit ist in drei Kapitel unterteilt. Das erste Kapitel liefert das notwendige Hintergrundwissen für die originären Forschungsstudien des zweiten Kapitels. Dies beinhaltet Informationen zur Mediennutzung, unterschiedlichen Konzeptionen von Medienkompetenz und deren Entwicklung im Verlauf des Lebens, sowie der Einfluss von Medienkompetenz auf kognitive und politische Variablen. Darüber hinaus wird die aktuelle Literatur zur Lernwirksamkeit verschiedener Textarten (schriftlich, auditiv, audiovisuell) dargelegt, wobei zwischen Textoberfläche und Inferenzen unterschieden wird. Im zweiten Kapitel werden die originären Studien zunächst in die aktuelle Literatur eingeordnet und darauffolgend detailliiert dargestellt. Im dritten Kapitel erfolgen anschließend die kritische Diskussion der Studien, sowie mein Versuch, ein übergreifendes Wirkungsmodell der Medienkompetenz auf die untersuchten kognitiven und politischen Faktoren zu entwerfen. Zum Schluss versuche ich ein finales Fazit meiner Forschung zu ziehen. Als theoretische Grundlage dieser Dissertation dienen die drei Modelle der Mediakompetenz von Groeben (2002, 2004), Hobbs (1997), und Potter (1998, 2016). Alle haben gemeinsam, dass sie Mediankompetenz als multifaktoriell, mit sich über die Lebenszeit weiterentwickelnden Fertigkeiten, konzeptualisieren. Die Ideen dieser Modelle wurden integriert und zu einem eigenen Modell der Mediankompetenz weiterentwickelt. Es beinhaltet fünf Skalen: Mediale Zeichenkompetenz, Realitäts-Fiktionsunterscheidung, Wissen über Medienrecht, Wissen über Medieneffekte, und Produktionsfertigkeiten. Hieraus wurde das Erhebungsinstrument WMK (Würzburger Medienkompetenztest) entwickelt. Es gibt Hinweise, dass Mediennutzung und –kompetenz politische Faktoren beeinflussen. Junge Erwachsene nennen das Internet als primäre Informationsquelle über Politik (z.B. Pasek, Kenski, Romer & Jamieson, 2006), wobei Wissen nachweißlich politische Teilhabe fördert (Delli Carpini & Keeter, 1996). Hier kommt es jedoch darauf an, wie politische Partizipation definiert wird (z.B. Quintelier & Vissers, 2008), da lebensweltliche Partizipation auch durch Online-Aktivitäten ersetzt werden kann (Quan-Haase & Wellman, 2002). Medienkompetenz stellt den Schlüssel zur Bewertung der Qualität von Informationen aus den Medien dar. Ob allerdings eine direkte Verbindung zwischen Medienkompetenz und Politikinteresse besteht, wurde meines Wissens bisher noch nicht untersucht. Es wurde bereits in mehreren Studien gezeigt, dass Vorläuferfähigkeiten und Teilkomponenten von Medienkompetenz kognitive Variablen positiv beeinflussen. So weißen beispielsweise Kinder mit höherer medialer Zeichenkompetenz im Vergleich zu Altersgenossen mit geringer medialer Zeichenkompetenz bessere Lesefertigkeiten auf (Nieding et al., 2017) und können besser Informationen und Inferenzen aus Hypertexten und Filmen ziehen (Diergarten et al., 2017). Dies könnte darin begründet liegen, dass diese Kinder mediale Zeichen effizienter verarbeiten und hierdurch die kognitive Belastung reduzieren, was ihnen mehr Kapazität für andere kognitive Aufgaben freiräumt (Sweller, 1988). Paino und Renzulli (2012) konnten zeigen, dass adoleszente Schüler mit hoher Computerkompetenz bessere mathematische und Lesefertigkeiten aufweisen. Verschiedene Medien beeinflussen das Lernen unterschiedlich und der Lernprozess kann durch die Kombination von Medien verbessert werden, wenn diese den Prinzipien der Kognitiven Theorie des Multimedialen Lernens von Mayer (2002) folgt. Hierdurch kommt es ebenso zu einer Reduktion der kognitiven Belastung, wodurch mehr Ressourcen in den Lernprozess investiert werden können (Sweller, 1988, Mayer & Moreno, 2003). Die Frage nach der generellen Überlegenheit eines Lernmediums lässt sich nicht pauschal beantworten. Im Allgemeinen lernen Erwachsene am besten von geschriebenen Texten (z.B. Byrne & Curtis, 2000), auditive und audiovisuelle Texte liegen gleichauf (Hayes, Kelly, & Mandel, 1986). Allerdings existieren wenige Studien, die sich mit einem Vergleich der beiden letzteren befassen. Die erste Studie dieser Dissertation untersuchte, ob sich Medienkompetenz positiv auf das Politikinteresse und das politische Selbstkonzept, auswirkt. Es wurde eine Stichprobe von 101 13- bis 20-Jährigen gezogen. Als Kontrollvariablen wurden Intelligenz, sozio-ökonomischer Status, Offenheit für Erfahrungen, Perspektivenübernahme, Alter und Geschlecht berücksichtigt. Zusätzlich fand eine Evaluation des WMK statt, welche gute Ergebnisse bezüglich seiner Konstruktvalidität und eine exzellente Gesamtrealiabilität ergab. Medienkompetenz korrelierte positiv mit Politikinteresse, dem politische Selbstkonzept und Perspektivenübernahme, aber nicht mit Offenheit für Erfahrungen. Hierarchische Regressionen und Pfadanalysen ergaben einen direkten Einfluss der Medienkompetenz und Offenheit auf das Politikinteresse. Das politische Selbstkonzept wurde nur durch das Politikinteresse beeinflusst. Auch wenn Medienkompetenz sich nicht direkt auf das politische Selbstkonzept auswirkte, so hat es doch dessen Vorläufer Politikinteresse modifiziert und könnte so distal wirken. Die Befunde dieser Studie bestätigen früherer Ergebnisse (z.B. Vecchione & Caprara, 2009), wenn man das politische Selbstkonzept als Vorläufer politischer Partizipation auffasst. Die Resultate von Deary und Kollegen (2008), dass intelligentere Menschen mehr Politikinteresse und politische Partizipation berichten, konnten nicht repliziert werden. Möglicherweise spielt hier das Bildungsniveau, vor allem verbale Fähigkeiten und eine Ausbildung in Sozialwissenschaften, eine größere Rolle als Intelligenz (vgl. Hillygus, 2005). Zusammenfassend zeigten die Ergebnisse von Studie I, dass Medienkompetenz durch die Förderung von Politikinteresse, vermittelt über das politische Selbstkonzept, politische Partizipation begünstigen kann. Studie II, welche an der gleichen Stichprobe wie Studie I durchgeführt wurde, befasste sich mit der Frage, ob Jugendliche und junge Erwachsene mit hoher Medienkompetenz, verglichen mit solchen mit geringer Medienkompetenz, bessere akademische Fertigkeiten (Mathematik; Lesen) und akademische Leistungen (Noten) aufweisen. Darüber hinaus wurde eine Gruppe von 50 13-Jährigen mit einer Gruppe von 51 19-Jährigen bezüglich ihrer Medienkompetenz verglichen, um eine Aussage über potentielle Veränderungen in der Pubertät treffen zu können. Als Kontrollvariablen dienten Intelligenz, sozio-ökonomischer Status, Alter und Geschlecht. Die Ergebnisse zeigten, dass in Übereinstimmung mit Potters (1998, 2013) Entwicklungstheorie der Medienkompetenz während der Adoleszenz eine signifikante Zunahme der Medienkompetenz stattfand (∆M = .17). Es ergaben sich Korrelationen von Medienkompetenz mit mathematischen und Lesefertigkeiten und mit Schulnoten. Bei den Erwachsenen fand sich auch ein signifikanter Zusammenhang mit mathematischen Fertigkeiten, welcher höher als der mit Lesefertigkeiten war. Bei den Jugendlichen fand sich keine Verbindung zwischen Medienkompetenz und mathematischen Fertigkeiten. Um den Einfluss des Alters und der Intelligenz, welche beide mit Medienkompetenz korrelierten, zu kontrollieren, wurden hierarchische Regressionen und Pfadanalysen angewandt. Analog zu Paino und Renzullis (2012) Studie ergaben sie, dass Medienkompetenz einen größeren Einfluss auf die Schulnoten und akademischen Fertigkeiten hatte als Intelligenz. In der dritten Studie wurde untersucht, ob Medienkompetenz jungen Erwachsenen dabei hilft, besser von drei verschiedenen Textarten zu lernen. Es wurden ein schriftlicher, ein auditiver und ein audiovisueller Text bezüglich der jeweiligen Lernwirksamkeit untersucht. Als Lernergebnisse wurden das direkte Textwissen durch textbasierte Fragen, sowie das Inferenzwissen durch Inferenzfragen, erfasst. Es wurde eine Stichprobe von insgesamt 91 jungen Erwachsenen in drei Gruppen aufgeteilt und bezüglich ihrer Lernergebnisse verglichen. Eine Gruppe erhielt den schriftlichen, die zweite den auditiven und die dritte den audiovisuellen Text. Eine computerbasierte Kurzversion des WMK wurde zur Messung der Medienkompetenz eingesetzt, welche sich als optimierungsfähig herausstellte. Zusätzlich wurden Intelligenz, verbale Fähigkeiten, Mediennutzung, Vorwissen und SÖS als Kontrollvariablen erhoben. Die Auswertung durch hierarchische Regressionen ergab, dass Medienkompetenz ein signifikanter Prädiktor für Textinferenzen darzustellen scheint, selbst wenn andere relevante Variablen, wie etwa die Intelligenz, statistisch kontrolliert werden. Inferenzen unterstützen den Aufbau eines Situationsmodells, welches oft als wirkliches Textverständnis aufgefasst wird (z.B. Zwaan & Radvansky, 1998). Die Ergebnisse der dritten Studie unterstützen Ohlers (1994) Annahme, dass Medienkompetenz den Aufbau eines elaborierteren Situationsmodells fördert. Die textbasierten Fragen wurden nur durch das Vorwissen vorhergesagt. Möglicherweise trifft Potters (1998, 2016) Annahme zu, dass Erwachsene in der westlichen Welt über ausreichend basale Medienkompetenz verfügen, um relevante Informationen aus Lernmaterialien herauszuziehen. Die Versuchsteilnehmer schnitten bei den textbasierten und den Inferenzfragen am besten bei dem schriftlichen Text ab. Der schriftliche Text zeigte bei den Inferenzfragen keine signifikante Überlegenheit im Vergleich zu dem auditiven Text. Der audiovisuelle und der auditive Text erzielten für beide Fragensorten vergleichbare Ergebnisse. Die Ergebnisse stimmen mit der Literatur überein (z.B. Byrne & Curtis, 2000). Zusammenfassend zeigten die Studien, dass Medienkompetenz die Fähigkeit hat verschiedene kognitive und nicht-kognitive Variablen zu beeinflussen. Es stimuliert Politikinteresse, verbessert Perspektivenübernahme, Leseverständnis, mathematische Fähigkeiten bei Erwachsenen, Schulnoten und die Bildung von Inferenzen von unterschiedlichen Textarten. Medienkompetenz scheint sich in der Adoleszenz weiterzuentwickeln. KW - Media Literacy KW - Knowledge Acquisition KW - Development KW - Lernwirksamkeit KW - Medienkompetenz KW - Wissenserwerb KW - Entwicklung KW - Schulerfolg KW - Academic Skills Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-346018 ER - TY - JOUR A1 - Foerster, Anna A1 - Moeller, Birte A1 - Frings, Christian A1 - Pfister, Roland T1 - What is left after an error? Towards a comprehensive account of goal-based binding and retrieval JF - Attention, Perception, & Psychophysics N2 - The cognitive system readily detects and corrects erroneous actions by establishing episodic bindings between representations of the acted upon stimuli and the intended correct response. If these stimuli are encountered again, they trigger the retrieval of the correct response. Thus, binding and retrieval efficiently pave the way for future success. The current study set out to define the role of the erroneous response itself and explicit feedback for the error during these processes of goal-based binding and retrieval. Two experiments showed robust and similar binding and retrieval effects with and without feedback and pointed towards sustained activation of the unbound, erroneous response. The third experiment confirmed that the erroneous response is more readily available than a neutral alternative. Together, the results demonstrate that episodic binding biases future actions toward success, guided primarily through internal feedback processes, while the erroneous response still leaves detectable traces in human action control. KW - error processing KW - episodic binding KW - action control Y1 - 2023 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-324851 VL - 85 IS - 1 ER -