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In der vorliegenden Studie wurden QST, QSART, Hautbiopsien und Fragebögen
genutzt, um die Beteiligung kleiner Nervenfasern bei verschiedenen Formen der
Immunneuropathien zu untersuchen. Wir konnten hierbei eine signifikante
Beeinträchtigung der thermischen Reizleitung bei CIDP- und MADSAM-Patient/-innen
nachweisen sowie eine signifikant reduzierte Schweißproduktion am distalen
Unterschenkel bei MADSAM-Patient/-innen. Diese Ergebnisse belegen in allen drei
Untergruppen der immunvermittelten Neuropathien eine Beteiligung kleiner auch
unmyelinisierter Nervenfasertypen. MADSAM- und CIDP-Patient/-innen wiesen in der
QST ein ähnliches Schädigungsmuster auf. Dagegen unterschieden sie sich signifikant
in der QSART. Diese Ergebnisse können als weiterer Hinweis auf unterschiedliche
zugrundeliegende Pathomechanismen verstanden werden. MMN-Patient/-innen wiesen
insgesamt die geringste Small-Fiber-Beteiligung in den quantitativen Testungen auf.
Auch lagen bei MMN-Patient/-innen durchschnittlich die geringsten Schmerz-Scores und
autonomen Symptome vor. Es zeigten sich wenig signifikante Unterschiede zwischen
seropositiven und seronegativen Neuropathie-Patient/-innen. Diese jedoch bestätigten
unsere Hypothese einer etwas geringeren Small-Fiber-Beteiligung bei seropositiven
Patient/-innen. Bei der Vielzahl an unterschiedlichen Pathomechanismen innerhalb der
immunvermittelten Neuropathien erscheinen weitere Subklassifizierungen für eine
optimale Diagnosestellung und Therapie unabdingbar. Diese Arbeit konnte mit den oben
genannten Untersuchungen einen weiteren Beitrag zur Identifikation von klinischen und
quantitativen Unterschieden innerhalb dieser großen Erkrankungsgruppe leisten.
Künftige, größere Studien dieser Art können möglicherweise hier nur als Tendenzen
gesehene Erkenntnisse belegen und sollten durch zusätzliche Informationen wie
Korrelation zu Krankheitsdauer, Therapie, Laborchemie und elektrophysiologischen
Untersuchen weitere interessante Erkenntnisse liefern.
Eine Vielzahl von Patienten mit fortgeschrittener, beziehungsweise dialysepflichtiger Niereninsuffizienz entwickeln eine Polyneuropathie. Die Pathogenese der urämischen Neuropathie (UN) ist nicht geklärt, sodass auf der Suche nach dem Pathomechanismus auch ein Vitamin-B12-Mangel diskutiert werden muss, da dieser ähnliche Symptome wie die UN hervorrufen kann. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen den Parametern des Vitamin-B12-Stoffwechsels und der UN darzustellen. In einer prospektiven Studie mit insgesamt 54 teilnehmenden Patienten wurden diese vor und nach einer Vitamin-B12-Substitution laborchemisch untersucht. Zudem erhielten die Patienten neben einer klinischen Untersuchung eine elektroneurographische Diagnostik des N. suralis und des N. tibialis, sowie eine QST-Untersuchung.
In den letzten Jahren gewann das Konzept der Paranodopathien als eigene Krankheitsentität der inflammatorischen Polyneuropathien zunehmend an Bedeutung. Die Forschung konzentrierte sich dabei überwiegend auf die chronisch inflammatorische Polyradikuloneuropathie (CIDP). In dieser Arbeit werden (para-)nodale Antikörper gegen Neurofascin-155, panNeurofascin, Contactin-1 und Caspr-1 in einer großen Kohorte von Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom (GBS) und CIDP nachgewiesen. Patienten mit Anti-panNeurofascin-Antikörpern zeigten besonders schwere Verlaufsformen. Patienten mit anderen (para-)nodalen Antikörpern zeigten je nach IgG-Subklasse der Antikörper spezifische klinische Merkmale und ein unterschiedliches Ansprechen auf die Therapie. Die Arbeit zeigt, dass die Bestimmung (para-)nodaler Antikörper bei Patienten mit GBS und CIDP im klinischen Alltag zur Einordung der Prognose und Therapieplanung sinnvoll sein kann.
Die (Para-)nodopathie ist neben der primär axonalen und der primär demyelinisierenden Polyneuropathie eine neue Krankheitsentität, die sich durch eine Schädigung der Funktion des Ranvierschen Schnürringes auszeichnet. Die Forschung zu (para-)nodalen Autoantikörpern fokussierte sich bislang hauptsächlich auf Neurofascin-155- und Contactin-1-Autoantikörper der Subklasse IgG4.
In dieser Studie wurden die Seren von insgesamt 264 PatientInnen mit CIDP, GBS oder anderen Formen von Polyneuropathien mittels Bindungsassays an murinen Ischiadicuszupfnerven und gegebenenfalls ELISA auf (para-)nodale Autoantikörper gescrennt. Positive Autoantikörperbefunde wurden bei IgG-Autoantikörpern mittels Bindungsassays an transfizierten HEK-293-Zellen und bei IgM-Autoantikörpern mittels Western Blot bestätigt. ELISA Untersuchungen dienten zur näheren Spezifizierung. Weiterhin wurde die zeitabhängige Wirkung von Contactin-1-Autoantikörpern im Zellkulturmodell untersucht.
Die im folgenden dargestellten Ergebnisse zeigen, dass die (Para-)nodopathie nicht auf die bisher am häufigsten beschriebene Erkrankung mit IgG4-Autoantikörpern beschränkt werden sollte.
Bei dem extrem schwer betroffenen IgG-Patient 1 konnte ein Pan-Neurofascin-IgG3-Autoantikörper nachgewiesen werden. Als charakteristische Symptome für diese Autoantikörper konnten in Übereinstimmung mit weiteren Fallberichten Tetraplegie, Beatmungspflichtigkeit sowie eine schwere Hirnnervenbeteiligung bis zur Locked-In-Symptomatik identifiziert werden. Diese Patienten heben sich deutlich von den PatientInnen mit den bisher hauptsächlich beschriebenen Neurofascin-155-IgG4-Autoantikörpern ab, die wie IgG-Patient 2 charakteristischerweise in jungem Alter an einer CIDP mit Tremor ohne Besserung unter IVIG-Therapie leiden.
Es wurden fünf PatientInnen mit Neurofascin-155-IgM-Autoantikörpern identifiziert, die eine akut beginnende Erkrankung mit Tetraparese, Tremor und neuropathischen Schmerzen zeigten. Ob sich dieser Phänotyp als charakteristisch für eine Neurofascin-155-IgM-(Para-)nodopathie bestätigt, sollte in weiteren Studien untersucht werden.
Im murinen Zellkulturmodell an cerebellären Neuronen und Spinalganglienneuronen zeigte sich nach Inkubation mit Contactin-1-IgG-Patientenantikörpern eine zeitabhängige, rasch reversible Verminderung der Contactin-1-Protein-Expression in immunhistochemischen Färbungen sowie Western Blots, die durch eine Internalisierung des Contactin-1-Proteins erklärbar wäre. Der Angriff von Autoantikörpern an Spinalganglienneuronen und cerebellären Neurone sollte in weitere pathophysiologische Überlegungen miteinbezogen werden, da hierdurch typische Symptome der (Para-)nodopathie wie eine sensible Ataxie oder ein cerebellärer Tremor erklärt werden könnten.