Lungenfibrose bei radioiodbehandeltem kindlichen Schilddrüsenkarzinom nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl : Entstehung und funktionelle Auswirkungen - Eine Längsschnittstudie

Lung fibrosis in childhood thyroid cancer treated with radioiodine after the Chernobyl reactor accident : Origin and functional consequences - A longitudinal study

Please always quote using this URN: urn:nbn:de:bvb:20-opus-29662
  • Eine seltene und bisher kaum untersuchte Komplikation der Radioiodbehandlung bei differenziertem (metastasiertem) Schilddrüsenkarzinom ist die Lungenfibrose, deren Häufigkeit in der Literatur mit 1-10 % angegeben wird. Ziel dieser Längsschnittstudie war es, den Zusammenhang zwischen der zunehmenden Anzahl an Radioiodtherapien bzw. steigenden I131-Gesamtdosis und der Inzidenz sowie dem Schweregrad der Lungenfibrose zu untersuchen. Insbesondere der Einfluss von Lungenmetastasen wurde betrachtet. Des Weiteren wurde der aus den radiologischenEine seltene und bisher kaum untersuchte Komplikation der Radioiodbehandlung bei differenziertem (metastasiertem) Schilddrüsenkarzinom ist die Lungenfibrose, deren Häufigkeit in der Literatur mit 1-10 % angegeben wird. Ziel dieser Längsschnittstudie war es, den Zusammenhang zwischen der zunehmenden Anzahl an Radioiodtherapien bzw. steigenden I131-Gesamtdosis und der Inzidenz sowie dem Schweregrad der Lungenfibrose zu untersuchen. Insbesondere der Einfluss von Lungenmetastasen wurde betrachtet. Des Weiteren wurde der aus den radiologischen Veränderungen im CT („Fibrosegrad“) bestimmte Schweregrad der Fibrose mit funktionellen Einschränkungen in der Lungenfunktion und im pulmonalen Gasaustausch korreliert. In die Längsschnittstudie wurden 54 Kinder und Jugendliche aus Weißrussland einbezogen, die nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl an einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom erkrankt waren und bei denen nach einer Thyreoidektomie bis zu 11 Radioiodtherapien durchgeführt wurden. Die Lungenfunktion sowie Parameter zur Bestimmung der pulmonalen Belastbarkeit wurden mittels Bodyplethysmographie und Fahrradergometrie ermittelt. Bei der Validitätsprüfung der von uns gebrauchten Normwerte der Funktionsparameter zeigte sich bei den 11-17-Jährigen eine altersabhängige Abnahme der alveolo-arteriellen Partialdruckdifferenz für Sauerstoff in Ruhe und unter Belastung. Mit steigender Anzahl an I131-Therapien bzw. zunehmender I131-Gesamtdosis kam es zu einer signifikanten Verschlechterung der Lungenfunktionsparameter VCmax und lnTLC sowie des Fibrosegrades. Die vor Beginn der Therapien für AaDO2 in Ruhe und unter Belastung festgestellte altersabhängige Verringerung der alveolo-arteriellen Partialdruckdifferenz blieb als mögliches Zeichen einer therapiebedingten Schädigung der Lunge im Verlauf der Therapien aus. Unter Berücksichtigung des personellen und zeitlichen Aufwands sowie der Strapazen einer fahrradergometrischen Untersuchung mit Blutgasanalysen für die Patienten ist der Nutzen allerdings fraglich. Beim Vergleich von 32 Patienten jeweils vor und nach erstmaliger Radiodtherapie gab es in keinem der bestimmten Parameter (VCmax, TLC, FEV1, TLCOsb, aaDO2 in Ruhe und unter Belastung, SpO2min und DSpO2) einen Unterschied zwischen den Patienten mit bzw. ohne Metastasen. In beiden Gruppen wurde aber zwischen beiden Zeitpunkten eine signifikante Abnahme von VCmax, lnTLC und TLCOsb offensichtlich. Eine Abhängigkeit der Entwicklung einer Lungenfibrose und den daraus resultierenden funktionellen Verschlechterungen von dem Vorhandensein von Lungenmetastasen konnten wir nicht finden. Auch nach beendeter Radioiodbehandlung zeigte sich bei Patienten mit pulmonalen Metastasen für lnTLC und aaDO2 in Ruhe und unter Belastung eine signifikante, für VCmax und SpO2min tendenzielle Verschlechterung der Werte. Wir gehen daher von einem Voranschreiten der durch wiederholte Radioiodtherapien induzierten fibrotischen Entwicklungen auch mehrere Monate nach dem Therapieende aus. Eine fortwährende Überwachung der Entwicklung einer Lungenfibrose durch regelmäßige Lungenfunktionsuntersuchungen während und nach den Radioiodbehandlungen erscheint daher sinnvoll und wichtig.show moreshow less
  • Lung fibrosis is a rare and hardly explored complication of radioiodine therapy of (metastatic) thyroid cancer. Frequency of occurrence ranges between 1 and 10 percent. Intention of this longitudinal study was to analyse the relationship between the increasing number of radioiodine treatments respectively cumulative radioiodine activity and severity of pulmonary fibrosis. Especially the influence of lung metastases was explored. Radiological signs described as “fibrosis-score” in computertomography were correlated with functional restrictionsLung fibrosis is a rare and hardly explored complication of radioiodine therapy of (metastatic) thyroid cancer. Frequency of occurrence ranges between 1 and 10 percent. Intention of this longitudinal study was to analyse the relationship between the increasing number of radioiodine treatments respectively cumulative radioiodine activity and severity of pulmonary fibrosis. Especially the influence of lung metastases was explored. Radiological signs described as “fibrosis-score” in computertomography were correlated with functional restrictions of lung function and ergometric cycling tests. 54 children and adolescents suffering from differentiated thyroid carcinoma acquired after the nuclear accident of Chernobyl were examined in this study. They underwent total thyroidectomy and then were treated with up to 11 radioiodine therapies. Lungfunction as well as parameters of pulmonary capacity were described using bodyplethymography and ergometric cycling tests. Checking the validity of our standard values we found an age-related decline of alveolar-arterial oxygen concentration difference in rest and under stress for 11-17-year-old. With increasing number of radioiodine treatments respectively cumulative radioiodine dose there was a significant decrease of VCmax, lnTLC and grade of fibrosis. The age-related decline of aaDO2 in rest and under stress noticed before therapy we did not find during radioiodine therapy as a possible sign for radioiodine-related lung damage. Because of the extensive efforts and exertions of ergometric cycling tests the profit is questionable. There was no difference between patients with and without lung metastases in VCmax, TLC, FEV1, TLCOsb, aaDO2 in rest and under stress, SpO2min and DSpO2 before and after first radiotherapy. Both groups showed a significant decrease in VCmax, lnTLC and TLCOsb after first therapy. We did not see any dependence on lung metastases in developing lung fibrosis and functional impairment. Even after terminating radioiodine treatment we found a significant decrease of lnTLC and aaDO2 in rest and under stress, a decrease by trend for VCmax and SpO2min for the patients with pulmonal metastases. Therefore we suspect a progress of fibrosis many months after last radioiodine treatment. Thus continuous monitoring of lung function during and after radioiodine treatment seems to be important and reasonable.show moreshow less

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Metadaten
Author: Stefani Röttger
URN:urn:nbn:de:bvb:20-opus-29662
Document Type:Doctoral Thesis
Granting Institution:Universität Würzburg, Medizinische Fakultät
Faculties:Medizinische Fakultät / Kinderklinik und Poliklinik
Date of final exam:2008/10/15
Language:German
Year of Completion:2008
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
GND Keyword:Schilddrüsenkrebs; Lungenfibrose; Radioiodtherapie
Tag:lung fibrosis; radioiodine therapy; thyroid cancer
Release Date:2008/11/20
Advisor:Prof. Dr. Helge Hebestreit