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The aim of this study was to compare effects of an individualized with a standardized risk assessment for adverse drug reactions to improve drug treatment with antithrombotic drugs in older adults. A randomized controlled trial was conducted in general practitioner (GP) offices. Patients aged 60 years and older, multi-morbid, taking antithrombotic drugs and at least one additional drug continuously were randomized to individualized and standardized risk assessment groups. Patients were followed up for nine months. A composite endpoint defined as at least one bleeding, thromboembolic event or death reported via a trigger list was used. Odds ratios (OR) and 95% confidence intervals (CI) were calculated. In total, N = 340 patients were enrolled from 43 GP offices. Patients in the individualized risk assessment group met the composite endpoint more often than in the standardized group (OR 1.63 [95%CI 1.02–2.63]) with multiple adjustments. The OR was higher in patients on phenprocoumon treatment (OR 1.99 [95%CI 1.05–3.76]), and not significant on DOAC treatment (OR 1.52 [95%CI 0.63–3.69]). Pharmacogenenetic variants of CYP2C9, 2C19 and VKORC1 were not observed to be associated with the composite endpoint. The results of this study may indicate that the time point for implementing individualized risk assessments is of importance.
Background: COVID-19 patients are at high thrombotic risk. The safety and efficacy of different anticoagulation regimens in COVID-19 patients remain unclear. Methods: We searched for randomised controlled trials (RCTs) comparing intermediate- or therapeutic-dose anticoagulation to standard thromboprophylaxis in hospitalised patients with COVID-19 irrespective of disease severity. To assess efficacy and safety, we meta-analysed data for all-cause mortality, clinical status, thrombotic event or death, and major bleedings. Results: Eight RCTs, including 5580 patients, were identified, with two comparing intermediate- and six therapeutic-dose anticoagulation to standard thromboprophylaxis. Intermediate-dose anticoagulation may have little or no effect on any thrombotic event or death (RR 1.03, 95% CI 0.86–1.24), but may increase major bleedings (RR 1.48, 95% CI 0.53–4.15) in moderate to severe COVID-19 patients. Therapeutic-dose anticoagulation may decrease any thrombotic event or death in patients with moderate COVID-19 (RR 0.64, 95% CI 0.38–1.07), but may have little or no effect in patients with severe disease (RR 0.98, 95% CI 0.86–1.12). The risk of major bleedings may increase independent of disease severity (RR 1.78, 95% CI 1.15–2.74). Conclusions: Certainty of evidence is still low. Moderately affected COVID-19 patients may benefit from therapeutic-dose anticoagulation, but the risk for bleeding is increased.
Zusammenhang zwischen der Serumkonzentration serotonerger Antidepressiva und der Blutgerinnung
(2019)
Das Verordnungsvolumen von Antidepressiva in Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren etwa verdoppelt. Gleichzeitig liegen zahlreiche Untersuchungen über erhöhte Blutungstendenzen unter der Therapie mit serotonergen Antidepressiva vor. Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass es unter anderem über das serotonerge System zu Beeinflussungen der Thrombozyteneigenschaften und in Folge dessen zu Veränderungen der Blutgerinnung kommen könnte.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Zusammenhang zwischen der Serumkonzentration serotonerger Antidepressiva und der Blutgerinnung zu untersuchen. Im Gegensatz zur Dosis bietet die Serumkonzentration exakte Informationen über die tatsächlich wirkende Antidepressivamenge und berücksichtigt neben der Patientenadhärenz die interindividuelle Variabilität der pharmakokinetischen Eigenschaften. Die Beurteilung der Blutgerinnung erfolgte unter Zuhilfenahme von Gerinnungsparametern (Thrombozytenzahl, mittleres Plättchenvolumen, Quick, INR, partielle Thromboplastinzeit). Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass mit steigender Serumkonzentration Veränderungen der Blutgerinnung und in Folge dessen auch der Gerinnungsparameter entstehen können. Darüber hinaus sollte untersucht werden unter welchen Antidepressiva potentielle Veränderungen auftreten. Es wurden Antidepressiva unterschiedlicher Wirkungsgruppen analysiert: Amitriptylin, Doxepin, Es‑Citalopram, Mirtazapin und Venlafaxin. Besonders selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer standen auf Grund der aktuellen Studienlage im Verdacht Einfluss auf die Gerinnung zu nehmen. Um Antidepressiva spezifische Aussagen treffen zu können, war das Vorliegen einer antidepressiven Monotherapie grundlegendes Selektionskriterium. Alle potenziell gerinnungsbeeinflussenden sowie serotonerg wirkenden Arzneimittel wurden ausgeschlossen. Die Daten wurden retrospektiv erhoben und stammten von stationär therapierten Patienten der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg.
Die Untersuchungen ergaben für das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin signifikante Ergebnisse. Die interindividuelle Analyse zeigte signifikant positive Korrelationen zwischen der partiellen Thromboplastinzeit (PTT) und dem Metabolitenspiegel (Nortriptylin‑Konzentration, rs=0,564; p=0,010, N=20) sowie dem Summenspiegel von Amitriptylin (Amitriptylin- und Nortriptylin‑Konzentration, rs=0,477; p=0,033, N=20). Darüber hinaus stellten sich im Rahmen der intraindividuellen Analyse signifikante Unterschiede zwischen der Thrombozytenzahl unter niedriger und hoher Amitriptylin‑Konzentration dar (Z= ‑2,867; p=0,004, N=45). Ergänzend wurde im Rahmen von explorativen Untersuchungen der Zusammenhang zwischen der verabreichten Dosis und der Serumkonzentration der Antidepressiva analysiert. Die Ergebnisse zeigten Schwankungen um den Faktor 3 bis 11, die im Vergleich zu anderen Studien geringer ausfielen.
Der Verdacht, dass besonders selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer einen erhöhten Einfluss auf die Gerinnungsparameter haben, wurde in der aktuellen Arbeit nicht bestätigt. Ebenso waren unter Doxepin, Mirtazapin und Venlafaxin keine Zusammenhänge zur Serumkonzentration zu beobachten. Die signifikanten Ergebnisse unter Amitriptylin lassen vermuten, dass nicht nur die Inhibition von Serotonintransportern, wie bei selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, sondern zusätzlich auch die Hemmung von Serotoninrezeptoren, wie dem 5‑HT2A‑Rezeptor, eine Rolle im Hinblick auf Veränderungen von Thrombozyteneigenschaften spielen. Dennoch lagen im Rahmen dieser Untersuchung 98% der Gerinnungsparameter aller analysierten Antidepressiva im Normbereich.
Die Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass das Risiko immer wieder berichteter Blutungskomplikationen unter der Behandlung mit Antidepressiva trotz zunehmender Verordnungszahlen überschaubar scheint. Entsprechend aktueller Publikationen ist vermutlich erst bei zusätzlicher Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika sowie antikoagulativen Arzneimitteln von einem erhöhten Blutungsrisiko auszugehen. Besonders gastrointestinale Blutungen spielen bei Kombination dieser Medikamente auf Grund der gesteigerten Magensäuresekretion eine Rolle. Ob die Serumkonzentration der Antidepressiva bei entsprechender Komedikation ebenfalls eine Rolle im Hinblick auf Veränderungen der Gerinnungsparameter spielt, sollte im Rahmen weiterführender Längsschnittstudien genauer untersucht werden. Ergänzend wären Untersuchungen zur Klärung des Kausalzusammenhangs wünschenswert, um das Blutungsrisiko im Zusammenhang mit Antidepressiva in Zukunft weiter minimieren zu können.