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Herzchirurgische Eingriffe bei Patienten mit terminaler, dialysepflichtiger Niereninsuffizienz
(2007)
Patienten mit TDNI, bei denen herzchirurgische Eingriffe vorgenommen werden müssen, gelten als Hochrisikopatienten. Diese retrospektive Studie berichtet über 61 Patienten mit TDNI, die in unserer Klinik von 1984 bis 2001 unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine operiert wurden. Beschrieben wird deren präoperativer klinische Status und dessen Einfluss auf den peri- und postoperativen Verlauf, Morbidität und Letalität, sowie auf die Langzeitergebnisse. 1. Es wurden 46 Männer und 15 Frauen im Alter zwischen 34 und 76 Jahren (Durchschnittsalter 58.6 +10 Jahre) untersucht. 2. Bei 47 Patienten wurde eine ACB-Operation durchgeführt. 14 Patienten erhielten einen Herzklappenersatz, davon 10 einen Aortenklappenersatz (1 Patient mitzusätzlich ACB), 3 Patienten einen Mitralklappenersatz und 1 Patient eine AKE, MKE und zusätzlich ACB. 3. Alle 61 Patienten waren präoperativ seit 1 Monat bis 26 Jahre (im Durchschnitt 57.5 +37.5 Monate) dialysepflichtig. 4. Präoperativ hatten 20 Patienten einen Myokardinfarkt (33.8%), 13 Patienten einen Diabetes mellitus (21.3%), 42 Patienten eine Arterielle Hypertonie (68.8%), 23 Patienten eine Hyperlipoproteinämie (37.7%), 15 Patienten wiesen eine pAVK auf (24.6%) und 13 Patienten waren Raucher. Bei 13 Patienten (21:3%) konnten verschiedene neurologische Erkrankungen diagnostiziert werden. 5. 9 Patienten wurden notfallmäßig operiert, wovon 7 eine Herzbypassoperation und 2 eine Klappenoperation erhielten. 6. Die Patienten wurden mittels HLM und Blutkardioplegie operiert, lediglich ein Patient wurde in off-pump-Technik operiert. 7. Die Dauer des extrakorporalen Kreislaufes betrug im Durchschnitt 115,6 Minuten, die durchschnittliche postoperative Beatmungsdauer 18,35 +13,7 Stunden. 8. Perioperativ entwickelten 30 Patienten (49,2%) Komplikationen, betroffen waren 46% der Koronarpatienten und 50% Herzklappenpatienten. 9. Eine Mediastinitis trat bei 6,6% der Patienten auf. Wundheilungsstörungen an der Venenentnahmestelle mussten bei 8,8% aller Patienten behandelt werden. Punktionsbedürftige Pleuraergüsse wurden bei ebenfalls 8,8% behandelt. 10. 5 Patienten des Gesamtkollektivs verstarben perioperativ. Hieraus resultiert eine Operationsletalität von 8,2%. 3 Patienten verstarben im akuten Herzversagen, ein Patient an einer Sepsis aufgrund einer Peritonitis bei akuter Pankreatitis, ein Patient verstarb im Multiorganversagen nach langer HLM-Dauer und Gerinnungsstörung mit Massentransfusion. 11. Eine Reoperation war bei 2 Patienten nötig geworden; davon musste ein Patient 5 Monate nach der Erstoperation einer Aortenklappenendokarditis erneut wegen einer Prothesenendokarditis operiert werden. Der zweite Patient wurde 2 Jahre postoperativ wegen einer Klappenprotheseninsuffizinez und KHK reoperiert werden. Beide Patienten verstarben bei der durchgeführten Re-Operation. 12. Die postoperative Überlebensrate nach 1, 2, 3, 4 und 5 Jahren betrug jeweils 91,8%, 77,2%, 69,2%, 58,2% und 51,2%. 13. Eine klinisch spürbare Verbesserung der Symptomatik äußerten 71,8% aller untersuchten Patienten mit vollständigem Follow up (28 von 39). 14. Postoperativ erhielten 6 der Studienpatienten eine Nierentransplantation. 15. Eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz mit Stadium NYHA III°-IV° insbesondere bei Herzklappenoperation und pAVK erhöhen die postoperative Letalität. 16. Limitierend für die Interpretation der Ergebnisse dieser Studie sind die retrospektive Analyse und das kleine Patientenkollektiv (61 Patienten), was jedoch durchaus vergleichbar ist mit anderen Studien zu diesem Thema (Tabelle 9). Andererseits sind in dem großen Untersuchungszeitraum von 1984 bis 2001 viele Weiterentwicklungen und Erfahrungen eingeflossen, die gerade diesem speziellen Kollektiv zu Gute kamen.
Hintergrund:
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die führende Todesursache in Ländern der westlichen Welt. Die Koronare Herzkrankheit (KHK) macht über die Hälfte dieser Todesfälle aus. Obwohl die Risikofaktoren der KHK in den vergangenen Jahrzehnten ausreichend erforscht wurde, ist in in den letzten Jahren ein weiterer potentieller Risikofaktor von Interesse geworden: die Depression. Es konnte gezeigt werden, dass eine gehäufte Komorbidität zwischen KHK und depressiver Symptomatik besteht und dass das gleichzeitige Vorliegen von KHK und Depression mit schlechterer Prognose und erhöhter Mortalität verknüpft ist. Die vorliegende retrospektive Arbeit beschäftigte sich mit dem postoperativen Outcome von Patienten mit depressiver Erkrankung, die sich einem herzchirurgischen Eingriff unterzogen hatten, im Vergleich zu einem Kollektiv psychisch gesunder Patienten. Studienhypothese war, dass Depression das Risiko von postoperativer Mortalität, peri- und postoperativer Komplikationen und stationären Wiederaufnahmen erhöht.
Material und Methoden:
Insgesamt wurden 294 Patienten, die im Zeitraum von Januar 2008 bis einschließlich März 2013 in der Klinik für Thorax-, Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des Universitätsklinikum Würzburg am Herzen operiert wurden, eingeschlossen. Es wurden prä-, peri- und postoperative Daten aus den digitalen Patientenakten, Anästhesie- und Operationsprotokollen erhoben und in Erhebungsbögen festgehalten. An statistischen Test wurden der T-Test und der Chi-Quadrat-Test benutzt. Als primären Endpunkt definierten wir die postoperative 30-Tages-Mortalität.
Resultate:
In der Gruppe der depressiven Patienten verstarben 8 Patienten und 11 Patienten wurden in der Herz-Thorax-Chirurgie wiederaufgenommen. Wir konnten keinen Unterschied zu den nicht depressiven Patienten feststellen (Mortalität p=0,213, Rehospitalisation p=0,578). Es konnte ein hoch-signifkanter Zusammenhang zwischen Depression und dem Risiko für postoperatives Delir gezeigt werden (p=0,002).
Konklusion: Wir konnten keinen Unterschied zwischen der 30-Tages-Letalität und der Rehospitaliseriungsrate nach Herzoperation zwischen präoperativ depressiven und nicht depressiven Patienten feststellen. Wir konnten zeigen, dass Patienten mit präoperativer Depression ein erhöhtes Risiko haben postoperatives Delir zu erleiden. Wir zogen daraus die Schlussfolgerung, dass die Diagnosestellung und Therapie von Depression und depressiver Symptomatik in Patienten mit koronarer Herzkrankheit von klinischer Relevanz ist um eine optimale chirurgische Behandlung zu gewährleisten.