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Der Eurovision Song Contest (ESC) nimmt mittlerweile einen festen Platz in der deutschen und internationalen TV-Landschaft ein. Seit den 1990er-Jahren bietet der Musikwettbewerb queeren Künstler_innen eine Bühne, so trat 1997 mit Páll Óskar der erste offen schwul lebende Sänger auf, 1998 gewann die transgender Frau Dana International den Wettbewerb und Conchita Wurst, die Siegerin des Jahres 2013, stellte als Bart tragende Frau gesellschaftliche Geschlechterrollen auf den Kopf. Der Song „Toy“, der im vergangen Jahr auf dem ersten Platz landete, wird von seiner Sängerin Netta Barzilai zur Hymne weiblicher Selbstbestimmung erklärt. Während Barzilais Erfolg als Sieg der Emanzipation gedeutet werden kann, offenbaren unmittelbare Reaktionen den regressiven Gehalt des Wettbewerbs: der Sieg einer jüdischen, israelischen Sängerin wird begleitet von anti-semitischen und anti-zionistischen Vorwürfen.
Die vorliegende Arbeit untersucht anhand internationaler wie nationaler Fallbeispiele, inwiefern jahrhundertelang tradierte Stereotype gegenüber Jüdinnen_Juden in der Rezeption des ESCs aufgegriffen werden. Zugleich wird auch deren Weiterentwicklung zum Antizionismus nachvollzogen und kontextualisiert. Mit Bezug auf die Kritische Theorie soll dabei das dialektische Verhältnis zwischen Emanzipation und Rückfall in den antisemitischen Mythos deutlich werden.
Ziele der textlinguistisch-pragmatisch angelegten Arbeit sind einerseits die inhaltliche Darstellung der Stereotype, die Briten und Deutsche im Spiegel der überregionalen Printmedien voneinander haben, andererseits die Analyse der sprachlichen Mittel, mit deren Hilfe diese Stereotype ausgedrückt werden. Damit soll eine Stilistik stereotyper Ausdrucksformen erstellt werden, wobei Stereotype hier als versprachlichte Vorurteile gegenüber Mitgliedern einer Personengruppe aufgefasst werden. Da die Behauptung des Eigenen und die Abwehr des Fremden zwei untrennbare Aspekte der Gruppenidentität sind, werden Auto- und Heterostereotype in ihrem Bezug zueinander thematisiert, wodurch die Spiegelfunktion nationaler Stereotype sehr deutlich wird: Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse und der thematischen Längs- und Querschnitte zeigen, dass die Nationenbilder weitgehend asymmetrisch strukturiert, ja über weite Strecken komplementär zueinander angelegt sind. Untersucht wird zudem, inwieweit sich die unterschiedlichen Zeitungstypen in ihrer Verwendung stereotyper Äußerungen unterscheiden. Anhand der Verteilung der Stereotype auf die Ressorts und Textsorten lassen sich schließlich Rückschlüsse auf die Funktionen dieser Strukturen in der Presse ziehen.