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Zusammenfassung
Ziel:
Pathomorphologische Veränderungen der Kiefergelenke treten im Rahmen einer JIA häufig auf. In dieser Arbeit sollten anhand von einer kieferorthopädischen zweidimensionalen Röntgenbildgebung (Orthopantomographie - OPG) pathologische Veränderungen der Kiefergelenke bei JIA-Patienten differenziert und Asymmetrien des Unterkiefers in Abhängigkeit vom Grad der Kondylendestruktion bestimmt werden. Darüber hinaus sollte geprüft werden, wie sich die Krankheitsdauer auf den Befall der Kiefergelenke auswirkt.
Zusätzlich wurden zur differenziellen Analyse der Pathomorphologie die klinische Funktionsanalyse (FAL), die Joint Vibration Analysis (JVA) sowie die 3D-Stereophotogrammetrie (3d-Scan) eingesetzt. Ziel war mittels non-invasiver, kostengünstiger und schnell verfügbarer Untersuchungsmethoden eindeutige Parameter zum Befall der Kiefergelenke zu detektieren.
Patienten und Methodik:
In dieser Arbeit wurden 46 Patientin (28 weiblich; 18 männlich) kaukasischer Herkunft mit diagnostizierter JIA eingeschlossen. Die Kiefergelenke (n = 92) wurden einzeln nach dem Grad ihrer Kondylendestruktion (Grad 0 - 4 nach Billiau et. al. [78]) befundet und in eine leicht betroffene Gruppe 1 (Grad 0, 1 und 2 nach Billiau: röntgenologisch unauffällig, Kondylenerosionen, Kondylenabflachungen) und in eine schwer betroffene Gruppe 2 (Grad 3 und 4 nach Billiau: Kondylusabflachungen mit Erosionen, Komplettverlust des Kondylus) eingeteilt.
Zur Quantifizierung von Unterkieferasymmetrien wurde das Seitenverhältnis aus Kondylus-, Ramus- und Mandibulahöhe bestimmt. Der Vergleich der einzelnen klinischen, instrumentellen und bildgebenden Untersuchungsverfahren (OPG, FAL, JVA, 3d-Scan) erfolgte jeweils durch die Gegenüberstellung der schwer betroffenen und der leicht betroffenen Patientengruppe.
Ergebnisse:
Erkrankungsdauer:
Anhand des Grades der Kondylendestruktion wurden 36 Patienten in die leicht betroffene Gruppe 1 und 10 Patienten in die schwer betroffenen Gruppe 2 eingeteilt. Dabei war die Erkrankungsdauer in der schwer betroffenen Patientengruppe (8,9 ± 5,2 Jahre) signifikant länger, als in der leicht betroffenen Patientengruppe (4,6 ± 4,7; Jahre) (p = 0,031).
FAL:
Die Ergebnisse der FAL zeigten ausgeprägtere funktionelle Abweichungen in der schwer betroffenen Patientengruppe (Gruppe 2). Es wurde jedoch kein signifikanter Unterschied zur Gruppe 1 ermittelt. Die schwer betroffene Patientengruppe zeigten einen höheren Prozentsatz an von Schmerzen bei Palpation der Kiefergelenke (Gruppe 2: 70,0 % vs. Gruppe 1: 61,1 %) oder Schmerzen bei Mundöffnung (Gruppe 2: 10,0% vs. Gruppe 1: 8,3 %), Deflexionen des Unterkiefers (Gruppe 2: 50,0% vs. Gruppe 1: 33,3 %), Gelenkgeräuschen (Gruppe 2: 80,0 % vs. Gruppe 1: 63,9 %) und Mundöffnungseinschränkungen (Gruppe 2: 60,0 % vs. Gruppe 1: 25,0 %). Die durchschnittliche Mundöffnung betrug in Gruppe 2 40,6 mm, während sie in Gruppe 1 43,5 mm betrug. Bei Patienten mit einer Mundöffnung < 40 mm wurde in Gruppe 2 eine durchschnittliche Mundöffnung von 35,3 mm und in Gruppe 1 von 34,1 mm gemessen.
JVA:
Sowohl in der gelenkbezogenen, als auch in der patientengruppenbezogenen Analyse der JVA deuteten die Messparameter in der schwer betroffenen Patientengruppe vermehrt auf chronisch-degenerative oder bestehende Ergüsse im Kiefergelenk hin. In der gelenkbezogenen Auswertung zeigte sich dies insbesondere durch eine reduzierte Signalstärke in der schwer betroffenen Patientengruppe (Total power: p = 0,005; Power < 300 Hz: p = 0,006; Power > 300 Hz: 0,003;) sowie in einer signifikant erhöhten Peak Frequenz (p = 0,036).
OPG:
In der Auswertung der OPGs war die Ratio von Kondylus-, Ramus- und Mandibulahöhe in der schwer Patientengruppe (Ratio 79,6 %, 85,9 %, 86,5 %) signifikant kleiner (Kondylushöhe: p = 0,0005; Ramushöhe: p = 0,0030; Mandibulahöhe: p = 0,0002), als in der leicht betroffenen Patientengruppe (Ratio 93,8 %, Ratio 96,0 %, 95,6 %). Somit ergaben sich in der schwer betroffenen Patientengruppe signifikant stärker ausgeprägte Unterkieferasymmetrien, als in der leicht betroffenen Patientengruppe.
3d-Scan:
Im 3d-Scan kam es bei Patienten mit schwer betroffenen Kiefergelenken signifikant häufiger zu Abweichungen des Weichteilkinns von der Medianebene (Gruppe 2: 3,0 mm vs. Gruppe 1: 1,2 mm; p = 0,041) und zu Asymmetrien des Unterkiefers (Gruppe 2: 62,5 % vs. Gruppe 1: 14,8 %; p = 0,015) als bei Patienten mit leicht betroffenem Kiefergelenk.
Schlussfolgerung:
Es zeigte sich, dass mittels einfacher und schnell verfügbarer Untersuchungsmethoden wie der klinischen Funktionsanalyse, der Joint Vibration Analysis und der OPG-Aufnahme eine Pathologie im Kiefergelenk dargestellt werden kann. Die Methoden können als wichtige Referenz zur Kontrolle der Krankheitsprogression bei Patienten mit JIA dienen. Darüber hinaus ist eine Klassifikation der Kondylen in schwer und leicht betroffene Kiefergelenke mittels pathomorphologischer Analyse möglich. Dabei ist von einem direkten Zusammenhang zwischen Grad der Destruktion, Ausmaß der Unterkieferasymmetrie und Dauer der Erkrankung bei Patienten mit JIA auszugehen. Insgesamt konnte die Wertigkeit klinischer, instrumenteller und bildgebender Untersuchungsverfahren der Kiefergelenksdiagnostik bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis dargestellt werden.
Background
Juvenile idiopathic arthritis (JIA) is often accompanied by pathomorphological changes to the temporomandibular joint (TMJ). By analyzing orthodontical orthopantomograms of JIA patients the aims of the study were a) classification of condyle changes, b) quantification of bony asymmetries of condylar destruction and c) detection of relationships between disease duration and TMJ-involvement.
Patients/Methods
46 caucasian JIA-patients (28 female; 18 male; < 16.0 years) were enrolled, each joint (n = 92) was morphologically assessed by means of orthopantomogram, quantitatively analysed and compared with duration of general disease. Condyle morphology was assessed using the Billiau scale for severity of destruction [1]. The quantitative analysis was based on ratios of condyle, ramus and mandible height.
Results
Patients were divided into groups (Group I – slightly affected, n = 36; Billiau severity 0–2; condyle findings: X-ray normal, condyle erosions, condylar flattening; Group II – severely affected, N = 10; Billiau severity 3–4; condyle findings: condylar flattenings and erosions, unilateral/bilateral complete loss of condyles), based on morphological analysis of condylar destruction. Duration of disease was significantly longer in Group II (8.9 ± 5.2 years) than in Group I (4.6 ± 4.7 years). Asymmetries of condyle, ramus and mandible height, quantitatively analysed by contralateral comparison, were significantly more marked in patients of Group II than of Group I.
Conclusions
Orthopantomogram imaging can be used in orthodontics clinical routine to detect TMJ-pathologies and is an important reference for monitoring progression of JIA. Classification into severe and slightly affected TMJ is possible by analysis of condylar pathomorphology. An association between degree of destruction, extent of lower jaw asymmetry and disease duration is suggested by the results.
Drei Gruppen von Probanden, subjektiv unauffällige Probanden, erfolgreich konservativ kieferorthopädisch behandelte Patienten, und kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgisch behandelte Patienten wurden auf ihre Anamnese hin befragt, klinisch-manuell untersucht, und die Kiefergelenksfunktionen mit dem CADIAX Compact Diagnostiksystem aufgezeichnet. Aus der Gruppe der subjektiv unauffälligen Probanden, allesamt Studenten der Zahnmedizin in höheren Semestern, wurden Probanden mehrfach untersucht, um eine gewisse Aussage über die Genauigkeit des Messverfahrens machen zu können. Die erhobenen Daten wurden miteinander korreliert. Die Genauigkeit, welche die gewählte Vorgehensweise mit dem CADIAX Compact System liefert, ist als gut zu beurteilen, und sicherlich in einer Vielzahl von Anwendungen denkbar (schnelles Screening, therapiebegleitende Verlaufskontrolle in kieferorthopädischer Therapie oder orthognather Chirurgie, Programmierung einfacher, halbindividueller Artikulatorsysteme, etc). Neben rein metrischen Werten, welche eine gewisse interindividuelle Varianz zeigen können, sollten die Axiographiekurven auch „bildlich” betrachtet werden, auch in Kombination mit klinisch erhobenen Parametern. Von den klinisch-manuellen Parametern stellte sich der Faktor „Muskeltonus” als aufschlussreich über eine Störung im stomatognathen System heraus. Eine Aufnahme dieses Kriteriums in kurze, orientierende Untersuchungen von Patienten wäre sicherlich von Vorteil. Die angewandte Vorgehensweise ermöglicht auch eine Untersuchung verschiedener Parameter, bevor diese subjektiv auffällig werden. So waren in der Gruppe der subjektiv unauffälligen Probanden, bei klinisch-manueller und elektronisch-instrumenteller Untersuchung, Anzeichen einer leichten Dysfunktion zu finden. Vor allem Symptome von Bruxismus, sowie palpationsempfindliche Kaumuskeln fielen auf. Dieses Phänomen, objektive Befunde trotz subjektiver Befundfreiheit, wird in ähnlicher Weise von einer Vielzahl von Autoren bestätigt. Die untersuchten Probanden der KFO-Gruppe, welche einer Unterkiefervorvelagerung mittels funktionskieferorthopädischer Maßnahmen, mit anschließender orthodontischer Weiterbehandlung unterzogen wurden, zeigten gute funktionelle und klinische Ergebnisse. Positiv auffällig waren hier die geringe Anzahl von Dysfunktionssymptomen (Gelenkknacken, Bahnsprünge, etc.). Die Gruppe der kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgisch behandelten Probanden zeigte trotz der Signifikanz des Eingriffes ein gutes Therapiergebnis. Anzeichen einer mittelstarken, oder starken Kiefergelenksdysfunktion, waren bei keinem der Probanden zu finden. Abschließend kann also gesagt werden, dass die kieferorthopädische, und kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgische Therapie, wie sie an der Zahn-, Mund-, und Kieferklinik der Universität Würzburg durchgeführt wird, eine optimale Funktion des Kiefergelenkes ermöglicht.
Ziel dieser prospektiven Studie war, den Einfluß der bimaxillären Osteotomie auf die Kiefergelenkssymptomatik zu überprüfen. Zwischen Januar 1997 und März 2000 unterzogen sich 130 Patienten mit dentofazialen Anomalien einer bimaxillären Osteotomie an der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Würzburg. Während des operativen Eingriffs kam ein Kondylenpositionierungssystem mit Doppel-Zwischensplint zum Einsatz, welches die präoperativ registrierte zentrische Kondylenposition in allen drei Raumebenen aufrechterhält und die Autorotation des Unterkiefers erlaubt. Der klinische Dysfunktionsindex und der anamnestische Dysfunktionsindex nach Helkimo wurden verwendet, um den funktionellen Status des mastikatorischen Systems zu erfassen. 83 Patienten wurden prä- und postoperativ anamnestisch mit einem Fragebogen untersucht. Bei 23 Patienten wurde der funktionelle Status der Kiefergelenke vor und nach Korrektur ihrer Malokklusion klinisch untersucht. Darüberhinaus erfolgte bei 59 Patienten sowohl vor als auch nach der Operation eine Analyse des Fernröntgenseitbilds gemäß der Bergen Technik nach Hasund. Bei der letzten Kontrolle wurde sowohl eine statistisch signifikante Verbesserung des klinischen als auch eine Verbesserung des anamnestischen Index festgestellt. Es konnte keine Korrelation zwischen dem Veränderungsausmaß ausgesuchter kephalometrischer Daten und der Veränderung der Kiefergelenkssymptomatik durch die Operation gefunden werden. Die Untersuchung belegt, daß die chirurgische Korrektur von dentofazialen Anomalien in zentrischer Kondylenpositionierung zu einer subjektiven und objektiven Verbesserung von Kiefergelenksdysfunktionen führt.
In dieser retrospektiven Studie wurde die Kiefergelenkssymptomatik nach bimaxillären skelettverlagernden Eingriffen unter besonderer Berücksichtigung der Verwendung einer intraoperativen Positionierungshilfe anhand der klinischen Funktionsanalyse, der Auswertung von prä- und postoperativen Fernröntgenseitbildern und der Patientenunterlagen sowie der subjektiven Angaben der Patienten bewertet. Von 1981 bis 1997 unterzogen sich 395 Patienten an der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie der Universität Würzburg einer kombinierten Oberkiefer- Unterkieferosteotomie. 168 Patienten beantworteten einen Fragebogen nach ihren subjektiven Beschwerden vor und nach dem Eingriff. 23 Patienten (14 %) wurden ohne Positionierungshilfe, 145 (86 %) mit Positionierungshilfe operiert. Davon konnten 50 Patienten körperlich untersucht werden, 5 Patienten wurden ohne, 45 mit Positionierungshilfe operiert. Von 38 Patienten wurden die prä- und postoperativen Fernröntgenseitbilder nach der Bergen-Technik vermessen und bewertet. Zur Auswertung wurden die Helkimo Indices verwendet.