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Präklinisches Management bei Herz-Kreislauf-Stillstand – extrakorporale kardiopulmonale Reanimation
(2020)
Hintergrund
Die Überlebenschancen nach präklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand sind weiterhin sehr gering. Trotz intensiver Bemühungen bleibt das Outcome seit vielen Jahren weitestgehend konstant. Neue Technologien wie die extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) können in bestimmten Situationen möglicherweise das Überleben mit gutem neurologischen Outcome signifikant verbessern.
Fragestellung
Beeinflusst die sofortige Reperfusion und Reoxygenierung des Körpers mittels eCPR das Überleben nach Herz-Kreislauf-Stillstand? Bedarf es einer Erweiterung der „chain of survival“ um die eCPR?
Material und Methoden
Diskussion aktueller Studienergebnisse und Leitlinienempfehlungen.
Ergebnisse
Die Überlebensraten nach präklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand sind weltweit seit vielen Jahren unverändert bei 10–30 %. Trotz geringer Fallzahlen zeigen neuere retrospektive Studien, dass durch die eCPR eine Verbesserung des Outcome erzielt werden kann. In selektionierten Patientenkollektiven ist ein Überleben mit gutem neurologischen Outcome von 38 % möglich.
Schlussfolgerung
Ob und mit welcher Lebensqualität ein Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt werden kann, ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Der Faktor Zeit, also die Vermeidung einer „No-flow-Phase“ und die Reduktion der „Low-flow-Phase“, ist von zentraler Bedeutung. Durch die sofortige Wiederherstellung von Zirkulation und Sauerstoffversorgung kann durch die eCPR das Überleben signifikant verbessert werden. Große kontrollierte, randomisierte Studien hierzu fehlen jedoch bisher.
Bei 155 Ärzten und Arzthelferinnen wurde ein Notfalltraining durchgeführt. Davor und danach wurde ein multiple-choice-Test mit acht Fragen zur Reanimation durchgeführt. Es zeigte sich ein signifikanter Anstieg der richtigen Antworten von 69,7 % auf 94,7%. Teilnehmer, deren letztes Training bis zu zwei Jahre zurücklag, erreichten signifikant bessere Ergebnisse. Ebenso wurde durch Fragebögen die Ausstattung von 118 Arztpraxen untersucht. Hier zeigten sich erhebliche Unterschiede je nach Fachrichtung des Arztes. Nur ca. 20 % der Ärzte sind mit modernen AED-Geräten zur Defibrillation ausgestattet. Gerätschaften zur Intubation halten ca. 90 % vor, Sauerstoff dagegen nur ca. 80%, Sauerstoff-Reservoire weniger als die Hälfte. Opiate sind nur bei 72% bevorratet, Cordarex nur bei einem Drittel. Folgende Forderung lassen sich ableiten: -verpflichtende Fortbildungsmaßnahmen zur Reanimation -dies mindestens alle zwei Jahre (im Rahmen des Qualitätsmanagements) -Verbesserung der notfallmedizinischen Geräte- und Medikamentenausstattung
Ertrinkungsunfälle sind nicht nur in den USA und Australien, sondern auch in Deutschland ein häufiges Unfallgeschehen, vor allem im Kleinkindesalter. Im Alter von ein bis fünf Jahren stellt der Ertrinkungsunfall in Deutschland sogar die häufigste nichtnatürliche Todesursache dar. Durch die Verbesserung der intensivmedizinischen Maßnahmen, insbesondere der Beatmungstechnik sind die Überlebenschancen gestiegen, leider aber auf Kosten der Morbidität mit neurologisch geschädigten Patienten und im schlimmsten Fall dem apallischen Syndrom. Ziel dieser Studie war, mit epidemiologisch aussagekräftigen Zahlen Ursachen und Folgen von Ertrinkungsunfällen zu untersuchen, um Präventionsstrategien zu erarbeiten. Dazu wurden in einem 2 – Jahreszeitraum Daten von 734 Ertrinkungsunfällen in Deutschland mittels Fragebögen gesammelt und erstmalig ein derart hohes Patientengut mit Hilfe statistischer Tests ausgewertet. 40,2% der Kinder waren zum Zeitpunkt des Ertrinkungsunfalls zwischen ein und drei Jahre alt. Abgesehen von den Warmwasserunfällen in Badewanne und Planschbecken erlitten Knaben weitaus häufiger einen Ertrinkungsunfall. Beinahe – Ertrinkungsunfälle traten in jeder Jahreszeit auf, allerdings mit einem deutlichen Gipfel in den Sommermonaten. Bevorzugt ereigneten sie sich an einem Wochenend- oder Feiertag und in über 50% in den Nachmittagsstunden, abgesehen von den Ertrinkungsunfällen im Säuglingsalter, die in 60% abends ab 18 Uhr geschahen. Als risikoreichstes Gebiet mußten öffentliche Bäder sowie der häusliche Bereich gesehen werden, wobei hier der private Gartenteich mit 22,4% an oberster Stelle rangierte, in denen vorwiegend Kleinkinder mit 48,5% vor allem in den Frühjahrsmonaten ertranken. Ertrinkungsunfälle fanden in jeder denkbaren Wasserstelle statt, selbst bei einer Wassertiefe von minimal 3 cm. Salzwasserunfälle spielten mit 1% eine untergeordnete Rolle. Häufigste Ursache eines Ertrinkungsunfalls war in 56,2% mangelnde Aufsicht. Krampfanfälle waren in nur 1,2% für einen Ertrinkungsunfall verantwortlich, führten aber häufig zu schwerer Beeinträchtigung (100% ateminsuffiziente und 2/3 kreislaufinstabile Kinder) und betrafen mehr Mädchen als Jungen. In 69,3% wurden die Erstmaßnahmen am Unfallort von Laien ausgeführt, in nur 4,7% von Ärzten, die allerdings in 85,6% den Transport zur Klinik leiteten. Eine kardiopulmonale Reanimation mußte in 31,5% aller Ertrinkungsunfälle am Unfallort durchgeführt werden, wobei in 47,8% Kleinkinder betroffen waren. In 13,2% war eine weitere kardiopulmonale Reanimation in der Klinik notwendig. 29,5% der Kinder wurden am Unfallort intubiert und gelangten beatmet in die Klinik. Unabhängig von der Wassertemperatur führten Ertrinkungsunfälle zu Unterkühlung, wobei 75,9% der Kinder mit schwerster Hypothermie unter 28 °C Kleinkinder waren. In 2,7% trat im weiteren stationären Verlauf eine derartige Verschlechterung der pulmonalen Situation auf, dass eine Beatmung notwendig wurde, wobei der Hälfte der Fälle ein ARDS zugrunde lag. Insgesamt entstand ein ARDS in 11,3% und führte in 36,8% zum Tod, konnte andererseits aber auch in 31,5% gesund überlebt werden. Ein Hirnödem entwickelte sich in 16,9%, wovon 48,7% der Verläufe letal waren und 17,1% der Fälle zu einer völligen Genesung führten. Insgesamt führte ein Ertrinkungsunfall in 11,5% zum Tod, in 4% zum apallischen Syndrom und in 5,5% zu neurologischen Defiziten. 79,1% der Kinder überlebten den Beinahe – Ertrinkungsunfall gesund. Erschreckend ist die hohe Mortalität im Kleinkindesalter von 13,3%. Prognostisch günstige Faktoren waren stabile Kreislaufparameter und erhaltene Atmung am Unfallort ( > 98% gesund Kinder) sowie Normothermie bis leichte Hypothermie bis minimal 33 °C (88,9% gesunde Kinder). Insgesamt sollten Maßnahmen zur Vermeidung von Ertrinkungsunfällen in Deutschland verstärkt werden, in dem die Sorgeberechtigten hinsichtlich Gefahrenstellen, vor allem im häuslichen Bereich sowie der Notwendigkeit der ständigen Beaufsichtigung kleiner Kinder aufgeklärt und in Erste – Hilfe – Maßnahmen eingewiesen werden.