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Die nunmehr hier vorgelegte Abhandlung über das leider im Verlauf des zweiten Weltkriegs zerstörte, aber in seiner Eigenschaft als Bestandteil der Darmstädtischen Hofmusik musikgeschichtlich einzigartige Carillon am ehemals landgräflichen und später großherzoglichen Schloss zu Darmstadt konnte einige neue und unerwartete Resultate zutage fördern.
Die erstmalige Publikation der umfangreichen landgräflichen Korrespondenz mit dessen Geschäftspartnern in den Niederlanden verdeutlicht den langen Prozess der Entwicklung und Entstehung des Carillons und offenbart das ungewohnt lebhafte Interesse des Landesherrn an diesem einmaligen Projekt.
Es wurde die enge konstruktionstechnische und klangliche Beziehung zwischen dem Darmstädter Instrument und dem des heutigen Muntturms zu Amsterdam klar und eindeutig bewiesen, so dass sich heute noch der klangliche Eindruck des Darmstädter Carillons ohne Probleme wieder gewinnen lässt.
Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Hörspiel und der Fragestellung, wie die Technik diese Kunstform beeinflusst hat. Um dies zu untersuchen, wurden verschiedene Hörspiele aus den unterschiedlichsten Bereichen herangezogen und unter drei wesentlichen Aspekten untersucht: 1.) „Der Hörer und das Hörspiel“: Dieser Bereich umfasst eine Darstellung der Zusammenhänge des Hören und Wahrnehmens eines Hörspiels durch den Hörer und die Beeinflussung der Wiedergabe entsprechender Schallvorgänge im Raum des Hörers durch technische und räumliche Aspekte. 2.) „Primär-formative Prozesse“: Innerhalb dieser Kapitel wurde die Beeinflussung der originären Schallereignisse durch den Vorgang der Aufnahme und die dabei stattfindenden Prozesse untersucht. Die wesentlichen und berücksichtigten, die Schallaufnahme beeinflussenden Parameter waren hierbei das Hörspielstudio „im Ganzen“, die Schallwandlung im technischen Sinne, der Einfluss der Stereofonie auf das Hörspiel sowie verschiedene daraus resultierende Formen der Inszenierungen. 3.) „Sekundär-formative Prozesse“: In diesem Bereich wurden gestaltende Prozesse erfasst und untersucht, die die aufgenommenen Schallereignisse beeinflussen und/oder zu gänzlich neuen Klangkonstrukten formen. Dies reicht vom Schnitt oder der Blende bis hin zu komplexen Modifikationen mit einer Vielzahl von radiofonen Effekten.
Die Analysen der einzelnen Hörspiele fanden dabei nicht nur aus technischer Sicht statt, sondern standen stets in einem engen Zusammenhang mit den dramaturgischen Vorgängen des entsprechenden Werkes. Darüber hinaus wurden aktuelle Produktionsaspekte für ein Hörspiel berücksichtigt, die zugleich in die Diskussion mit entsprechender Literatur gestellt wurden.
Zusammengefasst hat sich gezeigt, dass das Hörspiel eine Kunstform ist, die permanent durch die Technik beeinflusst wurde und wird. Der Zusammenhang zwischen Technik und auditiver Kunstform hat eigene dramaturgische Formen hervorgebracht, die das Hörspiel vor allem als eine eigenständige, von anderen Fachdisziplinen losgelöste Gattung definiert und im Umkehrschluss verschiedenste Fachbereiche für sich beansprucht.
»Verdi hat allerdings kein Requiem nach deutscher Art geschaffen«, befand der Referent des Musikalischen Wochenblattes August Guckeisen, nachdem er im Dezember 1876 der reichsdeutschen Erstaufführung von Giuseppe Verdis »Messa da Requiem« in Köln beigewohnt hatte. Ein »Requiem nach deutscher Art« – gab es so etwas überhaupt? Zumindest existierte ganz offenkundig eine klare Vorstellung von einer als ›deutsch‹ etikettierten Ästhetik der musikalischen Trauer. Typisch daran erscheint zunächst die darin vorausgesetzte Einteilung der Welt in etwas Eigenes und etwas Anderes. Der Hang zu einer national eingerahmten Kulturdefinition – und sei es durch Abgrenzung gegenüber etwas vermeintlich Fremdem – wirkt bis in die Gegenwart nach. Diese Untersuchung geht den Merkmalen ethischer Traditionen in der Empfindung und Bewertung der musikalischen Trauer nach und dokumentiert die unterschiedlichen Blickwinkel auf ein Werk, das erstens aus ganz verschiedenen Gründen als typisch ›italienisch‹ wahrgenommen wurde und das zweitens in einem Überschneidungsbereich von Kirchenmusik, Repräsentationsmusik und Konzertmusik steht. Das ›italienische‹ Selbstverständnis, das sich aus Sicht der Kritik in der Komposition niederschlug, rieb sich in zahlreichen Punkten mit dem ›deutschen‹. Diese Reibungspunkte wurden anhand historischer Quellen, vorwiegend aus Tageszeitungen und Musikfachblättern, freigelegt, um sowohl Gemeinsamkeiten als auch politische, konfessionelle und ästhetische Differenzen innerhalb der deutschsprachigen Kritik herauszuarbeiten.
Die Konzertlandschaft im Deutschen Kaiserreich wurde neben den zahlreichen Opern- und Sinfonieorchestern vor allem durch die vielseitigen Darbietungen der Militärkapellen bei verschiedensten Anlässen geprägt. Dabei zeigten sich die Musikkorps als vielseitig einsetzbare Formationen und konnten einen spezifischen Beitrag zur Musikkultur leisten. Die Militärorchester hatten durch ihr konzertantes Wirken die Möglichkeit, großen Einfluss auf das musikkulturelle Profil innerhalb einer Region zu nehmen. Diese und andere Aspekte können am Beispiel der „Turnhallenkonzerte“ zu Arolsen aufgezeigt werden. Militärkapellmeister Hugo Rothe konnte sich bei diesen Konzerten sowohl durch seine Programmauswahl als auch durch die Zusammenarbeit mit vielen nationalen und internationalen Gastsolisten auszeichnen. Diese Ergänzung zum militärmusikalischen Tagesgeschäft (Paraden, Zeremonielle) war eine notwendige Facette, die sich besonders aus einem eigenen künstlerischen Ehrgeiz heraus zur musikalischen Selbstverwirklichung – sowohl für den Dirigenten als auch für die Orchestermusiker – entwickelte. Auf diese Weise konnte musikalische Volksbildung durch Popularisierung verschiedenster Werke sowie durch ein speziell zusammengestelltes Repertoire erfolgen, was sich anhand des umfangreichen Nachlassmaterials von Militärkapellmeister Hugo Rothe veranschaulichen lässt.
Die Untersuchung über Diedrich Becker versucht einen Brückenschlag zwischen musikhistorischer und soziokultureller Betrachtung eines sogenannten "Kleinmeisters": Diedrich Becker (1623-1679), der als Komponist von Sonaten- und Suitensammlungen eine gewisse musikhistorische Bedeutung hat, dessen Biographie aber etliche Lücken aufweist, wird daher im sozialen wie auch kulturellen Kontext seiner Zeit dargestellt. Eine eingehende Betrachtung der Lebensstationen wie die Zeit als Mitglied der Celler Hofkapelle, aber auch sein Wirken als Ratsmusikant in Hamburg lassen auf zahlreiche Verbindungen zu anderen Künstlern seiner Zeit schließen. Beckers Wirken als Komponist zeigt sich in Sonaten und Suiten für Streicherensembles sowie in geistlichen Werken; vor allem die Überlieferungsgeschichte weist wiederum auf das dichte Beziehungsgeflecht hin, innerhalb dessen sich Becker bewegte. Im Anhang finden sich das Werkverzeichnis, Dokumente zur Biographie Beckers sowie alle erhaltenen Kompositionen.
In this work, Emilio de’ Cavalieri’s musical sources will serve as a platform in an attempt to overcome the lack of explicit original guidance and guidelines of performance practice of early basso continuo. It will offer a methodology that will allow the unraveling of implicit theory and practice hidden in the music sources themselves. The methodology of this work is based on the fact that Cavalieri’s Rappresentatione di Anima e di Corpo (Rome, 1600) is printed using a unique continuo notation, which is detailed, precise, and coherent—more so than any other contemporaneous printed source. Through thorough investigation of this continuo notation, it will be possible to enrich our practical as well as theoretical knowledge of the early basso continuo. A wide range of evidences will emerge, covering a wide spectrum, from general questions of instrumentation up to the very notes that should be played. Using a special notation for illustration, I will demonstrate how Cavalieri’s basso continuo figuration, when combined with the known rules of counterpoint, is at times equivalent to written-out realizations.
As part of this study, different models of contrapuntal phenomena will be analyzed, mainly in the context of cadences but also in the context of other progressions that deserve to be recognized as formulas. Their theoretical structure will be uncovered as well as their actual application in music and their manner of execution. The prevalence of each phenomenon will be examined in order to distinguish common and recurrent phenomena from rarely-used formulas. In order to do this, and due to problematic historical terminology, it will be necessary to create a set of new terms inspired by Cavalieri’s notation. Those terms will not be solely relevant to Cavalieri’s music; the models were made flexible so that they may prove useful for future discussions or studies of early continuo in general.
Out of the known early basso continuo sources, a “mini-compendium” of practical implications will be extracted in order to exhaust the practical knowledge implicit in them. This endeavor will be concluded with a list of rules and general advice drawn from the sources, but it will also reveal some problematic aspects of these sources.
This endeavor will make it possible to compare the “new” implicit practical information deduced in this study with the explicit known continuo sources, and assess to what extant Cavalieri’s continuo practices illuminate and complement the known knowledge from previously-studied yet opaque sources of basso continuo.
The focus of this dissertation is on Cavalieri’s music, but the findings proposed here will be traced so as to illuminate the broader realm of the early Baroque and the 17th century musical style at large. Finally, this new research about Cavalieri’s music and continuo, along reevaluating of its place among the common continuo sources, calls for redistribution of source materials on the traditional “shelf” of early basso continuo sources.
In this work, Emilio de’ Cavalieri’s musical sources will serve as a platform in an attempt to overcome the lack of explicit original guidance and guidelines of performance practice of early basso continuo. It will offer a methodology that will allow the unraveling of implicit theory and practice hidden in the music sources themselves. The methodology of this work is based on the fact that Cavalieri’s Rappresentatione di Anima e di Corpo (Rome, 1600) is printed using a unique continuo notation, which is detailed, precise, and coherent—more so than any other contemporaneous printed source. Through thorough investigation of this continuo notation, it will be possible to enrich our practical as well as theoretical knowledge of the early basso continuo. A wide range of evidences will emerge, covering a wide spectrum, from general questions of instrumentation up to the very notes that should be played. Using a special notation for illustration, I will demonstrate how Cavalieri’s basso continuo figuration, when combined with the known rules of counterpoint, is at times equivalent to written-out realizations.
As part of this study, different models of contrapuntal phenomena will be analyzed, mainly in the context of cadences but also in the context of other progressions that deserve to be recognized as formulas. Their theoretical structure will be uncovered as well as their actual application in music and their manner of execution. The prevalence of each phenomenon will be examined in order to distinguish common and recurrent phenomena from rarely-used formulas. In order to do this, and due to problematic historical terminology, it will be necessary to create a set of new terms inspired by Cavalieri’s notation. Those terms will not be solely relevant to Cavalieri’s music; the models were made flexible so that they may prove useful for future discussions or studies of early continuo in general.
Out of the known early basso continuo sources, a “mini-compendium” of practical implications will be extracted in order to exhaust the practical knowledge implicit in them. This endeavor will be concluded with a list of rules and general advice drawn from the sources, but it will also reveal some problematic aspects of these sources.
This endeavor will make it possible to compare the “new” implicit practical information deduced in this study with the explicit known continuo sources, and assess to what extant Cavalieri’s continuo practices illuminate and complement the known knowledge from previously-studied yet opaque sources of basso continuo.
The focus of this dissertation is on Cavalieri’s music, but the findings proposed here will be traced so as to illuminate the broader realm of the early Baroque and the 17th century musical style at large. Finally, this new research about Cavalieri’s music and continuo, along reevaluating of its place among the common continuo sources, calls for redistribution of source materials on the traditional “shelf” of early basso continuo sources.
Diese Dissertation hat das ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart zum Gegenstand der Forschung genommen und möchte dieses aus unterschiedlichen Perspektiven allumfassend betrachten. 1980 als Tage für Neue Musik Stuttgart gegründet und 1998 in ECLAT umbenannt, zählt es heute zu den wichtigsten Festivals für zeitgenössische Musik in Deutschland und genießt einen internationalen Ruf. In der wissenschaftlichen Forschung ist das ECLAT Festival jedoch bisher nicht aufgegriffen worden. Diese Arbeit möchte daher eine Lücke schließen nicht nur als Beitrag zur musikalischen Institutionsgeschichte, sondern auch in der Anwendung des Konzeptes der Dramaturgieanalyse, mit der die dramatische Gestalt und Struktur eines Festivals für zeitgenössische Musik erforscht wird. Detailliert beschäftigt sich die Dissertation mit der Historie des Festivals seit seiner Gründung bis hin zur Gegenwart sowie mit den es umgebenden Umständen, Personen und Institutionen in Stuttgart. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf den damaligen SDR und heutigen SWR als langjährigem Kooperationspartner des Festivals gelegt.
Neben dem methodischen Blickwinkel und der Quellenanalyse im Sinne der historischen Musikwissenschaft, liegt der musikwissenschaftlich-angewandte Fokus auf einer Dramaturgie- und Höranalyse in einem größeren, interdisziplinären Kontext. Diese wurde exemplarisch mit einer Herausarbeitung der jeweiligen Schwerpunkte und Themen sowie deren Kontextualisierung anhand der einzelnen Festivaljahrgänge zwischen 1998 und 2013 durchgeführt — ein Zeitraum, der sich von der Umbenennung des Festivals von Tage für Neue Musik Stuttgart zu ECLAT, die mit einer inhaltlichen Neupositionierung einherging, und bis zum Ende der über mehr als zwei Jahrzehnte dauernden alleinigen Künstlerischen Leitung von Hans-Peter Jahn erstreckt.
Erwin Lendvai (1882-1949) und sein Beitrag zur Reform des Laienchorwesens in der Weimarer Republik
(2019)
„Nicht nur ein ausserordentlicher Kuenstler, sondern auch ein ganz vorzueglicher Paedagoge.“
So urteilte die Schülerschaft der von Fritz Jöde (1887-1970) gegründeten Volksmusikschule Hamburg bereits 1924 über den gebürtigen Ungarn und Wahldeutschen Erwin Lendvai (1882-1949). Wie kaum einem Zweiten gelang es Lendvai nach dem I. Weltkrieg sowohl die musikalischen Bedürfnisse der großen deutschsprachigen Sängerbünde wie dem DSB und dem D.A.S. zu erfüllen als auch seine Vorstellungen einer qualitativen Chorschulung und Chorbildung in seinen beiden selbst herausgegebenen Chorsammlungen „Schola Cantorum – Sammlung klassischer gemischter a cappella Chöre in Form einer systematischen Chorschulung“ (1927; mit einem Geleitwort von Hans Joachim Moser [1889-1967]) und „Der polyphone Männerchor. Sammlung originaler und bearbeiteter Vokalwerke aus drei Jahrhunderten“ (1928) umzusetzen, was Rezensionen zu seinen Werken, Briefe an ihn und Äußerungen über ihn, z. B. von Hanns Eisler (1898-1962), Franz Josef Ewens (1899-1974), Leo Kestenberg (1882-1962) und Hugo Leichtentritt (1874-1974), nahelegen. Auch seine Mitarbeit bei den „Lobeda-Singebücher“ (1931/1933) und seine Beiträge im „Volksliederbuch für die Jugend“ (1930) dokumentieren seine Bedeutung in jenen Jahren. Seine Leistungen ließen ihn während der Weimarer Republik zu einem der gefeiertsten Komponisten innerhalb der deutschsprachigen Laienchorbewegung und einem der führenden Chorpädagogen seiner Zeit werden. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers und der NSDAP 1933, emigrierte er 1938 nach Großbritannien, wo er als namenloser Musiker verstarb und in Vergessenheit geriet.
In der vorliegenden Dissertation „Erwin Lendvai (1882-1949) und sein Beitrag zur Reform der Laienchorbewegung während der Weimarer Republik“ wird umfassender als bisher geschehen das Leben und Werk dieser für die Chorforschung bedeutenden Persönlichkeit wieder in Erinnerung gerufen und kritisch gewürdigt.
In der vorliegenden Dissertation wurde untersucht, wie das Lernen in Gruppen die individuelle Leistungsbereitschaft von erwachsenen Instrumentalschülern beeinflusst. Den Rahmen bildete eine universitäre Lehrveranstaltung, in der schulpraktische Klavierkenntnisse in Lerngruppen von sechs bis acht Teilnehmern vermittelt wurden. Bei den Teilnehmern handelte es sich um Lehramtsstudierende für Grund-, Haupt- und Sonderschule (N = 52, Alter: 19-44 Jahre). Für die Datenerhebung wurde ein Mixed Methods Design verwendet, das qualitative und quantitative Methoden miteinander verknüpfte, was eine umfassende und vielschichtige Analyse des Instrumentalen Gruppenunterrrichte (IGU) erlaubte. Ausgangspunkt der Untersuchung war eine Analyse der musikbiographischen, soziodemographischen und motivationalen Voraussetzungen der Studierenden, welche die heterogenen Ausgangsbedingungen innerhalb der Lerngruppen verdeutlichte. Anhand einer biographisch orientierten Beschreibung, die verschiedene Prototypen studentischer Lerner herausstellte, konnten unterschiedliche Reaktionsweisen auf das Unterichtsangebot und typische Lernschwierigkeiten erklärt werden. Die anschließende Evaluation gab ein detailliertes Bild über die Vor- und Nachteile des IGU aus der Sicht erwachsener Lerner. Als Schlüsselvariablen für die Wahrnehmung des Lernumfelds und die Zufriedenheit konnten die Leistungsstreuung innerhalb der Gruppen und die Leistungsposition des Einzelnen identifiziert werden. Die Heterogenität der Lerngruppen wurde sowohl anhand einer subjektiven Einschätzung durch die Studierenden als auch über die Messung musikbezogener Fertigkeiten (z.B. Psychomotorik, Notenkenntnisse, AMMA) bestimmt, letztere wurden auch hinsichtlich ihrer Entwicklung im Kursverlauf (Pre-/Posttest) überprüft. Als Indikator für das Leistungsverhalten diente die investierte Übezeit, gemessen in Übedauer und Übehäufigkeit. Auf dieser Grundlage konnte der Einfluss verschiedener Faktoren auf das Übeverhalten abgeprüft und in einem Modell zusammenfasst werden, welches das komplexe Zusammenspiel von gruppenspezifischen, personenbezogenen, institutionellen und organisatorischen Einflussfaktoren veranschaulichte. Die Daten deuten darauf hin, dass gruppenspezifische Faktoren den Lernerfolg im IGU weniger stark beeinflussen als bislang vermutet. Vielmehr bestimmten personenbezogene – und damit gruppenunabhängige – Faktoren die Nutzung des Unterrichtsangebots und die Übeinvestition. Der Lernhabitus des Einzelnen war die wichtigste Determinante für das Leistungsverhalten, was am Beispiel der Spätstudierenden demonstriert werden konnte, die resistenter gegenüber negativen gruppenabhängigen Faktoren (z.B. Über-, Unterforderung) waren als ihre jüngeren Kommilitonen, die häufiger zur Prokrastination tendierten. Die soziale Motivation durch die Gruppe, gegenseitige Hilfestellung und Übepartnerschaften begünstigten den Fertigkeitserwerb, so dass die Mehrzahl der Probanden mit der Unterrichtssituation und dem eigenen Lernerfolg zufrieden war. Wichtig war allerdings, dass Leistungsunterschiede durch eigene Anstrengung (z.B. verstärktes Üben) überwunden werden konnten. War dies aufgrund der Gruppenzusammenstellung nicht möglich, da die Unterschiede zu groß waren, führte dies zu Motivationsverlusten. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für eine Integration des IGU in die hochschulische Lehrerbildung, allerdings wäre für eine ausreichende und nachhaltige berufliche Vorbereitung eine Ausweitung des Unterrichtsangebots auf mehrere Semester anzuraten.