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In der vorliegenden Arbeit wurden retrospektiv Laute von Säuglingen untersucht, die an der interdisziplinären DFG-geförderten Langzeitstudie „Deutsche Sprachentwicklungsstudie“ (GLAD-Studie) teilnahmen. Ziel dieser Studie war es, vorsprachliche Prädiktoren für eine spezifische Spracherwerbsstörung zu finden. Die vorsprachlichen Vokalisationen von Kindern mit und ohne familiäre Disposition (FH´+ respektive FH-) für eine spezifische Spracherwerbsstörung (SES) wurden in den ersten drei Lebensmonaten untersucht. Die Analyse schloss 22 Säuglinge (12 Mädchen und 10 Jungen) mit einer positiven Familienanamnese und 34 Säuglinge (16 Mädchen und 18 Jungen) mit einer negativen Anamnese bezüglich einer spezifischen Spracherwerbsstörung ein. Basierend auf den Sprachleistungen im Alter von 3-5 Jahren, die mit Hilfe von standardisierten Tests von Linguisten erhoben wurden, erfolgte retrospektiv eine Zuordnung der Kinder in vier Gruppen: FH--Norm Gruppe (Kinder ohne familiärer Disposition für SES und normaler Sprachentwicklung), FH--SES Gruppe (Kinder ohne familiärer Disposition für SES und Spracherwerbsstörung), FH+-Norm Gruppe (Kinder mit familiärer Disposition für SES und normaler Sprachentwicklung) und FH+-SES Gruppe (Kinder mit familiärer Disposition für SES und Spracherwerbsstörung).
In der vorliegenden Arbeit wurden retrospektiv pro Gruppe nur Vokalisationen analysiert, die eine melodisch-rhythmische Ähnlichkeit zu späteren auftretenden zweisilbigen Babbellauten und Wörtern aufweisen. Dies sind sogenannte 2B-Strukturen (zweibögige Melodien) und 1S-Strukturen (zweibögige Melodien, die durch eine Pause unterbrochen sind). Das Ziel der Arbeit war es, retrospektiv einen möglichen Zusammenhang zwischen strukturellen Schreimerkmalen in den ersten 12 Wochen und der späteren sprachlichen Leistung der Kinder zu untersuchen. Dabei wurden die relative Auftrittshäufigkeit, Parameter der Zeitorganisation (Melodiebogenlänge, Dauer von Segmentierungspausen) sowie melodische Eigenschaften dieser Strukturen, wie das Verhältnis der Frequenzmaxima (F0max) und das Verhältnis der Bogenlängen (BL) der beiden Bögen in den ersten drei Lebensmonaten analysiert sowie Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten der vier Probandengruppen untersucht.
In der vorliegenden Arbeit wurden Aspekte der vorsprachlichen Entwicklung von Kindern untersucht, die Teilnehmer an der interdisziplinären Langzeitstudie " Deutsche Sprachentwicklungsstudie" (GLaD-Studie) sind. Diese Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (Leipzig) gefördert und wird seit August 2000 in der Kinderklinik Lindenhof (Berlin), durchgeführt. Bei der Studie handelt es sich um ein interdisziplinäres Projekt, dessen Zielstellung die Identifizierung vorsprachlicher Prädiktoren für eine spezifische Spracherwerbsstörung ist. Für die Untersuchung wurden aus der Gesamtgruppe der GLaD-Kinder 21 Säuglinge (11 Mädchen und 10 Jungen) mit einer positiven Familienanamnese bezüglich einer spezifischen Spracherwerbsstörung ausgewählt (FH+-Kinder). Basierend auf den Sprachleistungen im Alter von 24 Monaten, die mit Hilfe von standardisierten Tests von Linguisten erhoben wurden, erfolgte retrospektiv eine Zuordnung der Kinder in eine sprachlich normal entwickelnde (FH+-NORM-Gruppe) bzw. eine sprachverzögerte Gruppe (FH+-SES-Gruppe). Ziel dieser Arbeit war es, die Säuglingsschreie der ersten 4 Lebensmonate aller 21 Kinder signalanalytisch zu untersuchen. Die Ergebnisse der Analysen von Säuglingen mit einer positiven Familienanamnese (FH+) und Säuglingen ohne eine positive Anamnese für die Entwicklung einer spezifischen Spracherwerbsstörung (FH-) wurden verglichen. Neben der Strukturanalyse der aufgezeichneten Säuglingslaute bestand das Ziel der Arbeit auch darin, ausgewählte prosodie-relevante Parameter quantitativ zu untersuchen. Dazu wurden Melodiebogenlänge, die Dauer von Segmentierungspausen, die Minima und Maxima der Grundfrequenz und der absolute Melodiehub ausgewählter Laute analysiert und zwischen den beiden FH+-Gruppen verglichen.