Auswertung der Aktivitätendokumentationen des Schlafkrankheitskontrollprogramms Angotrip in Angola 1995 - 2002

Evaluation of activity documentations of the sleeping sickness control program Angotrip in Angola 1995 - 2002

Please always quote using this URN: urn:nbn:de:bvb:20-opus-17403
  • Die Schlafkrankheit ist wie keine andere tropische Seuche aufs engste mit dem Schicksal des „schwarzen“ Kontinents verknüpft, sie wird häufig auch als „vernachlässigte Krankheit“ einer „vernachlässigten Bevölkerung“ bezeichnet. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mindestens 60 Millionen Menschen in 36 afrikanischen Ländern von der Schlafkrankheit bedroht, ungefähr 150.000 Menschen sterben jährlich an der Schlafkrankheit. Angola gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern Afrikas, da in den letzten Jahren nur wenig fürDie Schlafkrankheit ist wie keine andere tropische Seuche aufs engste mit dem Schicksal des „schwarzen“ Kontinents verknüpft, sie wird häufig auch als „vernachlässigte Krankheit“ einer „vernachlässigten Bevölkerung“ bezeichnet. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mindestens 60 Millionen Menschen in 36 afrikanischen Ländern von der Schlafkrankheit bedroht, ungefähr 150.000 Menschen sterben jährlich an der Schlafkrankheit. Angola gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern Afrikas, da in den letzten Jahren nur wenig für die Bekämpfung der Krankheit getan wurde, sei es aufgrund Geldmangels, politischer Instabilität im Land oder mangelhafter Festlegung der Prioritäten der Regierung. Um diese Versorgungslücke zu schließen, haben sich mehrere nicht-staatliche Organisationen (wie „Ärzte ohne Grenzen“ oder die Caritas) dieses Gesundheitsproblems in Angola angenommen. Derzeit sind in Angola über 100.000 Menschen mit dem Erreger der Schlafkrankheit infiziert; ca. vier Millionen Menschen (rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung), sind unmittelbar dem potentiellen Infektionsrisiko ausgesetzt, aber nur 6% der angolanischen Bevölkerung hat derzeit Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung und Behandlung. ANGOTRIP (aus ANGOla und TRIPanossomíase (portug. Trypanosomiasis) zusammengesetztes Kunstwort) ist ein Projekt der Caritas in Angola, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Schlafkrankheits-Infektionsrate zu senken. Die Arbeitsgruppe „Tropenmedizin und Seuchenbekämpfung“ des Missionsärztlichen Instituts in Würzburg arbeitet eng mit Caritas de Angola zusammen und ist bemüht, dieses Projekt fachlich und konzeptionell zu begleiten und zu den Patienten und medizinischen Teams vor Ort Kontakt zu halten. In den Jahren 1995/1996 begannen Mitarbeiter des Missionsärztlichen Instituts und Caritas de Angola im Norden Angolas in drei Diözesen mit dem Aufbau eines Kontrollprogramms zur Bekämpfung der Schlafkrankheit, ähnlich dem Großprojekt der portugiesischen Kolonialregierung. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf Standorte in den Provinzen Uige, Kuanza Norte und Zaire, Foci des Schlafkrankheitsvorkommens. Die Trypanosomen zählen zu den am besten untersuchten Organismen, es wird aber kaum Energie in die effektive und patientenorientierte Bekämpfung der Schlafkrankheit investiert. Die Daten dieser vorgelegten Arbeit basieren auf den Aufzeichnungen der ersten sieben Jahre dieses Schlafkrankheitskontrollprogramms. Das Projekt ANGOTRIP hat innerhalb der letzten Jahre seit Beginn der Aktivitäten trotz widriger Rahmenbedingungen durch den wieder aufgeflammten Bürgerkrieg einige erstaunliche Erfolge verzeichnen und eine hohe Qualität erreichen können. Wegen schlechter Infrastruktur und bisher schwieriger politischer Verhältnisse sind viele betroffene Gebiete nahezu unzugänglich für gezielte epidemiologische Überwachungen (gewesen), so dass genaue Fallzahlen nicht erhoben werden können und die übermittelten Zahlen gut verzehnfacht werden sollten. Die Aktive Fallsuche (Anteil 61,2%) ist ein sehr wichtiges und effizientes Instrument des Schlafkrankheits-Kontrollprogramms, auch wenn sie beträchtliche Geldmittel der ohnehin knappen Ressourcen verschlingt und mancherorts die Aktivitäten der mobilen Teams erheblich eingeschränkt werden. So konnten innerhalb des Projektzeitraumes 1995 bis 2001 unter meist ungünstigen und gefährlichen äußeren Umständen • 191.578 Patienten auf Schlafkrankheit hin untersucht werden • bei 12.948 Patienten eine Schlafkrankheit diagnostiziert werden • 13.426 Patienten auf Schlafkrankheit hin behandelt werden Als Screeningtest für die Bevölkerung wurde der CATT eingesetzt. Mit dem Einsatz von Tsetse-Fliegen-Fallen als Vektorkontrollmaßnahme konnten seit 1999 erste erfolgversprechende Daten gesammelt werden, In den ANGOTRIP-Behandlungszentren lag die Sterblichkeitsrate in allen Behandlungszentren zusammengenommen deutlich unter den üblichen 6 - 12%, zwischen 2,7% und 4,9%, nur Stadium II zwischen 4,2% und 6,6%. Ein Erregernachweis in vergrößerten Lymphknoten gelang nur in rund 27% der Fälle, im Blutausstrich bei rund 12% der in Negage untersuchten Patienten. Damit liefern beide Untersuchungsverfahren als diagnostische Frühzeichen nur unzureichende Ergebnisse. Im Liquor können Trypanosomen mit einmaliger Zentrifugation zuverlässig nachgewiesen werden; je höher die Zellzahl, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten von Erregern. Es zeigte sich, dass infolge der Therapie und anschließender Kontrolluntersuchungen die Liquor-Leukozytenzahl der Patienten deutlich reduziert und damit eine Heilung erzielt werden konnte. Aktivitäten wie die des ANGOTRIP-Programms können jedoch allenfalls einen kleinen Beitrag zur Lösung des Gesamtproblems leisten, das die Schlafkrankheit für die angolanische Bevölkerung darstellt. Die Eindämmung der Schlafkrankheit ist nicht nur eine medizinisch-ethische, sondern auch eine politische und soziale Aufgabe mit humanitärer Herausforderung.show moreshow less
  • The sleeping sickness like no other tropical epidemic disease is intensively connected with the destiny of the “black” continent, it is often called the “neglected disease” of a “neglected nation”. According to estimations of the World Health Organization (WHO) at least 60 million people in 36 countries of Africa are threatened by the sleeping sickness, about 150.000 people die of sleeping sickness every year. One of the worst affected countries in Africa is Angola, because in the past years little was done to control this epidemic disease dueThe sleeping sickness like no other tropical epidemic disease is intensively connected with the destiny of the “black” continent, it is often called the “neglected disease” of a “neglected nation”. According to estimations of the World Health Organization (WHO) at least 60 million people in 36 countries of Africa are threatened by the sleeping sickness, about 150.000 people die of sleeping sickness every year. One of the worst affected countries in Africa is Angola, because in the past years little was done to control this epidemic disease due to a combination of lack of funds, political instability and low priority definition of health care by the government. In many places, various non-governmental organizations (such as MSF or Caritas) try to help and to find a solution for this health problem in Angola. At present there are more than 100.000 people infected with Human African Trypanosomiasis (HAT); nearly 4 million people (i.e. a third of the total population of Angola) are immediately exposed to the infection, but only 6% of the Angolan population get adequate medical supply and treatment. ANGOTRIP (an acronym combining the two words ANGOla and TRIPanossomíase (portug. Trypanosomiasis)) is a project of Caritas de Angola, with the aim to reduce the rate of infection of sleeping sickness. Members of the Department of Tropical Medicine and Epidemic Control, Medical Mission Institute Würzburg (Germany), cooperate closely with Caritas de Angola; they apply for a professional and conceptual support of this project and try to be a partner for the medical teams and patients in this geographical area in Angola. Since 1995/1996, members of the Medical Mission Institute Würzburg and Caritas de Angola have started their activities for implementation a HAT control program in three provinces in the north of Angola – Uige, Kuanza Norte and Zaire, foci of sleeping sickness in Angola – to control the epidemic disease, similar to the first specialized unit for HAT control of the Portuguese colonial government. The trypanosomes are one of the best analysed organisms, but there is a distinct lack of an effective and patient-directed research for control of the sleeping sickness. The results of this elaboration are based on notes and data of the first seven years of this control program. Within the last seven years since the beginning of all activities the project ANGOTRIP could achieve several astonishing successes of high quality in spite of adverse circumstances such as the ongoing cruel civil war. Because of the destruction of the country's infrastructure and extremely difficult political circumstances many involved areas are nearly not reachable for direct epidemiological controls and reliable data couldn’t be collected. Therefore the number of infected cases should be multiplied by ten. The Active case finding-method (part 61,2%) is a very important and efficient instrument for controlling sleeping sickness, even if a lot of financial resources are necessary and the activities of the mobile teams are severely restricted in some areas. Since the beginning of the project in 1995 until 2001 during often adverse and dangerous external circumstances • 191.578 patients could be screened for sleeping sickness • 12.948 patients could be diagnosed with HAT • 13.426 patients could be treated for HAT For screening of the people, if they are diagnosed with HAT, the specific test CATT has been used. Since the start of systematic vector control activities in 1999 some very promising data could be collected by using tsetse-traps. The case fatality rate of HAT is usually 6-12%, in the treatment centres of ANGOTRIP the case fatality rate amount between 2,7% and 4,9%, only stage II between 4,2 % and 6,6%. An evidence of agent in extended lymph nodes (lymph node aspiration positive) was only possible in 27% of all screened patients in Negage, a positive blood film was found in 12%. This means, that there is no reliable early sign for an infection by detecting lymph nodes and blood films. With one single centrifugation in liquor cerebrospinalis trypanosomes can be reliably detected; the higher the number of cells, the appearance of trypanosomes is probable. It could be shown, that as a result of therapy and following controls the number of cells could be noticeably diminished and (in some cases only temporary) a cure could be achieved. Activities like ANGOTRIP at best can be a little contribution towards solving the major (serious) problem of sleeping sickness for the people of Angola. The containment of HAT is not only a medical-ethical problem, but also a political and social task with humanitarian challenge. This is a responsibility for all people – not only for the people of the far African continent.show moreshow less

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Metadaten
Author: Jens Heyder-Musolf
URN:urn:nbn:de:bvb:20-opus-17403
Document Type:Doctoral Thesis
Granting Institution:Universität Würzburg, Medizinische Fakultät
Faculties:Medizinische Fakultät / Missionsärztliche Klinik
Date of final exam:2006/03/22
Language:German
Year of Completion:2004
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Tag:Angola; Angotrip; Schlafkrankheitstherapie; Trypanosoma brucei gambiense; Tsetse-Fliege
Angola; Angotrip; Trypanosoma brucei gambiense; Tsetse fly; therapy of sleeping sickness
Release Date:2006/04/10
Advisor:Prof. Klaus Fleischer