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Eine der seltensten Formen thorakolumbaler Wirbelsäulenverletzungen stellen Hyperextensionsläsionen dar. In dieser retrospektiven Studie wurden 27 Fälle thorakolumbaler Hyperextensionsverletzungen, die zwischen 1997 und 2010 in der Universitätsklinik Würzburg behandelt wurden, analysiert und die Besonderheiten dieser Verletzungen verdeutlicht. Ergebnisse: In dem untersuchten Patientenkollektiv waren zu 74 % Männer von den Hyperextensionsverletzungen betroffen. Das Durchschnittsalter aller Patienten lag bei 70,6 Jahren (25 – 92 Jahre, SD 15,8). 22 Patienten litten zum Unfallzeitpunkt an Vorerkrankungen der Wirbelsäule: in 17 Fällen (63 %) lag eine diffuse idiopathic skeletal hyperostosis (DISH) vor, bei 4 Patienten (14,8 %) ein M. Bechterew und bei einer Patientin (3,7 %) ausschließlich degenerative Veränderungen im Sinne einer Osteoporose. In 29,6 % der Fälle war ein leichtes Trauma ursächlich, bei 70,4 % führte ein hochenergetischer Unfall zu der Hyperextensionsverletzung. Bei 14 Patienten verliefen die Verletzungen der vorderen Säule transdiskal (52 %) und bei 13 transossär (48 %). Bei allen Patienten ohne Vorschäden der Wirbelsäule kam es dabei zu einer transdiskalen Läsion. 6 Patienten (22,2 %) erlitten initial durch die Hyperextensionsverletzung ein neurologisches Defizit. Alle Patienten wurden operativ mittels Implantation eines Fixateur interne von dorsal stabilisiert. Schlussfolgerung: Im Vergleich mit der Literatur zeigte sich anhand der Daten dieser Studie, dass Hyperextensionsverletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule mit einem höheren Risiko für neurologische Defizite einhergingen als andere thorakolumbale Verletzungen der Gruppe B. Dabei traten neurologische Defizite nur bei hochenergetischen Unfällen auf. Ein durch M. Bechterew oder DISH versteiftes Achsenskelett erhöhte das Risiko für eine Hyperextensionsverletzung. Im Vergleich zu anderen Verletzungsformen der thorakolumbalen Wirbelsäule traten Hyperextensionsverletzungen verhältnismäßig häufiger bei vorgeschädigten Wirbelsäulen und somit bei älteren Menschen auf. Nur im Falle einer Vorerkrankung der Wirbelsäule konnte bereits ein niederenergetisches Trauma zu einer Hyperextensionsverletzung führen. Dabei war dann vor allem der thorakolumbale Übergang und weniger die thorakale Wirbelsäule betroffen, bei der es hauptsächlich durch hochenergetische Unfälle zu Verletzungen kam. Transossäre Hyperextensionsverletzungen der vorderen und der hinteren Säule traten nur bei alterierten Wirbelsäulen auf. Bei wirbelsäulengesunden Patienten verlief die Verletzung jeweils transdiskal und durch die hintere Säule ligamentär.
EINFÜHRUNG: Bisherige Methoden der Behandlung von Wirbelkörperfrakturen machten ein kombiniertes Vorgehen aus anteriorem und posteriorem Zugang zum frakturierten Wirbelkörper erforderlich, um zwei Dinge zu ermöglichen: die Stabilisierung der hinteren Säule durch einen Fixateur interne und die Aufrichtung und Abstützung des gesinterten Wirbels durch Cage-Interposition, Verplattung oder autologe trikortikale Spantransplantation vom Beckenkamm zur Erhöhung der axialen Belastbarkeit im frakturierten Wirbelsäulensegment. Ein bereits in den 80er Jahren entstandenes Konzept eines solitären dorsalen Vorgehens mit transpedikulärem Zugang zur Behandlung der ventralen Säule mittels autologer Spongiosa und dem Vorteil einer verminderten Morbidität durch den Wegfall des zusätzlichen ventralen Vorgehens scheiterte an der fehlenden axialen Belastungsstabilität. Wir testeten im Schafsmodell ein modifiziertes dorsales transpedikuläres Verfahren und untersuchten die Effizienz eines rhOP-1-Hydroxylapatit-Zement-Gemisches gegenüber transplantierter Spongiosa und Hydroxylapatit-Zement hinsichtlich seiner Eignung zur Abstützung der vorderen Säule. METHODIK: Es wurden 36 Schafe einer operativen Verblockung der Lendenwirbel 4-6 mittels Fixateur interne unterzogen und in drei Gruppen zu je 12 Tieren eingeteilt. In Gruppe 1 diente autologe Beckenkammspongiosa zur transpedikulären Auffüllung des pedikuloskopisch ausgeräumten Zwischenwirbelraumes L4/5, in Gruppe 2 wurde der Defekt durch Hydroxylapatit-Zement überbrückt und in Gruppe 3 durch Hydroxylapatit-Zement mit darin mikroverkapseltem rhOP-1. Die ersten beiden Tiere der ersten Gruppe mußten wegen einer primären postoperativen Paraplegie der hinteren Extremitäten getötet werden, so daß in dieser Gruppe noch zehn Tiere für die kommenden Untersuchungen verblieben. Nach 8 postoperativen Wochen wurden die Tiere getötet und die seit der Operation stattgefundenen Veränderungen im aufgefüllten Zwischenwirbelraum L4/5 röntgenologisch, makromorphometrisch und histologisch verglichen. ERGEBNISSE: In Gruppe 1 zeigte sich in einem von zehn Fällen eine einseitige knöcherne Durchbauung, in acht der zehn Fälle eine über das ursprüngliche Niveau der Wirbelkörperendplatten hinausreichende Knochenneubildung oder zumindest Spongiosaintegration, es traten keine Entzündungszeichen in dieser Gruppe auf. In Gruppe 2 wurden eine unilaterale und eine bilaterale Wirbelkörperfusion gefunden, die übrigen zehn Schafe wiesen eine deutliche Zementresorption und –fragmentierung mit steriler Entzündungsreaktion und Osteolysen in vier Fällen auf. Charakteristisch war eine horizontal verlaufende Bruchlinie im intervertebralen Anteil der Zementplombe, die in allen Präparaten zu finden, im Falle der Fusionen allerdings durch Knochenbrücken unterbrochen war. Gruppe 3 präsentierte in vier Fällen unilaterale und in sechs Fällen bilaterale Fusionen, selbst die beiden Präparate ohne Fusion zeichneten sich durch deutliche Knochenneubildung und fehlende Zementresorption oder –fragmentierung bei auch hier vorhandener horizontaler Plombenbruchlinie aus, es fanden sich keine osteolytisch-entzündlichen Veränderungen. DISKUSSION: Die rhOP-1-Hydroxylapatit-Zement-Gruppe erwies sich mit zehn erfolgreichen Fusionen ohne Entzündungsreaktionen somit als deutlich überlegen im Vergleich mit transplantierter Spongiosa (eine Fusion, kein Entzündungsfall) und Hydroxylapatit-Zement ohne rhOP-1 (zwei Fusionen, vier Entzündungsfälle). Die in Gruppe 2 und 3 beobachtete horizontale Bruchlinie in der Zementplombe rührte von einer frühen postoperativen Scherkraftbelastung auf den Zwischenwirbelraum L4/5 und konnte in der dritten Gruppe dank der osteoinduktiven Wirkung des rhOP-1 besser durchbaut werden als in der Hydroxylapatit-Zement-Gruppe ohne rhOP-1, in der die alleinige osteokonduktive Wirkung des Knochenzements eine rasche Wirbelkörperfusion nicht herbeiführen konnte. Stattdessen trat in einigen Fällen trotz primärer axialer Belastungsstabilität des Zementes wegen der fehlenden beschleunigten Biointegration des Hydroxylapatits eine deutliche Zementplombenfragmentierung mit nachfolgender steriler Entzündungsreaktion auf. ZUSAMMENFASSUNG: Es konnte also unter Vermeidung eines zusätzlichen ventralen Vorgehens mit einem transpedikulären dorsalen Verfahren mittels einer Kombination aus primär axial belastungsstabilem Hydroxylapatit-Zement und osteoinduktiv wirksamem rhOP-1 in zehn von zwölf Fällen und damit signifikant häufiger als mit den Vergleichsverfahren nach acht postoperativen Wochen eine Wirbelkörperfusion im Schafsmodell herbeigeführt werden.