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Gegenstand der vorliegenden Arbeit war der Einfluss von emotionalem Gesichtsausdruck und wahrgenommener Blickrichtung auf die visuelle Aufmerksamkeitsausrichtung bei sozialer Ängstlichkeit. Dabei wurde zum einen die so genannte Hypervigilanz-Vermeidungs-Hypothese getestet (Experimente 1 und 2), wonach Hoch-Sozialängstliche (HSÄ) Personen ärgerliche Gesichter initial häufiger anschauen und im weiteren Verlauf vermeiden. Zum anderen wurde überprüft, ob soziale Ängstlichkeit mit einem Vermeiden von Blickkontakt und gleichzeitiger erhöhter physiologischer Erregung assoziiert ist (Experiment 3). Im ersten Experiment wurde das experimentelle Design zur Messung der visuellen Aufmerksamkeitsausrichtung mittels Eye-Tracking etabliert. HSÄ zeigten beim Betrachten zweier gleichzeitig präsentierter Gesichter (emotional vs. neutral) eine Aufmerksamkeitsverzerrung für emotionale Gesichter, die allerdings noch durch das Geschlecht moduliert wurde. HSÄ schauten initial vor allem häufiger auf weibliche freundliche und auf männliche ärgerliche Gesichter. Außerdem tendierten HSÄ dazu, emotionale Gesichter zwischen 1 s und 1.5 s nach Bild-Onset weniger lange anzuschauen, was auf ein Vermeidungsverhalten hindeuten könnte. Im zweiten Experiment wurde dieses Paradigma um eine emotionale Antisakkadenaufgabe erweitert, mit der die willentliche Inhibition der reflexiven Aufmerksamkeitsausrichtung auf soziale Stimuli überprüft werden sollte. Außerdem erfolgte hier eine Selektion von Probanden anhand der Fragebogenscores in einem Screening zur sozialen Ängstlichkeit, um extremere Gruppen zu erhalten. HSÄ zeigten in der freien Bildbetrachtung einen initialen Aufmerksamkeitsbias für freundliche Gesichter und mehr Fehler in der Antisakkadenaufgabe auf alle Gesichtsausdrücke, was auf eine generell verminderte Fähigkeit, die reflexive Aufmerksamkeit auf soziale Stimuli willentlich zu hemmen, hinweist. Die Befunde deuten zum einen auf einen Aufmerksamkeitsverzerrung hin zu freundlichen Gesichtern bei sozialer Ängstlichkeit hin, was als Konsequenz eine Modifizierung der Hypervigilanz-Vermeidungs-Hypothese notwendig erscheinen lässt. Zum anderen zeigen die Ergebnisse der Antisakkadenaufgabe, dass soziale Ängstlichkeit möglicherweise mit einer grundsätzlich verminderten Aufmerksamkeitskontrolle auf soziale Stimuli assoziiert ist. Im dritten Experiment wurden dynamische Videos von Gesichtern eingesetzt, um die Vermeidungsreaktion auf direkten Blickkontakt bei sozialer Ängstlichkeit zu untersuchen. Zusätzlich wurden die Herzraten- (HR) und Hautleitfähigkeitsreaktion (SCR) als Maße autonomer Aktivierung erhoben. Auch hier wurden anhand eines Screenings gebildete Gruppen untersucht. HSÄ zeigten eine verstärkte HR-Akzeleration auf direkten Blick, was als defensive Reaktion gedeutet werden kann, wie sie bei ängstlichen Probanden häufig in Reaktion auf phobie-relevante Stimuli auftritt. Direkter Blick könnte also tatsächlich ein Angst auslösender Stimulus bei sozialer Ängstlichkeit sein, allerdings resultiert dies nicht zwangsläufig in Vermeidung von Blickkontakt. Zusammen deuten die vorliegenden Studien daraufhin, dass sowohl emotionaler Ausdruck als auch Blickrichtung kritische Variable bei sozialer Ängstlichkeit sind. Weitergehende Untersuchungen sollten insbesondere die Wirkung der Interaktion dieser beiden Variablen auf die visuelle Aufmerksamkeitsausrichtung bei sozialer Ängstlichkeit untersuchen.
Hintergrund und Ziel der Untersuchung: Patienten mit schizophrenen Erkrankungen zeigen in einer Vielzahl von Untersuchungssituationen eine verminderte Funktion frontaler Hirnregionen (Hypofrontalität), die insbesondere auch den anterioren cingulären Cortex (ACC) betrifft. Verschiedene Arten antipsychotischer Medikation unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Wirkung auf Metabolismus und Funktion des Frontalcortex, wobei es Hinweise darauf gibt, dass atypische Antipsychotika diesen Bereich des Gehirns positiv beeinflussen, während konventionelle Antipsychotika (Typika) hier nur geringe oder sogar negative Effekte zeigen. Hinsichtlich der Auswahl eines Antipsychotikums zu Beginn einer medikamentösen Behandlung gibt es bislang keine etablierten neurophysiologischen/biologischen Marker, die eine Vorhersage der Therapie-Response unter verschiedenen Arten antipsychotischer Medikation erlauben. Ziel der Studie war es daher, die Eignung der NoGo-Anteriorisierung (NGA) als Prädiktor der Therapie-Response schizophrener Patienten unter typischer bzw. atypischer Medikation zu untersuchen. Die NGA ist ein neurophysiologischer Marker, der die Funktion präfrontaler Areale einschließlich des ACC widerspiegeln soll. Unter Zuhilfenahme dieses Parameters wurde an einer Gruppe schizophrener Patienten überprüft, ob das Ausmaß der initialen Hypofrontalität eine Vorhersage der individuellen Therapie-Response erlaubt. Methoden: Es wurden 76 Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis zu jeweils drei Messzeitpunkten neurophysiologisch, neuropsychologisch und psychometrisch getestet. Die Baseline-Messung (t1) fand innerhalb der ersten drei Tage eines stationär-psychiatrischen Aufenthalts, die beiden Folgemessungen (t2, t3) drei bzw. sechs Wochen nach Beginn einer Therapie mit typischen (n=36) oder atypischen Antipsychotika (n=40) statt. Im Rahmen der neurophysiologischen Untersuchung führten die Patienten eine Go-NoGo-Aufgabe durch, wobei anhand der durch Go- und NoGo-Stimuli evozierten ereigniskorrelierten Potentiale individuell die NGA ermittelt wurde. Beide Behandlungsgruppen wurden aufgrund der NGA-Werte zu t1 in Patienten mit initial starker vs. schwacher Frontalhirnfunktion unterteilt (Mediansplit). Ergebnisse: Alle Patientengruppen zeigten eine signifikante Besserung der psychotischen Symptomatik im Verlauf des 6-wöchigen Untersuchungszeitraums. Außerdem hatten Atypika hypothesengemäß einen signifikant positiven Einfluss auf die Entwicklung der neuropsychologischen Testleistungen, während Typika oftmals mit einer Verschlechterung entsprechender Maße einhergingen. Atypika hatten zudem eine günstigere Wirkung auf die subjektiv erlebte Lebensqualität der Patienten. Darüber hinaus war die zu t1 erhobene NGA ein signifikanter Prädiktor der Therapie-Response. Niedrige Werte der NGA zu Beginn der Behandlung sagten dabei ein besonders gutes Ansprechen auf atypische Antipsychotika voraus, während hohe Werte der NGA zu t1 mit einer besonders deutlichen klinischen Besserung unter typischer Medikation einhergingen. Die NGA korrelierte zudem signifikant mit den neuropsychologischen Testleistungen, unterlag selbst aber keinen systematischen Veränderungen unter typischer vs. atypischer Medikation. Schlussfolgerung: Der auf der Basis früherer Untersuchungen vermutete Zusammenhang zwischen der NGA und präfrontalen Hirnfunktionen konnte anhand der vorliegenden Befunde bestätigt werden. Außerdem war aufgrund der zu Beginn einer stationär-psychiatrischen Behandlung gemessenen NGA eine signifikante Vorhersage der Therapie-Response unter typischen und atypischen Antipsychotika möglich. Die NGA könnte somit im klinischen Alltag zu einer individualisierten Entscheidungsfindung bei der Auswahl eines antipsychotischen Präparats, unter Berücksichtigung pathophysiologischer Aspekte der Erkrankung, beitragen.
Frustration has been investigated since the early beginnings of psychological research. Yet, it is still unclear how frustration influences the two main parameters of motivation, i.e., orientation (approach-avoidance) and intensity. Some theories propose that controllable frustration increases approach motivation, thereby maintaining motivational intensity. In contrast, other theories propose that the perception of obstacles immediately elicits an avoidance orientation because of the negative valence of the perceptual input. Yet, the latter theories can not explain how motivational intensity is maintained upon encountering obstacles. The aim of the present thesis is to integrate previous contradicting assumptions by describing the influence of frustration on motivational orientation and motivational intensity on the basis of a two-system model of behavior. The definition of frustration as an unexpected obstacle blocking the attainment of an anticipated gratification implies that the obstacle is immediately perceived, whereas the goal is only represented in working memory. According to two-system models, these two types of representations influence different levels of behavior regulation. Whereas spontaneous approach-avoidance tendencies are mainly determined by the valence of the perceptual input, decisions to engage effort to reach the goal are based on knowledge about goals and appraisals of controllability of obstacles. Supporting this theorizing, six experiments demonstrated that frustration immediately activates avoidance tendencies. This was true for frustration of approach goals as well as for frustration of avoidance goals. Furthermore, this effect did not depend on the type of frustration feedback, and was found when approach-avoidance tendencies were measured after completion of goal pursuit as well as while overcoming frustration. In addition, approaching obstacles impaired performance in a subsequent task, suggesting that approaching obstacles consumed cognitive resources. This further supports the assumption that obstacles immediately activate avoidance tendencies. Furthermore, dispositional action-state orientation, which has been previously shown to moderate automatic affective reactions, influenced approach-avoidance tendencies, indicating that affect mediates the impact of frustration on behavioral tendencies. Finally, manipulations of controllability of frustration did not influence spontaneous approach-avoidance tendencies, but measures of motivational intensity such as decisions to engage more effort as well as activation of goal-relevant behavioral schemata. In sum, these findings support the assumptions that immediately elicited motivational orientations are mainly a function of the valence of perceptual input, whereas behavior to reach the goal (i.e. motivational intensity) is regulated by working memory representations such as appraisals of goal expectancy. Motivational orientations may serve to prepare organisms for quick reactions to sudden, unexpected occurrences, whereas behavior regulation based on goal appraisals may provide stability and flexibility in long-term goal pursuit.
Für die Gestaltung von Interventionen zur Förderung von Gesundheitsverhalten ist es entscheidend, ob der Prozess der Verhaltensänderung stufenförmig oder kontinuierlich verläuft. Im Transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung (Prochaska & DiClemente, 1983, 1992) werden fünf Stufen postuliert. Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu überprüfen, ob sich empirische Hinweise auf das Vorliegen von Stufen im Transtheoretischen Modell erbringen lassen. Dies wurde exemplarisch für den Verhaltensbereich der sportlichen Aktivität vorgenommen. Hierzu wurde überprüft, ob den kognitiven Modellvariablen (Selbstwirksamkeitserwartung, wahrgenommene Vorteile, wahrgenommene Nachteile) auf den verschiedenen Stufen eine unterschiedliche Bedeutung für eine Verbesserung auf die nächst höhere Stufe zukommt. Da die kausalen Zusammenhänge innerhalb des Modells nicht geklärt sind, wurde zudem die Bedeutung des Sportverhaltens auf den Stufen untersucht. Zusätzlich wurden explorativ Prädiktoren der allgemeinen Stufenverbesserung, d.h. der Verbesserung um beliebig viele Stufen identifiziert sowie stufenspezifische Prädiktoren der Stufenverschlechterung ermittelt. In die Sekundäranalyse einer multizentrischen, kontrollierten Interventionsstudie gingen Daten von 610 Patienten ein, die eine medizinische Rehabilitation erhalten hatten. In die Auswertungen wurden Daten zu drei Messzeitpunkten einbezogen: Rehabilitationsbeginn, 3 Monate nach der Rehabilitation und 12 Monate nach der Rehabilitation. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden zwei der von Weinstein, Rothman und Sutton (1998) vorgeschlagenen Forschungsstrategien zum Nachweis von Stufen eingesetzt: Intraindividuelle Vorhersage der Stufenverbesserung zur Identifikation stufenspezifischer Prädiktoren der Stufenverbesserung aufgrund längsschnittlicher Daten sowie Untersuchung interindividueller Unterschiede zwischen benachbarten Stufen im Querschnitt zur Überprüfung auf Diskontinuität. Die Ergebnisse der beiden Vorgehensweisen stimmen in weiten Teilen überein. Insgesamt konnten in der vorliegenden Arbeit Hinweise darauf erzielt werden, dass sich der Prozess der Verhaltensänderung in Stufen vollzieht, wobei die Daten lediglich eine Unterscheidung von drei Stufen rechtfertigen. Von den berücksichtigten Variablen scheint nur den wahrgenommenen Vorteilen und dem Verhalten stufenspezifisch eine unterschiedliche Bedeutung zuzukommen, wobei letzterem für die Differenzierung von Stufen eine geringere Bedeutung beigemessen wurde als den kognitiven Variablen. Die Ergebnisse zur Stufenverschlechterung weisen darauf hin, dass Faktoren, die für eine Verbesserung, und solche, die für eine Verschlechterung zwischen zwei Stufen relevant sind, nicht überein stimmen. Aus den Ergebnissen werden Ansatzpunkte für die Gestaltung stufenspezifischer Interventionen abgeleitet. Diese Erkenntnisse können sowohl im Rahmen der Gesundheitsbildung in der medizinischen Rehabilitation, als auch bei der Gestaltung von Angeboten der primären Prävention genutzt werden.