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Überwachung der Narkosetiefe: Wissenschaft und Wirklichkeit Fragestellung: Die vorliegende systematische Übersicht soll einen Überblick über die wissenschaftlich getesteten Verfahren zur Bestimmung der Narkosetiefe schaffen. Darüber hinaus könnte die dadurch entstandene Wissensbank zur Errechnung eines kombinierten Narkosetiefenparameters dienen. Parallel dazu wird durch eine Umfrage die klinische Wirklichkeit abgebildet. Methoden: Mit Hilfe der Suchfunktionen der Internetdatenbanken der National Library of Medicine, Pubmed, Embase und Central aus der Cochrane Library wurden alle Veröffentlichungen über passende wissenschaftliche Studien zum Thema „Narkosetiefe-Monitoring“ ausgewählt, gesichtet, katalogisiert und verglichen. Gleichzeitig wurde eine Umfrage nach den tatsächlich angewandten Überwachungsverfahren der Narkosetiefe an 30 Universitätskliniken Deutschlands durchgeführt. Ergebnisse: Die Auswertung der 179 aus den Datenbanken ausgewählten Originalarbeiten ergab eine große Vielfalt an unterschiedlichen Möglichkeiten im Studiendesign. Es konnten vier gänzlich verschiedene Herangehensweisen definiert werden. Selbst innerhalb dieser vier Gruppen sind die Differenzen so groß, dass die jeweils zugeordneten Studien kaum untereinander verglichen werden können. Die Unterschiede wurden herausgestellt und tabellarisiert, so dass Studien mit ähnlichen oder gleichen Ansätzen, Bedingungen und Parametern erkannt werden können. Insgesamt fällt auf, dass in 70,8% der Studien EEG-basierte Monitore (wie z.B. BIS) mehr als in einem Vergleich oder als einziges untersucht wurden. Herz-Kreislauf-Parameter (wie z.B. Blutdruck und Herzfrequenz) wurden in 14,6% der Studien in mehr als einem Vergleich oder ausschließlich untersucht. Im Gegensatz dazu werden in den 313 Abteilungen der 30 befragten Universitätskliniken Deutschlands zu 9,3% EEG-basierte Monitore tatsächlich standardmäßig angewandt und zu 92,7 % Herz-Kreislauf-Parameter. Diskussion: Die Unterschiede in den 179 Originalarbeiten sind so zahlreich und vielfältig, dass aus ihren Ergebnissen keine Wissensbank für einen kombinierten Narkosetiefe-Parameter erstellt werden kann. In den Studien wurden hauptsächlich EEG-basierte Monitore untersucht, die im Gegensatz dazu in der klinischen Wirklichkeit nur selten und in bestimmten Situationen angewandt werden. Zu den am häufigsten eingesetzten Herz-Kreislauf-Parametern gibt es dagegen kaum geeignete und wenn nur schlecht vergleichbare wissenschaftliche Untersuchungen. Ein akzeptierter Goldstandart, der auch die für Patienten so schwerwiegenden Wachheitserlebnisse zuverlässig verhindern lässt, fehlt weiterhin. Schlussfolgerung: In Zukunft sollten Studien mit einheitlicheren Designs durchgeführt werden, damit direkte Vergleiche und Zusammenfassungen ermöglicht werden können.
Die Einschätzung der Sedierungstiefe stellt den Anästhesisten vor das Problem, daß er sie nur über sekundäre Parameter bestimmen kann, die wie Herzfrequenz oder Blutdruck die Auswirkungen von zu flachen oder tiefen Narkosen darstellen. Deshalb besteht die Gefahr, daß Narkosen zu flach oder tief gesteuert und intraoperatives Erwachen oder Narkotika-Überhang droht. In dieser Studie wurde der Narcotrend® (MonitorTechnik, Bad Bramstedt), ein seit 2000 auf dem Markt erhältlicher Monitor zur Narkoseüberwachung mittels EEG auf seine Fähigkeit untersucht, bei steigender Propofol-Dosierung die klinische Sedierungstiefe zu bestimmen. Methodik: Bei 24 urologischen oder ophthalmologischen Patienten der ASA-Klassifikation I und II und ohne medikamentöse Prämedikation wurden mittels TCI-Perfusor bei steigenden Propofol-Ziel-Konzentrationen der Narcotrend und mittels des OAA/S-Score der klinische Sedierungszustand prospektiv und doppelblind untersucht. Daneben wurden zur weiteren Auswertung Herzfrequenz HF, mittlerer arterieller Druck MAD, Mediane Power Frequenz MPF und Spektral Eckfrequenz 90 SEF 90 gemessen. Ergebnisse: Der Narcotrend konnte in dieser Untersuchung in 92% die klinische Sedierungstiefe gemessen mit dem OAA/S-Score richtig anzeigen. Er war damit signifikant (p < 0,05) besser als Herzfrequenz, mittlerer arterieller Blutdruck und Mediane Power Frequenz und nicht signifikant (p < 0,05) besser als die SEF 90. Obgleich bei einer Änderung des Narcotrends sich auch der OAA/S, also die meßbare Sedierungstiefe signifikant änderte, konnten sowohl Narcotrend, MAD und SEF 90 nur zwischen wach und bewußtlos sicher unterscheiden, während die Einschätzung bei Propofol-Konzentrationen zwischen 2,0 –3,0 µg/ml deutlich weniger zuverlässig waren. Zwar waren alle Patienten bei der Zielkonzentration 4 µg/ml klinisch und nach Narcotrend bewußtlos, jedoch war der Verlauf des Narcotrends bei dem einzelnen Patienten sehr unterschiedlich. Schlußfolgerung: Der Narcotrend eignet sich gut für die Voraussage von Wachheit und Bewußtlosigkeit. Es gilt nun zu untersuchen, ob er auch drohendes intraoperatives Erwachen erkennen kann. Des weiteren muß seine Eignung für weitere Medikamente, insbesondere Opiate, weiter getestet werden.