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Temporale Vokalisationseigenschaften von Neugeborenen mit intrauteriner Wachstumsretardierung
(2024)
Die Zielstellung der vorliegenden Arbeit bestand in der Reflektion möglicher Einflüsse intrauteriner Wachstumsretardierungen auf die temporalen Vokalisationseigenschaften von Neugeborenen in den ersten fünf Lebenstagen. Unter der Annahme, dass das Gehirn des Neugeborenen das Schreiverhalten steuert, können die spezifischen Merkmale des Schreiens Aufschluss über die zugrunde liegende neuronale Integrität des Säuglings und eine eventuelle Prädisposition für Sprachanomalien geben. Zusätzlich wurden mögliche Einflüsse des Geburtsmodus, des Geschlechts und des Probanden- und Gestationsalters auf die temporalen Vokalisationseigenschaften untersucht. Dazu wurden spontane Lautäußerungen von 55 reifgeborenen, gesunden, neurologisch unbeeinträchtigten Neugeborenen mit einem Gestationsalter von 36-41 Wochen untersucht. Der Atemzyklus wurde gesamt und spezifisch für jedes Intervall betrachtet. 1605 Lautaufnahmen wurden vermessen und analysiert. Anhand standardisierter Wachstumskurven des Geburtsgewichtes erfolgte die somatische Klassifikation in SGA und AGA. Die Analysen ergaben signifikant verlängerte Zeitwerte der SGA-Neugeborenen für die Inspirationslänge, die Exspirationslänge und das Messintervall. Die hier berichteten Ergebnisse zeigen, dass signifikante Unterschiede bezüglich der Dauer einzelner zeitlicher Intervalle spontaner Vokalisationen zwischen SGA- und AGA-Neugeborenen bestehen. Das Verhältnis zwischen Inspirationslänge und Exspirationslänge hingegen erweist sich als robuste Größe, die sich nicht signifikant unterschied. Ein signifikanter Einfluss des Geburtsmodus auf die zeitliche Organisation von spontanen Lauten konnte in den Analysen nicht festgestellt werden. Jedoch waren die Zeitwerte der Messgrößen bei per Sectionem entbundenen Neugeborenen im Vergleich zu Spontangeburten tendenziell erhöht. Auch ein Einfluss des Geschlechts, des Probanden- oder Gestationsalters wurde für die temporalen Charakteristika nicht beobachtet.
In der vorliegenden Arbeit wurden Aspekte der vorsprachlichen Entwicklung von Kindern untersucht, die Teilnehmer an der interdisziplinären Langzeitstudie " Deutsche Sprachentwicklungsstudie" (GLaD-Studie) sind. Diese Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (Leipzig) gefördert und wird seit August 2000 in der Kinderklinik Lindenhof (Berlin), durchgeführt. Bei der Studie handelt es sich um ein interdisziplinäres Projekt, dessen Zielstellung die Identifizierung vorsprachlicher Prädiktoren für eine spezifische Spracherwerbsstörung ist. Für die Untersuchung wurden aus der Gesamtgruppe der GLaD-Kinder 21 Säuglinge (11 Mädchen und 10 Jungen) mit einer positiven Familienanamnese bezüglich einer spezifischen Spracherwerbsstörung ausgewählt (FH+-Kinder). Basierend auf den Sprachleistungen im Alter von 24 Monaten, die mit Hilfe von standardisierten Tests von Linguisten erhoben wurden, erfolgte retrospektiv eine Zuordnung der Kinder in eine sprachlich normal entwickelnde (FH+-NORM-Gruppe) bzw. eine sprachverzögerte Gruppe (FH+-SES-Gruppe). Ziel dieser Arbeit war es, die Säuglingsschreie der ersten 4 Lebensmonate aller 21 Kinder signalanalytisch zu untersuchen. Die Ergebnisse der Analysen von Säuglingen mit einer positiven Familienanamnese (FH+) und Säuglingen ohne eine positive Anamnese für die Entwicklung einer spezifischen Spracherwerbsstörung (FH-) wurden verglichen. Neben der Strukturanalyse der aufgezeichneten Säuglingslaute bestand das Ziel der Arbeit auch darin, ausgewählte prosodie-relevante Parameter quantitativ zu untersuchen. Dazu wurden Melodiebogenlänge, die Dauer von Segmentierungspausen, die Minima und Maxima der Grundfrequenz und der absolute Melodiehub ausgewählter Laute analysiert und zwischen den beiden FH+-Gruppen verglichen.
In der vorliegenden Arbeit wurden retrospektiv Laute von Säuglingen untersucht, die an der interdisziplinären DFG-geförderten Langzeitstudie „Deutsche Sprachentwicklungsstudie“ (GLAD-Studie) teilnahmen. Ziel dieser Studie war es, vorsprachliche Prädiktoren für eine spezifische Spracherwerbsstörung zu finden. Die vorsprachlichen Vokalisationen von Kindern mit und ohne familiäre Disposition (FH´+ respektive FH-) für eine spezifische Spracherwerbsstörung (SES) wurden in den ersten drei Lebensmonaten untersucht. Die Analyse schloss 22 Säuglinge (12 Mädchen und 10 Jungen) mit einer positiven Familienanamnese und 34 Säuglinge (16 Mädchen und 18 Jungen) mit einer negativen Anamnese bezüglich einer spezifischen Spracherwerbsstörung ein. Basierend auf den Sprachleistungen im Alter von 3-5 Jahren, die mit Hilfe von standardisierten Tests von Linguisten erhoben wurden, erfolgte retrospektiv eine Zuordnung der Kinder in vier Gruppen: FH--Norm Gruppe (Kinder ohne familiärer Disposition für SES und normaler Sprachentwicklung), FH--SES Gruppe (Kinder ohne familiärer Disposition für SES und Spracherwerbsstörung), FH+-Norm Gruppe (Kinder mit familiärer Disposition für SES und normaler Sprachentwicklung) und FH+-SES Gruppe (Kinder mit familiärer Disposition für SES und Spracherwerbsstörung).
In der vorliegenden Arbeit wurden retrospektiv pro Gruppe nur Vokalisationen analysiert, die eine melodisch-rhythmische Ähnlichkeit zu späteren auftretenden zweisilbigen Babbellauten und Wörtern aufweisen. Dies sind sogenannte 2B-Strukturen (zweibögige Melodien) und 1S-Strukturen (zweibögige Melodien, die durch eine Pause unterbrochen sind). Das Ziel der Arbeit war es, retrospektiv einen möglichen Zusammenhang zwischen strukturellen Schreimerkmalen in den ersten 12 Wochen und der späteren sprachlichen Leistung der Kinder zu untersuchen. Dabei wurden die relative Auftrittshäufigkeit, Parameter der Zeitorganisation (Melodiebogenlänge, Dauer von Segmentierungspausen) sowie melodische Eigenschaften dieser Strukturen, wie das Verhältnis der Frequenzmaxima (F0max) und das Verhältnis der Bogenlängen (BL) der beiden Bögen in den ersten drei Lebensmonaten analysiert sowie Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten der vier Probandengruppen untersucht.
Die Arbeit befaßt sich im Rahmen einer klinischen Studie mit der weiteren Entwicklung von Kindern, bei denen im Kindergartenalter eine expressive Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert wurde, und Kindern mit einem zentro- temporalen Sharp- wave- fokus (Rolando- Fokus)im EEG. Anhand neuropsychologischer Testverfahren wird die sprachliche und kognitive Entwicklung dieser Kinder untersucht.
SGA (“small for gestational age”)-Neugeborene weisen eine intrauterine Wachstumsretardierung auf. Die weitere Entwicklung vieler dieser Kinder ist von veränderten physiologischen Mechanismen beeinflusst und unterscheidet sich dadurch von der ehemaliger AGA(“appropriate for gestational age”)-Neugeborener. Diese Unterschiede betreffen beispielsweise biochemische, hormonelle, neurologische und kognitive Funktionen. Die Absicht dieser Studie war heraus zu finden, ob sich SGA-Neugeborene außerdem in speziellen Schreieigenschaften von AGA-Neugeborenen unterscheiden. Die Klassifikation Neugeborener in SGA, AGA und LGA ("large for gestational age”) basiert auf somatischen Werten Neugeborener in Bezug auf ihr Gestationsalter. SGA-Neugeborene liegen mit ihrem Geburtsgewicht unter der 10. Perzentile. In dieser Studie wurden spontane Schreie von 16 gesunden Neugeborenen (davon 9 weibl.) untersucht (ohne Dysmorphien, ohne Intubation, ohne schwere Asphyxie). Es wurden pro Kind 2-3 Aufnahmen während des Aufenthaltes in der Universitäts-Kinderklinik angefertigt. Der erste Aufnahmezeitraum erfolgte während des 1.-3. Lebenstages, der zweite während des 4.-5.d, und in einigen Fällen erfolgte eine dritte Aufnahme während des 6.-14.d. Die Schreieigenschaften der SGA-Neugeborenen wurden mit denen der AGA-Neugeborenen verglichen. Die Ergebnisse bestätigen unsere Hypothese, dass eine intrauterine Wachstumsretardierung die Schreimuster beeinflusst. Die Entwicklung während der ersten 2 Lebenswochen von einfachen zu komplexeren Melodiestrukturen zeigten sowohl die SGA- als auch die AGA-Neugeborenen. Allerdings benötigten die SGA-Neugeborenen einen längeren Zeitraum, um die gleiche Melodiekomplexität wie die AGA-Neugeborenen zu erreichen.
Die Prognose von Kindern mit im Kleinkindesalter diagnostizierten Störungen der Sprachentwicklung
(2005)
In der vorliegenden Studie wurde an 41 Patienten im Alter von vier bis elf Jahren mit expressiver Sprachentwicklungsstörung eine detaillierte Fragebogenerhebung des sprachlichen, intellektuellen und motorischen Entwicklungsstandes vorgenommen. Gut die Hälfte dieser Kinder (51,2%), die definierten Risikogruppen zugeordnet wurden, nahm im Verlauf der Studie an einer eingehenden Nachuntersuchung teil. Dabei wurde anhand standardisierter Tests erneut eine Ermittlung der Intelligenz sowie sprachlicher und neuromotorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten vorgenommen. Geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen den Leistungen von Jungen und Mädchen zeigten sich dabei nicht. Prä- und perinatale Risikofaktoren ließen sich nicht unmittelbar mit schlechteren Leistungen in den Untersuchungen in Verbindung bringen. Frühgeburtlichkeit als möglicher Risikofaktor stellt jedoch vor allem in Kombination mit weiteren Risikofaktoren einen ungünstigeren Verlauf dar. Manifeste Epilepsien stellen anhand der erhobenen Daten keinen ungünstigen Einfluss auf den Verlauf der Sprachentwicklungsstörung dar. Ausgenommen davon sind sicher epilepsiebedingte Sprachstörungen, wie z. B. Landau-Kleffner-Syndrom. Wie bereits in anderen Studien belegt, zeigte sich auch in dieser Studie, dass zwischen orofacialen Problemen im Sinne minimaler neurologischer Auffälligkeiten und der Prognose sprachentwicklungsgestörter Kinder kein Zusammenhang besteht. Veränderungen im psychosozialen Umfeld der Kinder stellen einen Risikofaktor für Sprachentwicklungsstörungen dar. Das Vorliegen weiterer Risikofaktoren wirkt sich ungünstig auf die Leistungen aus. Ein Einfluss der psychosozialen Umstände auf die Prognose der Sprachentwicklungsstörung ist vorhanden, kann jedoch nur in einem multivarianten Kontext interpretiert werden. Der Nachweis neuromotorischer Defizite bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen erwies sich auch in dieser Studie als prognostisch ungünstiges Zeichen. Eine Persistenz motorischer Auffälligkeiten bei diesen Patienten konnte belegt werden. Wie auch in anderen Studien zeigt sich, dass Patienten mit Sprachentwicklungsstörungen häufiger persistierende kognitive Defizite aufweisen. Es konnte ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten psychischer und emotionaler Auffälligkeiten und Sprachentwicklungsstörungen gezeigt werden. Eine abschließende Aussage über die schulischen Leistungen sprachentwicklungsgestörter Kinder erlauben die erhobenen Daten nicht. Sie zeigen jedoch einen deutlichen Trend für ein erhöhtes Risiko schlechterer schulischer Leistungen an. Ein positiver Effekt therapeutischer Maßnahmen auf die Entwicklung sprachentwicklungsgestörter Kinder lässt sich nicht belegen. Die Aussage über die Prognose der Patienten wird durch die hohe Komorbidität weiterer Entwicklungsstörungen und somit den Bedarf unterschiedlichster Therapieformen erschwert. Kinder mit primär ausgeprägteren Symptomen haben insgesamt mehr und früher Therapie- und Fördermaßnahmen erhalten, bleiben aber unterdurchschnittlich.