Missionsärztliche Klinik
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Die Schistosomiasisprävalenz und Krankheitslast in der Region Mwanza ist trotz staatlicher Maßnahmen anhaltend hoch. Zur Vorbereitung einer integralen Eliminationsstudie auf der Insel Ijinga sollte erfasst werden, ob die Bevölkerung über relevante Kenntnisse und Motivation verfügt, um sich an nachhaltiger Schistosomiasiskontrolle zu beteiligen. Zudem sollten lokal priorisierte Maßnahmen, sowie hemmende und unterstützende Faktoren identifiziert werden, um geplante Maßnahmen bestmöglich an die lokalen Begebenheiten anzupassen.
Von Februar bis März 2016 wurde eine quantitative Befragung von 356 Schulkindern, sowie 393 Erwachsenen durchgeführt. Anhand logistischer Regression wurden Faktoren ermittelt die mit einem relevanten Kenntnisstand assoziiert sind. Unter Schulkindern wurden des Weiteren Faktoren bestimmt, die mit einer hohen Motivation an Therapiekampagnen teilzunehmen, einhergehen.
Nur ein geringer Teil der Bevölkerung (17% der Kinder und 48% der Erwachsenen) verfügte über ein Mindestmaß an relevantem Wissen, um sich an nachhaltiger Schistosomiasiskontrolle zu beteiligen. Assoziierte Faktoren waren bei den Kindern die Informationsquelle Schule, der Besuch der 6. und 7. Klassen und eine zurückliegende Diagnose. Bei Erwachsenen bestand ein Zusammenhang zu verschiedenen Informationsquellen (Schule, Gesundheitswesen, lokale Medien), zum Alter, Bildungsstand und zur Präsenz von Symptomen. Nur 40% der Kinder hatten eine hohe Motivation an Therapiekampagnen teilzunehmen. Assoziierte Faktoren waren die wahrgenommene eigene Vulnerabilität und Schwere der Erkrankung, eine zurückliegende Diagnose, sowie eine erwartete Heilung durch Praziquantel.
Die aktuelle Wissensvermittlung in der 6. und 7. Schulklasse erfolgt zu spät und zu punktuell, um über einen theoretischen Kenntnisstand hinaus zur Verhaltensänderung zu führen. Eine systematische Aufnahme von Schistosomiasis in verschiedene Sektoren könnte das Bewusstsein in der Bevölkerung stärken. Zur nachhaltigen Einbindung der Bevölkerung ist ein partizipativer Ansatz, priorisierte WASH Interventionen und eine Stärkung des dezentralen Gesundheitssystems zur frühen Fallfindung und Therapie sinnvoll.
In der vorliegenden Arbeit wurde ein repräsentatives Kollektiv von 97 Schlafkrankheitspatienten aus Angola klinisch untersucht und von je 96 Patienten Blut- und Liquorproben gewonnen. Hauptfragestellungen waren, ob die PCR-Technik zur Diagnose und Stadieneinteilung der HAT beiträgt und ob sich aus dem qualitativen und quantitativen Nachweis von Immunglobulinen Zusammenhänge mit dem klinischen Bild der Krankheit herstellen lassen. Da mehrfach von Inkonsistenzen bei den Ergebnissen einer von Moser et al. (1989) als sehr sensitiv publizierten PCR berichtet wurde und die viel versprechenden Resultate der von Kabiri et al. (1999) beschriebenen PCR nicht reproduziert werden konnten, wurde eine von Matovu et al. (2001) publizierte PCR zum Nachweis von trypanosomaler DNA (TbAT1-Gen) verwendet. Je nach analysiertem Medium und verwendetem Purifikations-Kit ergaben sich analytische Nachweisgrenzen von 10 bis 10² Parasiten/10 µl PCR-Ansatz, entsprechend rechnerischer Nachweisgrenzen von ca. 5000 Trypanosomen/ml Blut und ca. 3000 Trypanosomen/ml Liquor. Von 96 Blutproben waren 20 positiv in der PCR (20,8%). Gemessen an den jeweiligen mikroskopischen Diagnostikmethoden kam dies einer Sensitivität von 31,1% und einer Spezifität von 92,3% gleich. Die Liquorproben von 55 Stadium-II-Patienten zeigten in 4 Fällen ein positives Resultat in der PCR (7,3%), entsprechend einer Sensitivität von 21,4% und einer Spezifität von 97,6%. Alle Liquorproben von Stadium-I-Patienten waren negativ in der PCR. Die Ergebnisse der Blut- und Liquorproben waren in über 99% der Fälle reproduzierbar. Es bestanden jeweils Zusammenhänge zwischen den Resultaten der PCR mit denen der herkömmlichen mikroskopischen Nachweismethoden wie LKP und Liquor-Mikroskopie. Neben der offensichtlich zu geringen analytischen Nachweisgrenze bei gleichzeitig niedriger Parasitämie der Patienten kommen auch Faktoren wie DNA-Verlust durch das benutzte DNA-Purifikationskit oder Gen-Deletionen der Trypanosomen als Ursache für die hohe Anzahl der falsch-negativen PCR Ergebnisse in Betracht. Die Resultate der hier angewendeten PCR trugen nicht zur Lösung des diagnostischen Problems der serologisch positiven, aber aparasitämen Patienten bei, lieferten jedoch Hinweise, dass die Parasitenlast im Blut bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium höher ist als bei solchen im Anfangsstadium. Insgesamt stellt diese Methode aber keine Bereicherung in der Diagnosestellung oder der Stadieneinteilung bei der HAT dar und sollte speziellen Fragestellungen wie Melarsoprol-Resistenzbestimmungen vorbehalten werden. Der IFT wurde nach der von Wery et al. (1970) beschriebenen Methode in modifizierter Form durchgeführt. Im Serum fanden sich für spezifisches IgG hohe, für spezifisches IgM mittlere und für spezifisches IgA niedrige Titer. Die jeweiligen Titer waren in der vorliegenden Arbeit höher als in der Referenzliteratur, wahrscheinlich bedingt durch die Subjektivität der Endpunktlesung. Während insgesamt Patienten mit direktem Parasitennachweis signifikant höhere Serumspiegel an spezifischem IgM aufwiesen, konnte bei manchen Kranken trotz Trypanosomen-Präsenz kein spezifisches IgM im Serum oder Liquor nachgewiesen werden. Bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium waren die Spiegel der einzelnen Antikörperklassen im Serum gegenüber denen von Patienten im Anfangsstadium signifikant höher. Dieses Phänomen könnte auf einer Akkumulation der spezifischen Immunglobuline gegen die ständig wechselnden Oberflächenantigene der Trypanosomen im Laufe der Krankheit beruhen. Die Höhen der jeweiligen spezifischen Antikörperspiegel im Serum standen nicht in Zusammenhang mit pathologischen Befunden bei der Untersuchung von Körpertemperatur, Blutdruck, Puls, Lymphadenopathien, Hepato- oder Splenomegalien, Bauchschmerz und Untergewicht. Das Fehlen eines Vergleichskollektives, die große Symptom-Variabilität und die Subjektivität einiger Untersuchungsmethoden erschwerten dabei allerdings die Objektivierung des klinischen Zustandes im Hinblick auf allgemeingültige Aussagen. Interessante Nebenfunde in dieser Arbeit waren die nach wie vor ungeklärt hohe Prävalenz von Untergewicht, Hinweise auf Kreislaufregulationsstörungen und der Zusammenhang des Auftretens des Winterbottom-Zeichens mit der Zugehörigkeit zum Stadium II. Im Liquor konnte nur in wenigen Fällen bei Stadium-II-Patienten spezifisches IgG nachgewiesen werden. Das Vorkommen dieses Immunglobulins stand jedoch im Zusammenhang mit pathologischen Ergebnissen der Patienten in den Stand- und Gangversuchen. Aufgrund des Vorteils der einfachen und schnellen Durchführbarkeit könnten sich diese Untersuchungen als sinnvolle Diagnostikergänzung in der Neuroinflammationsdetektion bei der HAT erweisen. Spezifisches IgM und IgA lagen im Liquor bei allen Proben unter der Testgrenze und bieten keine Anhaltspunkte für eine sinnvolle Verwendung als Diagnostik- oder Verlaufsparameter.
In der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Missionsärztlichen Klinik Würzburg wurden 1995 120 und 2005 312 Schnittentbindungen durchgeführt. In der vorliegenden retrospektiven Arbeit interessierte, ob sich zwischen 1995 und 2005 ein signifikanter Wandel der geburtshilflichen Parameter innerhalb dieser Schnittentbindungen abgezeichnet hat. Die Sectio-Frequenz stieg im untersuchten Zeitraum höchst signifikant von 11,4 % auf 24,7 %. Es wurden pro Schnittentbindung ein bis maximal fünf Indikationen, die zu einer Sectio führten, angegeben. 1995 gab es 31 und 2005 34 verschiedene Indikationen. Bezüglich der sieben häufigsten Indikationsangaben hat sich in diesen 10 Jahren nichts verändert. Statistisch signifikant waren nur zwei Veränderungen. Die Indikation Missverhältnis erfuhr eine signifikante Steigerung von 21,6 % auf 33,4 % und war damit 2005 die meistgenannte Indikation. Die Indikation frustrane Geburtseinleitung ging von 9,9 % auf 3,3 % zurück. Die häufigste Indikationsangabe 1995 war der Geburtsstillstand/protrahierte Eröffnungsperiode (33,3%). Höchst signifikante Unterschiede gab es bei den Anästhesieverfahren. 1995 wurde zu 67,7 % eine Intubationsnarkose durchgeführt, 2005 waren es nur noch 12,1 %. Im Gegensatz dazu stieg der Anteil an der Spinalanästhesie von 27 % auf 75,7 %. Das durchschnittliche Geburtsgewicht der Sectio-Geborenen lag 1995 bei 3235,6 Gramm gegenüber 3387,9 Gramm 2005. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Das niedrigere Geburtsgewicht 1995 liegt sicherlich auch daran, dass in diesem Jahr mehr Frühgeborene durch Kaiserschnitt zur Welt kamen. Bei der Betrachtung des Fetal Outcome der Sectiokinder zeigten sich folgende Ergebnisse. Der 1-Minuten-APGAR-Mittelwert war 2005 mit 8,9 statistisch höchst signifikant besser als 1995 mit 8,4. Der 5-Minuten- und 10 Minuten-APGAR-Mittelwert zeigte keine signifikanten Unterschiede. 1995 hatten weniger Neugeborene einen 1-Minuten-APGAR-Wert > 8 als 2005 und dafür mehr Kinder Werte < 7 (10,2 % 1995 zu 2,9 % 2005). Dies ist ebenfalls auf die höhere Frühgeburtenrate 1995 zurückzuführen. Beim Nabelarterien-pH-Mittelwert gab es keinen signifikanten Unterschied. 1995 gab es sechs Kinder mit einem pH-Wert kleiner 7,1 (dies entspricht 5,7 %) und 2005 fünf Kinder (1,7 %). Es wurde die Abhängigkeit der Indikationsstellung Missverhältnis/Geburtsstillstand von Geburtsgewicht, BMI und der untersuchten Jahre 1995 und 2005 untersucht. Hierbei zeigte sich, dass das Geburtsgewicht ein höchst signifikanter Risikofaktor für die Indikationsstellung Missverhältnis oder Geburtsstillstand darstellt. Ein Effekt des BMI oder der untersuchten Jahre konnte nicht nachgewiesen werden. Keine signifikanten Unterschiede gab es bei der Untersuchung der primären Sectiones, Re-Sectiones, Erstgebärenden, Alter der Mütter, BMI-Werte oder Komplikationen im Wochenbett.
An der Missionsärztlichen Klinik erfolgte im April 2000 mit der Einführung der digitale Lumineszenzradiographie (DLR), eines radiologischen Informationssystems (RIS) und eines Bildarchivierungs und -kommunikationssystems (PACS) die vollständige Digitalisierung der Röntgenabteilung. Die durch diese Umstellung bedingten zeitlichen Veränderungen der Prozessabläufe in der Röntgenabteilung wurden untersucht. In Form einer Vorher-Nachher-Studie wurde 1999 im konventionellen und 2001 im digitalen Routinebetrieb eine Analyse der Prozessabläufe durchgeführt. Die Untersuchungsdauer für den Patienten verkürzte sich signifikant. Die Aufnahmen können vom Zeitpunkt der Untersuchung an gerechnet im Mittel früher befundet werden. Die schriftlichen Befund sind schneller verfügbar. Die Befundung am Monitor zeigte gegenüber dem Alternator keine zeitlichen Nachteile. Die vollständige Digitalisierung der Röntgenabteilung führte zu einer erhebliche Verkürzung fast aller Arbeitsabläufe. Positive Auswirkungen auf die Prozessqualität des gesamten Krankenhauses gegenüber dem konventionellen Film-Folien-Systemen sind zu erwarten.
Die Labormedizin hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen und die klinische Arbeit ist ohne die Unterstützung von Laboruntersuchungen nicht mehr vorstellbar. Die für uns selbstverständliche Labordiagnostik ist in ärmeren Ländern dieser Welt aufgrund vieler Ursachen (Stromausfall, Temperaturschwankungen, fehlende Reparatur- und Wartungsmöglichkeiten, Geldmangel etc.) nicht durchführbar. Sogenannte „High-Tech“-Geräte sind empfindlich, in Wartung und Reparatur schwierig, oft kompliziert in ihrer Bedienung und der Import ist teuer. Unterschiedliche Krankheitsprävalenzen zwischen Nord und Süd setzen andere Schwerpunkte bezüglich der Laboruntersuchungen. Der von der WHO geprägte Begriff ApproTech (Angepasste Technologie) soll diesem Missverhältnis entgegentreten und bedeutet in diesem Fall die Anpassung der Labortechnologie an örtliche Bedingungen, den jeweiligen Wissensstand und die personellen Fähigkeiten, zudem wissenschaftlich fundiert, sozial akzeptabel und wirtschaftlich vertretbar. Ziel dieser Arbeit war es, einen von Herrn Werner Riemann (Marburg) entwickelten mobilen Handapparat, den Phylax Ion Analyser, unter Labor- und Feldbedingungen, im Sinne der ApproTech, zu untersuchen. Dieser bestimmt netzunabhängig Natrium und Kalium im Serum mit Hilfe der Methode der Ionenselektiven Elektroden. In den zunächst in Deutschland von 460 Patientenseren durchgeführten Vergleichsmessreihen zwischen dem Phylax Ion Analyser und einem Hitachi-Gerät (Labor der Missionsärztlichen Klinik) zeigten sich im physiologischen Bereich zufriedenstellende Ergebnisse. Bei Messungen im pathologischen Bereich ergab sich ein Trend der Abweichungen hin zur physiologischen Mitte, d. h. trotz hoher pathologischer Werte lag der Messwert nur gering über den physiologischen Grenzwerten. Das bedeutet, dass der Phylax Ion Analyser für Verlaufskontrollen und Messungen in hochpathologischen Bereichen noch ungeeignet ist. Im täglichen Gebrauch gab es häufig Probleme mit verstopften Durchflusskanälen und unerklärbarem Abdriften oder Nichtreagieren der Messnadel, was sich im Feldversuch in Südafrika noch verstärkte. Verschmutze Abgleichlösungen, mangelnde Nachlieferung von Standardseren oder Ersatzteilen bei knappen Ressourcen kommen in Entwicklungsländer noch hinzu. Unerfahrene Untersucher übersehen leicht sich einschleichende methodenabhängige Fehler und können auf diese und technische Probleme nicht adäquat reagieren. Zusammen mit den beschriebenen Abweichungen im pathologischen Bereich zeigen all diese Probleme, dass ein hoher Anspruch an Ausbildung und Problembewusstsein der Anwender vor Ort gestellt werden muss. Nur die in Deutschland nicht ausreichende Akkuleistung aufgrund fehlender Solarenergie trat erwartungsgemäß in Afrika nicht auf. Der Phylax Ion Analyser wäre nach Durchführung einiger Verbesserungen sicherlich eine wertvolle und sinnvolle diagnostische Ergänzung für die Arbeit von Ärzten unter einfachen Bedingungen.
Die weltweit steigenden Antibiotikaresistenzen sind zu einer globalen Herausforderung geworden. Von dieser Entwicklung betroffen ist auch das Bakterium Helicobacter Pylori (H.p), welches in Ländern des afrikanischen Kontinents besonders hohe Prävalenzraten aufweist. In ressourcenschwachen Ländern wie Tansania ist aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit diagnostischer Testverfahren die Identifizierung und Therapie von H.p. infizierten Personen oft unzureichend. Tansania weist im internationalen Vergleich bislang nur wenige Studien zur H.p.-Prävalenz und Antibiotikaresistenzlage auf.
Um die Datenlage für Tansania zu verbessern wurden im Rahmen dieser Arbeit potentielle Risikofaktoren für sowie die Prävalenz und aktuelle Resistenzlage von H.p.-Infektionen bei Patientinnen und Patienten mit epigastrischen Beschwerden in Tansania untersucht. Darüber hinaus wurden diagnostische Schnelltestverfahren für H.p.-Infektionen im Hinblick auf ihre Testgenauigkeit und Anwendbarkeit in Tansania geprüft. Zur Identifizierung mögliche infektionsassoziierte Faktoren wurden mittels Fragebögen soziodemographische und klinische Merkmale sowie Aspekte der Lebensgewohnheiten und Lebensumstände der Probanden erhoben und statistisch ausgewertet. Die Prävalenzbestimmung des untersuchten Studienkollektivs erfolgte anhand der auf dem 23S-rDNA Gen basierten qRT-PCR, welche für diese Arbeit als Referenzverfahren definiert wurde. Die resistenzcodierenden DNA-Abschnitte wurden auf bekannte Resistenzmutationen gegen Clarithromycin- und Fluorchinolon-Antibiotika hin untersucht.
Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf eine weite Verbreitung von H.p.-Infektionen bei Patientinnen und Patienten mit epigastrischen Beschwerden in Tansania hin. Die darüber hinaus festgestellte hohe Anzahl molekulargenetisch nachgewiesener Resistenzraten von H.p.-Stämmen gegenüber Antibiotika verdeutlichen die Wichtigkeit einer sicheren Diagnostik und resistogrammgerechten Therapie im Klinikalltag. Die in dieser Arbeit untersuchten Schnelltestmethoden scheinen aufgrund der geringen Sensitivitäts- und NPW-Werte als Standardverfahren hierfür nicht geeignet. Die Etablierung einer routinemäßig durchgeführten prätherapeutischen Antibiogrammerstellung und eine daran angepasste Therapie wären wünschenswert.
Für eine Vielzahl der Frauen mit Blutungsstörungen steht das Erreichen einer „normalen Blutung“ als Therapieziel von Thermachoice® im Vordergrund und weniger ein völliger Blutungsstopp. Im telefonischen Gespräch mit den Studienteilnehmerinnen zeigte sich, dass viele Frauen die Menstruation als einen zyklisch wieder kehrenden Reinigungsprozess des Körpers ansehen, der nach einer inneren Uhr funktioniert, auf den sie ungern verzichten möchten. (Vgl. auch Bitzer et al., 2005, S. 282-287) Auch die Unversehrtheit des Körpers und die Vollkommenheit der Weiblichkeit sind Beweggründe für eine gebärmutter-erhaltende Therapie bei Hypermenorrhoe.
Mit einer signifikanten Reduktion der Blutungsstärke, der Dysmenorrhoe und der seelischen Belastung in dieser Studie, stellt Thermachoice® eine effektive, sichere, kostengünstige und wenig in die körperliche Unversehrtheit eingreifende Option zur Behandlung von Hypermenorrhoe dar.
Im Gegensatz zu hormonellen oder anderen medikamentösen Maßnahmen ist die fehlende systemische Wirkung auf den Organismus bei Thermachoice® ein erwähnenswerter Vorteil. Auch eine langfristige Anwendungsdauer ist bei einer Behandlung mit Thermachoice® hinfällig. Mit der Blutungsreduktion durch die Endometriumablation kann in vielen Fällen das Zeitfenster bis zum Erreichen der Menopause überbrückt werden.
Im Vergleich mit invasiveren Operationsmethoden, wie der Hysterektomie, ist die Komplikationsrate von Thermachoice® geringer, ebenso das Risiko für Nachoperationen. Der Verlust der Fruchtbarkeit durch eine Hysterektomie kann zu einer emotionalen Belastung werden und zu Partnerschaftskonflikten führen. Auch wenn von einer Schwangerschaft nach Thermachoice® aus medizinischer Sicht abzuraten ist, so sind möglicherweise die Tatsache und das Wissen um die erhaltene Gebärmutter ausreichend, um das Auftreten affektiver Störungen zu mindern.
Es ist nicht das Ziel dieser Arbeit festzulegen, ob Thermachoice® besser oder schlechter zur Behandlung von Blutungsstörungen geeignet ist als alternative Therapiemaßnahmen. Es lässt sich sagen, dass Thermachoice® im Rahmen der individuellen Entscheidung eine zufriedenstellende Option zur sanften Behandlung von Blutungsstörungen darstellt. Thermachoice® ist vor allem für diejenigen Frauen geeignet, die ihren Uterus behalten möchten und bei denen keine operationswürdige Senkung des Uterus und der Vagina besteht. Auch Patientinnen mit einem hohen Operationsrisiko und Frauen, bei denen Kontraindikationen für Alternativen bestehen, profitieren von dieser Methode.
Vilos et al. hält fest, dass bei ausgewählten Kandidatinnen nach 10 Jahren klinischer Erfahrung TBEA die bevorzugte chirurgische Methode darstellt, um Menorrhagien zu behandeln.
Für die individuellen Bedürfnisse der Frauen gibt es ein breites Spektrum an Behandlungsangeboten. Letztendlich kann ein ideales Therapieergebnis in Form maximaler Patientinnen-Zufriedenheit nur erzielt werden, indem im Vorfeld alle Vor- und Nachteile der einzelnen Therapieoptionen erörtert werden und gemeinsam mit der Frau eine Entscheidung getroffen wird.
In der vorliegenden Arbeit wurden die Operationsergebnisse bei 70 Patientinnen mit Stressinkontinenz oder Mischinkontinenz untersucht, die von Januar 2004 bis April 2005 in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Missionsärztlichen Klinik Würzburg ein TVT-O bekommen hatten. Nach durchschnittlich 7 Monaten wurden die Patientinnen schriftlich oder mündlich befragt, die Hälfte der Patientinnen stand außerdem einer Nachuntersuchung zu Verfügung. Zwischen diesen beiden Gruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede. 86,67% der Patientinnen bezeichneten sich im Bezug auf die Inkontinenz als geheilt oder ihre Beschwerden zumindest als gebessert und drei Viertel der Frauen würden die Operation weiter empfehlen. Prognostisch günstig waren reine Stressinkontinenz, jüngeres Lebensalter so wie keine vorausgegangenen Eingriffe am Urogenitaltrakt. Mittels präoperativer urodynamischer Untersuchung ließ sich keine Unterscheidung zwischen anamnestisch reiner Stressinkontinenz und Mischinkontinenz vornehmen und keine Aussage über die Prognose treffen. Postoperativ fand sich ein höherer Urethraverschlussdruck bei der urodynamischen Untersuchung im Vergleich zum präoperativen Befund. Im lateralen Urethrozystogramm zeigten sich signifikante morphologische Unterschiede zwischen den Patientengruppen mit reiner Stressinkontinenz und mit gemischter Inkontinenz. Außerdem ließ sich im lateralen Urethrozytogramm postoperativ zeigen, dass das TVT-O die Absenkung des Blasenhalses unter Belastung verringert sowie zu einer Verkleinerung des Inklinationswinkels α führt. An Komplikationen kam es bei unseren Patientinnen einmal zu einer Blasenperforation, die konservativ behandelt wurde und einmal zu einer relevanten Nachblutung, die eine Revisions- operation erforderlich machte. 9% der Patientinnen gaben postoperativ de novo urge an. Insgesamt zeigte sich bei der vorliegenden Arbeit, dass es sich beim TVT-O um eine risikoarme operative Therapie der Harninkontinenz handelt, die auch älteren Patientinnen empfohlen werden kann und die bei einem sehr großen Teil der behandelten Patientinnen zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt.
Im Zeitraum ziwschen 11/97 und 03/03 wurden 435 Patientinnen in der gynäkologischen Abteilung der Missionsärztlichen Klinik mittels eines tension-free vaginal Tape (TVT) wegen einer Stressharninkontinenz operiert. Über einen schriftlichen Fragebogen, konnten 403 Patientinnen retrospektiv hinsichtlich ihrer subjektiven Zufriedenheit mit der Operationsmethode und Faktoren, die zur Unzufriedenheit nach TVT-Operation beigetragen haben evulatiert werden. 32 der unzufriedenen Patienten standen für eine klinische und urodynamische Kontrolluntersuchung zum Vergleich subjektiver und objektiver Ergebnisse sowie zum Vergleich der der prä- und postoperativen Untersuchungsergebnisse zur Verfügung. Mit Hilfe der Ergebnisse sollten Ursachen der subjektiven Unzufriedenheit erkannt und mögliche Prognosefaktoren für einen operativen Misserfolg abgeleitet werden. Die subjektive Zufriedenheit nach TVT-Operation lag bei 65%, 18% waren unzufrieden. Subjektiv kontinent waren 52%. Prognostisch ungünstige Faktoren waren das Alter der Patiennten, eine präoperativ bestehende Stress-Drang-Inkontinenz, Inkontinenz- und Deszensusoperationen in der Ananmnese oder Kombinationseingriffe. Bezüglich der urodynamischen Parameter geht eine Erhöhung des maximalen urethralen Verschlussdruckes und eine Zunahme der Restharnmenge postoperativ mit einem besseren Therapieerfolg einher. Morphologisch war eine Verlängerung der Distanz D im lateralen Urethrozystogramm prognostisch günstig.