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Diagnosefindung der Toxocariasis anhand von anamnestischen, klinischen und serologischen Parametern
(2006)
Diagnosefindung der Toxocariasis anhand von anamnestischen, klinischen und serologischen Parametern Einleitung: Die Infektion mit den Spulwurmarten Toxocara canis oder cati (Hunde- oder Katzenspulwurm) kann beim Menschen die sogenannte Toxocariasis auslösen. Ihr pleomorphes klinisches Bild führt dazu, dass die Helminthose häufig nicht in die Differentialdiagnose miteinbezogen wird. Sie kann beim Menschen unbemerkt verlaufen, sich in nur wenig spezifischen Allgemeinsymptomen ausdrücken aber auch schwere Organmanifestationen hervorrufen. Ziel der Studie: Erstellen eines beschreibenden Kriterienkatalogs, zusammengesetzt aus klinischer Symptomatik, Expositionsanamnese und Laborparametern, auf Grund dessen die Verdachtsdiagnose „Toxocariasis“ gestellt werden kann. Methodik: Retrospektive Auswertung von ambulanten und stationären Krankenakten von 259 Patienten mit positivem Toxocara-Antikörper-Titer aus vier tropenmedizinischen Abteilungen. Bewertet werden Symptomatik und deren Schwere, Expositionsart und –grad, Labor- und Titerverlauf, Therapieart und –ergebnis sowie Zeitraum bis zur Diagnosestellung. Der Kriterienkatalog wird mit der Höhe der Toxocara-Antikörper in Beziehung gesetzt. Ergebnisse: Es konnte kein Leitsymptom für eine Toxocariasis mittels logistischer Regression ermittelt werden, jedoch führt das gleichzeitige Auftreten von Symptomatik und Exposition gegenüber einer Toxocara-Infektionsquelle, sowie das Vorliegen einer positiven Toxocara-Serologie zur Diagnose Toxocariasis. Hierzu wurde ein Flussdiagramm zur Diagnose und Therapie der Toxocariasis für den klinischen Gebrauch erstellt. Treffen mindestens 3 Symptome (z.B. Leistungsknick, Ödemneigung, Muskelschmerzen, Schweißneigung u.a.) mit einer mindestens einfach-positiven Exposition zusammen, ist eine serologische Überprüfung medizinisch und ökonomisch mittels einer Toxocara-Antikörper-Suche geboten. Der Nachweis von Antikörper-Titern unter 25 internationalen Antikörpereinheiten (IU) verbunden mit geringer klinischer Symptomatik sollte keine Therapie nach sich ziehen. Eine deutliche klinische Symptomatik kann sowohl mit Titern unter wie über 25 Antikörpereinheiten eine Therapieindikation hervorrufen. Das Vorliegen hinführender Symptome ohne Exposition gegenüber dem Spulwurm ist keine Indikation für die Bestimmung des Toxocara-Antikörper-Titers. Tierkontakt steht unter den Expositionsarten an erster Stelle und führt zur Ausbildung von höhergradigen Antikörper-Titern. Obwohl die Toxocariasis in den Tropen häufig ist, exponieren sich Tropenreisende bei Standardreisen meist nur gering gegenüber einer Toxocara Infektionsquelle, so dass es nur zu Durchseuchungstitern kommt. In Europa erworbene Infektionen zeigen häufig ein schwereres klinisches Bild durch längeren und engen Kontakt mit infizierten Hunden oder Katzen im privaten oder beruflichen Bereich. Es handelt sich um ein additives Risiko. Die Diagnosestellung gestaltet sich häufig langwierig und meist erst nach Konsultation von verschiedenen Fachbereichen der Medizin. Schlussfolgerungen: Aus den erarbeiteten Daten und in der Literatur zeigt sich, dass die Toxocariasis bzw. das Larva migrans visceralis Syndrom keine extrem seltene Erkrankung ist und in die Differentialdiagnose bei chronischen Syndromen miteinbezogen werden sollte. Die Toxocariasis ist eine anhand von gesicherten Kriterien diagnostizierbare Erkrankung. Es stehen geeignete Medikamente mit hohem Wirkungsgrad und geringem Nebenwirkungsprofil zur Verfügung. Die Erkrankung Toxocariasis sollte vermehrt Eingang in die ärztliche Weiterbildung finden. Der öffentliche Gesundheitsdienst hat die Aufgabe, den Kontakt von Kindern zu Hunde- und Katzenkot zu begrenzen und vor allem in der Öffentlichkeit auf die Gefahr von zu engem, nicht artgerechtem Tierkontakt hinzuweisen.