TY - THES A1 - Hemmerich, Kristina Susanne T1 - Der Einfluss von Steuern auf riskante Investitionsentscheidungen, Rationale Steuereffekte oder steuerbedingte Perzeptionseffekte? T1 - The Influence of Taxation on Risky Investments, Rational Tax Effects or Tax Perception Effects? N2 - Die vorliegende Arbeit untersucht empirisch, inwieweit neoklassische Theorien wie die Erwartungsnutzentheorie, die individuellen Reaktionen auf die Einführung einer proportionalen Einkommensteuer und die Veränderung der steuerlichen Verlustausgleichsmöglichkeiten erklären. Darüber hinaus soll auch eine möglicherweise verzerrte Wahrnehmung der steuerlichen Regelungen aufgedeckt und in die Analyse des beobachteten Investitionsverhaltens einbezogen werden. Die Umsetzung erfolgt mittels eines kontrollierten Labor-Experimentes. Die gewählte Forschungsmethode erlaubt die Unterscheidung von Rationalen Steuereffekten, d.h. Effekte, die neoklassische Theorien erwarten lassen und steuerbedingten Perzeptionseffekten, d.h. Effekte, die auf steuerbedingte Wahrnehmungsverzerrungen zurückzuführen sind. Wird für den Perzeptionseffekt kontrolliert, kann sowohl die theoretisch ermittelte Wirkung einer proportionalen Einkommensteuer mit vollständigem als auch ohne steuerlichem Verlustausgleich auf riskante Investitionen empirisch bestätigt werden. Dagegen stehen die beobachteten Investitionsentscheidungen teilweise im Widerspruch zu den Ergebnissen der theoretischen Arbeiten, wenn auf eine Kontrolle für den Perzeptionseffekt verzichtet wird. Hieran anknüpfend, werden im Rahmen eines zweiten Experimentes Ursachen steuerbedingter Wahrnehmungsverzerrungen und deren Wirkung auf die Bereitschaft, riskant zu investieren, näher beleuchtet. Für eine tiefgreifende Analyse des möglichen Perzeptionseffekts einer proportionalen Steuer mit vollständigem Verlustausgleich wird die bestehende verhaltenswissenschaftliche Steuerforschung erweitert und zwischen extrinsischen und intrinsischen Faktoren differenziert. Das durchgeführte Experiment verdeutlicht, dass die betrachtete proportionale Steuer das riskante Investitionsverhalten verzerrt. Jedoch ist die steuerbedingte Verzerrung, der Perzeptionseffekt, umso geringer, je niedriger das Niveau an kognitiver Belastung ist. Die abnehmende Verzerrung des Entscheidungsverhaltens scheint auf eine ebenfalls abnehmende Verwendung ungenauer Entscheidungs-Heuristiken zurückzuführen zu sein. Die dagegen unabhängig von dem Niveau an Steuer-Komplexität bzw. Steuer-Salienz beobachtete Zunahme der riskanten Investitionsbereitschaft nach Erhebung der proportionalen Steuer spiegelt sich in der steuerbedingten Veränderung der affektiven und kognitiven Wahrnehmung wider. In den zwei experimentalökonomischen Analysen wird die Allokation gegebener Mittel auf riskante und sichere Anlagen betrachtet. Daneben werden aber sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen mit sich ausschließenden Investitionsalternativen konfrontiert. Beide Fälle haben gemeinsam, dass im maßgeblichen Entscheidungskalkül die geltenden steuerlichen Regelungen grundsätzlich zu berücksichtigen sind. Jedoch postuliert die betriebswirtschaftliche Steuerforschung, dass bei einer Entscheidung zwischen sich ausschließenden Investitionsalternativen die Besteuerung vernachlässigt werden kann, wenn diese keine Wirkung entfaltet. Hieran anknüpfend, wird ein Konzept entscheidungsneutraler und gleichmäßiger Gewinnbesteuerung entwickelt, das auch bei unvollkommener Voraussicht praktikabel, rechtssicher und mit einer Gewinnermittlung durch nominalen Vermögensvergleich vereinbar sein soll. In Anlehnung an König (1997 a), lässt sich zeigen, dass ein Verfahren revolvierender Ertragswertkorrektur bei zusätzlicher Erfassung des Kapitalwertes diese Anforderungen erfüllt. Das rechnerisch komplexe Vorgehen kommt dabei – unter bestimmten Annahmen – im Ergebnis der Gewinnermittlung durch Vermögensvergleich nach geltendem Steuerrecht sehr nahe. Infolgedessen wird auch das theoretisch bislang ungelöste Problem des zeitlichen Bezugspunktes der Besteuerung vernachlässigbar. N2 - This dissertation is separated into two independent sections. The first section is built on the broad literature, which discusses the influence of taxes on risky investments. Following these results, this doctoral thesis examines empirically how both an income tax and a loss offset provision affect investment decisions. The design of the controlled experiment allows to distinguish between Rational Tax Effects (i.e., effects predicted by standard neoclassical theory) and Tax Perception Effects (i.e., effects due to behavioral biases) when a proportional income tax with and without a full loss offset provision is introduced. Observed investment behavior is partially inconsistent with the theoretical predictions if there is no control for Perception Effects. However, considering these effects, the theoretical results are empirically verified. To shed further light on the discussion of such behavioral tax perception biases a second experiment is conducted, which enables to differentiate two dimensions: (1) the influence of emotions and perceived risk (individual dimension, intrinsic effects) and (2) the influence of cognitive load by varying tax complexity and salience (tax system dimension, extrinsic effects). The experiment shows that both dimensions are able to explain the Perception Effect of a proportional income tax with a full loss offset provision. In particular, perceived risk is lower and consequently willingness to take risk is higher with a proportional tax than without taxation. Furthermore, this positive effect on risky investment is higher in a situation with a rather high level of cognitive load in which tax complexity is high and tax salience is low. The second section aims at designing a concept of neutral and equitable profit taxation which is legally reliable under imperfect foresight and which is compatible with basic principles of tax accounting, in particular with the historical cost convention. It is shown that this can be realized through revolving corrections of the Johansson-Samuelson tax base as first described by König (1997 a) combined with a taxation of the net present value. The procedure is technically complex but can be simplified considerably at the cost of reduced accuracy. In this form it is almost equal to nominal accrual tax accounting as established in Germany and other countries. This simplification also solves the problem of defining the correct point of reference (t = 0) in the Johansson-Samuelson concept. KW - Deutschland KW - Steuerrecht KW - Investitionsentscheidung KW - Risiko KW - Experiment KW - Kognitive Belastung KW - Emotionen KW - Entscheidungsneutralität KW - Ökonomischer Gewinn KW - Einkommensteuer KW - Investitionsverhalten KW - Risikobereitschaft KW - Verlustausgleich KW - Wahrnehmung Y1 - 2016 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-136579 ER - TY - THES A1 - Fochmann, Martin T1 - Der Einfluss von Steuern auf Investitions- und Arbeitsangebotsentscheidungen - Experimentelle Analysen zur Wahrnehmung der Steuerbelastung T1 - The Influence of Taxes on Investment and Labor Supply Decisions - Experimental Analyses of Tax Perception N2 - Eine Vielzahl von Ökonomen untersucht mit Hilfe verschiedener theoretischer Modelle, inwiefern Steuern Einfluss auf wirtschaftliche Entscheidungen haben. Eine grundlegende Annahme in diesen Modellen ist dabei die Abwesenheit von Fehlwahrnehmungen. Ziel dieser Arbeit ist es, systematische Fehlwahrnehmungen hinsichtlich steuerlicher Einflussgrößen aufzuspüren, die zu einer Verletzung dieser Annahme führen. Nach einem ausführlichen Literaturüberblick, in dem insbesondere experimentelle Beiträge betrachtet werden, die den Einfluss von Steuern auf ökonomische Entscheidungen untersuchen, wird im ersten Teil dieser Arbeit mit Hilfe von zwei Laborexperimenten analysiert, ob Individuen Investitionsentscheidungen unter der Berücksichtigung von Steuern treffen. Und wenn ja, ob die steuerlichen Einflussgrößen so wahrgenommen werden, wie sie tatsächlich wirken. Der zweite Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob und in welchem Ausmaß Steuern bei Arbeitsangebotsentscheidungen berücksichtigt werden. Hierzu werden ebenfalls zwei Laborexperimente durchgeführt, in denen jeweils der Einfluss einer Einkommensbesteuerung und deren Wahrnehmung auf die Arbeit-Freizeit-Entscheidungen untersucht wird. Im ersten Experiment des ersten Teils bestand die Aufgabe der Teilnehmer darin, in mehreren Entscheidungssituationen binäre Investitionsentscheidungen zu treffen, wobei in verschiedenen Treatments die steuerliche Behandlung von Gewinnen und Verlusten variiert wurde. Im Ergebnis zeigt sich zwar, dass die Individuen bei ihren Investitionsentscheidungen Steuern berücksichtigen, doch unterliegen sie einer Art von Illusion hinsichtlich der Wirkungsweise des steuerlichen Verlustausgleichs. So zeigt sich im Fall ohne Einkommensbesteuerung und im Fall einer proportionalen Einkommensteuer ohne die Möglichkeit eines Verlustausgleichs, dass die Anzahl der riskanten Investitionsentscheidungen nicht signifikant von der Anzahl risikoarmer Entscheidungen verschieden ist. Allerdings kommt es in den Fällen einer Einkommensbesteuerung mit unvollständigem Verlustausgleich zu einem starken Anstieg riskanter Entscheidungen, was letztlich auf eine Überschätzung der Wirkung des Verlustausgleichs zurückzuführen ist. Dies bedeutet, dass die Teilnehmer die Wirkung des steuerlichen Verlustausgleichs positiver wahrnehmen, als dies tatsächlich der Fall ist. Beim zweiten Laborexperiment sollten die Teilnehmer eine Entscheidung über die genaue Höhe einer Investition treffen. In verschiedenen Treatments wurden dabei der Einfluss einer Besteuerung mit vollständigem Verlustausgleich und die Art der Steuerpräsentation auf das Investitionsverhalten untersucht. Im Ergebnis wurde beobachtet, dass die Teilnehmer eine höhere Bereitschaft zur Risikoübernahme besitzen, wenn eine Besteuerung erfolgt, was erneut auf eine Fehlwahrnehmung der Besteuerung zurückgeführt werden kann. Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse des ersten Experiments kann geschlussfolgert werden, dass der Anstieg der Risikobereitschaft durch eine Überbewertung des steuerlichen Verlustausgleichs verursacht wird. Ein weiteres Ergebnis der zweiten Studie ist, dass das Tax Framing die Wahrnehmung der Steuer beeinflusst. Im Unterschied zu einer aggregierten Besteuerung führt eine gleichwertige disaggregierte Besteuerung dazu, dass die Fehlwahrnehmung der Besteuerung im Zeitablauf nahezu verschwindet. Gegenstand der Untersuchung im zweiten Teil der Arbeit war die Fragestellung, ob Individuen bei ihren Arbeitsangebotsentscheidungen Steuern so berücksichtigen wie diese theoretisch wirken oder ob Fehlwahrnehmungen existieren. Hierzu wurden zwei Laborexperimente mit berufstätigen Personen durchgeführt, in denen die Arbeitsaufgabe jeweils darin bestand, Briefpapier zu falten und zu kuvertieren. Da während des Experiments keine zeitliche Restriktion bestand, entschied ein Teilnehmer nicht nur darüber wie viele Briefe er bearbeiten möchte, sondern auch wie lange er dieser Tätigkeit nachgehen will. Demzufolge stellt diese Arbeitsaufgabe eine reale Arbeitsanforderung dar, verursacht ein reales Arbeitsleid und jeder Teilnehmer muss eine reale Arbeit-Freizeit-Entscheidung treffen. Als zentrales Ergebnis beider Laborexperimente lässt sich Folgendes zusammenfassen: Neben dem Arbeitsleid und dem Einkommen scheint die Steuerwahrnehmung einen entscheidenden Einfluss auf die Arbeit-Freizeit-Entscheidung zu haben. Bei einer geringen Steuerwahrnehmung wird die Steuer nicht in dem Ausmaß berücksichtigt wie sie tatsächlich wirkt, was letztendlich zu verzerrten Arbeitsangebotsentscheidungen führt. Die Steuerwahrnehmung ist dabei zum einen abhängig von der Darstellung des Steuertarifs und zum anderen von der Steuererfahrung eines Individuums. Beide Einflussgrößen haben einen positiven Einfluss auf die individuelle Steuerwahrnehmung, das heißt, je deutlicher und transparenter die Besteuerung dargestellt wird bzw. je größer die individuelle Erfahrung im Umgang mit Steuern ist, desto höher ist die Steuerwahrnehmung. N2 - In this thesis, the effect of tax perception on investment behavior and labor supply decisions is analyzed using various laboratory experiments. The first main result is that an income tax without a loss offset provision leads to an investment behavior which is consistent with theory. However, an income tax with a limited or unlimited loss offset provision leads to an unexpected increase in risky investment decisions. This result can be attributed to a tax bias as individuals systematically overestimate the tax effect of the loss offset provision. The second main result is that tax perception issues also influence labor supply decisions. In particular, individuals tend to underestimate the effects of a proportional income tax and their labor supply is therefore unexpectedly high. A further result is that tax perception is positively related to both how a tax is presented and the experience individuals have with taxation. This means that a more transparent tax presentation as well as more experience with taxes enhances tax perception and reduces distortions in labor supply decisions. KW - Steuer KW - Arbeitsangebot KW - Investitionsentscheidung KW - Entscheidungsverhalten KW - Finanzpsychologie KW - Besteuerung KW - Steuerwahrnehmung KW - Investitionsentscheidung KW - Arbeitsangebotsentscheidung KW - Verhaltensökonomik KW - Experiment KW - taxation KW - tax perception KW - investment decision KW - labor supply decision KW - behavioral economics Y1 - 2011 U6 - http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:bvb:20-opus-66509 ER -