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Tugendethische Perspektiven
(2020)
Der tugendethische Entwurf der nikomachischen Ethik des Aristoteles ist bis heute von außerordentlicher Bedeutung. Die dort ausgeführte Charakterisierung der Tugenden als ethische Grundhaltungen ermöglicht eine differenzierte Betrachtung des menschlichen Handelns. Dem gegenüber lässt sich an der Wende vom elften zum zwölften Jahrhundert in den Werken Bernhard von Clairvauxs´ ebenfalls ein tugendethisches Lebenskonzept erkennen. Auch Bernhard versucht zu eruieren, wie der Mensch seine eigene Mitte findet und so zum verantwortlichen Handeln befähigt ist. Dabei nimmt er jedoch den Menschen explizit als Geschöpf Gottes in den Blick. Für die systematische Theologie eröffnet sich gerade in der Zusammenschau des aristotelischen Entwurfs mit der anthropologischen Analyse Bernhards eine weiterführende Perspektive. Dieser Beitrag skizziert daher die beiden tugendethischen Ansätze und gibt einen ersten weiterführenden Ausblick für die theologische Anthropologie.
1961 äußerte sich Karl Rahner mit einem Aufsatz zum Spannungsverhältnis zwischen Exegese und Dogmatik. Diese Spannung entzündet sich vornehmlich am konkreten Umgang mit biblischen Texten. Bis heute scheint es sich hierbei jedoch um ein ungelöstes Problem zu handeln. Der in diesem Aufsatz vorgestellte methodische Entwurf versucht einen solchen Brückenschlag zwischen den beiden theologischen Fachwissenschaften mittels einer Hermeneutik zur Interpretation alttestamentlicher Texte anzustreben. Dabei nimmt die Fokussierung auf das Alte Testament keine hermeneutische Sonderstellung ein, sondern erweist sich vielmehr als Prüfstein und Richtschnur jeder christlichen Interpretation der zweigeteilten Bibel. In den Brennpunkten der Ausführung dieses hermeneutischen Entwurfs stehen zum einen die Verpflichtung des Auslegers gegenüber dem biblischen Text und zum anderen das dialogische Gegenüber von Textwelt und konkreter Lebenssituation.
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Das Westjordanland – Wo Vulnerabilitäten ein politisches Vakuum erzeugen und damit gefährlich werden
(2023)
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Die Frage nach Zeit und Ewigkeit ist eine existenzielle Frage. Der Mensch lebt und baut sein Leben und seine Existenz auf dem auf, was ihm die Vergangenheit gebracht hat. Gleichzeitig aber schaut der Mensch in die Zukunft und stellt die Frage, was die Zukunft ihm bringt und gibt. Der gläubige Mensch fragt gleichzeitig weiter, was ihm der Glaube für seine Zukunft bringt und was mit seinem Leben aus seiner Zeit in der Ewigkeit werden wird? Die vorliegende Arbeit will auf religionswissenschaftlicher und eschatologischer Basis die Frage nach der gegenseitigen Verankerung von Zeit und Ewigkeit klären. Im eschatologischen Bezug stehen Zeit und Ewigkeit in engem Verhältnis und dadurch findet die Zeit ihr „Größenmaß“. Daher trägt die vorliegende Arbeit den Titel „Zeit als eschatologische Größe“. Dieses Thema wird auf dem schöpferischen Grund ausgearbeitet und durch die biblische Offenbarung mit der Trinität verbunden. Darum lautet die Hauptthese dieser Arbeit: „Christliche Theologie versucht, die menschliche Zeit kairologisch und eschatologisch in die Ewigkeit des trinitarischen Gottes hinein zu verankern“. Diese Hauptthese wird erklärt und ausgelegt in fünf Teilen: Teil I: Zeit – Theorie - Darstellung bedeutsamer biblischer Zeitbegriffe. Sie zeigen: Ehe die Zeit in der Ewigkeit Gottes entgrenzt ist, ist die Ewigkeit unbegrenzte Zeit. Die unbegrenzte Zeit ist nicht leer, sondern zugleich gefüllte und erfüllte Zeit. Teil II: Zeit und Ewigkeit - Vorstellung kosmologisch-theologischer Modelle von Frank J. Tipler und Teilhard de Chardin. Christus als Alpha und Omega – der Anfang und das Ende: im Tod und in der Auferstehung, in der Wirklichkeit der Eucharistie und in der Schöpfung als die Ausdehnung der Evolution. - Verbindung der Zeit mit der Evolution durch philosophische und naturwissenschaftliche Aussagen. Die Evolution basiert auf dem Fundament der Ewigkeit Gottes und der Allgegenwart Gottes. Sie ist Fortsetzung der Schöpfung – creatio continua. Die Evolution bleibt ständig im dynamischen „nunc – jetzt“. - Darstellung der neuen Zeit-Perspektiven, welche die Ewigkeitsvorstellungen des Gregor von Nyssa eröffnen. Die Teilhabe an der Ewigkeit Gottes ist ein fortschreitender Prozess, Diastema – Schöpfungsprozess. - Die Zeit der Schöpfung findet ihre Begründung im trinitarischen Gott durch Jesus Christus als creatio ex amore. Teil III: Zeit in der symbolischen Interpretation - Verbundenheit der Symbole in der Zeit mit Ewigkeit. Symbole auf der religiösen Ebene verweisen betroffene und ergriffene Menschen auf Gottes Wirklichkeit. - Symbole in der sakramentalen Umfassung. Jesus Christus als das Ur-Sakrament und zugleich als jene sakramentale Wirklichkeit, in der Zeit und Ewigkeit in eins zu vororten sind. Teil IV: Zeit und Ewigkeit in der Eschatologie als Größe des trinitarischen Gottes - Vorstellung der schöpfungstheologischen und heilsökonomischen Einheit von Zeit und Ewigkeit in der trinitarischen Begründung bei Jürgen Moltmann und Wolfhart Pannenberg. Teil V: Systematische Ergebnisse zur Theologie der Verankerung der menschlichen Zeit in der Ewigkeit des trinitarischen Gottes auf kairologischer und eschatologischer Basis - Jesus Christus, der Kairos als Heilszeit-Brücke zum Verständnis der trinitarischen Ewigkeitswirklichkeit, die in der sakramentalen Kirche lebt und weiter wirkt. - Liebende-Communio des dreieinigen Gottes verankert die Zeit mit der Ewigkeit Gottes. Jesus Christus, der wahre Mensch und wahre Gott, ist der Offenbarer der Trinität und gleichzeitig ist er die Verankerung des Menschlichen im Göttlichen. Durch sein Kommen in die irdische Zeit und Geschichte findet die Zeit ihre Größe in ihrer Verankerung in der Ewigkeit.
Die menschliche Verwundbarkeit stellt eine unerhörte Macht dar im persönlichen und politischen, sozialen und ökonomischen, kulturellen und religiösen Leben. Wie menschliche Gemeinschaften mit dieser Vulnerabilität umgehen, ist gesellschaftlich relevant und zugleich prekär. Denn Vulnerabilität fordert zum Handeln auf. Sie setzt destruktive und kreative Kräfte frei.
Die DFG-Forschungsstudie „Schöpfung durch Verlust Band II“ liefert einen theologischen Beitrag zur interdisziplinären Vulnerabilitätsforschung. Sie führt die nach Michel de Certeau (1925–1986) benannte Methodik der Heterologie weiter und befragt die Gründungsnarrative des Christentums nach ihrem vulnerabilitätstheoretischen Gehalt. Wo tritt das Agency-Potential der Vulnerabilität zutage? Welche Alternative eröffnet sich zu jener gefährlichen Vulneranz, die das Vulnerabilitätsdispositiv persönlich und gesellschaftlich birgt?
Die menschliche Verwundbarkeit stellt eine unerhörte Macht dar im persönlichen und politischen, sozialen und ökonomischen, kulturellen und religiösen Leben. Das hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt. Wie menschliche Gemeinschaften mit dieser Vulnerabilität umgehen, ist gesellschaftlich relevant und zugleich prekär. Denn Vulnerabilität fordert zum Handeln auf und setzt destruktive und kreative Kräfte frei.
Die DFG-Forschungsstudie „Schöpfung durch Verlust“ liefert einen Beitrag zu jenem Wissenschaftsdiskurs, der „Vulnerabilität“ in den letzten Jahrzehnten zu einem Schlüsselbegriff interdisziplinärer Forschung machte. Sie bietet eine ausführliche Analyse des Vulnerabilitätsdiskurses und bringt mit dem Philosophen und Religionstheoretiker Georges Bataille (1897–1962) erstmals eine sakraltheoretische Perspektive ein. Warum sind Menschen bereit, Opfer zu bringen und Verletzungen in Kauf zu nehmen für das, was ihnen heilig ist?