10) GENAUIGKEIT UND KLARHEIT

 

 

Bekannt ist dieser Aspekt schon seit der Forderung der klassischen Rhetorik nach perspicuitas[1] und seit Descartes’ Forderung im „Discours de la Méthode“, clare et distincte philoso-phisch zu forschen und Ergebnisse zu präsentieren. Descartes’ erste Regel ist die Forderung nach Klarheit und Bestimmtheit aller in Urteilen erfaßten Gegebenheiten.[2] Weiter setzt sich die Tradition dieses Kriteriums im Realismus fort und findet auch in ideologiekritischen Positionen mit der Ablehnung von Verschleierung und Harmonisierung ihre Verfechter.

ZIMMER (1986, 119) setzt das Ziel, etwas genau darzustellen, gleich mit realistischer Darstellungsweise und folgert weiter, daß solchen Forderungen die realistische Kunsttheorie der Widerspiegelung zugrundeliege. Glaubwürdigkeit sei ein entscheidendes Kriterium für die Bewertung von Literatur. Damit vermischt Zimmer jedoch unterschiedliche Kriterien, denn Glaubwürdigkeit ist nicht notwendig die Folge von genauer bzw. realistischer Darstellung.

 

 

10.1) Positiv wertend

 

10.1.1) Lexeme, Wortbildungen, Wortgruppenlexeme

Das Kriterium der GENAUIGKEIT ist in vielen Rezensionen von großer Wichtigkeit. Die meisten Belege zu einem kontextuell oder lexikalisch wertenden Wort finden sich zu genau (22 Belege). Darüber hinaus tauchen noch die Wortbildungen Genauigkeit und detailgenau (zwei Belege) auf. Anscheinend ist die exakte Wiedergabe der Realität bzw. die sprachlich differenzierte Benennung den Rezensenten sehr wichtig.[3] Damit geben sie sich auch als Anhänger des Realismus oder im extremen Fall sogar der Widerspiegelungstheorie (s.o.) zu erkennen.[4]

 

 

Jan Koneffkes Erstling ist so etwas wie eine vorsichtige Annäherung an die Gegenwart, [...] genau und immer wieder tückisch über Kreuz gedacht. (SZ 5.10.88, AUFFERMANN über KONEFFKE)

Mit ironischer Dialogphantasie, analytischer Genauigkeit in den Beobachtungen und dramaturgischem Raffinement inszeniert er einen heimlichen Tropenthriller [...] (ZEIT 7.10.88, VON BECKER über ROTHMANN)

Ransmayr schreibt detailgenau, ohne zu prunken. (ZEIT 7.10.88, HAGE über RANSMAYR)

 

 

Weitere Begriffe, die die GENAUIGKEIT eines Autors lobend hervorheben, sind: Sorgfalt, sorgfältig (drei Belege), sorgsam, präzise (13 Belege), Präzision (drei Belege), Gründlichkeit, aufmerksam, exakt, fein, feinsinnig, behutsam (zwei Belege), geduldig, ruhig, bedacht, Liebe zum Detail, facettenreich, subtil[5] (drei Belege), akribisch, minutiös, penibel, ausgefeilt, prägnant (vier Belege), pointiert (fünf Belege), auf den Punkt bringen, schlagend, treffend (sechs Belege), treffsicher, treffen, den Geist / Punkt / Nerv / Kern treffen, Beobachtungs­schärfe, scharfer Blick, realistisch.

 

 

Diese Sorgfalt etwa bei historischen Skizzen oder bei Milieubeschreibungen wollten wir nicht missen [...] (ZEIT 11.3.88, IRRO über RÜCKER)

Sie [=die Gedichte] präsentieren sich, ohne viel Aufhebens zu machen, präzise, sehr sorgfältig und kunstvoll gearbeitet. (SZ 13.8.88, FELDES über HENSEL)

Eigner hat immer sorgsam recherchiert [...] (ZEIT 19.8.88, HORSTMANN über EIGNER)

[...] die artifizielle Sprache, die [...] mit emanzipatorischem Gestus präzise Momentaufnah­men unserer Realität liefert. (SZ 30.11.88, KÄSSENS über BERKÉWICZ)

Diese selbst noch im Ungefähren höchst penible Präzision (ein weiteres Qualitätsmerkmal) [...] (SZ 5.10.88, BUCHKA über BECKER)

Mit der Zuverlässigkeit und Gründlichkeit, wie wir sie Bewohnern der Alpenrepublik zuschrei­ben, versorgt uns der Autor [...] (SZ 5.10.88, MANTHEY über WALTHER)

[...] und Franz Weinzettl ist dabei ihr [=die Hauptfigur] stiller und aufmerksamer Begleiter. (SZ 29.6.88, BÖHMER über WEINZETTL)

Jan Koneffkes exakt kalkulierte Erzählung [...] (SZ 5.10.88, AUFFERMANN über KONEFFKE)

Schon der Titel des Buches ist fein und genau [...] (ZEIT 1.4.88, BIERMANN über FUCHS)

Wortreich, nicht feinsinnig wie der Lord [...] (FAZ 7.6.88, MEYHÖFER über MENASSE)

Beobachtung und behutsame Reflexion gehen in dieser Prosa eine unaufdringliche Verbindung ein [...] (ZEIT 9.12.88, HAGE über NIEDERHAUSER)

Die Autorin [...] nähert sich ihrer Figur [...] äußerst behutsam und bedacht. (ZEIT 9.9.88, HAGE über ZELLER)[6]

 

Das wäre ein schönes Thema gewesen - für einen geduldigen und gelassenen [...] Geschich­tenerzähler. (FAZ 17.9.88, GÖRTZ über WALSER)

[...] vielleicht weil seine ruhige und genaue Sprache nur modische Klischees vermeidet [...] (SZ 30.3.88, BONDY über LANGE)

Die Autorin [...] nähert sich ihrer Figur [...] äußerst behutsam und bedacht. (ZEIT 9.9.88, HAGE über ZELLER)

Er blickte mit einfühlsamer Liebe zum Detail auf das Vergangene zurück [...] (ZEIT 11.3.88, IRRO über RÜCKER)

Alle Konstruktionen und Rekonstruktionen, aus denen das Buch auf der erzählten Oberfläche facettenreich verknüpft ist [...] (SZ 5.10.88, MANTHEY über WALTHER)

Subtil und offen, unsentimental und einfühlsam wird das Leben alter Menschen geschildert. (ZEIT 4.3.88, LÜTZELER über WOHMANN)

Thenior beweist in seinem Roman-Debüt [...], daß er akribisch beobachten [...] und [...] zu schreiben versteht [...] (ZEIT 25.3.88, TANTOW über THENIOR)

Komplexität, Reichhaltigkeit, vor allem aber die an den nouveau roman erinnernde Fähigkeit zu minutiöser Beschreibung kennzeichnen auch Eigners Prosa. (ZEIT 19.8.88, HORSTMANN über EIGNER)

Diese selbst noch im Ungefähren höchst penible Präzision (ein weiteres Qualitätsmerkmal) [...] (SZ 5.10.88, BUCHKA über BECKER)

[...] mit ausgefeilter Personencharakteristik [...] versetzt er den Leser in die Situation von „ganz unten“. (ZEIT 25.3.88, TANTOW über THENIOR)

Ebenso prägnant wie solche lyrischen Naturbilder sind Gedanken-Prosa-Sätze wie diese [...] (SZ 8.10.88, REINHARDT über ROTHMANN)

Kraß montiert Möchel die kurz pointierten Dialoge im Dialekt [...] an seine eigene genau stilisierte Prosa. (SZ 15.11.88, GRIMMINGER über MÖCHEL)

Solche Redeweise bringt Widersprüche auf den Punkt. (FAZ 29.3.88, HINCK über LETTAU)

[...] in einem längeren Gedicht, dessen Verse nicht alle so schlagend und treffend sind. (ZEIT 5.8.88, VON BECKER über ALLEMANN)

Angela Krauß sieht die Menschen mit liebenswürdiger Ironie, gerade deshalb ist sie so treffsicher [...] (ZEIT 14.10.88, STEINERT über KRAUSS)

Sie trifft mit ihren kurzen Attacken, mit denen im „Tauwetter“, „Über-Papa“, [...] (SZ 25./26.6.88, AUFFERMANN über TECHEL)

In einem Nebensatz trifft Ruth Tassoni den Geist einer ganzen Gesellschaft. (SZ 6.7.88, VON SCHIRNDING über TASSONI)

In jedem [Text] trifft sie den Punkt, wo das Eigene als Fremdes und das Fremde als das ihr Vertraute evident werden. (ZEIT 22.4.88, NEUMANN über AICHINGER)

Nicht immer trifft Bieler den Nerv der Sache, [...] (FAZ 8.6.88, HINCK über BIELER)

In vielen Fällen trifft er freilich den Kern der faulen Sache [...] (FAZ 26.2.88, WEINZIERL über FRIED)

Barbara Frischmuth hat sich mit Witz und Beobachtungsschärfe die erbärmliche Innen­ausstattung der Macht vorgenommen [...] (ZEIT 20.5.88, HILGENBERG über FRISCH­MUTH)

Der widerständigen Behandlung des heiklen (und wichtigen) Falls geht viel verloren, wenn vor lauter Details der scharfe Blick auf die zu beschreibende Form weiblicher Verletzbarkeit verlorengeht [...] (SZ 13.3.88, LEDANFF über SEEHAUS)

Dabei kommt der Roman in den drei ersten Kapiteln so munter in Fahrt: [...] realistische Beschreibungen deutschen Familienlebens in der Nazizeit. (FAZ 16.3.88, MIEHE über SCHEIB)

 

 

KLARHEIT ist ein relativ stark auf den Eindruck des Rezipienten bezogenes Kriterium der Wertung. Dennoch zieht man Rückschlüsse auf die Verständlichkeit und Deutlichkeit der Sprache eines Werkes, des Aufbaus, der Figurengestaltung etc. in der Intention des Autors. Insofern ist dieser Teilaspekt mit dem der GENAUIGKEIT eng verwandt. Der Begriff der Klarheit selbst ist eine lexikalisierte optische Synästhesie, weshalb sich zu diesem Kriterium viele Wörter aus dem optischen Bereich finden.

Die wenigen positiv wertenden Wörter dieses Kriteriums lauten: klar (vier Belege), Klarheit, durchsichtig, luzide, Luzidität[7], geradlinig, Gradlinigkeit, einfach.

 

Einige große Aufsätze, die mühsame Materien dankenswert klar darstellen [...] (SZ 15.11.88, KAISER über ENZENSBERGER)

[...] wie immer in dieser Prosa, wenn die Autorin Tableaus aus Wolken, Wasser, Luft, Licht und Farben in Worten malt, sind ihre Sätze von bestechender Klarheit und poetischer Kraft. (SZ 19.11.88, VON BECKER über SCHMIDT)

So wird Zeit, gelebte Zeit, durchsichtig als erfahrene Geschichte [...] (SZ 5.10.88, BUCHKA über BECKER)

Ein Virtuose, von luzider Intelligenz. (ZEIT 16.9.88, LÜDKE über WALSER)

Die besten Verse haben schon beides, Geheimnis und Luzidität. (ZEIT 5.8.88, VON BECKER über SCHMIDT)

Bebend von innerer Dramatik ist „Meduse“ die geradlinigste, konzentrierteste Erzählung der Schweizer Autorin geworden. (FAZ 29.3.88, KURZ über LEUTENEGGER)

Die Leichtigkeit und Gradlinigkeit dieser Erzählung erinnert noch am ehesten an Vorbilder [...] (SZ 30.11.88, KÄSSENS über BERKÉWICZ)

 

 

Genaue, differenzierte Darstellung wird mit Zwischentönen[8] verglichen, einer lexikalisierten Metapher:

 

 

Erst in ihren Miniaturen trifft Ulla Hahn jene Zwischentöne, die sie sonst so protzig verspielt. (ZEIT 25.3.88, KILB über HAHN)

 

 

 

10.1.2) Metaphern und Vergleiche

Die positiv wertenden Metaphern und Vergleiche zu GENAUIGKEIT und KLARHEIT stammen aus folgenden Bildbereichen: Sehempfindung (Synästhesie), Eigennamen (Walter Benjamin, Else Lasker-Schüler, Marieluise Fleisser), Technik.

(1) Synästhetische Metaphern und Vergleiche

- Literatur und Sehempfindung

Im Vergleich mit Photographie bzw. Malerei wird GENAUIGKEIT gleichgesetzt mit scharfen Bildern bzw. scharfrandigen Bildern und mit einer feinen Schraffierung.

 

 

So entstehen [...] immer wieder scharfe, geradezu dokumentarische Innen- und Außenbilder der bundesre-publikanischen Gesellschaft. (SZ 4.6.88, CRAMER über SCHMITT)

Die genauen, scharfen Schreckensbilder alltäglicher Normalität entstehen dort, wo zeitgenössisches Bewußt-sein in den Grenzen seiner Wahrnehmungsfähigkeit gezeigt wird. (SZ 4.6.88, CRAMER über SCHMITT)

Aber wo die Autorin früher [...] Ängste, Vereinsamung [...] übersetzt hat in scharfrandige poetische Bilder [...] (SZ 6.8.88, VON BECKER über DUVANEL)

In seinem achten Buch entwickelt der in Berlin lebende Dichter eine feinschraffierte „Skala der Desaster [...]“ (ZEIT 25.3.88, WEISS über KIESERITZKY)

Die Exaktheit (und Fremdheit) der Prosa wird im folgenden Beleg mit der Genauigkeit von Röntgenbildern verglichen, womit sicher auch ein analytischer Wert angesprochen ist.

 

 

Haufs’ Prosastücke sind Röntgenbilder, fremd wie sie, exakt wie sie. (FAZ 23.4.88, HINCK über HAUFS)

 

 

(2) Eigennamen

Bezüglich der KLARHEIT werden Walter Benjamin, Else Lasker-Schüler und Marieluise Fleisser als nachahmenswerte Beispiele genannt.

 

 

Aber er [=der Autor] enthüllt nicht die geheimen Listen der Einfachheit, wie es Walter Benjamin in seinen Denkbildern gelungen ist, sondern er treibt seine Skizzen bis in die melodramatische Arabeske. (FAZ 13.10.88, FULD über HERRMANN)

Die Leichtigkeit und Gradlinigkeit dieser Erzählung erinnert noch am ehesten an Vorbilder, an Else Lasker-Schüler, oder an die „Abenteuer aus dem englischen Garten“ der Marieluise Fleisser. (SZ 30.11.88, KÄSSENS über BERKÉWICZ)[9]

 

 

(3) Technik

Bei einem Schweizer Autor liegt es nahe, seine Exaktheit und Genauigkeit mit einem Präzisions-Uhrwerk zu vergleichen.

 

 

Der Autor hat in seinem Präzisions-Romanuhrwerk dafür gesorgt, daß kein korrespondie­render Teil fehlt. (SZ 5.10.88, MANTHEY über WALTER)

 

 

 

 

10.2) Negativ wertend

 

10.2.1) Lexeme, Wortbildungen, Wortgruppenlexeme

Auf UNGENAUIGKEIT und mangelnde Sorgfalt weisen folgende Begriffe hin: phraseologisch nicht Fisch, nicht Fleisch; ungenau, Ungenaues, Ungenauigkeit; nachlässig (zwei Belege), schludrig, schlampig (zwei Belege), unpräzise (zwei Belege), hingemacht, Sprüchemacher, Bausch-und-Bogen-Urteil, Vergröberung; fahrig (zwei Belege), hetzen, runtererzählen, Killerphrase[10], flüchtig, Flüchtigkeit; aufweichen, ausdünnen, verwässern, zerfließen, zerbröseln, sich verlieren; mangelnde Objektivität ist die Ursache der Ungenauigkeit, die die Begriffe Verklärung und Einseitigkeit (zwei Belege) ausdrücken.

 

 

Er [=der Autor] läßt [Herv. d. Rez.] Salas erzählen und tut es doch aus dessen Perspektive. Daraus wird dann nicht Fisch, nicht Fleisch. (FAZ 23.4.88, OBERMÜLLER über KRANEIS)

[...] aber ganz ungenau gedacht. (FAZ 4.10.88, KRÜGER über WOLF)

Dazu kommt eine auffallende Neigung zum Ungenauen [...] (FAZ 6.2.88, WEINZIERL über MÜLLER)

Derartige Ungenauigkeiten stellen keine spektakulären Katastrophen dar, wohl aber kleine Formulierungspannen [...] (SZ 22.10.88, KAISER über RANSMAYR)

Zu vermuten, daß das Scene-Buch einfach nur zu nachlässig und planlos zusammengestellt ist. (SZ 30.4/1.5.88, LEDANFF über THENIOR)

[...] liegengebliebene Restposten aus den späten siebziger, den frühen achtziger Jahren und überdies bemer-kenswert schludrig verarbeitet. (FAZ 17.9.88, GÖRTZ über WALSER)

[...] die Teile sind [...] schlampig zusammengebastelt. (ZEIT 25.3.88, KLIER über SCHOLTEN)

Die Sprache versucht sich in der Schwebe zu halten zwischen Konvention und hochtrabender Poesie und wirkt dadurch nur noch verblasen, unpräzis und wenig konkret. (FAZ 23.4.88, OBERMÜLLER über KRANEIS)

[...] auch Ulla Hahns glatt und flüchtig hingemachte Sachen werden nicht überleben. (SZ 15.6.88, DREWS über HAHN)

Er selbst aber hat sich von einem sozialistischen Sprüchemacher zu einem reflektierten, skeptischen und furchtlosen Lyriker entwickelt. (FAZ 26.3.88, SEGEBRECHT über CZECHOWSKI)

[...] dann wundert man sich über seine Bausch-und-Bogen-Urteile, die um nichts weniger ungerecht sind als jene Ungerechtigkeiten, gegen die er sich zur Wehr setzt. (SZ 15.11.88, HAGESTEDT über ACHTERNBUSCH)

Doch das Verfahren, das er [=der Autor] benutzt, läuft auf das Gegenteil, auf Reduktion und Vergröberung hinaus. (FAZ 4.10.88, UEDING über WALTER)

[...] die schlechteren (manchmal ganz fahrigen, tonlosen) [Verse] (ZEIT 5.8.88, VON BECKER über SCHMIDT)

Walser dagegen hetzt fahrig von einer Episode zur nächsten [...] (FAZ 17.9.88, GÖRTZ über WALSER)

Wenn es [=das Buch] [...] fragen läßt, ob die zu enthüllenden Trends tatsächlich mit genügender Schärfe und Provokationslust im Mittelpunkt stehen, liegt das an einer allzu saloppen Planlosigkeit des Runtererzählens. (SZ 30.4./1.5.88, LEDANFF über THENIOR)

Die einzige Spannung, die nach wenigen Seiten Lektüre noch übrigbleibt, kommt aus der Neugier, mit welcher Killerphrase Ror Wolf nun diesmal seine Pappmaché-Geschichte abbrechen läßt. (FAZ 8.1.88, UEDING über WOLF)

[...] auch Ulla Hahns glatt und flüchtig hingemachte Sachen werden nicht überleben. (SZ 15.6.88, DREWS über HAHN)

[...] eine zur Flüchtigkeit verführende Routine [...] (SZ 8./9.10.88, SCHLODDER über WOHMANN)

 

Nur wird dieser prägnante Gedanke im konventionell lyrischen Schluß aufgeweicht [...] (FAZ 16.4.88, HARTUNG über HAHN)

 

 

Deutlich wird im vorausgehenden Beispiel die negative Wertung der schwindenden literari-schen Qualität durch den Gegensatz von prägnant und aufgeweicht.

In Anspielung auf einen früheren Titel des Autors benutzt der folgende Rezensent für denselben Umstand das Bild des Ausdünnens von Haaren:

 

 

Eine der Stärken von „Fassonschnitt“ [=erstes Werk des Autors], die Kommiß-Dialoge, findet sich hier nur in ausgedünnter Form: als Schnellregistratur. (SZ 15.6.88, REINHARDT über FUCHS)

Sentimentalitäten, die sie, obwohl widerwillig, doch nicht vermeiden kann, verwässern viele ihrer Texte. (SZ 25./26.6.88, AUFFERMANN über TECHEL)

 

 

Interessanterweise finden sich verwandte Bildbereiche in zwei verschiedenen Rezensionen zum selben Autor (BEYSE):

 

 

Die Metaphern schieben sich vor die Geschichte der vier Personen, die merkwürdig ins Wesenlose zerfließt [...] (SZ 15.11.88, FALCKE über BEYSE)

Aber zumeist zerbröselt dem Leser sofort wieder, was er als Eindruck aufgenommen hat. (FAZ 28.9.88, HINCK über BEYSE)

Die beziehungslos aneinander gehängten Assoziationen verlieren sich ohne einen Sinn zu hinterlassen. (SZ 25./26.6.88, AUFFERMANN über TECHEL)

 

[...] ohne der Gefahr sentimentaler Verklärung [...] zu erliegen [...] (FAZ 5.5.88, FULD über WEINZETTL)

[...] bei allem Geschick, mit dem sie der Karikatur und anderen Einseitigkeiten aus dem Weg geht [...] (ZEIT 14.10.88, STEINERT über KRAUSS)

 

 

Bezüglich der KLARHEIT werten folgende Begriffe negativ: unklar, undurchsichtig, diffus, Schemen[11] (zwei Belege), wesenlos, orakeln[12], orakelnd, raunen (zwei Belege), raunend.

 

 

Doch so unklar wie sein [=die Hauptfigur] Ende bleiben auch die Motive dafür. (SZ 12.3.88, SCHMITT über SAEGER)

Was aber herauskommt, ist ein eher undurchsichtiges Erzählen. (FAZ 3.5.88, HINCK über KELTER)

Doch weder vermag die verwirrende und diffuse Rekonstruktion von Loders Selbstmord zu überzeugen [...] (FAZ 15.3.88, HANK über DEAN)

Daher bleibt Orest in Jammers [...] ein blasses Schemen [...] (FAZ 4.10.88, UEDING über WALTER)

Die Metaphern schieben sich vor die Geschichte der vier Personen, die merkwürdig ins Wesenlose zerfließt [...] (SZ 15.11.88, FALCKE über BEYSE)

Aber schwerlich [kann man] darüber [streiten], daß es ein peinlicher Ransmayrscher Mißgriff [...] ist, von „immer entlegeneren Orten des Schiffes“ zu orakeln. (SZ 22.10.88, KAISER über RANSMAYR)

Diese kruden Tatsachen vernebelt unsere Dichterin, indem sie von den Geheimnissen poetischer Produktion raunt. (FAZ 4.10.88, KRÜGER über WOLF)

Mehr als dick aufgetragen sind schließlich die mythisch raunenden Hinweise [...] (FAZ 15.3.88, HANK über DEAN)

 

Statt Geradlinigkeit loben zu können, sieht sich der Rezensent mit unübersichtlichen Kommamonstren konfrontiert, statt Verständlichkeit begegnen ihm Insider-Anspielungen, gegenüber Einheitlichkeit muß er einen stilistischen Bruch, Stilbruch oder sprachliche Diskrepanzen kritisieren, die für ihn letztendlich verwirrend sind.

 

 

Und wenn die Autorin einfache Sätze formuliert, kettet sie diese oft in unübersichtlichen Kommamonstren aneinander [...] (ZEIT 12.8.88, DOTZAUER über REICHART)

[...] und [sie] reiht [...] Anekdoten und Insider-Anspielungen für Theaterleute aneinander. (SZ 30.11.88, KÄSSENS über BERKÉWICZ)

[der Leser], dem sich der stilistische Bruch über das Symptom eines leichten Unbehagens bei der Lektüre zu erkennen gibt. (FAZ 4.10.88, MIEHE über KEMPOWSKI)

[...] dann trägt kein Lesetempo über die Stilbrüche hinweg. (SZ 22.10.88, KAISER über RANSMAYR)

Anteil an den sprachlichen Diskrepanzen hat einmal der schwierige Auftrag, der an die Ich-Erzählerin geht. (SZ 13.3.88, LEDANFF über SEEHAUS)

 

Doch weder vermag die verwirrende und diffuse Rekonstruktion von Loders Sebstmord zu überzeugen [...] (FAZ 15.3.88, HANK über DEAN)

 

 

10.2.2) Metaphern und Vergleiche

Negativ wertende Metaphern und Vergleiche stammen aus den Bildbereichen: Seh- und Hörempfindung (Synästhesien), andere Textsorten, Natur, Sport und Spiel, Technik, Büro, Stoff und Bekleidung, Material (Kleister).

(1) Synästhetische Metaphern und Vergleiche

(1.1) Literatur und Sehempfindung

UNGENAUIGKEIT bzw. mangelnde KLARHEIT wird mit unscharfen bzw. konturlosen, trüben, verschwommenen Bildern gleichgesetzt.

 

 

Der Blick in räumliche und zeitliche Ferne gerät der Autorin in diesem Roman meist unscharf. (FAZ 16.3.88, MIEHE über SCHEIB)

[...] die unscharfe, mich störende Formulierung, daß tolle Hunde Seeleuten Sehnen „zerreißen“ [...] (SZ 22.10.88, KAISER über RANSMAYR)

Die Kindheit und Jugend in Thüringen [...] drängen wieder ins Bewußtsein, aber auch sie bleiben merkwürdig konturlos. (FAZ 29.3.88, HINCK über LETTAU)

Ein [...] Schwadronieren [...] wabert und labert konturlos [...] (ZEIT 11.3.88, MODICK über DIEDERICHSEN)

[...] die mangelnde Distanz [des Erzählers zu seinem Helden] verflacht die Konturen der Hauptfigur. (SZ 2.3.88, HÜFNER über RADDATZ)

Ransmayrs Erzähl-Vordergrund bleibt dafür zu trübe. (SZ 22.10.88, KAISER über RANSMAYR)

Daß es in Blatters Roman mitunter esoterisch qualmt, ist nicht so ärgerlich wie die [...] Verschwommenheit [...] (FAZ 20.9.88, MIEHE über BLATTER)

 

Auf die Malerei bezogen, steht Karikatur für das Überzogene, Übertriebene und damit Ungenaue.

 

 

[...] bei allem Geschick, mit dem sie der Karikatur und anderen Einseitigkeiten aus dem Weg geht [...] (ZEIT 14.10.8,8, STEINERT über KRAUSS)

Alle anderen Figuren dieses Buches bleiben Karikaturen. (ZEIT 16.9.88, LÜDKE über WALSER)

Die Einseitigkeiten und Übersteigerungen bei der Personendarstellung sind derart groß, daß sie zuweilen bloß witzig-karikaturistisch oder klischeehaft wirken [...] (FAZ 23.7.88, KLESSMANN über SULZER)

 

 

Überträgt man eine ungenaue Arbeitsweise auf die Bildhauerei, so findet man keine fein ausgearbeitete Plastik vor, sondern eine Plastik, die mit dem Holzhammer geschnitzt wird.

 

 

Nein, mit dem Holzhammer lassen sich nationale Physiognomien nicht schnitzen. (FAZ 17.5.88, HINCK über KANT)

 

 

(1.2) Literatur und Hörempfindung

Die UNGENAUIGKEIT des Schlusses der rezensierten Erzählungen spricht der Rezensent durch einen Vergleich mit einem undeutlichen Gemurmel aus, das man kaum verstehen kann.

 

 

[...] sie [=die Geschichten] enden immer kläglich wie in einem undeutlichen Gemurmel. (FAZ 8.1.88, UEDING über WOLF)

 

 

Wahrscheinlich liegt dem folgenden Beispiel ein Vergleich mit dem Orgelspiel zugrunde; nur schnelles, nicht differenziertes Registrieren wird dem Autor bescheinigt, daher spricht der Rezensent von Schnellregistratur[13].

 

 

Eine der Stärken von „Fassonschnitt“ [=das erste Werk des Autors], die Kommiß-Dialoge, findet sich hier nur in ausgedünnter Form: als Schnellregistratur. (SZ 15.6.88, REINHARDT über FUCHS)

 

 

 

 

(2) Andere Textsorten

Oberflächlichkeit und damit mangelnde Exaktheit wird häufig dem Journalismus vorgeworfen, daher sind - auch aus dem Kontext erkennbar - Adjektive wie journalistisch bzw. reportagehaft negativ wertend unter dem angegebenen Aspekt.

 

 

Also: daß Isabella Nadolny zu unterhaltend, zu harmlos, zu realistisch oder „journalistisch“ schreibe, dürfte einer Autorin mit so genauem Blick und so präziser Schilderungskunst niemand vorwerfen. (SZ 10.9.88, KAISER über NADOLNY)

Die Sprache informiert reportagehaft, verknüpft, verdichtet nicht. (SZ 16.3.88, KATZ über OSSOWSKI)

 

 

(3) (Unbelebte) Natur

Der vage Ausdruck verblasen ist am ehesten der Wirkung des Windes zuzuordnen und zeigt damit mangelnde Exaktheit oder fehlende KLARHEIT an.

 

 

Die Sprache versucht sich in der Schwebe zu halten zwischen Konvention und hochtrabender Poesie und wirkt dadurch nur noch verblasen, unpräzis und wenig konkret. (FAZ 23.4.88, OBERMÜLLER über KRANEIS)

 

 

Gegen die KLARHEIT arbeiten neben dem Wind auch Nebel oder Wolken.

 

 

Ganz genau darf man in diesem Buch [...] nicht immer hinschauen. Davon wird Nebel nicht durchsichtiger. (FAZ 29.3.88, MIEHE über ROTH)

Diese kruden Tatsachen vernebelt unsere Dichterin [...] (FAZ 4.10.88, KRÜGER über WOLF)

[Untertitel] Jochen Beyses nebulöse Versuchsanordnung „Die Tiere“ (SZ 15.11.88, FALCKE über BEYSE)

Die Antwort, die sich Christa Wolf gibt, ist ebenso wolkig wie allgemein. (FAZ 4.10.88, KRÜGER über WOLF)

 

 

Unklares oder Undurchsichtiges wird auch durch die Metapher des Dickichts oder Gestrüpps, das zu wuchern beginnt, bezeichnet.

 

 

Gelegentlich gerät die Anfälligkeit des Autors für einen vom Dialekt gefärbten Gebrauch der Grammatik zum schwer entwirrbaren Wortdickicht. (FAZ 29.3.88, WEGNER über GRÖPER)

Beim ständigen Changieren zwischen Präsens, Präteritum und Futur [...] verheddert sich Koneffke zwar nur selten im Dickicht zwischen Konjunktiv I und Konjunktiv II [...] (ZEIT 7.10.88, BRAND über KONEFFKE)

Neumeister verheddert sich mehr und mehr im Gestrüpp der eigenen Prosa. (FAZ 29.3.88, WITTSTOCK über NEUMEISTER)

Wenn Bedeutung sich nicht mehr auf der Linie erzählter Handlung entfalten kann, treiben die Allegorien ihr schlechtes Eigenleben und beginnen zu wuchern. (FAZ 8.10.88, HANK über SCHNEIDER)

 

 

(4) Sport, Spiel

Mangelnde KLARHEIT ist einer Erzählung vorzuwerfen, die mit einem Vexierspiel[14] verglichen wird.

 

 

So wird die Erzählung zum Vexierspiel mit dem Leser. (FAZ 28.9.88, HINCK über BEYSE)

 

 

(5) Technik

Undifferenzierter Umgang mit der Sprache ist im folgenden Beleg gleichgesetzt mit dem Plätten durch ein Bügeleisen, d.h. dem Gleichmachen und ungenauen Formulieren.

 

 

Christa Wolf benützt das Wort [=„Widersprüche“] wie ein Bügeleisen. Mit ihm allein ist alles glattzuplätten. (FAZ 4.10.88, KRÜGER über WOLF)

 

 

(6) Stoff und Bekleidung

Ein grob gestrickter Pullover verrät keine besondere Sorgfalt, so daß das Urteil über die derart verglichene Titelgeschichte negativ bezüglich der GENAUIGKEIT ausfällt.

 

 

So grob ist übrigens auch die Titelgeschichte gestrickt [...] (SZ 8./9.10.88, SCHLODDER über WOHMANN)

 

 

Ein Zuviel an Motiven ist der KLARHEIT abträglich, eine Erfahrung, die man auch beim Betrachten eines Knüpfteppichs machen kann.

 

 

Hier taucht die Frage auf, ob die Verfasserin ihren Knüpfteppich aus Gegenwart und Vergangenheit nicht mit Motiven überfüllt. (FAZ 22.3.88, MIEHE über REICHART)

 

 

(7) Material

Mangelnde KLARHEIT wird gerügt durch den Vergleich mit Kleister, der über der Sprache liegt. Das Attribut zäh unterstützt die Bildaussage, denn es wird deutlich, daß der Kleister nicht zu entfernen ist.

 

 

[...] und man wird ihrer [=der Sprache] schon bald gründlich überdrüssig; denn sie begräbt alle Nuancen unter einem zähen Kleister aus beliebig austauschbaren Metaphern und angestrengter Originalität. (FAZ 31.5.88, KLESSMANN über ORTMANN)

 

 

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Nächstes Kapitel: Teil 2 - 11) Anschaulichkeit

 



[1] S.o. Teil 1, Kap.4: Barock

[2] „Claram voco illam (sc. ideam) quae menti attendenti praesens et aperta est [...]. Distinctam autem illam, quae, cum clara sit, ab omnibus aliis ita seiuncta est et praecisa, ut nihil plane aliud, quam quod clarum est, in se contineat.“ (DESCARTES: Oeuvres éd. Charles Adam et Paul Tannery (Paris 1897-1913) Bd. VIII, 13 bzw. 22)

[3] Schon FONTANE bemängelt an Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ die „männlichen Gestalten“: Es fehl­ten die „realistischen Details“ (zit. nach BAHR 1982, 348).

[4] Um zu zeigen, in welchen Kontexten genau gebraucht wird, seien hier alle Belege abgedruckt:

Der Text bildet diese Verschleierungstaktik genau ab [...] (SZ 15.11.88, HAGESTEDT über ACHTERN­BUSCH)

[Die Autorin] beobachtet kühl und genau [...] (SZ 11.6.88, MOSER über BAUR)

[...] wie wunderbar - und wie genau. (ZEIT 9.12.88, KILB über BECKER)

[...] seine genauen Naturbeschreibungen [...] (FAZ 20.9.88, MIEHE über BLATTER)

Schon der Titel des Buches ist fein und genau [...] (ZEIT 1.4.88, BIERMANN über FUCHS)

Uwe Heinzen hat den herrschenden Jargon [...] genau nachgeahmt [...] (FAZ 18.10.88, MEYHÖFER über HEINZEN)

[...] vielleicht weil seine ruhige und genaue Sprache nun modische Klischees vermeidet [...] (SZ 30.3.88, BONDY über LANGE)

Am überzeugendsten geglückt scheint der titelgebende Text „Thrill“, der sich bei aufmerksamer Lektüre als genaue Studie eines katastrophalen Realitätsverlusts entpuppt. (FAZ 22.3.88, WEINZIERL über MAURER)

Kraß montiert Möchel die kurz pointierten Dialoge im Dialekt [...] an seine eigene genau stilisierte Prosa. (SZ 15.11.88, GRIMMINGER über MÖCHEL)

Also: daß Isabella Nadolny zu unterhaltend, zu harmlos, zu realistisch oder „journalistisch“ schreibe, dürfte einer Autorin mit so genauem Blick und so präziser Schilderungskunst niemand vorwerfen. (SZ 10.9.88, KAISER über NADOLNY)

Großspurigkeit? Ja, aber eine, die durch das scharfe Bild, die genaue Metapher, den künstlerischen Kalkül eingelöst ist. (SZ 16.7.88, VON SCHIRNDING über NESTLER)

Könnten das des Autors eigene Entwicklungsstufen sein, die ihn aus quälender Selbstbetrachtung heraus- und hinführen zum Schicksal anderer, zu jenem kunstvoll genauen Protokoll der „Mechanik“ [=eine Erzählung des rezensierten Bandes], einer deutschen Familiengeschichte? (ZEIT 22.1.88, AHRENDS über SCHÄDLICH)

Diesen plattfüßigen Satz soll Asta Scheib geschrieben haben? Dieselbe Asta Scheib, die für ihre ersten beiden Romane so genau hinsah, bevor sie die Dinge beim Namen nannte? (FAZ 16.3.88, MIEHE über SCHEIB)

Die genauen, scharfen Schreckensbilder alltäglicher Normalität entstehen dort, wo zeitgenössisches Bewußtsein in den Grenzen seiner Wahrnehmungsfähigkeit gezeigt wird. (SZ 4.6.88, CRAMER über SCHMITT)

Dabei bleiben Erzählung und Beschreibung genau [...] (FAZ 30.12.88, SCHULZ über SCHNURRE)

Seine Beschreibung der DDR-Gesellschaft auf dem großen sozialistischen Maskenball [...] trifft die Realität ebenso genau wie die Darstellung der oberflächlich plappernden West-Schickeria im Hause eines Industriel­len. (FAZ 25.6.88, FULD über SCHÜTZ)

[...] immer wieder wird der Leser herausgerissen aus lyrischen Träumen und merkt erstaunt, wie genau nicht nur intelligentes Wahrnehmen, sondern auch politische Realität in diesen Gedichten eingefangen ist. (SZ 24.12.88, FELDES über SÖLLNER)

Thenior scheint das Milieu genau studiert zu haben [...] (ZEIT 25.3.88, TANTOW über THENIOR)

Aber die genaue Beobachtung und die Analyse gestörter Beziehungen bilden eher die Ausnahme in diesem Band. (SZ 8./9.10.88, SCHLODDER über WOHMANN)

Nichts wird nüchtern und genau benannt [...] (FAZ 4.10.88, KRÜGER über WOLF)

[...] diesem genauen Blick für das Drama des Alltäglichen [...] (SZ 5.10.88, STROMBERG über ZELLER)

[5] STRAUSS, HASS, HARRAS (1989, 716ff.) schreiben zu subtil: „Mit subtil charakterisiert man Denk-, Ver-haltens- und Vorgehensweisen von Personen (sowie die Personen selbst), künstlerische und literarische Tätig-keiten und deren Produkte sowie künstlerische Darbietungen positiv wertend als besonders ausgeklügelt, wohl-durchdacht, scharfsinnig und feinfühlig bis in Details und feinste Verästelungen erwogen und dazu angelegt, feinste Differenzierungen erkennbar werden zu lassen.“ Damit kennzeichnet sich der Rezensent selbst als kenntnisreich und fähig, etwas Subtiles zu erkennen.

[6] Die beiden Belege für behutsam stammen vom selben Rezensenten.

[7] Fremdwörter-DUDEN: „1. Helle, Durchsichtigkeit. 2. Klarheit, Verständlichkeit. 3. Hellsehen (Psychol.).“

[8] DUDEN: Zwischenton: „farbliche Nuance [...] Ü Differenzierungen und Zwischentöne lagen ihm fern, sein Feldzeichen war die Heftigkeit [...]“

[9] Dieser Beleg ist aufgrund der Vergleichskriteriums Leichtigkeit auch in Teil 2, Kap. 4.1.2 (2) aufgeführt.

[10] Fremdwörter-DUDEN: Phrase: „[...] II. [...] abgegriffene, leere Redensart; Geschwätz“

[11] Herkunftswörterbuch DUDEN: „Schatten, Schattenbild“

[12] Fremdwörter-DUDEN: „1. in dunklen Andeutungen sprechen [...]“

[13] DUDEN: Registratur: „[...] 1. das Registrieren (1a), Eintragen; Buchung (1) [...] 3. (Musik) (bei Orgel und Harmonium) Gesamtheit der Vorrichtungen, mit denen die Register (3a) betätigt werden“

[14] Fremdwörter-DUDEN: vexieren: „irreführen; quälen; necken.“