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Schriftenreihe
Die erste deutsche Homer-Übersetzung zeugt nicht nur von der typisch humanistischen Wertschätzung antiker Autoren, sondern stellt einen genuinen Beitrag zur Entwicklung frühneuzeitlicher Poetologie dar. Durch die Verwendung rhetorischer und metrischer Mittel sowie durch die logische Begründung kausaler und temporaler Zusammenhänge setzt Simon Schaidenreisser eigene Akzente, die die deutsche Odyssee von der lateinischen Vorlage und dem griechischen Prätext unterscheiden. Das in der Vorrede angegebene Ziel seiner Übersetzung, die deutsche Sprache und Literatur zu bereichern, hat Schaidenreisser zweifellos erreicht.
Der erste deutsche Homer-Übersetzer, Simon Schaidenreisser, wurde oft dafür kritisiert, dass er die antike Welt verchristlicht und an die bürgerliche Stadtkultur des 16. Jahrhunderts angepasst hat. Dagegen zeigt ein Vergleich mit der lateinischen Rezeption, dass sich Schaidenreissers Übersetzungsmethode, sein Homerbild und seine Interpretation des Epos kaum von gelehrten Humanisten unterschied. Aus diesem Grund lässt sich die erste deutsche ‚Odyssea‘ (1537/38) als ein genuin humanistisches Werk verstehen.