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Hintergrund: Der implantierbare Kardioverter-Defibrillator (ICD) stellt bei der Prävention von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen die Therapie der Wahl dar. ICD-Patienten berichten jedoch überdurchschnittlich häufig von Ängsten und einer eingeschränkten Lebensqualität. Ziel: In dieser Studie wurde ein speziell für ICD-Patienten entwickeltes Präventionsprogramm gegen Ängste evaluiert. Dieses beinhaltet zum einen gedruckte Informationen darüber, wie Ängste frühzeitig erkannt werden können und welche Hilfsmöglichkeiten es gibt. Zum anderen bietet es Patienten die Möglichkeit, einem telefonischen Ansprechpartner (Dipl.-Psych.) Fragen zum ICD zu stellen und über psychische Belastungen und Möglichkeiten zu deren Linderung zu sprechen. Gleichzeitig wurde in dieser Studie die Möglichkeit untersucht, die Ängste der Patienten, die nach der Anpassungsphase entstehen, vorherzusagen. Methoden: 119 ICD-Patienten füllten zu zwei Zeitpunkten (30 Tage nach der Implantation und 6 Monate später) psychometrische Fragebögen zur Erfassung von Ängsten aus (z.B. Hospital Anxiety and Depression Scale). Nach der ersten Messung wurden die Patienten teilrandomisiert (Schichtung nach Indikation, Alter und Geschlecht) zwei Gruppen zugewiesen. Eine Gruppe nahm zwischen den beiden Messzeitpunkten zusätzlich zur medizinischen Betreuung am beschriebenen Präventionsprogramm teil, die andere Gruppe erhielt keine zusätzliche Betreuung. Zur Prädiktion der späteren Angstwerte wurden Regressionsanalysen durchgeführt. Als Prädiktoren dienten die Charakteristiken der Patienten, die zum ersten Messzeitpunkt erhoben worden waren. Kriterium war die Angst der Patienten zum zweiten Messzeitpunkt. Ergebnisse: Das Präventionsprogramm wurde von allen ICD-Patienten gut angenommen und von vielen Patienten (75%) als hilfreich beurteilt. Entgegen der Erwartungen unterschieden sich die beiden Gruppen hinsichtlich der Angstentwicklung jedoch nicht voneinander. Die differenzierte Analyse zeigte, dass die Wirkung des Präventionsprogramms auf die Angst der Patienten von deren Alter abhing (p = 0,01). Bei den jüngeren ICD-Patienten (30-64 Jahre) ließ sich durch das Programm ein Anstieg der Ängste im Halbjahr nach der Implantation verhindern. Die subjektiv berichteten Ängste der behandelten Gruppe der älteren Patienten (65-75 Jahre) entwickelten sich jedoch ungünstiger als die der Kontrollgruppe. Jüngere Patienten berichteten nach der Implantation generell über mehr Einschränkungen durch den ICD und fühlten sich weniger gut durch ihn geschützt als ältere Patienten. In der Kontrollgruppe war die Vorhersage der Angst zum zweiten Messzeitpunkt am Besten durch die Einstellung der Patienten zum ICD möglich. In der Experimentalgruppe war die Angstsensitivität der Patienten der beste Prädiktor. Schlussfolgerung: Jüngere Patienten profitierten vom auf Informationen und Gesprächen basierenden Präventionsprogramm. Ältere Patienten dagegen berichteten subjektiv über mehr Ängste, obwohl sie das Präventionsprogramm auch als hilfreich erachteten. Für diese Patientengruppe müssen somit andere Möglichkeiten der notwendigen psychosozialen Unterstützung gefunden werden.
Trotz deutlich zunehmender Durchimpfungsraten bei Kindern und Jugendlichen tritt Pertussis in Deutschland weiterhin als Ursache signifikanter Morbidität auf, v. a. bei ungeimpften Kindern und Säuglingen. Die Datenlage zur Pertussis-Epidemiologie ist vor allem in den alten Bundesländern aufgrund der bis 2013 fehlenden Meldepflicht sehr begrenzt. Das Ziel dieser Studie war die Ermittlung der Inzidenz und des Schweregrades von ICD-10-dokumentierten Bordetella pertussis-Hospitalisationen bei Kindern in Bayern.
27 (73%) von insgesamt 37 bayerischen Kinderkliniken beteiligten sich an der Surveillance-Studie. Sie führten eine Datenabfrage für im Jahr 2007 und 2008 stationär aufgenommene Kinder unter 17 Jahren mit einem ICD- 10-Code für Pertussis (A37.0 oder A37.9) als Haupt- oder Nebendiagnose bei Entlassung durch. Zu diesen Kindern wurden demographische Basisdaten sowie Jahr und Monat der Hospitalisation, Haupt- und alle Nebendiagnosen, Aufenthaltsdauer und Behandlung (OPS-Codes) erhoben.
Im 2-Jahres-Zeitraum 2007/2008 wurden insgesamt 171 Fälle identifiziert (2007:109 Fälle; 2008: 62 Fälle), mit 0-17 gemeldeten Fällen pro Klinik. Mädchen waren mit 51% (n=88) etwas häufiger betroffen als Jungen. Der Altersmedian lag bei vier Monaten (IQR: 1-14 Monate); 121 (70.7%) Kinder waren Säuglinge <1 Jahr, 102 (59.6%) <6 Monate und 41 (24.0%) <2 Monate alt. Die jährliche Inzidenz bei Säuglingen <1 Jahr wurde auf 67/100.000 Hospitalisationen geschätzt, bei Säuglingen <2 Monate auf 22/100.000. Respiratorische Komplikationen einschließlich Pneumonien und Apnoen traten bei 31% (n=53) aller Kinder auf; von diesen waren 82% (n=39) <1 Jahr bzw. 44% (n=21) <2 Monate alt. Fünf Kinder (3%) mussten intensivstationär behandelt werden, davon waren 4 jünger als 4 Monate. Bei einem Säugling (0.6%) war ein Krampfanfall dokumentiert, kardio-respiratorische Komplikationen kamen bei 2% und Dehydratation bei 8% aller Kinder vor.
Sowohl die Inzidenz der Hospitalisationen als auch die Komplikationsrate waren am höchsten bei Säuglingen <1 Jahr bzw. <2 Monaten. Die Ergebnisse belegen die Bedeutung der zeitgerechten Umsetzung der Impfempfehlung, d.h. den rechtzeitigen Start der Grundimmunisierung im Alter von 2, 3 und 4 Monaten. Auch die bereits 2004 empfohlene Impfung von Kontaktpersonen ist für die Prävention von Pertussis bei Säuglingen von hoher Wichtigkeit. Die bisher nicht allgemein empfohlene Impfung für Schwangere bzw. für Neugeborene könnte ggf. die Hospitalisationszahlen weiter senken; weitere Studien dazu werden dringend benötigt.
Ein elektrischer Sturm (rezidivierende VT-, oder VF - Episoden innerhalb eines kurzen Zeitraums) tritt in 50% - 70% bei Empfängern von implantierbaren Kardiovertern – Defibrillatoren auf. Die Ursachen dieses elektrophysiologischen Phänomens sind bisher nicht bekannt. In dieser Arbeit untersuchten wir das Auftreten, den Verlauf, therapeutische Möglichkeiten und die Prognose des elektrischen Sturmes. 415 konsekutive Patienten, die aufgrund eines überlebten plötzlichen Herztodes, der MADIT oder der MADIT II Kriterien einen ICD erhalten haben, wurden durchschnittlich für 893 ± 176 Tage begleitet. Der elektrische Sturm wurde als ventrikuläre Tachykardie oder ventrikuläres Flimmern definiert, bei der / dem die Notwendigkeit eines therapeutischen Einschreitens von mindestens drei Mal innerhalb von 24 Stunden gegeben war. 35 aller ICD Patienten (8.4%) entwickelten einen elektrischen Sturm. Gehäuft trat dieser bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit auf (12%). 195 Patienten (47%) erhielten einen oder mehrere adäquate Entladungen (Schockabgabe ± ATP). Bei den Patienten, bei denen eine Therapie notwendig wurde, lag der durchschnittliche Zeitpunkt dafür 238 ± 57 Tage nach der Implantation des ICD. Die 415 Patienten hatten eine durchschnittliche linksventrikuläre Ejektionsfraktion von 38 ± 15% (zwischen 12% minimale Ejektionsfraktion und 74% maximale Ejektionsfraktion). 18 der Patienten mit Koronarer Herzkrankheit (78%), die einen elektrischen Sturm erlitten haben, hatten eine linksventrikuläre Ejektionsfraktion, die kleiner als 30% war. Bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit und bei Patienten mit Herzinsuffizienz, die jeweils eine linksventrikulären Ejektionsfraktion kleiner 30% besaßen und einen Schrittmacher im VVI Modus implantiert hatten, trat ein elektrischen Sturm in 16 % der Fälle (17 von 107 Patienten) auf. Im Vergleich dazu entwickelten Herzinsuffizienz - Patienten, die einen biventrikulären Schrittmacher inklusive eines ICD implantiert hatten, einen elektrischer Sturm in nur 2% (p < 0.05). Der elektrische Sturm ist ein häufiges Ereignis bei Patienten, denen ein ICD implantiert wurde. Patienten mit Koronarer Herzkrankheit und einer linksventrikulären Ejektionsfraktion kleiner 30% sind am häufigsten davon betroffen (16%). Beta – Blocker, Amiodaron und die Behandlung einer kongestiven Herzkrankheit falls erforderlich, erscheinen als die erfolgsversprechensten Maßnahmen in der Therapie des elektrischen Sturmes. Patienten mit einer Herzinsuffizienz (EF < 30%) und einem kombinierten biventrikulären Herzschrittmacher / ICD - Gerät hatten signifikant weniger Episoden mit einem elektrischen Sturm (2%), als Patienten mit Herzinsuffizienz (EF < 30%) und einem konventionellen ICD – Gerät (16%).