Die Passion Christi als tragisches Spiel: Plädoyer für einen poetologischen Tragikbegriff in der Mediävistik
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- Ein spätmittelalterliches Passionsspiel als tragisch zu bezeichnen, widerspricht nicht nur den Konventionen der Fachliteratur, sondern wirkt geradezu anachronistisch. Tragik im Mittelalter könne es nicht geben, lautet die communis opinio, da das christliche Weltbild keinen Raum dafür lasse. Das vollständige Fehlen der Gattung der Tragödie scheint diese These zu bestätigen. Dennoch beruht sie nicht auf einer Auseinandersetzung mit den theoretischen Aussagen oder den literarischen Spielen der Zeit, sondern auf dem in Deutschland seit dem 19.Ein spätmittelalterliches Passionsspiel als tragisch zu bezeichnen, widerspricht nicht nur den Konventionen der Fachliteratur, sondern wirkt geradezu anachronistisch. Tragik im Mittelalter könne es nicht geben, lautet die communis opinio, da das christliche Weltbild keinen Raum dafür lasse. Das vollständige Fehlen der Gattung der Tragödie scheint diese These zu bestätigen. Dennoch beruht sie nicht auf einer Auseinandersetzung mit den theoretischen Aussagen oder den literarischen Spielen der Zeit, sondern auf dem in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert dominierenden metaphysischen Tragikkonzept. Wird der Blick hingegen von der Philosophie des Tragischen wieder zu einer Poetologie der Tragödie gerichtet, können tragische Handlungsstrukturen in der Literatur des Mittelalters sichtbar werden, wie am ‚Frankfurter Passionsspiel’ von 1493 unter Berücksichtigung der Wirkung, der Handlungskonstellation und der Figurenkonzeption gezeigt wird. Compassio und Schrecken der Zuschauer, die Hamartia des Judas und der Antagonismus zwischen göttlicher und menschlicher Natur Jesu erlauben, die Passion Christi als tragisches Spiel zu verstehen.…
Autor(en): | Regina ToepferORCiDGND |
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URN: | urn:nbn:de:bvb:20-opus-277963 |
Dokumentart: | Aufsatz in einem Sammelband / Buchkapitel |
Institute der Universität: | Philosophische Fakultät (Histor., philolog., Kultur- und geograph. Wissensch.) / Institut für deutsche Philologie |
Sprache der Veröffentlichung: | Deutsch |
Titel des übergeordneten Werkes / der Zeitschrift (Deutsch): | Literatur als Spiel: Evolutionsbiologische, ästhetische und pädagogische Aspekte. |
Erscheinungsjahr: | 2009 |
Verlag: | De Gruyter |
Verlagsort: | Berlin u.a. |
Schriftenreihe: | spectrum Literaturwissenschaft / spectrum Literature; 22 |
ISBN: | 9783110221435 |
Seitenangabe: | 159-175 |
Originalveröffentlichung / Quelle: | Toepfer, Regina: Die Passion Christi als tragisches Spiel: Plädoyer für einen poetologischen Tragikbegriff in der Mediävistik. In: Literatur als Spiel: Evolutionsbiologische, ästhetische und pädagogische Konzepte, ed. by Thomas Anz and Heinrich Kaulen, Berlin, New York: De Gruyter, 2009, S. 159-176. https://doi.org/10.1515/9783110221442.2.159 |
DOI: | https://doi.org/10.1515/9783110221442 |
Allgemeine fachliche Zuordnung (DDC-Klassifikation): | 8 Literatur / 83 Deutsche und verwandte Literaturen / 830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur |
Normierte Schlagworte (GND): | Poetologie; Mediävistik; Tragik |
Freie Schlagwort(e): | Metaphysik; Passionsspiel; Tragödie |
Datum der Freischaltung: | 04.07.2022 |
Lizenz (Deutsch): | Deutsches Urheberrecht |