9) GEFÜHL

 

 

Ein wichtiges Bewertungskriterium ist das GEFÜHL, das in der Forderung der klassischen Rhetorik nach movere seine historische Basis hat, die in der sensualistischen Wirkungsästhetik des 18. Jahrhunderts ihre augenfälligste Fortsetzung findet.[1] Die Forderung nach Mitleid als einer der Wirkungen von Dramen-Literatur ist schon aus der aristotelischen Wirkungsästhetik und aus deren Interpretation durch LESSING bekannt: „Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch“.[2] Anerkannt ist auch im 18. Jahrhundert die noch nicht spezifizierte Forderung, Literatur solle den Leser rühren. Dies ist z.B. eine zentrale Forderung der Schweizer BOD-MER und BREITINGER und der Pietisten, gekoppelt mit dem Ziel, eine Bildersprache, die aus dem Herzen fließt, zu etablieren.

Im 20. Jahrhundert greift Wolfgang KAYSER dies wieder auf und nennt als eine Wirkung des literarischen Kunstwerks die „Ergriffenheit von der Erscheinung“ (KAYSER 1958a, 56), d.h., in einen aktuelleren Begriff übersetzt, der Leser solle Betroffenheit (s.u.) verspüren.

Der Strukturalist und spätere Poststrukturalist Roland BARTHES legt bereits mit dem Essay-Titel „Le plaisir du texte“ (1973, dt. 1974) nahe, daß er sich von Texten einen Lustgewinn verspricht. Diesen sinnlich-erotischen Lustgewinn (jouissance) findet er speziell bei moderner Literatur, während dekonstruktiv gelesene klassische Literatur eher zu rezeptiv-geistiger Lust (plaisir) führt (BARTHES 1974, 20f.). Im Poststrukturalismus wird somit der lustvolle, ge­nießende Umgang mit Literatur zu einem eigenen, am höchsten geachteten Wert erhoben.

 

Auf dieser Tradition und diesen Theorien basierend, sind unter dem Kriterium GEFÜHL Fragen subsumiert wie die,

·      ob hinter dem Werk des Autors eine echte Empfindung steckt,

·      ob das Werk Leiden bzw. Betroffenheit widerspiegelt,

·      ob der Autor Feingefühl bezüglich des guten Geschmacks beweist und - bezogen auf den Rezipienten -

·      ob das Werk Identifikationsmöglichkeit bietet und Empfindungen oder sogar Leidensdruck hervorrufen kann.

HECKMANN (1986, 11) konstatiert - wie in den Erläuterungen zum Wertungsaspekt SPANNUNG UND UNTERHALTUNG schon angemerkt - den ernsten und feierlichen Um­gang der Deutschen mit Literatur, der er - zumindest was die deutsche Literatur betrifft - nachsagt, sie tue alles, „um beim Leser nur kein Vergnügen aufkommen zu lassen.“ Wie sie dies erreicht, beantwortet TOBLER (1982, 170):

 

 

[...] das Wohlbehagen am Elend ist zum Merkmal aller „ernstzunehmenden“ Literatur geworden. Man schreibt nicht, wenn es einem gutgeht, Glück ist kein Thema, Glück ist kitschig. Unglückselig, wer von Glücksgefühlen heimgesucht und solcherweise daran gehindert wird, Kunst zu erzeugen! Das Prinzip Trübsal beherrscht die Kunst. Denn mies ist die Welt, sagen die Meister der neurotischen Zunft der Schwarzseher und verordnen dem Publikum die Vision des Niedergangs.

 

 

ZIMMER (1986, 121) verweist ebenfalls auf das Protzen mit dem Unglück des Autors oder seines Helden. SLOTERDIJK (1983, 22) bemerkt zu diesem Grundzug: „Das masochistische Element hat das kreative überflügelt.“

 

 

Dem diffusen Zynismus gehören längst die Schlüsselstellungen der Gesellschaft in Vorständen, Parlamenten, Aufsichtsräten, Betriebsführungen, Lektoraten [Herv. Sloterdijk], Praxen, Fakultäten, Kanzleien und Redaktionen. Eine gewisse schicke Bitterkeit untermalt sein Handeln. (SLOTERDIJK 1983, 37)

 

 

Das Lebensgefühl, das en vogue ist, ist „katastrophal und katastrophil“. „Im Feuilleton der ZEIT streiten sich die Kulturkritiker um die richtige Art, pessimistisch zu sein.“ (SLOTER­DIJK 1982, 200) Es kommt darauf an, Betroffenheit zu demonstrieren und sich damit nach Maßgabe eines Begriffs in einem bestimmten Jargon zu äußern[3] und zu verhalten, den die Kritische Theorie mit Walter Benjamin und Theodor Adorno analysiert und kritisiert:

Ich meine, daß die Kritische Theorie ein provisorisches Ich der Kritik gefunden hat und einen ‘Standort’, der ihr Perspektiven auf eine wahrhaft einschneidende Kritik gewährte - einen Standort, mit dem herkömmliche Erkenntnistheorie nicht rechnet. Ich möchte es das Schmerz-Apriori nennen. Es ist nicht die Basis erhobener distanzierter Kritik, die zu großen Überblicken gelangt, sondern eine Haltung äußerster Nähe - Mikrologie. Wenn die Dinge uns brennend auf den Leib rücken, muß eine Kritik entstehen, die das Brennen zum Ausdruck bringt. Sie ist keine Sache richtiger Distanz, sondern richtiger Nähe. Der Erfolg des Wortes ‘Betroffenheit’ wächst auf diesem Boden; es ist die Saat der Kritischen Theorie, die heute in neuen Formen aufgeht, auch unter Leuten, die kaum von ihr gehört haben. [...] Die Gewißheit, daß das Wirkliche in einer Handschrift von Leid, Kälte und Härte geschrieben ist, prägte den Weltzugang dieser Philosophie. (SLOTERDIJK 1982, 19ff.)

 

 

HINRICHS (1988, 7) sieht in der Betroffenheit das zentrale Kennzeichen der 80er Jahre:

 

 

betroffen und Betroffenheit: es ist das Zauberwort, das Reizwort, das Kodewort, die Formel des Zeitgeistes der 80er Jahre. Man ist betroffen, man zeigt sich betroffen, man redet betroffen, fast möchte man sagen: Man geht nicht mehr ohne, Betrof­fenheit ist in. [...] Immer öfter ist das öffentliche Bekenntnis Das hat mich doch unheimlich betroffen gemacht zu hören, das fast schon wie selbstverständlich und ganz pauschal steht für Empathie, Mitfühlen, Verstehen, emotionale Harmonie und ein ganzheitliches Bewußtsein der sozialen Zusammenhänge. Betroffenheit wird so im Handumdrehen zum Personalausweis für das richtige Bewußtsein und zur Eintrittskarte in die richtige Gruppe.

 

 

Als Kultbücher der Betroffenheit nennt HINRICHS (1988, 7) den „Tod des Märchenprinzen“ von Svende Merian, „Beim nächsten Mann wird alles anders“ von Eva Heller, „Wenn Frauen zu sehr lieben“ und „Briefe von Frauen, die zu sehr lieben“ von Robin Norwood. Diese Bücher spiegeln auch die Sprache der Betroffenheit wider, die durch ständige Metakommunikation und Erklärungen, Wortschatz der Psychologie und Psychoanalyse im Alltagsgespäch, Satzbrüche, Schwundsätze und andere Abweichungen von hochsprachlicher Syntax gekennzeichnet ist. Häufig gebrauchte Begriffe sind alle die, die Gefühle kennzeichnen, z.B. unterdrückte Ängste, unbewußte Widerstände, Trauerarbeit, Wut, sich fallenlassen, zu seiner Verletzlichkeit stehen, verwundbar sein und weitere Begriffe, die denen, mit denen die Rezensenten auf echte Empfindungen oder auf Leiden und Betroffenheit eines Autors aufmerksam machen (s.u.), sehr ähnlich sind.

Historisch ist in der Sprache der Betroffenheit etwas typisch Deutsches zu sehen, das es in keinem anderen Sprachbereich gibt. HINRICHS (1988, 11) sieht in der Kultivierung der Betroffenheit eine Parallele zum Bemühen um die Bewältigung des deutschen Faschismus 40 Jahre nach Kriegsende („Historikerstreit“), zum geschärften öffentlichen Bewußtsein für diese Bewältigung und zur Aufarbeitung der allerjüngsten Vergangenheit wie der 68er Revolution oder des Subjektivismus der Wendezeit in den 80er Jahren. Auch erkennt HINRICHS im Jargon der Betroffenheit nur eine spießbürgerliche und zynische (vgl. SLOTERDIJK) Antwort auf die bis 1968 „schiefe Begriffswelt von Freiheit, Technik, Fortschritt, Wachstum, Logik, Moral und Wohlstand“ mit einer ebenso schiefen Begriffswelt, die nur davon ablenkt, sich die Frage zu stellen, was man tun kann. HINRICHS (1988, 7) faßt zusammen:

 

 

Die moderne deutsche Betroffenheit und ihre Sprache ist eine Reaktion - eine späte Gegenreaktion auf jahrzehntelange, notorische Nichtbetroffenheit, die sich von der Naziherrschaft bis in die 80er Jahre erstreckt.

 

 

Was speziell den Hang zur Negativität betrifft, der dem Betroffenheitsgestus auch innewohnt, sieht SLOTERDIJK jedoch nicht nur eine zu kritisierende „schicke Bitterkeit“, sondern auch die Möglichkeit der avantgardistischen Kunst, lebendig zu sein und Neues zu wagen gegen das Harmoniebedürfnis der etablierten Kunst und der breiten Masse.

 

 

Zur großen Zeit der bürgerlichen Künste wirkte in ihnen ein ungeheurer Hunger nach Negativität - nicht zuletzt deswegen, weil in dieser das Geheimnis des Lebendigen pulsiert. Immer wieder haben befreiende Negativismen den Hang zur harmonischen Stilisierung durchbrochen. [...] Hingegen hat sich seit mehr als hundert Jahren die ‘hohe Kunst’ ins Schwierige, Artistische, Schmerzliche zurück­gezogen - in verfeinerte Häßlichkeit, raffinierte Brutalitäten und kalkulierte Unver­ständlichkeit; ins tragisch Komplexe und verstörend Beliebige. (SLOTERDIJK 1982, 217ff.)

 

 

Dem Schriftsteller muß daher die Gratwanderung zwischen populistischer Harmonisierung und vom Zeitgeist abhängiger Bitterkeit und Betroffenheit gelingen, und der Rezensent sollte dies in seiner Beurteilung bei der Wahl seiner Kriterien und seines Sprachgebrauchs berücksichti-gen.

 

 

 

9.1) Positiv wertend

 

9.1.1) Lexeme, Wortbildungen, Wortgruppenlexeme

Daß den Autor echte Empfindungen zum Schreiben motiviert haben, zeigen folgende Begriffe in den Rezensionen an: passioniert[4], Sprachlust; spontan; empfindsam, Empfindsam­keit, Empfindlichkeit; sensibel[5], Sensibilität[6], einfühlsam (sechs Belege).

 

 

Wer Otto F. Walter folgt in die großen Strecken seines passionierten Erzählens [...] (ZEIT 7.10.88, BAUMGART über WALTER)

Ralf Rothmann hat es ganz offensichtlich ein diebisches Vergnügen gemacht, eine Geschichte voller [...] geistreichem Witz und Sprachlust zu erfinden. (ZEIT 7.10.88, VON BECKER über ROTHMANN)

 

Spontan, unsentimental und von einer schönen Heftigkeit ist die erste Geschichte „Irrfahrten“ [...] (FAZ 1.7.88, MIEHE über BIANCHI)

Walser, das zeichnet ihn auch aus, sensibler und weitaus empfindsamer als der gewöhnliche Bahnsteigbenutzer [...], sah natürlich das Dilemma. (ZEIT 16.9.88, LÜDKE über WALSER)

Eva Schmidts Beobachtungen sind von großer Empfindsamkeit [...] (SZ 19.11.88, VON BECKER über SCHMIDT)

Dieser Autor zeigte seine Empfindlichkeit immer gleich mit [...] (FAZ 1.10.88, UEDING über KROLOW)

[...] hochentwickelte lyrische Sensibilität [...] (SZ 15.11.88, KAISER über ENZENSBERGER)

[...] mit [...] einfühlsamen Detailskizzen versetzt er den Leser in die Situation von „ganz unten“. (ZEIT 25.3.88, TANTOW über THENIOR)

 

 

Eine Differenzierung zeigen folgende Belege an: sensibel und einfühlsam soll der Autor zwar schreiben, doch nicht sentimental (s.u. Kap 9.2), daher wird mit dem negierten Adjektiv unsentimental ein positiver Aspekt hervorgehoben:

 

 

Subtil und offen, unsentimental und einfühlsam wird das Leben alter Menschen geschildert [...] (ZEIT 4.3.88, LÜTZELER über WOHMANN)

[...] einige Erzählungen, die unsentimental, aber mit erkennbarer Anteilnahme ein Leben in der Nähe des Todes skizzieren. (SZ 8./9.10.88, SCHLODDER über WOHMANN)[7]

 

Bezüglich der Frage, ob das Werk Leiden bzw. Betroffenheit widerspiegle, urteilen die Kritiker mit folgenden Ausdrücken positiv: Leidensdruck, Passion[8], Betroffenheit[9], dünn­häutig, verletzlich, enttäuschte Hoffnungen, verzweifelt, revolutionäre Verzweiflung, ausweg­los.[10]

 

 

[...] und dabei wurde mir klar, was in und hinter den heiter ziselierten Gebilden Lettaus fehlt. Es ist der Leidensdruck. (SZ 30.3.88, KAISER über LETTAU)

Je absoluter, pur ästhetischer, künstlicher Dichtung [...] sich gibt [...], desto wichtiger wird doch, daß innerhalb ihrer Form irgendeine Passion oder Betroffenheit vibriert. (SZ 30.3.88, KAISER über LETTAU)

 

 

Syntaktisch will KAISER durch das je - desto klarmachen, daß sich seine Ansicht nicht nur auf einen persönlichen Eindruck, sondern geradezu auf eine allgemeingültige Regel oder Norm stützt. Dabei begibt er sich mit seinen Formulierungen doch [...] irgendeine in die Nähe des Sprachgebrauchs der Betroffenheit: „Wer kennt nicht das stereotype und oft belächelte irgend­wo und irgendwie [...]; ferner das unbekümmert und meist im letzten Moment angehängte oder so und die vielen kleinen Füllwörtchen wie ja, halt, eben, auch, doch, schon.“ (HINRICHS 1988, 9)

 

 

Doch waren sie [=die Motive Tod und Leben, Dasein und Vergehen] nie etwa nur Anlässe artistischer Darbietung, sondern beglaubigt durch Erfahrung. Dieser Autor zeigte seine Empfindlichkeit immer gleich mit, die Verse waren durchsichtig auf das dünnhäutige, verletzliche Wesen [...] (FAZ 1.10.88, UEDING über KROLOW)

Nicht das überraschende Bild allerdings oder die spannungsreich ausgewogene [...] Zeile geben den Gedichten von Ludwig Fels ihre Eindringlichkeit und Kraft, sondern die verzweifelte, Schwächeanfällen zum Trotz ungebrochene Wut, in der Fels seine enttäuschten Hoffnungen weiter seinen immer auswegloseren Erfahrungen konfrontiert. (SZ 5.10.88, VORMWEG über FELS)

 

 

VORMWEGs Pluralbildungen lassen sich ebenfalls zum Sprachgebrauch der Betroffenheit rechnen, wo man nicht von Angst, sondern von Ängsten, nicht von Widerstand, sondern von Widerständen und Verletzungen redet. „Durch die Mehrzahl wird der schiere Begriff etwas handlicher, der Anspruch der Wissenschaftlichkeit wird entschärft und der Situation angepaßt.“ (HINRICHS 1988, 9)

 

 

Was aber bei Kierkegaard und noch bei Kafka in Formen der revolutionären Verzweiflung sich äußert, nimmt bei Burger die friedliche Blässe von Kalendersprüchen an. (FAZ 30.4.88, SCHIRRMACHER über BURGER)

 

 

Die Frage nach der Identifikationsmöglichkeit beantworten positiv: sich identifizieren, sich wiedererkennen.

 

 

Daß es mir bei der quälenden Lektüre nicht ein einziges Mal gelungen ist, mich mit den dargestellten [...] Personen zu identifizieren, mag vielleicht nicht so besonders wichtig sein, obwohl nicht gänzlich belanglos. (FAZ 31.5.88, KLESSMANN über ORTMANN)

Sie [=die Chronik] ist ein [...] lyrisches Kunststück in Prosa, das poetische Porträt einer Landschaft aus Wünschen und Hoffnungen, Sehnsüchten und Enttäuschungen, in denen wir mit einem Mal auch uns selbst, die eigenen Träume und die eigenen Ängste wiederzuerkennen glauben. (FAZ 12.1.88, GÖRTZ über KIRSCH)

 

 

Auch im letzten Beispiel deuten die Ängste auf die Sprache der Betroffenheit.

 

Ob ein Werk Empfindungen beim Rezipienten hervorrufen kann, beurteilen folgende Begriffe positiv: empfinden, eindringlich (acht Belege), Eindringliches, Eindringlichkeit (zwei Belege), suggestiv[11] (zwei Belege), anrühren, anrührend, Anrührendes, berührend[12], bewe­gen[13] (zwei Belege), bewegt, herzbewegend, ergreifend[14], erregend[15] (zwei Belege).

Für die Einsamkeit dieser Gescheiterten empfindet der Leser nichts. (ZEIT 25.3.88, AUFFERMANN über KELTER)

Das Bild ist bezeichnend und verknüpft Kindheits- mit Lebenserfahrung auf eindringliche Weise [...] (FAZ 30.1.88, UEDING über ECKART)

Einig waren sich indes alle, daß sie schon länger nichts ähnlich Eindringliches, ja teilweise sogar existentiell Anrührendes gelesen hätten wie diese so leichthin erzählt wirkenden Geschichten. (ZEIT 11.3.88, IRRO über RÜCKER)

 

 

Existentiell führt ADORNO (1964, 9) als eines der Wörter an, die den Jargon der Eigent­lichkeit prägten, einer „Kennmarke vergesellschafteten Erwähltseins, edel und anheimelnd in eins“, der einerseits bestimmt sei durch die „Prätention tiefen menschlichen Angerührtseins“, andererseits

 

 

unterdessen so standardisiert wie die Welt, die er offiziell verneint [...]. Er verfügt über eine bescheidene Anzahl signalhaft einschnappender Wörter. [...] Als Modell reichen fürs erste existentiell, ‘in der Entscheidung’, Auftrag, Anruf, Begegnung, echtes Gespräch, Aussage, Anliegen, Bindung aus [...].“ (ADORNO 1964, 9)

 

 

Den Jargon vermeint er besonders „in Berufsgruppen, die, wie das so heißt, geistige Arbeit verrichten, zugleich aber unselbständig und abhängig sind oder wirtschaftlich schwach“ als „Berufskrankheit“ auszumachen. (ADORNO 1964, 18) Auf einen Teil der Rezensenten trifft diese Charakterisierung durchaus zu.

 

 

Sie [=die Autorin] evoziert Bilder mit einer Eindringlichkeit, daß der Leser glaubt, nur aus dem Fenster blicken zu müssen, um sich des geschilderten Schauspiels zu vergewissern. (SZ 19.11.88, VON BECKER über SCHMIDT)

In einigen Passagen wird eine suggestive erzählerische Kraft des Autors erkennbar, mit deren Hilfe er Bilder [...] zeichnet, die dem Leser so leicht nicht aus dem Kopf gehen. (FAZ 29.3.88, WEGNER über GRÖPER)

Lauter Beobachtungen, die anrühren und interessieren [...] (SZ 10.9.88, KAISER über NADOLNY)

Das Buch, das autobiographisch mit der Leidensgeschichte seines Autors begann, erschütternd, anrührend, ja groß [...] (ZEIT 7.10.88, LÜDKE über HÄRTLING)

Auch gegen berührende Schlichtheit wird wohl niemand etwas einzuwenden haben [...] (FAZ 6.2.88, WEINZIERL über MÜLLER)

Oder warum sonst bewegt uns diese beherrscht berichtete Konfrontation [...] nicht stärker? (SZ 5.10.88, STROMBERG über ZELLER)

[…] wenn ich behaupte, man müsse nur wenige Sätze und Seiten von Frau Nadolnys Prosa lesen und sei sogleich [...] bewegt und interessiert. (SZ 10.9.88, KAISER über NADOLNY)

Herzbewegende Texte [...] (ZEIT 22.4.88, NEUMANN über AICHINGER)

[...] und macht auf stellenweise ergreifende Weise deutlich, wie eine kindliche Seele unter dem Ansturm der Einflüsse die eigene Identität nicht auszubilden vermag [...] (FAZ 29.3.88, WEGNER über GRÖPER)

[...] die transparente Schönheit der Sprache Enzensbergers ist so verständlich wie erregend [...] (ZEIT 4.3.88, MODICK über C. ENZENSBERGER)

 

 

Auf den Rezipienten bezogen, ist auch die Frage entscheidend, inwieweit ein Werk Leidensdruck oder betroffenheit hervorrufen kann. Positiv bewertet wird dies durch Betroffenheit, bedrängend, erschreckend, erschütternd, verstörend, bedrückend, schmerzhaft.

 

 

Betroffenheit beim Leser löst er [=Lacan, die Hauptfigur] kaum aus. (SZ 9.1.88, MOSER über PELTZER)

 

Dann würde ihr vielleicht eine ähnlich eindrucksvolle, den Leser bedrängende psychologische Studie des Sich-selber-Verlorengehens gelingen können [...] (SZ 6.8.88, VON BECKER über DUVANEL)

Die Geschichten reichen vom erschreckend eindringlichen Bericht über die Arbeit in der Sterbeklinik [...] (ZEIT 25.3.88, WEISS über KIESERITZKY)

Das Buch, das autobiographisch mit der Leidensgeschichte seines Autors begann, erschütternd, anrührend, ja groß [...] (ZEIT 7.10.88, LÜDKE über HÄRTLING)

Aber trotz ihrer gelegentlichen Neigung zum Ornamentalen [...] gelingen dem Autor an manchen Stellen verstörende Bilder aus dem beschädigten Leben [...] (ZEIT 7.10.88, BRAUN über KONEFFKE)

Kurzeck gelingen hier Szenen von bedrückender Präzision [...] (ZEIT 4.3.88, SCHMID über KURZECK)

[...] er [=der Autor] ist von einer schmerzhaften Redlichkeit, der kein Schweinehund so leicht entkommt. (ZEIT 1.4.88, BIERMANN über FUCHS)

 

 

 

9.1.2) Metaphern und Vergleiche

Positiv wertend bezüglich des GEFÜHLs findet ein Vergleich mit Marie von Ebner-Eschenbach, Johanna Walser, Kierkegaard und Kafka statt, ebenfalls ein Vergleich mit der Altersgruppe von Schülern.

 

(1) Eigennamen

Hinsichtlich ihres Einfühlungsvermögens wird eine Autorin positiv wertend mit der ebenfalls positiv bewerteten Marie von Ebner-Eschenbach verglichen. Johanna Walser wird bezüglich der Fähigkeit, beim Rezipienten Betroffenheit auszulösen, lobend erwähnt. Kierkegaard und Kafka sind im Hinblick auf den dichterischen Leidensdruck und die Verzweiflung hochge­schätzte Autoren, mit denen es der rezensierte Hermann Burger anscheinend nicht aufnehmen kann.

„Mit psychologischem Einfühlungsvermögen beschreibt sie Szenen aus der [...] Gesellschaft und dem Leben der kleinen Leute auf dem Lande. [...]“ - lese ich bei Knaur eben nicht über Isabella Nadolny [...], sondern über Marie von Ebner-Eschenbach, dieser weltliterarischen Ahnherrin von Frau Nadolny. (SZ 10.9.88, KAISER über NADOLNY)

Dann würde ihr vielleicht eine ähnlich eindrucksvolle, den Leser bedrängende psychologische Studie des Sich-selber-Verlorengehens gelingen können, wie sie Johanna Walser in dem gedankenverwandten Buch „Die Unterwerfung“ zu entwickeln verstand. (SZ 6.8.88, VON BECKER über DUVANEL)

Was aber bei Kierkegaard und noch bei Kafka in Formen der revolutionären Verzweiflung sich äußert, nimmt bei Burger die friedliche Blässe von Kalendersprüchen an. (FAZ 30.4.88, SCHIRRMACHER über BURGER)

 

 

(2) Bestimmte Altersgruppe

Der Vergleich mit den Äußerungen von Schülern ist im folgenden Kontext bezüglich der Direktheit und Emotionalität positiv wertend aufzufassen.

 

 

Auch gibt es einige schülerhafte Maulhurerei und brillant preußisches Tempo. (SZ 16.1.88, KAISER über BECKER)

 

 

 

 

9.2) Negativ wertend

 

9.2.1) Lexeme, Wortbildungen, Wortgruppenlexeme

Daß der Autor als Motivation zum Schreiben echte Empfindungen vorweisen kann, verneinen folgende Begriffe:

·      keine Motivation zum Schreiben: Unlust, lustlos (zwei Belege), gelangweilt;

·      zu wenig Gefühl und Empfindung: glatt, Derbheit[16];

·      zu viel oder falsche Empfindung: Pathos[17] (zwei Belege), Sprachpathos, pathetisch[18], senti­mental[19] (drei Belege), Sentimentalisches[20], Sentimentalität (zwei Belege), rührselig[21], Melodramatik[22], melodramatisch, selbstmitleidig[23], Selbstbewimmerung, Schnulze[24].

Ihr [...] Mangel an literarischer Delikatesse erwächst [...] aus der Unlust oder dem Unvermögen des Autors [...] (SZ 14.9.88, KRAMBERG über KOFLER)

Demgegenüber wirken seine Exkurse in die friesische Historie [...] wie lustlos dialogisierter Geschichts-unterricht. (ZEIT 19.8.88, HORSTMANN  über EIGNER)

[...] allesamt schlecht synchronisierte Marionetten, denen Walser, lustlos und gelangweilt, [...] halbseidene Konfektionsware übergeworfen hat [...] (FAZ 17.9.88, GÖRTZ über WALSER)

[...] auch Ulla Hahns glatt und flüchtig hingemachte Sachen werden nicht überleben. (SZ 15.6.88, DREWS über HAHN)

Mühelos wären ein paar Derbheiten, Doofheiten tadelnd aufzuspüren [...] (SZ 16.1.88, KAISER über BECKER)

 

Allzu durchsichtig sind sie auf einen scheinbar hintergründigen Effekt hin konstruiert: auf das leider hohle Pathos der letzten Sätze. (FAZ 13.10.88, FULD über HERMANN)

Gegen das durch Sprachpathos verursachte Kopfgrimmen hilft leider auch nicht der Blick auf [...] (FAZ 20.9.88, MIEHE über BLATTER)

[...] Chiffren, die Söllner [...] durch übersteigerte, pathetische Bilder und Vergleiche bisweilen um ihre Glaubwürdigkeit bringt: [...] (FAZ 4.10.88, HIEBER über SOELLNER)

[...] so manches poetische Bild wirkt eher sentimental. (FAZ 26.7.88, KROLOW über BURKART)

Die zu häufige Verwendung von toten kleinen Töchtern [...] entgleitet ins Sentimentalische [...] (SZ 6.8.88, VON BECKER über DUVANEL)

Sentimentalitäten, die sie, obwohl widerwillig, doch nicht vermeiden kann, verwässern viele ihrer Texte. (SZ 25./26.6.88, AUFFERMANN über TECHEL)

[...] und [sie] reiht in einer gelegentlich rührselig sentimentalen Sprache Anekdoten [...] aneinander. (SZ 30.11.88, KÄSSENS über BERKÉWICZ)

Eine seltsam eitle, selbstmitleidige Melodramatik. (ZEIT 9.9.88, RADDATZ über BOOCK)

[...] sondern er treibt seine Skizzen bis in die melodramatische Arabeske. (FAZ 13.10.88, FULD über HERMANN)

Eine seltsam eitle, selbstmitleidige Melodramatik. (ZEIT 9.9.88, RADDATZ über BOOCK)

[Überschrift] Selbstbewimmerung (SZ 15.6.88, DREWS über HAHN)

Und nun so etwas, das leider hart an der Grenze zur Schnulze entlangschrammt? (FAZ 16.3.88, MIEHE über SCHEIB)

 

 

Mangelndes Leiden und mangelnde Betroffenheit kreiden dem Autor folgende Ausdrücke an: heiter, Sprach-Optimismus, nett[25], heil, heimelig.

 

 

[...] und dabei wurde mir klar, was in und hinter den heiter ziselierten Gebilden Lettaus fehlt. Es ist der Leidensdruck. (SZ 30.3.88, KAISER über LETTAU)

Bei solchen Sprach-Leistungen kann der recht schlichte Sprach-Optimismus schon nicht mehr verwundern [...] (FAZ 4.11.88, HARTUNG über BERGER)

Das gibt selbst Ulla Hahns besseren Gedichten etwas Puppiges. Alles ist so heil, so nett und heimelig in der Dichterinnenstube - und so zeitlos fad. (ZEIT 25.3.88, KILB über HAHN)

 

 

Ganz anders bezüglich des Kriteriums GEFÜHL, nämlich als Verdikt über mangelndes Feingefühl, fungieren folgende Begriffe: Zoten[26], Vulgo-Sprüche[27], obszön[28], Geschmack-losigkeit.

 

 

Mit vollen Händen befördert er aus dessen [=des Kitsches] Fundus alle nur erdenklichen Klischees, Zoten und flapsige Vulgo-Sprüche zutage. (ZEIT 25.3.88, SCHMICKL über MAURER)

Ärgerlich daran und wahrhaftig obszön sind nicht allein die Geschmacklosigkeiten, die der Autor sich gestattet. (FAZ 4.10.88, GÖRTZ über FELS)

 

 

 

9.2.2) Metaphern und Vergleiche

Die bildspendenden Bereiche für negative Wertungen hinsichtlich des GEFÜHLs sind: Seh- und Hörempfindung (Synästhesien), menschlicher Organismus und Material (Marmor).

 

(1) Synästhetische Metaphern und Vergleiche

(1.1) Literatur und Sehempfindung

Ähnlich wie bei Pathos wird mit Gefühlsplakat[29] kritisiert, daß bei der Darstellung des Gefühls zu dick aufgetragen wird, daß zu demonstrativ Gefühle präsentiert werden.

 

 

[...] hiesige Versatzstücke des intellektuellen Diskurses über die allgemeine Befindlichkeit wie „am Rande des Nichts“ oder andere Gefühlsplakate [...] (SZ 24.12.88, FELDES über SÖLLNER)

 

 

 

(1.2) Literatur und Hörempfindung

Unechte, vordergründige Emotionen werden durch den Begriff Stimmungsmusik signalisiert, mit dem man anspruchslose Musik für das „gemeine Volk“ verbindet, die schnell das Gemüt anspricht.

 

 

Nebel, Wolken [...] sind instrumentalisiert zu einer platten Stimmungsmusik. (SZ 6.8.88, VON BECKER über DUVANEL)

 

 

(2) Menschlicher Organismus

Kaum noch Gefühl oder kein Gefühl kann ein Organismus aufweisen, der abstirbt oder klinisch tot ist.

 

 

Seine Männergeschichten sind absichtlich kunstvoll und auf eine absterbende Art übertrieben [...] (ZEIT 25.3.88, AUFFERMANN über KELTER)

Das Konzept ist makellos, es ist ohne Zweifel eines der ausgeklügeltsten der zeitgenössischen Sprachkunst, aber seine Umsetzung ist klinisch tot. (ZEIT 22.4.88, RATHJEN über POLITYCKI)

 

 

(3) Material

Im Vergleich mit Marmor zeigt sich die - im einen Beleg genannte - Kühle und Glätte der Literatur, die sich aller Emotionen enthält. Das Material ruft gleichzeitig einen synästhetischen Effekt hervor, da die haptische Empfindung des Kühlen und Glatten untrennbar mit Marmor verbunden ist.

 

 

In solchen Wendungen wird das Erbe zur Bürde, bekommt eine Sprache, die von der Flamme redet, marmorne Kühle und Glätte. (FAZ 16.6.88, HINCK über VON SCHIRNDING)

Ich entdecke in Ransmayrs Roman viel kunstgewerbliche Erlesenheit. [...] Einen Wall aus marmorschönen Worten, der mich in langweilender Distanz hält zu den Figuren dieser letzten Welt [...] (SZ 22.10.88, KAISER über RANSMAYR)

 

 

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[1] In den Ausführungen zum Wertungskriterium ORIGINALITÄT (Teil 2, Kap. 5) wurde schon SCHLAEGER (1972, 9f.) zitiert, der darauf eingeht, daß im 18. Jahrhundert der Versuch scheitert, die Allgemeinverbindlich-keit der klassischen Normen mit dem neuen Erfahrungsbegriff in Einklang zu bringen, und so daraus die (ro-mantische) Bevorzugung des Gefühls resultiert. In der Kritik gibt es nur noch „die Einmaligkeit des elementar fühlenden Genies und die Subjektivität des mit- bzw. einfühlenden Lesers.“ (SCHLAEGER 1972, 9) Die Wer-tungskriterien sind die „Originalität des Dichters als Zeichen seiner Spontaneität und Lauterkeit und die ‘Tiefe’ des vermittelten Gefühls.“ (SCHLAEGER 1972, 10)

[2] Vgl. Teil 1, Kap. 4

[3] „Die Stereotypen des Jargons versichern subjektive Bewegtheit.“ (ADORNO 1964, 19) Vgl. dazu auch die Erläuterungen zum positiv wertenden Adjektiv existentiell in diesem Kapitel.

[4] Fremdwörter-DUDEN: „leidenschaftlich [für etwas begeistert]“

[5] DUDEN: „1. von besonderer Feinfühligkeit; seelisch leicht beeinflußbar; empfindsam [...]“ Zu sensibel mer-ken STRAUSS, HASS, HARRAS (1989, 706ff.) an: „Als sensibel werden Personen charakterisiert, die beson-ders fähig sind, Reize verschiedenster Art wahrzunehmen und emotional oder intellektuell einfühlsam darauf zu reagieren. Mit sensibel ist normalerweise eine positive Wertung verbunden. [...] In der Kunst- und Litera-turkritik werden mit sensibel positiv wertend künstlerische und literarische Tätigkeiten und deren Produkte charakterisiert, in denen sinnliche oder intellektuelle Feinfühligkeit zum Ausdruck kommt und die daher zu emotionalem oder intellektuellem Einfühlen und Nachempfinden geeignet sind.“ Der Rezensent stellt sich durch den Gebrauch von sensibel selbst als sensibel dar.

[6] DUDEN: „1. (bildungsspr.) sensibles (1) Wesen, besondere Feinfühligkeit, Empfindsamkeit [...]“

[7] Auffälligerweise betreffen beide Belege Gabriele Wohmann.

[8] DUDEN: „1. [...] b) Begeisterung, leidenschaftl. Hingabe [...]“

[9] DUDEN: betroffen: „durch etw. (Negatives, Trauriges) <Jargon der Eigentlichkeit> verwirrt, innerlich bewegt, berührt“; Betroffenheit: „das Berührt-, Bestürztsein“ Hier zollt der DUDEN (1976-81) der Betrof­fenheitswelle Tribut. Nach HINRICHS (1988, 9) bedeutete „vor der Betroffenheitswelle und dem Gefühlskult der späten 70er und der 80er Jahre [...] betroffen ganz einfach, daß mich oder dich eine Sache angeht, weil sie ein bestimmtes Interesse berührt. [...] Später hat sich die Bedeutung von betroffen erweitert und mehrere ande­re Bedeutungen mitaufgenommen: die Linguisten würden hier von semantischer Verschiebung oder von Poly­semie sprechen. So hat betroffen heute mindestens diese vier Bedeutungen:

                - das neutrale betroffen im Sinne von betreffend;

                - das emotionale betroffen im Sinne von aufgewühlt, entrüstet, empört, verärgert;

                - das ideologische betroffen im Sinne von ge-troffen, verletzt, verwundet, mit der Konnotation (zu                    Unrecht) benachteiligt, vernachlässigt, behindert.

                - das Null-betroffen, semantisch leer und ohne jede Bedeutung.“

Dabei evoziert die Nennung des Wortes betroffen immer alle vier Seiten der Bedeutung.

[10] Eine Kritik von 1987, in der Joachim Kaiser Ilse Aichinger rezensiert, gerät geradezu zur Demonstration des Lobes von Literatur, die das Leiden der Autorin zum Mittelpunkt hat: [...] Mittlerweile schreibt sie so gefähr­det, reich und verhalten [...] hundert klagende, verängstigte Seiten [...] So ernst ist Ilse Aichinger. So (zuneh­mend) gefährdet [...] (SZ 3.12.87, KAISER über AICHINGER)

[11] DUDEN: „a) beeinflussend, [den anderen] bestimmend, auf jmdn. einwirkend“

[12] Vgl. BÖHEIM (1987, 90): die Bezugsgröße ruft eine Gefühls- bzw. Gemütsbewegung hervor.

[13] Vgl. Anm. 12

[14] Vgl. Anm. 12

[15] Vgl. Anm. 12

[16] DUDEN: „[...] 2. grobe, unfeine Äußerung“

[17] DUDEN: „(bildungsspr., oft abwertend): feierliches Ergriffensein, leidenschaftlich-bewegter Gefühlsaus­druck“; Fremdwörter-DUDEN: „[...] 2. (abwertend) Gefühlsüberschwang, übertriebene Gefühlsäußerung“

[18] Fremdwörter-DUDEN: „[...] 2. (abwertend) übertrieben, gefühlvoll, empfindungsvoll, salbungsvoll, affek­tiert.“

[19] DUDEN: „a) (oft abwertend) allzu gefühlsbetont, [übertrieben] gefühlvoll, rührselig [...] b) (selten) empfind­sam [u. leicht schwärmerisch, romantisch]“

[20] DUDEN: „a) (veraltet) svw. sentimental [...]“

[21] DUDEN: „[geb. nach redselig]: [...] b) übertrieben gefühlvoll“. Nach KÜHNHOLD (1978, 485) hat -selig1 die Bedeutung ‘X ...-(e)t gern / viel / oft’.

[22] DUDEN: „(bildungsspr., meist iron.): das Theatralische, (übertrieben) Pathetische (in einem Verhalten, in einer Situation).“ Fremdwörter-DUDEN: Melodram: „[...] 2. beliebtes Schauer-, Sensations- u. Rührstück der Trivialliteratur mit stereotypen (2) Figuren Ende 18. bis Mitte des 19. Jh.s (Literaturw.) 3. Theaterstück, Film o.ä., der durch (auf Grund grober u. oberflächlicher Effekte) spannende Handlung u. pathetisch-gekünstelte Dialoge gekennzeichnet ist.“

[23] DUDEN: Selbstmitleid: „(abwertend): resignierendes, klagendes Sich-selbst-Bemitleiden“

[24] Herkunftswörterbuch DUDEN: „(ugs.) sentimentales Kino- oder Theaterstück, Lied und dgl.“

[25] DUDEN: „1. [...] b) hübsch u. ansprechend, so daß es jmdm. gefällt [...]“; dies wäre eine positiv wertende Äußerung, wenn nicht im Rahmen der Kritik deutlich würde, daß die Arbeit, die mit nett bewertet wird, ohne besonderes Format ist (vgl. BÖHEIM 1987, 74: ähnlich bei artig, brav, tapfer, wacker).

[26] DUDEN: „[...] (abwertend) derber, obszöner Witz, der als gegen den guten Geschmack verstoßend empfun-den wird [...]“

[27] Fremdwörter-DUDEN: vulgo: „gemeinhin, gewöhnlich“

[28] DUDEN: „[...] 1. (bildungsspr.) in das Schamgefühl verletzender Weise auf den Sexual-, Fäkalbereich bezo-gen; unanständig, schlüpfrig [...]“

[29] Für Plakat vermerkt der DUDEN keine übertragene Bedeutung, daher wird der Begriff Gefühlsplakat als Metapher eingestuft. Offensichtlich ist jedoch die Verbindung zum Adjektiv plakativ, das der DUDEN fol-gendermaßen erläutert: „(bildungsspr.): [...] 2. bewußt herausgestellt, betont auffällig; einprägsam [...]“