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Zu den erstaunlichsten Eigenschaften des auditorischen Systems zählt die Fähigkeit Sprachsignale auch in lauter Umgebung wahrnehmen, verarbeiten und verstehen zu können. Diese Fähigkeit bildet zusammen mit der Sprachproduktion die Grundlage der menschlichen audio-verbalen Kommunikation. Schließlich spielen sich Gespräche im Alltag selten in absoluter Ruhe ab. Hörgesunde Menschen sind sogar in der Lage in Anwesenheit intensiver Störgeräusche wie Verkehrslärm oder Stimmengewirr eine Unterhaltung zu führen Die vorliegende Arbeit sollte klären, inwieweit der Würzburger Kindersprachtest für die Anwendung im Störgeräusch geeignet ist. Ein weiteres Ziel war das Sprachverstehen im Störlärm von Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren mit Hilfe des Würzburger Kindersprachtests zu untersuchen. Insgesamt nahmen 24 Kinder im Alter von 5 bis 9 Jahren an der Studie teil. Davon waren 11 Mädchen und 13 Jungen. Das Durchschnittsalter betrug 6,8 Jahre. Als Testmaterial diente der Test IV des Würzburger Kindersprachtests (WueKi), bestehend aus 3 Listen zu je 20 zweisilbigen Wörtern und als Störgeräusch das Würzburger Rauschen, das durch zeitversetzte 32fache Überlagerung des gesamten Sprachmaterials generiert wurde. Der Test ließ sich in allen Fällen problemlos bei guter Akzeptanz seitens der Kinder durchführen. Für jedes Kind gelang es, bei einem Signalpegel von 60 dB die individuelle Sprachverständlichkeitsschwelle (speech reception threshold, kurz SRT) in Abhängigkeit des Signal-Rauschabstands (signal-to-noise ratio, kurz SNR) zu bestimmen. Sie betrug im Durchschnitt -8,3 dB SNR, -7,7 dB SNR für die Liste 1, -9,2 dB SNR für die Liste 2 und -8,1 dB SNR für die Liste 3. Es ließ sich ein geringer, nicht signifikanter Alterseffekt zu Gunsten der älteren Kinder nachweisen. Die Ergebnisse wurden in zwei Gruppen eingeteilt. In Gruppe 1 fiel der Schwierigkeitsgrad der Höraufgabe ab, während er in Gruppe 2 anstieg. Die SRT betrug in Gruppe 1 -6,4 dB SNR und in Gruppe 2 -9,2 dB SNR. Insgesamt ist der Würzburger Kindesprachtest geeignet, das individuelle Sprachverständnis eines Kindes im Störlärm zu bestimmen und stellt deshalb ein sinnvolles Instrument bei der Anpassung und Verlaufsbeurteilung moderner Hörhilfen dar. Ebenso ist ein Einsatz in der Diagnostik von Hörstörungen denkbar.
Die Wahrnehmung prosodischer Merkmale geht über die reine Semantik des Sprachverstehens hinaus und beeinflusst maßgeblich die Lebensqualität von Personen mit Hörstörungen oder Hörhilfen, die in der Prosodieperzeption eingeschränkt sind. Zur Untersuchung der Wahrnehmung prosodischer Aspekte liegt derzeit im deutschsprachigen Raum kein adäquates Testinstrumentarium vor. Aufbauend auf der Vorgängerarbeit von Bauer (2005) wurde der bereits bestehende Prosodietest weiterentwickelt und an einer größeren Anzahl Normalhörender, die bei späteren Tests mit Hörhilfeträgern als Vergleichsgruppe fungieren sollen, auf sein Eignungspotential untersucht. Der Prosodietest besteht aus zwei unterschiedlichen Testarten (Sprecher- und Kategorientest), die verschiedene prosodische Merkmale abdecken. Beim Sprechertest sollen die drei Sprecher Mann, Frau und Kind erkannt werden, deren Unterscheidbarkeit auf den entsprechenden Tonhöhen (Grundfrequenzen) beruht. Der Kategorientest zielt auf die Erkennung von Grundfrequenzverläufen sowie Akzenten ab, die typischerweise bei den dargebotenen Kategorien Aussage, Frage und Ausruf unterschiedlich ausgeprägt sind. Das Testmaterial wurde in Form von fünf Listen pro Testart mit jeweils 36 Sätzen präsentiert, wobei die Sätze für die jeweiligen Kategorien sowie Sprecher syntaktisch und grammatisch identisch sind. Auf diese Weise wird ausschließlich das Prosodieverständnis abgefragt. Es wurden 30 junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ausgewählt und deren Normalhörigkeit mittels eines Tonaudiogramms festgestellt. Durch Überlagerung der Testsätze mit einem Störgeräusch in verschiedenen Lautstärken wurden unterschiedliche Schwierigkeitsstufen geschaffen. Zur Anwendung kam ein CCITT-Rauschen, das nach Vorversuchen zur Einschätzung der Prosodieperzeption Normalhörender, in den sechs Hörkonditionen 0 dB SNR, -6 dB SNR, -12 dB SNR, -18 dB SNR und -24 dB SNR verwendet wurde. Als leichter Übungsdurchlauf wurde zusätzlich die Hörkondition +6 dB SNR dargeboten. Um möglichst gleiche Bedingungen für alle Versuchsteilnehmer zu schaffen und unerwünschte Einflussfaktoren so gering wie möglich zu halten, wurde bei der Konzeption des Tests das Verfahren der permutierten Blockrandomisierung angewendet. Des weiteren erhielten alle Probanden die gleiche schriftliche Instruktion. Erwartungsgemäß lagen die Ergebnisse der Probanden im Bereich zwischen der 33,3 %-Marke des reinen Ratens und der 100 %-Grenze der maximalen Leistung. Die Ergebnisse zeigten bei der Darstellung der Gesamtdaten relativ geringe Streuungen der logistischen Regressionen der einzelnen Probanden sowie deutliche Wendepunkte. Dies spricht für eine hohe Sensitivität des Tests. Der Wendepunkt lag beim Sprechertest bei -14,72 dB SNR, beim Kategorientest bei -11,65 dB SNR, wodurch dieser Test als schwieriger einzustufen ist. Die Anzahl der Verwechslungen von Urteilen stieg vom leichten bis in den schwierigen Hörbereich kontinuierlich an, wobei eine wachsende Ungleichmäßigkeit in der Verteilung der Urteile auffiel. Bei totalem Raten der Versuchsteilnehmer existierte bei den Sprechern für den Mann eine Ratewahrscheinlichkeit von 50,3 %, für die Frau von 31,9 % und für das Kind von nur 17,8 %. Im Kategorientest wurden für die Aussage 45,7 %, für die Frage 23,1% und für den Ausruf 31,2% ermittelt. Bei der satzweisen Auswertung des Tests fielen insbesondere beim Kategorientest einige „Satzausreißer“ auf, die geringgradige Abweichungen vom Gesamtdatensatz darstellten und als Interpretationsfehler angesehen werden müssen. Beim Kategorientest stellten vor allem die Sätze Nr. 3, Nr. 21, Nr. 22 und Nr. 25 Negativausreißer sowie Nr. 15 einen extrem gut erkannten Satz dar, während beim Sprechertest die Sätze Nr. 5, Nr. 14 und Nr. 30 etwas weniger gute Erkennungsraten aufwiesen. Durch die Evaluation des Prosodietests mit normalhörenden Probanden hat sich gezeigt, dass dieser Test das Potential besitzt, brauchbare und umfassende Informationen über die Erfassbarkeit der Prosodie zu erzielen. Um den in dieser Arbeit weiterentwickelten und evaluierten Test in einen Test für die klinische Praxis zu überführen, sind nur noch wenige Arbeitsschritte nötig. Es müssten lediglich die weiter oben genannten „Satzausreißer“ unter Beachtung der in Kapitel 5 aufgeführten Gesichtspunkte entfernt oder durch neue Sätze ersetzt werden (s. Anhang D), bevor der Test zum Einsatz gebracht werden kann.