Refine
Has Fulltext
- yes (1) (remove)
Is part of the Bibliography
- yes (1)
Year of publication
- 2006 (1)
Document Type
- Doctoral Thesis (1)
Language
- German (1) (remove)
Keywords
- Harnwegsinfektion (1)
- Hydronephrose (1)
- Sonographie (1)
- Urinary tract infection (1)
- hydronephrosis (1)
- neonatal ultrasonography (1)
- neonatales Screening (1)
- vesicoureteral reflux (1)
- vesikoureteraler Reflux (1)
Institute
In den Jahren 1995 bis 2003 wurden in einer Multicenterstudie in der Rhein-Main-Region 45.357 Neugeborene in den ersten Lebenstagen sonographisch auf Fehlbildungen der Nieren und Harnwege untersucht. Die Prävalenz einer dilatativen Uropathie und somit das Vorliegen eines Hauptrisikofaktors zur Entwicklung von Nierenparenchymnarben im Rahmen einer fieberhaften Harnwegsinfektion betrug etwa 5%. In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden 180 Neugeborene und Kleinkinder unter 2 Jahren erfasst, die aufgrund einer fieberhaften Harnwegsinfektion in 4 Kinderkliniken der Rhein-Main-Region in den Jahren 2001/2002 stationär behandelt wurden. 48,3% der Patienten waren jünger als 6 Monate, die Zeitspanne von Erkrankungsbeginn bis Diagnosestellung lag im Mittel bei 2,4 Tagen. In den positiven Urinkulturen fanden sich E. coli (85%), Enterokokken (4,9%), Proteus mirabilis (3,5%), Pseudomonas aeroginosa (2,8%) sowie Klebsiellen (1,4%). Bei 4 Patienten konnte eine Bakteriämie nachgewiesen werden. 98% der Patienten wurden während der stationären Behandlung sonographisch untersucht. Die angefertigten Sonographiebilder aller Patienten wurden reevaluiert, ebenso durchgeführte Miktionszysturographien sowie MAG3-Szintigraphien. 42 der 180 untersuchten Patienten (=23,3%) zeigten eine Anomalie der Nieren und Harnwege: Vesikoureteraler Reflux (12%), Megaureter (8%), Ureterabgangsstenose (3,3%), Uretermündungsstenose (1%), Doppelniere (1%). 88 (49%) der 180 Patienten mit stationär behandelter Harnwegsinfektion wurden neonatal im Rahmen des sonographischen Neugeborenenscreening untersucht. Neonatal zeigten 16% dieser 88 Patienten eine Pyelonektasie, lediglich 2 Befunde waren zum Zeitpunkt der Harnwegsinfektion normalisiert. 9 von 10 Patienten mit während der Harnwegsinfektion sonographisch darstellbarer Pyelonektasie von >= Grad II zeigten bereits neonatal eine Weite des Nierenhohlraumsystems von zumindest 4mm. Mit der Empfehlung neonatal erweiterte Nierenhohlraumsysteme von >= 6mm im Verlauf sonographisch zu kontrollieren, wurde kein Patient mit einer verlaufsrelevanten Pyelonektasie übersehen. 6 von 180 Patienten wurden im Anschluss an die Harnwegsinfektion operiert (Ureterabgangsstenose bzw. hochgradiger vesikoureteraler Reflux (VUR)). Ein hochgradiger vesikoureteraler Reflux ist assoziiert mit einem erheblich erhöhten Risiko für das Entstehen von Nierenparenchymschäden im Rahmen einer Harnwegsinfektion und bedarf in der Regel einer operativen Korrektur. Im Gegensatz hierzu findet sich bei niedriggradigen Refluxen eine hohe Spontanmaturation innerhalb der ersten Lebensjahre. Die Sonographie der Nieren sowohl neonatal als auch im Rahmen einer Harnwegsinfektion zeigt zwar keine hohe Sensitivität zur Identifikation niedriggradiger Refluxe. Jedoch war keiner der 5 Patienten mit hochgradigem VUR (>= Grad IV) unserer Studienpopulation fieberhafter Harnwegsinfektionen neonatal sonographisch untersucht worden. Ein neonatales sonographisches Screening der Nieren- und Harnwege vermag zwar nicht die Inzidenz febriler Harnwegsinfektionen in den ersten Lebensjahren zu verringern, kann aber durch Hinweise auf das Vorliegen einer obstruktiven Uropathie bzw. eines hochgradigen VUR Anlass zu rationeller weiterführender Diagnostik geben und durch eine zeitgerechte ggf. auch operative Therapie Nierenparenchymschäden vermeiden.