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In dieser Arbeit werden handlungsdeterminierende Prozesse beim Aufgabenwechsel untersucht. Die ersten durchgeführten Experimente zeigten, dass es notwendig ist, Wechselkosten in verschiedene Teile zu zerlegen, so dass die Dekomposition von Wechselkosten einen großen Teil des Empirieteils ausmacht. Im ersten Kapitel der Arbeit werden verschiedene Theorien zur Handlungsdetermination vorgestellt. Die Theorien werden danach unterschieden, ob sie eher annehmen, dass Umweltreize das menschliche Handeln determinieren oder aber davon ausgehen, dass Handeln überwiegend durch intentionale Prozesse determiniert wird. Zunächst werden der Behaviorismus und einige Ansätze der kognitiven Psychologie erläutert, die den Einfluss von Reizen auf die Handlungsdetermination in den Vordergrund stellen. Das ideomotorische Prinzip dagegen betont die Determination menschlichen Handelns durch das Anstreben von Zielen. Schließlich werden Hybridmodelle (z.B. ABC-Theorie; Hoffmann, 1993) besprochen, die den gemeinsamen Einfluss von Intentionen und Außenreizen auf menschliches Handeln berücksichtigen. Im zweiten und dritten Kapitel wird die Entwicklung des Aufgabenwechselparadigmas und die vermuteten Prozesse und Faktoren beim Aufgabenwechsel erläutert. Ursprünglich wurde das Aufgabenwechselparadigma verwendet, um die Anpassung an flexible Handlungsanforderungen und die dabei notwendigen exekutiven Steuerungsmechanismen zu untersuchen. Doch in vielen Untersuchungen zu Aufgabenwechseln wurde dieses Ziel aus den Augen verloren und die Untersuchung der Vorgänge beim Wechseln wurde zum Selbstzweck. Intentionen und das Anstreben von Zielen wurden innerhalb des Aufgabenwechselparadigmas bisher nicht thematisiert. Im vierten Kapitel wird deshalb versucht Aufgabenwechsel aus der Perspektive der ABC-Theorie (Hoffmann, 1993) zu betrachten, einer Theorie, die sowohl den Einfluss von Intentionen als auch von Außenreizen auf menschliches Handeln berücksichtigt. Aus der ABC-Theorie wurden folgende Vorhersagen für den Aufgabenwechselkontext abgeleitet: 1. Eine parallele Aktivierung verschiedener Handlungsbereitschaften ist prinzipiell möglich. Wechsel zwischen Aufgaben sind nur nötig, wenn sich die Handlungsbereitschaften der Aufgaben widersprechen. 2. Ein Wechsel der Intention und der entsprechenden Handlungsbereitschaften erfolgt sobald die auszuführende Aufgabe feststeht und kann abgeschlossen werden, bevor der Reiz erscheint. Kosten für den exekutiven Prozess des Intentionswechsels können deshalb nur bei kurzer Vorbereitungszeit erfasst werden. Wechselkosten, die nach langer Vorbereitungszeit für die Aufgabe verbleiben (residuale Wechselkosten) spiegeln nicht den Aufwand exekutiver Prozesse wider. 3. Wechsel zwischen Intentionen verursachen mehr exekutiven Aufwand, wenn die Zielzustände der Handlungsbereitschaften überlappen, da dann erst eine Entkopplung des Zielzustandes mit einem Startzustand notwendig ist, bevor der Zielzustand an einen anderen Startzustand gekoppelt werden kann. In den ersten drei Experimenten konnten die Vorhersagen der ABC-Theorie für den Aufgabenwechselkontext nicht bestätigt werden. Beim Vergleich von Durchgängen, in denen die Aufgabe wechselt, mit Durchgängen, in denen die Aufgabe wiederholt wird, zeigten sich auch bei langer Vorbereitungszeit deutliche Wechselkosten, d.h. höhere Reaktionszeiten in den Wechseltrials. Weiterhin ergab sich kein Unterschied der Wechselkosten für Wechsel zwischen Aufgaben mit verschiedenen oder gleichen Zielzuständen (operationalisiert als verschiedene vs. gleiche auszuführende Aktionen). Aus diesen Ergebnissen und vielen Hinweisen in der Aufgabenwechselliteratur ergaben sich Zweifel an der Aussagekraft des herkömmlich berechneten Wechselkostenmaßes als Differenz der Reaktionszeiten bei Aufgabenwechseln minus Aufgabenwiederholungen. Deshalb wird die Entwicklung einer neue Methode zur Dekomposition von Wechselkosten vorgeschlagen, die es ermöglicht, die Reaktionszeitdifferenz zwischen Aufgabenwechseln und Aufgabenwiederholungen in Anteile zu unterteilen, die a) spezifisch die Anforderung beim Wechseln (Intentionswechselkosten) widerspiegeln oder b) durch die Erleichterung eine Reaktion auf denselben Reiz hin zu wiederholen (Repetition Priming) entstehen, oder c) durch die Erschwernis entstehen, auf einen Reiz reagieren zu müssen, auf den zuvor nicht reagiert werden durfte (Negatives Priming). In den Experimenten 4 bis 7 wird diese Methode experimentell validiert. Werden Wechselkosten in die verschiedenen Anteile zerlegt, stimmen die empirischen Befunde mit den Vorhersagen der ABC-Theorie überein: Ein Wechsel der Intention und der entsprechenden Handlungsbereitschaften kann bei genügend langer Vorbereitungszeit abgeschlossen werden, bevor der Stimulus erscheint. Residuale Wechselkosten (Wechselkosten, die bei langer Vorbereitungszeit verbleiben) sind nicht auf exekutive Kontrollprozesse zurückzuführen, sondern durch Repetition Priming und Negatives Priming verursacht. Weiterhin sind Wechsel einfacher, wenn die zu antizipierenden Zielzustände (operationalisiert als die auszuführenden Aktionen) der Aufgaben verschieden sind. In der Abschlussdiskussion werden der theoretische und der methodische Schwerpunkt der Arbeit noch einmal überblicksartig zusammengestellt und es wird ein Ausblick gegeben, wie untersucht werden könnte, ob die ABC-Theorie besser geeignet ist zur Erklärung der Phänomene beim Aufgabenwechsel als bisherige Theorien und Modelle.
Neurophysiologische Evidenz für eine Störung des impliziten Gedächtnis bei Alkoholabhängigkeit
(2011)
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden 21 reine Alkoholpatienten, 6 polytoxikomane Alkoholpatienten und 18 gesunde Kontrollen neurophysiologisch untersucht. Basierend auf einem Paradigma zu Negativem Priming wurden Unterschiede zwischen den genannten Kollektiven bezüglich der Amplitude und Latenz der P300 im EEG untersucht. Kontrollpersonen zeigten in dieser Studie generell eine signifikant kürzere Latenz der P3a als beide Patientenkollektive, was als Hinweis auf eine kognitive Ineffizienz bei Alkoholpatienten gesehen werden kann. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass reine Alkoholpatienten und polytoxikomane Alkoholpatienten bezüglich der Veränderungen der P300 getrennt betrachtet werden müssen, da sich signifikante Unterschiede bezüglich Latenz und Amplitude zwischen den beiden Patientenkollektiven zeigten. Ebenso gibt es Hinweise darauf, dass bei Studien zur P300 Geschlechterunterschiede berücksichtigt werden müssen. Mit vorliegender Studie konnte zudem die Theorie einer prominenten frontocentralen Verteilung der P3a unterstützt werden.